Die Kathedrale de Notre-Dame.

Diese Hauptkirche von Paris soll auf der Stelle stehen, wo ehedem, und zwar unter der Regierung des Tyrannen Tiberius, die Gallier einen, dem Jupiter, Vulkan, Castor und Pollux geweihten Altar hatten. Als die Pariser Heiden christliche Menschen wurden, stürzten sie diese Götzenbilder eben so um, wie in unsern Tagen ihre Könige. Valentin I baute auf den Trümmern dieser Tempel eine kleine, dem St. Stephan gewidmete und geweihte Kirche. Als diese unter Childebert I zu eng und zu klein für die vielen gläubigen Seelen wurde, baute derselbe, oder ließ vielmehr bauen, eine der Jungfrau geheiligte Hauptkirche, welche an die des Stephan stieß. Aber bald waren auch diese zu klein, und Robert, Hugo Capet's Sohn, ließ im Jahr 1010 die Grundmauern zu der jetzt stehenden Kathedrale legen, deren Bau aber erst im 14. Jahrhundert beendigt wurde; sie ist also die mühsame Frucht von drei Jahrhunderten Arbeit. Dieses merkwürdige Gebäude ist an jeder Seite mit einem 204 Fuß hohen Thurme geziert, in deren einem, eine 320 Centner schwere Glocke hängt. Diese Kirche ist 390 Fuß lang und 144 Fuß breit. Das ganze Aeußere derselben ist mit Pyramiden, Obelisken und Figuren geziert. Im Innern tragen 120 Pfeiler das Gewölbe. Die sechs Arkaden des hohen Chores sind mit den geschmackvollsten Gittern versehen. Der in der Sakristei befindliche Schatz enthält die Insignien Karls des Großen, den Kaiserschmuck, der zur Krönung Napoleons diente, Reliquien, heilige Gefäße und prachtvolle Verzierungen.

Nicht weniger als 45 Seitenkapellen umgeben das Schiff dieser Kirche. Das Dach derselben ist mit 1236 Bleitafeln gedeckt, von denen eine zehn Fuß Länge und zwei Fuß Breite hat, und die ein ungeheures Gewicht haben. Die Seitendächer der Gallerien etc. sind dabei nicht einbegriffen. Den 12. Sept. 1789 fand hier unter Lafayette's Anführung die feierliche Fahnenweihe der Nationalgarden Statt. Wir stellen das Innere der Frauenkirche in diesem Moment dar, da es der Architektur derselben keinen Nachtheil bringt.