Die physiologischen subjektiven Momente der deutschen Auswanderung

Diese Momente, der angeborene Wandertrieb, grenzen zuweilen an das pathologische. Es gibt Individuen — hierzu sind zum Teil auch die Absenteisten zu rechnen — , welchen die klimatischen Verhältnisse, die Eindrücke der Gegenden, die physischen Existenzbedingungen keines Ortes behagen, die rast- und ruhelos von einem Lande zum andern wandern 12), ja, deren einzige Befriedigung, soweit von einer solchen überhaupt die Rede sein kann, eben diese Unstetigkeit selbst ist. Dieser „zigeunerhafte" Zug in der Völkerpsyche hat u. E. n. in der Auswanderungsliteratur nirgends Beachtung gefunden. Es ist aber unbestreitbar, dass er bei allen Völkern, bei den einen mehr, bei den anderen weniger seinen Einfluss auf die Auswanderung geübt hat. Es darf angenommen werden, dass auch bei den Deutschen dieser Faktor eine gewisse Rolle spielte. Freilich lassen sich statistische Belege nicht beibringen. Es ist aber nicht zu leugnen, dass viele Auswanderer lediglich diesem motorischen Zwange ihres Körpers und Geistes folgen, ohne sich über den Grund und Zweck der Auswanderung selbst Rechenschaft ablegen zu können. Es sind dies durchaus nicht immer Reiche allein, die ja keine materiellen Schwierigkeiten haben, ihren Launen nachzugeben, sondern gar oft die ärmsten Schlucker, eine Art überseeischer „Landstreicher", die sich auf der Reise die größten Entbehrungen auferlegen müssen.

Diese Art von Menschen finden in den beiden Geschlechtern ihre Vertreter. Ohne auf dieses eigenartige Triebleben gewisser Menschen näher einzugehen, mag der Hinweis auf diese Erscheinung genügen.