25. Die Sanct Georgen-Capelle vor Gardelegen.

In uralten Zeiten hielt sich unweit der Stadt Gardelegen vor dem Salzwedeler Thore ein Räuber auf, der beiden, den Einheimischen, wie den Fremden, viel Verdruß angethan, in den daran grenzenden Wäldern aber eine Höhle gehabt, darin er sich versteckt und seinen Raub zusammengebracht. Er trieb sein Handwerk lange, bis sich zuletzt die beiden Dörfer Sassendorf und Neseritz mit der Stadt Gardelegen zusammenthaten, um sich seiner zu bemächtigen. Vermittelst der dahin führenden Pferdespuren fanden sie die Höhle: sie besetzten ihn darin, und ließen ihm die Wahl, sich zu ergeben oder zu verhungern. Der Räuber bequemte sich zu dem Ersteren, hat sich aber dabei ausbedungen, daß man ihn nicht auf eine schmähliche Weise zu Tode bringen möchte, wogegen er versprach, daß er von seiner bösen Lebensart abstehen, auch dem heiligen Georg zu Ehren eine Kirche bauen wollte, um dadurch seiner Missethaten halber einige Büßung abzustatten. Er wurde darauf am Leben gelassen, und er bauete, um sein Versprechen zu lösen, die St. Georgen-Capelle vor dem Salzwedeler Thore, die noch jetzt dort steht.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. Buch 1. Cap. 4. S. 36.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen der Altmark