Die Sitten der Wilden, zur Aufklärung des Ursprungs und Aufnahme der Menschheit.

Jens Kraft (1720-1765)
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Aus der Vorrede.
Die Absicht dieser Arbeit, die ich dem Publico hiermit mitzutheilen die Ehre habe, betrift theils den Umstand, meine Leser mit dem ansehnlichen Theile des menschlichen Geschlechts, den man sich unter dem Namen der Wilden bey weitem nicht so wichtig vorstellet, als man sollte, besser bekannt zu machen, theils auch um die Geschichte des Menschen überhaupt aufzuklären, in so weit die Nachrichten von den wilden Völkern dazu Anleitung geben.

In Betrachtung des ersten Umstandes mögten vielleicht verschiedene Leser zwar gewünschet haben, daß ich mich in die Beschreibung der einzelnen Staaten dieser Völker umständlicher eingelassen hätten weil sie unter sich gar sehr von einander unterschieden sind; allein, da es meine Absicht war , die allgemeine Geschichte der Wilden und des Menschen beständig mit einander zu verbinden, das Werk auch allzuweitläuftig geworden wäre, wenn ich mich zugleich in die besondere Beschreibung der Staaten der wilden Völker würde eingelassen haben: so habe ich insonderheit nur darauf gesehen, den Leser davon zu unterrichten, was entweder alle oder doch die meisten dieser Völker mit einander gemein haben, ohne ihre einzelnen und besondern Einrichtungen oder Verfassungen weiter zu berühren, als es die zwote Hauptabsicht dieser meinem Arbeit erfordert hat.

In Ansehung dieser letztern, würde mir nichts leichter gewesen seyn; als aus allem, was in diesen Bogen erzählet und erläutert wird, eine grosse und weitläuftige Abhandlung zu machen, zumal wenn ich meine Ausarbeitung auf rednerische Art hätte ausschmücken wollen. Allein ich habe es für besser gehalten, mich größtentheils, so kurz, als ermöglich war, bey jedem Punkte insbesondere aufzuhalten, um nachdenkenden Lesern weder Zeit noch Mühe zu verspielen....