Beschluß.

Es ist nicht die Sache des Geschichtschreibers, dem Leser vorgreiffend durch sein eignes Urtheil den Werth oder Unwerth der Begebenheiten festzustellen; aber indem er seinen Zeitgenossen einen Umschwung des großen Rades der Zeit abwickelt, ist es ihm erlaubt einen Rückblick in die Geschichte zu thun, und seine Zeit - sein Jahrhundert, sein Jahr oder seinen Monat den er beschreibt, mit dem vergangenen zu meßen, zu vergleichen; denn was ist’s am Ende was dem Geschichtlichen das Interreße giebt, als der inn’re oft unbewußte Drang des Menschen, das gegenwärtig Gegebne mit dem Vergangnen zu vergleichen, und auf die Zukunft zu schliessen.

Vergebens bemühte sich der Verfaßer in der Kriegs-Geschichte eine Epoche zu finden, die mit der jetzigen verglichen werden könnte.


Die combinirte Armee hat nach zwey Schlachten, wovon die eine zwar tacktisch gewonnen, die andre abgebrochen wurde, aber beyde rückgängige Bewegungen zur Folge hatten, einen Rückzug von 44 Meilen gemacht, ohne Verlust an Gefangnen oder Kriegs-Geräthe. Sie hat dagegen dem Feind circa 8,000 Gefangene, 70 Kanonen und 24 Munitionswagen abgenommen.

Eben so hat sie in den Gefechten weit weniger verloren als der Feind; denn bey Groß-Görschen verlor sie nicht völlig 10,000 Mann Todte und Blessirte, in den 3 Tagen bey Bautzen 7,800 Mann, wovon die Preußische Armee etwas über 5,000 Mann hatte.

Wer Gelegenheit gehabt hat, den Verlust der französischen Armee kennen zu lernen, wird es nur dann begriflich finden, daß die combinirte Armee so wenig verlor, wenn er erwägt, daß die preußische Armee gegen 4,000 Mann gelernte Jäger und Schützen mit gezogenen Büchsen bey sich hat, und daß sie die Gefechte annahm und fortsetzte so lange ihr das Terrain günstig war, und sobald die Uebermacht des Feindes diesen Vortheil aufhob, die Gefechte abbrach.

Dieses Abbrechen der Gefechte, und eine solche Anstellung, daß es unmöglich wird die Armee auseinander zu reissen und zu durchbrechen, sind Vortheile, welche sich die combinirte Armee erst in diesem letzten Kriege zu eigen gemacht hat. Es ist nicht zu läugnen, daß manche Unbequemlichkeit daraus hervorgeht, vorzüglich für alle Nationen die im Mittelpunkt von Europa wohnen, und nicht ungeheure Terrainstrecken augenblicklich aufopfern können. Allein das Gespenst der französischen Kriegskunst ist mit dieser erlangten Wissenschaft verschwunden, das Zutrauen auf die eignen Kräfte hergestellt und dergestalt befestigt, das die ganze Armee einsah, noch zwey oder drey Schlachten wie die bey Lützen und Bautzen, und die Kräfte der französischen Armee werden sich mit den unsrigen nicht messen können. Wehe aber der französischen Armee, wenn sie einmal zurückgehen muß. Unsre zahlreiche Kavallerie und unsren unermüdlichen Kosaken würden bald ihren Untergang herbeyführen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die preußisch-russische Campagne im Jahre 1813