Die blutigen Judenkinder.

Aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen
Autor: Gesammelt von Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1840
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Sage, Volkssage, Pommern, Triebsees, Damm, Barth,
Um die Jahre 1492 bis 1500 ließen in vielen Gegenden von Deutschland, als in der Mark und im Mecklenburgischen, die Juden allerlei gottlose Sünde und insbesondere Beschimpfungen des heiligen Sakraments des Altars sich beigehen, weshalb sie von ihren Herren zum großen Teil aus dem Lande gejagt wurden. Auch Herzog Bogislav von Pommern jagte die Juden fort, deren dazumal viele, besonders zu Damm bei Stettin, zu Barth und in allen kleinen Flecken des Landes wohnten. Unter diesen waren ein Mann und eine Weib, die ließen sich taufen, da ließ der Herzog sie wohnen und sie zogen gen Triebsees. Aber sie hatten sich nur zum Scheine taufen lassen, und waren eigentlich Juden geblieben; dafür wurden sie denn sichtbar von Gott gestraft. Denn so oft das Weib ein Kind gebar, hat dieses eine blutige Hand mit zur Welt gebracht. Da solches die Christenfrauen sahen, scheute man sich vor ihnen, und es wollte Niemand etwas mit ihnen zu tun haben. Der Jude mit seinem Weibe zog daher von Triebsees fort, zuerst nach Lassahn, und darauf nach Usedom. Allein jene Strafe verfolgte sie überall hin, bis sie zuletzt bekannten, dass sie im Herzen Juden geblieben seien, und sich nun im Ernst bekehrten.

Th. Kantzow, Pomerania, II. S. 227.

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller

Temme, Jodocus Donatus Hubertus (1798-1881) Politiker, Jurist und Schriftsteller