Herr Marr und seine Gedankenwelt

Sie haben über diesen Gegenstand nachgedacht, ehe Sie mich ersuchten die in Ihnen durch Herrn Marr aufgescheuchten Bedenken zu beschwichtigen, die von Herrn Marr behauptete Tatsache „des Sieges des Judentums über das Germanentum“ zu widerlegen.

Sie kommen zu dem Schlusse, das Christentum habe seit seinem Bestehen mit nicht weniger Gehässigkeit als gegen Juden gegen jeden fremden Glauben — ja selbst gegen Sektierer der eigenen Kirche gewütet. — Sie behaupten, alle großen Kriege — nicht nur der dreißigjährige — seien Religionskriege gewesen.


Ich darf Ihnen weder unbedingt zustimmen, noch entschieden entgegentreten, hat man doch versucht, noch die Kriege von 1866 und 1870/71 als Kämpfe des Protestantismus gegen den Katholizismus, den jüngsten russisch-türkischen Krieg als Kampf des Kreuzes gegen den Halbmond hinzustellen!

Sie meinen ferner, die Verfolgungen der Albigenser, der Waldenser, der Wiedertäufer, die französischen Dragonnaden wären nicht weniger schaudervoll als die schaudervollsten Judenverfolgungen gewesen, — die Scheiterhaufen hätten der „ketzerischen“ Christen nicht weniger verzehrt als der Juden. Sie sagen, als Posas Fuß auf verbrannte menschliche Gebeine stieß, waren dies Gebeine von Christen, und die Ruhe, die ihn umgab, war die Ruhe eines Kirchhofs. Sie schließen, dass die Juden sich mit Unrecht als ein vornehmlich und von jeher verfolgtes Volk bezeichnen und hierüber will ich mit Ihnen nicht rechten.

Aber Sie glauben, Herrn Marrs Ausführungen um so mehr Glauben beimessen zu dürfen, als er von sich selbst sagt: „es habe noch Niemand die Stirn gehabt zu behaupten, er (Marr) zähle nicht zu den befähigtsten Publizisten“, als er die Bitte an seine Leser richtet, „dass sie diese seine Schrift aufbewahren und testamentarisch die Verfügung treffen mögen, sein Büchlein von Kind auf Kindeskind forterben zu lassen“.

Sie vergessen jedoch, dass ein Publizist, der (ich benutze stets Herrn Marrs ipsissima verba) „auf solchem Standpunkt seiner nichtjüdischen Selbstüberschätzung“, mit „so großprahlerischem Gambetta'schen Rückzugsstil“ überhaupt jeden Anspruch verliert, ernst genommen zu werden.

Sie kennen das gute alte Sprichwort vom Eigenlob — kein Parfumeur hat nach demselben bisher ein wohlriechendes Wasser benannt.

Jedoch „Tatsachen“ würden beweisen.

Schriftstellerische Leistungen, des befähigtsten Publizisten würdige Arbeiten, könnten die Überhebung entschuldbar erscheinen lassen.

Aber wer kennt Herrn Marr?

Wer seine Werke?

Niemand!

Wie sehr ist die Welt zu beklagen, dass der befähigtste Publizist „aus der Journalistik förmlich hinausmanövriert wurde und ihm bis auf den heutigen Tag ein selbstständiges Wort über was immer für eine Frage in der verjudeten Tagespresse nicht möglich ist.“

Fürwahr, das Lichtenberg'sche Messer ohne Heft und ohne Klinge ins Literarische übersetzt. Der befähigtste Journalist ohne Journal!

Ist ein solches Schicksal nicht wahrhaft ein tragikomisches? Tragikomisch wie das des Sancho Pansa, mit dem Herr Marr ja so manche Ähnlichkeit besitzt?

Als Don Quichote über jene Länder verfügte, die er dereinst erobern wollte, wie Herr Marr das Schicksal Deutschlands vorher bestimmt, indem er ihm ein „vae victis“ entgegenkrächzt, war der getreue Schildknappe wenig damit einverstanden, — wie Herr Marr ohne Zeitung — , ohne Königreich davonzukommen. Aber Don Quichote besänftigte seinen Getreuen, der seine Orakelsprüche — anscheinend wie heute Herr Marr — von der Gasse und von Gassenjungen und von alten Weibern herzuholen liebte, mit der Zusage, „es gäbe ja noch ein Königreich Dänemark“. Sobald Don Quichote dies Land erobert haben würde, wollte er Sancho Pansa mit diesem ultima Thule aller Königreiche belehnen.

Auch Herr Marr hat solch ein ultima Thule der Journalistik gefunden.

Noch gibt es eine Hamburger Zeitung, die sich so weit herablässt, Marr' sche Radomontaden honorarfrei abzudrucken.

Aber merkwürdiger noch als dieser Umstand ist der, dass, wenn überhaupt der Ausdruck „verjudet“ möglich wäre, er gerade auf dies Marr'sche Leibjournal Anwendung finden könnte, denn der Besitzer, der Redakteur, der Expedient und der Drucker desselben sind Juden. — —

Aber, gnädige Frau! wer ist denn eigentlich ein Jude? Gegen wen führt Herr Marr seine Kindersäbelfinten? Vor wem fürchten Sie Sich, gnädige Frau?

Sind es diejenigen, welche ihren Stammbaum vielleicht bis zu Aaron, mit Wahrscheinlichkeit bis auf Christi Zeit-, Lands- und Glaubensgenossen zurückführen können?

Dann wären ja auch diejenigen Juden, die entweder selbst oder deren Voreltern schon zur christlichen Kirche sich bekannt haben, und die zum Teil heute als Säulen des Staates, als Lichter der Kirche, als Verschwägerte der ältesten Adelsgeschlechter glänzen.

Oder sind es die, welche dem Zeitgeist zum Trotz starr am Überlieferten hängen, die fern vom Verkehr nur der Forschung in Bibel und Talmud, nur dem Studium der Kommentatoren und der Kommentatoren Superkommentatoren sich weihen?

Oder sind es diejenigen, welche zu dem kleinen Häuflein derer zählen, die, obgleich sie der Väter Sitte und Brauch nur teilweise aufgegeben, dennoch Teil haben am Handel und Wandel der Jetztzeit, in deren Mund das „Im nächsten Jahre in Jerusalem!“ mehr ist als ein unverstandener Ruf, die von Tag zu Tage den Erlöser ersehnen, der die Zerstreuten Zions zurückführt?

Auch in diesen Fällen, gnädige Frau, wäre Ihre Furcht eine vergebliche. Nicht die einsamen Forscher, nicht die wenigen Orthodoxen fühlen sich berufen, Staaten zu unterjochen.

Sie alle wissen, dass das Judentum keine Proselyten wirbt!

Oder aber sind es die unzählbaren Scharen, welche den Zaun, der das jüdische Gesetz umgibt, kühn durchbrachen, die vom Judentum kaum mehr wissen und kennen als jeder andere Gebildete? Die sich eins fühlen mit dem Staate, in dem sie geboren, dem sie angehören mit jeder Faser ihres Lebens, dem sie dienen in der Kobe des Richters, in der Montur des Soldaten?

Wahrlich, auch dann, gnädige Frau, wäre Ihre Furcht eine törichte, töricht wie jener Kampf gegen Windmühlenflügel, mit dem Herrn Marrs Angriffe eine so verzweifelte Ähnlichkeit haben.

Allerdings behauptet Herr Marr, er beabsichtige weniger eine Polemik gegen das Judentum, als die Konstatierung einer kulturgeschichtlichen Tatsache. Er behauptet, frei von all und jedem konfessionellen Vorurteil zu sein, und beruft er sich dennoch auf den von ihm nicht verfassten, sondern nur aus verschiedenen älteren Pamphleten zusammengestoppelten „Judenspiegel“, eine längst in die ihr gebührende Vergessenheit versunkene Schmähschrift, dennoch fordert er auf zur Gründung einer „anti-jüdischen Vereinigung“.

Die Verjudung hat Herrn Marr — nach seiner Ansicht wenigstens — fast Alles geraubt. Wenn Max seine Lektion nicht gelernt hat, so hat nicht etwa seine Faulheit daran Schuld, sondern ... Moritz. Wir kennen ja alle diese Schulbanklogik aus unserer Knabenzeit. Die Verjudung hat Herrn Marr „brotlos und mundtot“ gemacht, die Verjudung hat Herrn Marr aus einem Demokraten von 1848 zu einem Vorkämpfer gegen die Emanzipation der Schwarzen in America gemacht, die Verjudung trägt auch die Schuld, dass sein Plan, „mit ärmeren deutschen Landeskinder einen Export nach den amerikanischen Südstaaten zu betreiben“, scheiterte, und nicht etwa die Entrüstung der amerikanischen Sklavenzüchter über diesen sauberen Antrag.

Wenn ein ehrlicher Mann „fast Alles“ verloren hat, beginnt er mühsam von Neuem zu streben, zu arbeiten. Herr Marr kennt aber die Welt und weiß wie schlecht „die Arbeit“ bezahlt wird. Deshalb schreibt Herr Marr judenfeindliche Broschüren, denn er kennt auch die schlechten Leidenschaften der Menge und ihre Lust am Skandal. Und immer noch findet er Gläubige, die am hellen Tage, die im Jahre 1879 noch das Gruseln erlernen vor den Spukgestalten, die Herr Marr in seinen Broschüren vorführt, wie der Taschenspieler höllische Geister hinter der Spiegelscheibe.

Gnädige Frau! Auch Sie fürchten Sich.

Gnädige Frau! Ich bedaure Sie und ich will versuchen Ihre Furcht zu zerstreuen.

Werfen Sie einen Rückblick auf die Geschichte des Judentums. Sie werden finden, dass ihr Beginn auf Abraham zurückführt, auf den von allen Monotheisten anerkannten Patriarchen, dem zuerst das Verständnis von dem Dasein eines einzigen und unsichtbaren Weltenschöpfers aufgegangen ist. Abraham war nicht der Lehrer eines neuen Glaubens, er war der Gründer eines neuen Geschlechts; sein Wissen von dem einzigen Gott ward das unveräußerliche Besitztum aller Bildung. Am Sinai — vom Drucke ägyptischer Knechtschaft befreit — empfingen seine Nachkommen das Zehngebot; aber so wenig Abraham Gott als seinen oder seines Stammes besondern Gott verehrte, so wenig ward das Zehngebot zum Privatgesetz seiner Nachkommen allein, der ganzen Welt wurde die Erkenntnis erschlossen, jeder positiven Religion und jeder sittlichen Weltordnung ward hier Weg und Bahn vorgezeichnet.

Noch aber war die Welt nicht herangereift genug für die Verallgemeinerung der ewigen Wahrheiten. Das Judentum blieb Träger der Idee bis zum Zerfall des jüdischen Staates, bis das Christentum die Lehre von der Einzigkeit des Schöpfers in alle Welt trug, bis die höhere Gotteserkenntnis vom Besitztum einer Nation zum Gemeingut der ganzen zivilisierten Menschheit wurde. Doch fast unbemerkt hatten sich die Lehren des Plato und des Pythagoras mit der mosaischen Überlieferung gemischt und noch heute erkennen wir in christlichen wie in jüdischen Religionsanschauungen den Einfluss griechischer Philosophie.

Seit fast zweitausend Jahren bestehen jetzt Judentum und Christeutum nebeneinander.

Weshalb?

Wäre das Christentum wirklich ein höher entwickeltes Judentum, weshalb vermochte das Superiore dann nicht das Inferiore zu überwinden und in sich aufzunehmen?

Muss nicht vielmehr ein zweitausendjähriges Nebeneinanderbestehen beider Religionen als Beweis dafür gelten, dass keine derselben in ihrer gegenwärtigen Gestalt schon diejenige Vollendung in sich trägt, welche sie berechtigt sich für die absolute und ewig gültige Religion der Menschheit zu halten, dass aber jede derselben ein Moment enthalte, um die Zeit herbeizuführen, die der Prophet schildert mit den Worten: „Dann wird auf der ganzen Erde Gott und sein Name einzig sein!“?

Als die Jünger hinauszogen, die Aufgabe ihres Herrn zu vollbringen, da erkannten sie bald den Bau des griechisch-römischen Heidentums als viel zu mächtig, um durch die Gewalt eines Wortes gestürzt und vernichtet zu werden, wenn dieses Wort auch die Wahrheit war. Die Apostel versuchten nicht das Griechen- und Römertum durch die Verkündung des einzigen, unkörperlichen und unerforschlichen Gottes zu vernichten.

Sie brachten ihm Christum, den Mensch gewordenen Gott.

An die Stelle der Götter trat der Gottmensch.

Wieder fand die Kunst eine Gestalt, in der sie Göttliches verkörpern und die Wissenschaft eine Erscheinung, an der sie versuchen mochte, Unfassbares zu fassen.

In den Ruinen des Heidentums wurzelte das Christentum und Rom blieb die Hauptstadt der Welt.

In Rom thronte der Statthalter Gottes auf Erden, er leitete den Kampf, der die Aufgabe des Christentums ist: den Kampf gegen das Heidentum.

Und als in der gebildeten Welt Heidentum äußerlich nicht mehr sichtbar erschien, begann jener große Kampf zwischen Christen und Christen, den man die Reformation nennt.

Die Reformation enthält das Prinzip der Selbstbefreiung der Religion von der Autorität der Überlieferung, das Prinzip der Antastbarkeit dessen durch die Gegenwart, dem die Vergangenheit durch ihre Anerkennung das Ansehen göttlicher Offenbarung verliehen, das Prinzip, das in seiner Durchführung zur Anerkenntnis der menschlichen Vernunft, als der höchsten Richterin über Satzungen der Religion, notwendig führen muss.

Aber dies Prinzip enthält daher auch gleichzeitig den casus belli des nie rastenden Kampfes zwischen Protestautismus und Katholizismus um die Oberherrschaft im Christentum.

Und ein ähnlicher Kampf vollzieht sich im Judentum. Nicht mehr vertrug sich der Geist der Neuzeit mit den Überlieferungen der Vergangenheit. Die versteinerte Nationalität verging. Aber allmählich nur und Schritt für Schritt ging die Entwickelung vor sich. Über manchen Scheiterhaufen, über manche blutige Wahlstatt leitet die jüdische Geschichte. Doch von Weltteil zu Weltteil, von Land zu Land, immer der aufgehenden Kultur nach zog das Judentum.

Gnädige Frau, ich müsste weit den Rahmen dieses Briefes überschreiten, wollte ich Ihnen diesen Entwicklungsgang auch nur annähernd schildern.

Gegen Herrn Marrs unwahre Behauptung aber, „dass die Juden von Anfang an, wo sie in der Geschichte auftreten, bei allen Völkern in der Geschichte verhasst waren“ führe ich das Zeugnis des Apostels Paulus au, der sich auf seinen Anspruch auf römisches Bürgerrecht beruft.

Der römische Kaiser Caracalla erteilte den Juden wie allen Einwohnern des Reichs die Civität, sie hatten Teil an allen staatsbürgerlichen Rechten; der römische Senat fand keinen Grund, die Rechtsfähigkeit seiner Bürger mit Rücksicht auf ihr religiöses Bekenntnis zu regeln.

Herr Marr beruft sich für seine Anführungen, soweit sie das Altertum betreffen, auch auf die Bibel. Herr Marr kann das tun, denn er weiß, wie gering die Kenntnis des Buchs der Bücher ist. Wohl leben wir im Zeitalter der Bildung, aber noch hat Niemand den Begriff derselben in genügender „Weise definiert. Mir ist nicht einmal bekannt, ob der Gebrauch von Ausdrücken wie „Judengemauschel“, wie Herr Marr sie gebraucht, unbedingter Beweis von Bildung ist. Ich denke nur zuweilen an Buffons Ausspruch „le style c’est l’homme“.

Ich habe auch meine eigenen leider wenig günstigen Ansichten über unsere sogenannte „Bildung“ seitdem multa non multum und dies nur scholae non vitae zu lernen modern geworden ist. Machen Sie, gnädige Frau, doch einmal den Versuch, festzustellen, wie wenig Goethes Romane, ich spreche gar nicht einmal von seinen sämtlichen Werken, ja wie wenig sogar Schillers Gedichte gekannt sind. Schillers und Goethes Dramen, die den „gebildeten Klassen“ durch die Theater zugeführt werden, wie die „Rosa Dominos“ oder „Flick und Flock“, noch die wenigen Gedichte, aus der Schulantologie — damit hört meistenteils die Kenntnis unserer „Dichterfürsten“ und ihres Schaffens auf.

Für das Nichtkennen der Bibel ist aber ein höchst merkwürdiger Entschuldigungsgrund aufgefunden worden.

Hören Sie ihn und staunen Sie, gnädige Frau: Die Bibel ist unanständig. —

Die Bibel spricht sich allerdings über Manches mit jener naiven Deutlichkeit aus, die der Wahrheit geziemt. Paul de Kock und Eugen Sue machen in jedem Jahre neue Auflagen nötig — die Bibel dagegen ist unanständig, und ihre Lektüre ist verpönt. Der jugendliche Geist bildet sich ja auch, der gereifte Verstand erfreut sich ja auch mehr, als an der erhabenen Aufrichtigkeit biblischer Darstellung, an lüsternen Andeutungen in schlüpfrigen Romanen.

Auch Herr Marr scheint furchtbar anständig zu sein, denn er hat von der Bibel gar keine Kenntnis. Nur dann, wenn er seinen Beruf als Wortführer des Germanentums zu erfüllen sich anschickt, wobei er nur unterlässt, sich als berechtigten Mandaten zu legitimieren, erinnert er sich von seiner Schulzeit her auf diejenigen deutlichen Stellen der heiligen Schrift, welche er damals, um seine jugendliche Phantasie für die ihm eigentümliche Broschürenliteratur gehörig vorzubereiten, gewissenhaft herauszulesen sich angelegen sein ließ. So findet er denn Stoff, um das Germanentum und seinen Bücherschatz um einen „Schmerzensschrei Unterdrückter“ von 50 Seiten Länge zu bereichern.

Er wirft Arbeitsscheu vor und kennt das biblische Gebot nicht: „Sechs Tage sollst du arbeiten“. Er spricht von gesetzlich vorgeschriebener Feindschaft gegen alle Nichtjuden, und weiß nicht, dass das Gebot lautet: „Du sollst den Fremden nicht drücken“. Er polemisiert gegen den „Codex Mosis“ und weiß nicht, dass auf ihm jede Staatsgesetzgebung und alle Zivilisation beruht. Er nennt die Bibel phantasie- und herzlos und weiß nicht, dass ihre Worte der erhabenste Ausdruck des Göttlichen im Menschen sind. Er behauptet, der Jehova des alten Testamentes anerkannte die Existenz anderer Götter und er weiß nicht, dass dieser Begriff der unzweifelhafteste Ausdruck des strengsten Monotheismus ist.

Aber die Bibel steht mir viel zu hoch, als dass mir dieselbe Gegenstand der Kontroverse mit Herrn Marr sein dürfte, dessen Fälschungen ihres Inhalts nur daher möglich sind, weil unser gebildetes Zeitalter die Keuntnis des Buches, auf dem sich die ganze Entwicklung der Welt aufbaut, für überflüssig hält.

Herrn Marrs Logik ist nur eine so komische!

Weil die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft befreit wurden, schließt Herr Marr, die Babylonier seien ihrer bald überdrüssig geworden, „denn sie ließen sie wieder laufen“.

Weil Herr Marr — so lautet doch wohl der Gegenschluss — an keinem Orte und in keiner Stellung festen Fuß fassen konnte, ist man seiner überall überdrüssig geworden, „denn man ließ ihn bald wieder laufen“.

Finden Sie nicht, dass ich Recht habe, gnädige Frau?

Bis zu den Kreuzzügen ist die Geschichte über die Lage der Juden nur sehr unvollkommen unterrichtet, doch scheinen sie bis dahin im Wesentlichen nicht anders als die übrigen Einwohner des Landes behandelt worden zu sein. Erst während der Kreuzzüge, als die Hierarchie sich vollkommen entwickelt, ward der Pöbel durch die Geistlichkeit und durch beutesüchtige Ritter zu wildem Fanatismus gegen die Juden erregt. Von da an bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein ist die Geschichte des Judentums eine fast ununterbrochene Kette tiefster Schmach, unmenschlichster Bedrückung, nie ruhender Verfolgung, aber erst lange nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges finden sich die Vorläufer der Marr'schen Schmähschriften. Bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts besaß der Kampf der Christen gegen das Judentum etwas Ursprüngliches, wie solches dem rohen Ungeschlacht des höheren und niederen Pöbels stets anhaftet. Die literarische Fehde begann eigentlich erst, als fast zu gleicher Zeit drei deutsche Hebraisten: Johannes Wülfer aus Nürnberg, J. C. Wagenseil aus Altdorf und Joh. Andreas Eisenmenger in Frankfurt a. M. ihre von getauften Juden erlernte Kenntnis der hebräischen Literatur zu unbegründeten Anklagen gegen das Judentum benutzten.

Zwar hatte schon im Jahre 1614 ein jüdischer Konvertit, S. M. Brenz, eine Schmähschrift: „Den jüdischen Schlangenbalg“ veröffentlicht: feste Gestalt erhielt der Federkrieg jedoch erst durch Wulfers „Animadversiones ad Theriacam“ (Nürnberg 1681) und durch Wagenseils „Tela ignea Satanae“*) (Altdorf 1681) und desselben Verfassers „Denunciatio christiana“ (1703).

*) Des Teufels feurige Geschosse.

Aber Wülfer und „Wagenseil waren keineswegs Judenfeinde, „blonde Reschoim“, wie sich Herr Marr rühmte, ein „blonder Rosche“ zu sein. Beide gelehrte Schriftsteller kämpften nur gegen angebliche Ausschreitungen der Juden. Wülfer war gerecht und aufrichtig genug einzugestehen, dass die Juden ungerechterweise von den Christen verfolgt würden, dass das Zeugnis getaufter Juden gegen ihre früheren Religionsgenossen keinen Glauben verdiene und dass die Anschuldigung vom Blutgebrauch eine boshafte Erfindung sei.

Gnädige Frau, ich glaube, ich darf Sie hier darauf aufmerksam machen, dass Herr Marr niemals der Behauptung widersprochen hat, er selbst stamme im dritten Gliede von Juden ab. Dagegen darf er sich aber rühmen, noch im Jahre 1879 den Satz geleistet zu haben, „es sei nur nicht historisch nachweisbar, „wenn wirklich einzelne fanatische Juden im Mittelalter beim Passahfeste — — — „Christenkinder geschlachtet“ hätten.

Fast noch wohlwollender als Wülfer war Wagen seil gegen die Juden gesinnt. Seine Bedenken waren meist juridischer Natur, so schmerzte z. B. den Altdorfer Professor, dass die Rabbinats-Kollegien eigene Zensur über jüdisch theologische Werke übten. Das sei ein Eingriff in die Rechte der Majestät. Aber nachdrücklichst hob er hervor, es sei dreifach unrecht und unwürdig, Juden zu verfolgen oder zu verjagen; es sei mehr als grausam, wenn man jüdische Kinder widerwillig taufe und zur Christenlehre anhielte. Wagenseil hat in einer eigenen Schrift ebenfalls die entsetzliche Unwahrheit widerlegt, dass die Juden Christenblut gebrauchen. Er schreibt: „Es möchte noch hingehen, wenn es bei dem bloßen Geschwätze bliebe; aber dass wegen dieser vermaledeiten Unwahrheit die Juden geplagt, gepeinigt und ihrer viel Tausende hingerichtet wurden, hätte auch die Steine zum Mitleid bewegen und schreien machen sollen.“

Nicht weniger derb spricht er sieh dagegen aus, „dass man die Juden zwingt, „Christus ist erstanden“ zu sprechen, sie mit harten Schlägen übel traktiert, auf den Gassen mit Kot und Steinen bewirft und sie nicht sicher gehen lässt.“

Die Bildung der Neuzeit hat auch für die niedrigste Hefe des Volkes die Glaubens- und Abstammungs-Unterschiede ausgeglichen.

Marriavellistischer Deduktion aus der literarischen Pracherherberge blieb es vorbehalten, mit dem verjährten Kot überwundener Jahrhunderte ruhige strebsame Staatsbürger zu bewerfen.

Man darf jene dunkele Vergangenheit nicht nach der Rohheit ihrer Angriffe auf Juden und Judentum beurtheilen!

Wer möchte entscheiden, gnädige Frau, wo sich die größere Unmoralität verbirgt: in der Plünderung von Häusern und Lägern, in der Misshandlung von Greisen und Frauen und Mädchen in der Vergangenheit oder in einem ehrabschneiderischen Machwerk der Gegenwart, das von hinter dem allerdings leicht zu durchbrechenden Faschinenwall angeblichen Germanentums aus die Väter beschimpft und Hass und Verachtung auf Mitlebende herabbeschwört, die dem Vaterlande doch deshalb nicht weniger treu sind, weil sie Gott auf ihre Weise anbeten? Der „befähigtste Publizist“ legt ja für seine eigene liebwerte Persönlichkeit ebenfalls den höchsten Wert darauf, der Landeskirche fern zu stehen — sicher so fern, wie es deutschem Wesen, deutschem Gefühl, deutscher Ehre ist, im Namen des Deutschen Reichs jene Schranken wieder aufbauen zu wollen, welche nach fast zweitausendjährigem Zusammenleben gemeinsamer Kampf gegen Undeutsches vernichtet hat.

Deutsch ist der Kollektivname für eine Menge Völkerstämme, die vielleicht einst im Sanskritlande ihren gemeinschaftlichen Ursprung hatten, die noch zu unserer Gedenkzeit sich auf ihr Schwaben- und Frankentum, ihr Chatten- und Sachsentum nicht wenig zu Gute taten, heute jedoch nur Deutsche und nichts als Deutsche sein wollen. — Ist der Jude deshalb weniger deutsch, weil er den Ursprung seines Stammes mit größerer Sicherheit als jene auf die Wiege der Zivilisation , auf den Orient zurückführen kann? Ist er weniger deutsch, weil er mit jener Zähigkeit an mancher Äußerlichkeit hängt wie die Altenburgerin am kurzen Kleid oder der hessische Bauer am roten Rock.

Die deutsche Nation darf nicht nach den Ausschreitungen ihres Gesindels beurteilt werden und die besten im Reich haben stets den Juden das Wort geredet. Deutsche Kaiser und Könige straften den vornehmen und den geringen Pöbel, der sich an Juden vergriff. Die Erzbischöfe von Köln und Trier waren dem sechsten Heinrich nicht zu hochstehend nicht zu heilig, dass er sie nicht büßen ließ für ihren Frevel gegen Juden. In keinem deutschen Dichtwerk begegnet uns die Gestalt eines Shylok, aber echt deutsch und aus echt deutscher Anschauung entsprungen ist die Figur des Nathan. Seit es in Deutschland politische Parteien gibt, kämpfen die Juden in ihren vordersten Reihen für das Gedeihen des Vaterlandes und werden dort harren und weilen trotz Eisenmenger und Marr!

Marrs einzig würdiger Vorläufer ist nämlich der schon erwähnte Eisenmenger, der beim Anbruch des „Jahrhunderts der Aufklärung“ sein tausendmal widerlegtes, giftgeschwollenes Buch „Das entdeckte Judentum“ erscheinen ließ. Es bleibt auch bei Eisenmenger zweifelhaft, ob seine Anklagen mehr seiner Gemütsrohheit oder mehr seiner Habsucht ihr Entstehen verdanken. Auch Eisenmenger hatte sein ganzes Vermögen eingebüßt, und als die Juden ihm nicht die von ihm für Unterdrückung seines Schandbuches geforderten 30.000 Thaler bewilligten, starb er vor Gram über seine getäuschte Hoffnung.

Also, gnädige Frau, lügenhafte Anschuldigungen, ja sogar Ausweisungen und Gemetzel gegen Juden treten noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts auf. Aber mit der zunehmenden Gesittung verminderte sich ihre Zahl und ihre Ausdehnung. Immer mehr Schriftsteller traten zu Gunsten der Unterdrückten auf, und die hebräische wie die talmudisch-rabbinische Literatur ward von Christen kaum weniger eifrig durchforscht, als die klassische der Griechen und Römer.

Aber wieder verging mehr als ein halbes Jahrhundert bis in einem Lande Europas, in England, ernstlich die Frage der Gleichstellung der Juden Gegenstand parlamentarischer Verhandlung wurde.

Basnages ,,Geschichte der jüdischen Religion“ gebührt das Verdienst, die Erhebung des jüdischen Stammes angebahnt zu haben. Der Same, den — unbewusst vielleicht — der Refugie Basnage ausgesät, erblühte zur Wunderblume in Lessings „Nathan dem Weisen.“ Als Lessing „Die Juden“ geschrieben hatte, tadelte ein hochmütiger Theologe die Unwahrscheinlichkeit „dass unter einem Volke, wie dem jüdischen, ein solches edles Gemüt. wie der Jude in dem Stück zeigt, sich auch nur bilden könne“, beim Erscheinen des Nathan — nur 20 Jahre später — hatte Moses Mendelssohn auch den Verstocktesten entwöhnt, solche Ungeheuerlichkeiten vorzubringen.

Basnage hat die Welt des Judentums seiner Umgebung erschlossen. Mendelssohn hat Lessing zur Dichtung des Nathan begeistert. „Mit Lessings „Nathan“ und Cumberlands „Jude“ beginnt der Gedanke der Judenemanzipation im großen Publikum sich Bahn zu brechen“, gibt sogar Herr Marr zu, aber er fügt eine Kritik des Theaterstücks hinzu, die wohl nun deshalb so ist, wie sie eben ist, weil Herr Marr ja später sich selbst sagt: „ich selbst bin ja kein Theaterrezensent.“ Von Herrn Marr Verständnis für die erhabenen Tendenzen des hohen Liedes der Toleranz verlangen, hieße Anmut beim Pavian und Zierlichkeit beim Nashorn suchen. Auch Herrn Marr war nie der reichere Jude, der bessere Jude, Herr Marr steht auf dem Standpunkt des Patriarchen: „Der Jude wird verbrannt“ und gnädige Frau, glauben Sie nicht auch, selbst Saladin würde wesentlich in Herrn Marrs Achtung steigen, wenn er das Darlehn des Juden statt zum Krieg gegen die Christen, zum Federkrieg gegen die Juden verwandt hätte, etwa in der von Herrn Marr beabsichtigten „sozial-politischen Wochenschrift“ „in der es vielleicht gelingt, eine moralische Pression auf die jüdische Fremdherrschaft auszuüben“ ?!!

Das Urbild Nathans ist Moses Mendelssohn. Mendelssohn hat seinen Glaubensgenossen nur in geringem Grade materielle Hilfe gebracht; aber ihm verdankt das Judentum seine sittliche Hebung.

Mendelssohn ward nicht der Schöpfer eines neuen philosophischen Systems wie einst Spinoza.

Aber Mendelssohns Verdienst ist, die Philosophie seiner Zeit von der erdrückenden Bande der Unverständlichkeit ihres „Packpapierstiels“ befreit zu haben. Mendelssohns Verdienst ist der Sieg über den Wahn, ,,dass die Philosophen eine besondere Kaste bilden, die von den übrigen Gebildeten abgetrennt, und eine Sprache reden und schreiben müssten, die Niemand als sie verstände. Die schöne lichtvolle Sprache in Mendelssohns Schriften veranlasste auch anderen Philosophen, um populair zu sein, auch deutlich und fasslich zu schreiben.“

Spinoza verließ tatsächlich den Boden des Judentums, er strebte nach der Offenbarung eines neuen Gottes, der nicht in unerreichbarer Himmelshöhe throne, sondern im Menschen selber weile und webe, dessen Tempel der Mensch selber sei.

Mendelssohn stand fest auf dem unerschütterlichen Grundbau des Judentums, aber weil er diesen Standpunkt nie verließ und nur die goldene Stufe wahrer Erkenntnis von den umgebenden unsauberen Schlacken zu säubern trachtete, ward er der Regenerator des Judentums, der Lehrer der Christen: im Juden den Menschen zu lieben.

Spinoza war Panteist — Mendelssohn war Deist; Spinozas Einfluss wird dauern, so lange Denker dem Urgrund der Dinge nachhängen, Mendelssohns Einfluss nicht aufhören, so lange Bekenner einer positiven Religion Göttliches und Menschliches zu verweben trachten.

Aber dereinst, gnädige Frau, wenn Spinozas und Meudelssohns Anschauungen sich vereinigen, dann wird die Hülle fallen, die heute die Augen noch deckt und dann wird sich des Propheten Wort erfüllen: „Dann wird auf der ganzen Erde Gott und sein Name einzig sein.“

Wie ein Zauberschlag wirkte Mendelssohns Einfluss und mit zauberhafter Schnelle zeigten sich die Folgen.

„Deutsche Juden haben sich aber nicht bloß durch Mendelssohns Anregung in raschem Fluge zur Höhe der Kultur hinaufgeschwungen, sondern auch unverkennbar die Verbreitung und Verallgemeinerung des gebildeten Bewusstseins in christlichen Kreisen gefördert. Geistvolle Juden und Jüdinnen haben zunächst in Berlin jenen gebildeten Weltton geschaffen, der die Eigentümlichkeit dieser Hauptstadt geworden ist, und von hier aus anregend auf das übrige Deutschland eingewirkt hat.“

Und wieder verging fast ein Jahrhundert, bis die bürgerliche Gleichstellung der Juden eine Tatsache war.

Ich will Ihnen die Geschichte dieser Emanzipation nicht erzählen, gnädige Frau, weil ich nicht zu entscheiden wage, ob diese Tatsache schon als eine vollkommen vollendete, als eine der Geschichte angehörige betrachtet werden darf, nicht weil Schmähschriften à la Marr noch geschrieben werden können, sondern weil eine Dame von Ihrem Range und Ihrer Bildung sich vor den Trugschlüssen und Sophismen derartiger Machwerke noch fürchtet.

Gnädige Frau, ich bedauere Sie!

Aber gnädige Frau, Sie verlangen von mir auch eine Widerlegung der Marr'schen Insinuationen.

Nicht weil ich diese Colportage-Spekulation auf die gemeinsten Leidenschaften des Menschen einer Erwiderung für würdig hielte, nicht um Ihre, entschuldigen Sie das Wort, fraubasenhafte Furcht zu besiegen, will ich die Lügenhaftigkeit der Behauptungen, die schwindelhaften Verdrehungen und Entstellungen aufdecken, obgleich, wer Schmutz angreift sich besudelt, und wer Herrn Marrs Broschüren liest, einer bekannten Folge der Seekrankheit nicht entgeht . . . sondern weil in manchen Kreisen unserer Bevölkerung die Kenntnis von jüdischen Verhältnissen eine noch zu geringe ist, als dass nicht doch ein böses Wort eine gute Stadt finden könnte.

Herr Marr beginnt seine Broschüre: „er beabsichtige weniger eine Polemik gegen das Judentum als ...“ Er gesteht also zu, eine Polemik zu beabsichtigen und zwar gegen einen Begriff, den zu definieren er unterlässt.

Gegen die positive Religion des Judentums zu kämpfen hat Herr Marr, da, er sich ostentativ „konfessionslos“ nennt, keinerlei Veranlassung, es sei denn, er wolle eine neue Religion der Konfessionslosigkeit stiften.

Und diese Idee liegt gar nicht so fern.

Herr Marr hat eine unverkennbare Ähnlichkeit mit dem „Salandin“ im Monjoye. Salandin ist Alles gewesen, Kaufmann, Schriftsteller, Offizier, Herr Marr ebenfalls. Salandin war in Südamerika und dort wurde er sogar eine Zeitlang — , als ihm — aber nicht durch die Verjudung — Alles geraubt war — , ein Gott. Herr Marr war ebenfalls in Südamerika, aber er ist dort kein Gott geworden.

Weshalb sollte er nicht in Europa „Religionsstifter“ werden wollen?

Haben wir nicht auch den „Bruder Mierike“?

Aber gegen die Religion scheint Herr Marr nicht zu kämpfen, denn er nennt selber die religiöse Seite des Judenhasses „eine blödsinnige“, und eine so große Selbsterkenntnis ist ihm doch wohl nicht zuzutrauen.

Vielleicht wendet sich der „resignierte Pessimismus“, der aus Herrn Marrs Feder fließt, gegen Persönlichkeiten.

In dem Falle wäre es geziemend gewesen, diese Persönlichkeiten zu nennen.

Herr Marr hat dies unterlassen.

Er nennt namentlich nur die Pester Rabbiner, die sich weigerten von den Speisen der kaiserlichen Tafel zu genießen.

Ebenso unwahrscheinlich es erscheinen muss, dass der konfessionslose Herr Marr die Absicht hege, Oberrabbiner von Pest zu werden, ebenso unwahrscheinlich ist die Argumentation, die er an jene Tatsache knüpft.

Ein jüdisches Ritualgesetz, ähnlich dem der Katholiken. das denselben verbietet, am Freitag oder in der Passionszeit Fleisch zu essen, verlangt, dass die zu genießenden Tiere auf vorgeschriebene Weise getötet, die Speisen auf vorgeschriebene Weise bereitet werden. Dies war nicht geschehen, folglich durften die Rabbiner an jenem Male nicht Teil nehmen.

Ein allgemein gültiges Ritual schreibt vor, sich nur mit anständigen Leuten zu Tisch zu setzen.

In jenem Falle konnte von einer Verunreinigung die Rede nicht sein, höchstens von Übertretung einer rituellen Vorschrift.

Ob aber nicht in einem gewissen anderen Falle eine Verunreinigung stattfinden würde, will ich nicht untersuchen.

Herrn Marrs Behauptungen, „es sei jüdische Satzung und jüdischer Glaubenssatz, in allen Nicht-Juden Unreine zu erblicken“, oder gar von „ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Feindschaft gegen alle Nicht-Juden“, sind vollständig erlogene. Wie er diese Infamien mit dem Frevelmut eines Herostratus als Wahrheit durchzupaschen versucht, darf der ärmste Sünder, der armseligste Fälscher im Zuchthause stolz an seine Brust klopfen und sprechen „Herr, ich danke Dir, dass ich nicht bin wie Jener“.

Herr Marr wirft ferner den Juden vor, dass sie gleich nach ihrer Zerstreuung sich in die Städte warfen und sich im Abendlande der Arbeit des Landbaues und der Kolonisation noch abholder zeigten als in Palästina.

Zunächst sind diese Anführungen unrichtige.

Die Juden des Altertums waren ein Landwirtschaft und Viehzucht treibendes Volk. Damals waren sie für ihre Handelsbeziehungen ausschließlich auf ihre Nachbarstaaten, namentlich auf Phönicien angewiesen, und der Versuch des Königs Salomo, sein Volk auf die Bahn des Handels zu lenken, blieb erfolglos.

Bis zum Exil waren Landbau, Viehzucht und Übung der Handwerke für den alltäglichen Bedarf die Hauptbeschäftigung der Juden.

Selbst die aus Babylon Zurückgekehrten oblagen Jahrhunderte lang und unter den drückendsten Verhältnissen diesen Beschäftigungen, und es bleibt eine schwer zu erklärende Tatsache, wie ein Volk, das in seiner Heimat aus „Bauern“ bestand, nach seiner Zerstreuung durch die Römer, den Erben von Alexanders Siegen und Karthagos Wucher, in der Fremde zu Kaufleuten ward, obwohl nicht unerwähnt bleiben darf, dass die Juden nach ihrer Zerstreuung, wo es nur irgend angänglich erschien, so in Babylonien, Syrien, Ägypten, auf Zypern, ihrer gewissermaßen erblichen Beschäftigung mit dem Landbau sich hingaben.

Vielleicht liegt der Grund für jene Länder, wo dies nicht geschah, in der „Zerstreuung“ selbst, die eine zahlreiche Ansiedelung jüdischer Exilanten an einem Orte ausschloss, wie solche zur Gründung eines neuen Bauernstaates auch dort ja unbedingt nötig gewesen wäre. Vielleicht liegt ein anderer Grund in jenen, die Landwirtschaft betreffenden Vorschriften des mosaischen Gesetzes, die allerdings zunächst auf palästinensische Verhältnisse sich bezogen, deren Anwendbarkeit aber auf jüdische Landwirte außerhalb des heiligen Landes nach immer Kontroversen der Exegeten veranlassen. Vielleicht liegt der Grund auch in dem von Herrn Marr selber angezogenen Umstand, dass das Abendland bis tief ins Mittelalter hinein „brachliegendes Urland“ war. Wer nur einigermaßen Kenntnis der Geschichte besitzt, wird nicht weniger Herrn Marrs durch Nichts erwiesene Behauptung, „herrenloser Boden war im Abendlande in Überfülle vorhanden“, anzweifeln, wie annehmen können, dass selbst wenn es Juden gelungen wäre, aus Wildnissen „Staaten zu schaffen“, für diese Staaten die nötige Bevölkerung vorhanden gewesen wäre.

Ein Staat ohne Bürger entspricht dem „canis a non canendo“ doch nicht weniger als „der befähigtste Journalist ohne Journal“.

Auch ist nicht recht einleuchtend, weshalb mit größerem Rechte nicht den Ureinwohnern des Abendlandes der gleiche Vorwurf der mangelhaften Kultur Germaniens gemacht werden könnte, wenn man nicht mit Sicherheit annehmen müsste, für die Erzeugnisse der Landwirtschaft habe die damalige geringe Bevölkerung den notwendigen Absatz nicht geboten.

Herr Marr würde doch heute ebensowenig „seine Kulturgeschichtliche Erscheinung“ „trotz ihrer typischen Fratzenhaftigkeit“, „die uns in seinem Pathos wie in seiner Satire überall entgegentritt“ in seiner Maklerstellung zwischen Hep-Hep-Geschrei und Germanischer Hörigkeit zum Austrag bringen, wenn er nicht voraussetzte, die Courtage bei diesem sozial-politischen Einbruch in das Staatsbewusstsein seiner jüdischen wie christlichen Mitbürger in Form von Honoraren für Broschüren zu verdienen, nachdem er, nach seiner eigenen Mitteilung in der Journalistik mundtot und brotlos geworden ist. —

Fallen nicht seine eigenen Worte auf ihn zurück, denn „Nicht die Axt und der Pflug, die List und Verschlagenheit“ literarischen Schachergeistes sind die Waffen, mit denen dies Auto-da-Federvieh des 19. Jahrhunderts „Handelsfreiheit“ für seine Literatur zu erlangen sucht.

Marr findet keine Zeitung, die sich soweit erniedrigt, die Stätte seiner vielleicht „straflosen“ sicher aber „brutalen“ Verbrechen gegen den § 130 des Strafgesetzbuches sein zu mögen.

Schlussfolgerung: Die Tagespresse ist überwiegend in Judenhänden.

Demnach müssten also entweder die Mehrzahl der Zeitungen Eigentum jüdischer Unternehmer sein, das ist notorisch nicht der Fall, oder die meisten Mitarbeiter an Zeitungen wären Juden, es ist statistisch nachzuweisen, dass dem nicht so ist, oder die Mehrzahl der Zeitungen kämpft für Spezialrechte der Juden.

Da solche Spezialrechte überhaupt nicht existieren, so kann auch für sie nicht gekämpft werden.

Kein Blatt von politischem Einfluss kennt heute noch einen Unterschied zwischen Staatsbürgern christlichen oder jüdischen Bekenntnisses. Die Presse ist nicht, wie eben nachgewiesen, in jüdischen Händen, die vielleicht ein Sonderinteresse darin finden könnten, einen konfessionellen Standpunkt einzunehmen. Nur aus der Gesamtsumme aller in den verschiedenen Zeitungen geäußerten Ansichten ließe sich eine „virtuelle öffentliche Meinung“ konstruieren: jede einzelne Zeitung wird stets nur für den verhältnismäßigen Bruchteil ihres Parteistandpunktes maßgebend sein mit dem sie für ihre Anschauung eintritt und die der Gegner bekämpft. Wer auch nur einen Blick in die deutsche Journalistik getan hat. und welcher Gebildete hätte das heute nicht, weiß, dass von jüdischer Kameraderie auf den deutschen Redaktionsbüreaus überhaupt die Rede nicht sein kann, dass gerade die von Herrn Marr namentlich angeführten Zeitungen die sich am schroffsten gegenüberstehenden politischen Meinungen vertreten.

Der Journalist gleicht dem Soldaten auf dem Schlachtfeld. Wer den Beruf ergriffen hat, mit der Gewalt seines Wortes für das Wohl seines Vaterlandes zu kämpfen, für seine Überzeugung einzutreten, der darf sich nicht, wie dies Herrn Marr nach seinen eigenen Worten geschah, aus Reih und Glied hinausmanövrieren lassen, der darf sich vor einem „Rattenkönig“ nicht beugen.

Gnädige Frau, mir ist Herrn Marrs Mitteilung: er sei in die Pressacht und pressvogelfrei erklärt, an und für sich unverständlich. Seit dem Erscheinen seines Judenspiegels, vor nunmehr 17 Jahren, hat Niemand von seinem Dasein überhaupt Notiz genommen. Aber wie der Soldat der Fahne treu bleiben muss, so muss der Kämpfer mit Papier und Lettern seiner Überzeugung Treue bewahren. Eine ehrenhafte Journalistik hat keinen Platz für politische Schriftsteller, die „mit Wort und Feder für die Judenemanzipation stritten“ und dann ins Hep-Hep-Geschrei verfallen, und einen neuen Kreuzzug der Konfessionslosigkeit gegen Mitbürger predigen.

Nicht nur der befähigtste Publizist — einem solchen würden seine Publikationen ein fürstliches Einkommen sichern — sondern jeder Schriftsteller von salonfähiger Schreibweise und anständigem Talent findet einen Ort für „sein selbstständiges Wort über was immer für eine Frage.“ Nur für jene Marodeurs der literarischen „Wahlstatt findet sich kein Ort und nicht für jene Blindschleichen, die in den Laufgräben vor dem gefesteten Bollwerk der ehrenhaften Presse ihr elendes Dasein dadurch zu fristen suchen, dass sie ihre Selbstständigkeit verleugnend, unselbstständig fremder Ansicht ihre Worte leihen und sich zum lakaienhaften Presschamäleon erniedrigen.

Marr behauptet weiter: ,,Zwei Drittel unserer offiziösen Literatur sind durch Juden vertreten. Das gleiche Ziel, die Zersetzung des germanischen Staates zu Gunsten der jüdischen Interessen wird überall konsequent verfolgt.“

Herr Marr bedient sich in den Worten ,,offiziöse Literatur“ wieder eines Ausdrucks, den er nicht definiert und bei dem sich alles Mögliche oder gar nichts denken lässt.

Als offiziös anerkannt sind in Deutschland nur die direkt vom Ministerium ressortierenden Blätter, der Staatsanzeiger und die Provinzial-Korrespondenz. Beide werden von Staatsbeamten geleitet und bei beiden sind Juden vollkommen unbeteiligt.

Ferner gibt es einige Zeitungen, welche oft als offiziös angesehen werden, ohne als solche aber regierungsseitig anerkannt zu sein. Die Bedeutendste derselben, die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, bezeichnet sich selbst als „freiwillig gouvernemental“, die Post und die Kreuzzeitung bekämpfen die Maßregeln der Regierungen häufiger als sie dieselben verteidigen. Bei allen dreien sind Juden nicht mit der Leitung betraut, nur in den seltensten Fällen Mitarbeiter.

Also auch diese Behauptung Marrs würde sich als eine unwahre durch diese Feststellung dokumentieren, wenn sie nicht schon in sich einen unauflöslichen Widerspruch enthielte.

Wie immer man auf den Begriff „offiziöse Literatur“ definieren möge, niemals wird von ihm das Merkmal „die Erhaltung des Staates anzustreben“ getrennt werden können. Also ist auch eine „offiziöse Literatur, die die Zersetzung des Staates verfolgt“, ein Unding, eine contradictio in adjecto, die für die Logik des befähigten Publizisten nicht besonders spricht.

Wenn Sie, gnädige Frau, von falsch mitgeteilten Vorgängen, von unflätigen Schimpfereien und von entstellten Tatsachen absehen, bleibt in den manchen Broschüren nur der Vorwurf des Wuchers gegen das Judentum bestehen. Auch diesen Ausdruck hat Marr nicht definiert, was bei der Dehnbahrkeit derselben zu beklagen ist. Von Geschlecht zu Geschlecht, von Land zu Land ist die Auffassung, was eigentlich Wucher sei, eine verschiedene, sehr oft eine sich durchaus widersprechende gewesen.

Heute bezeichnet man mit dem Worte Wucher die widerrechtliche Ausbeutung fremden Leichtsinns oder fremder Not. Marr ebensowenig, als irgend einer seiner Vorgänger auf dem Wege zu dem Golgatha, das sie Mitbürgern bereiten möchten, hat auch nur den Versuch des Beweises angetreten, dass Juden sich öfter als Christen dieses Verbrechens schuldig machen.

Der Herrn Marr ebenso verhasste als unbekannte Codex Mosis, wie der Canon des alten Testamentes überhaupt, verbieten den Wucher.

Das Wort der Bibel, dieser lauterste Ausdruck des höchsten Willens, giebt unumstößlichen Anhalt gegen den Wucher. Die Propheten stellen den Wucherer dem Gotteslästerer und Ehebrecher gleich, und unbegrenzte Nächstenliebe ist der Grundzug ihrer Lehren.

Es ist ein alter Kunstgriff der Judenfeinde, ihnen Vorwürfe wegen unerlaubten Wuchers zu machen. Es liegt mir auch vollkommen fern zu behaupten, es habe nie jüdische Wucherer gegeben oder es gäbe jetzt deren nicht.

Aber was will das beweisen?

Nur ein Logiker à la Marr, der statt schulgerecht zu definieren und zu folgern

„mit Mistkarren voll Schimpfwörter“

um sich schmeißt, wird zu dem Resultat gelangen können, weil es jüdische Wucherer gab, sind die Juden Wucherer. Wieder läge der Gegenschluss sehr nahe: Obersatz: Herr Marr ist der befähigtste Journalist. Mittelsatz: Herr Marr kennt die Geschichte des Wuchers nicht. Schluss: Folglich kennen alle Journalisten die Geschichte des Wuchers nicht. Herr Marr könnte sich in diesem Falle sogar auf die Autorität Paul Lindaus beziehen, der die Behauptung aufstellte, ein Journalist sei ein Mann, der auch über Sachen schreibt, von denen er nichts versteht. Und wieder ließe sich schließen : Weil Herr Marr Nichts versteht, ist er ein Journalist, oder:

Weil Herr Marr am Wenigsten versteht, ist er der fähigste Journalist. Wie Sie wissen, gnädige Frau, und wie Herr Marr selbst hervorhebt, paradiert die Wucherfrage jetzt auf den Tagesordnungen der Parlamente als „brennende Frage“.

Mit der bei ihm üblichen Höflichkeit tituliert Herr Marr die Volksvertreter „Jammerbilder, denen Frechheit des zügellosesten Erwerbswahnsinnes zum sozialen Glaubenssatz geworden“; aber er wagt dennoch nicht zu behaupten, dass die Wuchergesetze lediglich als eine der von ihm prophezeiten Explosionen der inneren Gefühlserbitterung „gegen die Juden“ zu betrachten seien.

Hätte Herr Marr auch nur eine „blasse Idee“ von der Geschichte des Wuchers, er müsste wissen, wie sehr von christlichen Schriftstellern gegen christliche Wucherer gedonnert werden musste. Nicht nur Laien, auch der Clerus, selbst Bischöfe, Presbyter, Diakonen werden von den Kirchenvätern, von den ersten Synoden und Konzilien des Wuchers bezichtigt; wieder und wieder bieten Wucherverbote und Strafandrohungen einen betrübsamen Beweis, wie sehr dies Verbrechen um sich gegriffen. Auf dem Konzil von Nicaea wurde der Wucher gerügt und 100 Jahre später verhängte Pabst Leo über geistliche Wucherer die härtesten Strafen. Zu Karls des Großen Zeit rügte der Pabst wieder die französische Geistlichkeit wegen des Wuchers, und als Bernhard von Clairvaux im Jahre 1146 während des zweiten Kreuzzuges von der Verfolgung der Juden abmahnte, brauchte er auch als Argument, „dass, wenn die Juden nicht da wären, die christlichen Wucherer, die man eigentlich gar nicht Christen nennen könnte, es noch übler als die Juden machen würden“.

Eine jüdische Legende erzählt, dass, als der berühmte jüdische Gelehrte „der Riehl“ auf seinem Totenbette lag, derselbe die Zuversicht ausgesprochen habe, sein gottgefälliges Leben möge beim Allvater im Himmel erwirkt haben, dass herbe Verfolgung die Juden ferner verschone.

In der Nacht, da „der Riehl“ starb, ward Martin Luther geboren.

Luther, der ebenfalls wohl den Wucher verdammt, aber dennoch ein „Wücherlein“ glaubt gestatten zu dürfen, war in frommem Eifer und Zelotismus zu sehr verblendet, um das vollkommene Unberechtigtsein von Angriffen auf das Judentum zu erfassen; aber die durch seine Reformation bewirkte Aufklärung der Geister hat wirklich dem Geschick der Juden Vorteil und Segen gebracht.

Das große Verdienst jedoch, das gerade die Juden um die Kultur des Abendlandes sich erworben, ist niemals genügend gewürdigt worden.

Nicht jene Staatslosigkeit, die Feinde à la Marr dem Judentum vergeblich anzudeuteln trachten, und die angeblich darin bestehen soll, dass Juden in der ganzen Welt verstreut überall nur Juden und nicht gleichzeitig auch Staatsbürger sind, sondern jenes erhabene Weltbürgertum, das die Staaten verbindet und die Länder vereinigt, das mit dem Überflusse hier den Mangel dort deckt, das dem Schiff des Kaufmanns anhaftet, jener Kosmopolitismus, der eine Signatur unserer heutigen Kultur ausmacht, die Welt verdankt ihn jüdischem Streben.

Hohe Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass die Juden, die heute Europa bewohnen, der jüdischen Handelskolonie entstammen, die um und schon vor Christi Zeit das Nildelta bewohnte.

Von Alexandrien aus, dem London des Altertums, liefen die Fäden des Handels nach Indien und der Ostsee, nach der iberischen Halbinsel und den Inseln Griechenlands.

Unwahrscheinliches liegt nicht in der Sage, dass bereits vor Christi Geburt Juden in einigen uralten Städten Binnen-Deutschlands, z. B. in Mainz, Worms, Ulm und Regensburg, sich aufgehalten haben. — Wahrscheinlich haben Juden zuerst die ersten Bewohner Germaniens in den Kreis allgemeinen Güterlebens eingeführt, wahrscheinlich haben Juden zuerst die uralten Bergwerke Siebenbürgens betrieben, wahrscheinlich haben Juden die Küsten Spaniens und Frankreichs dem Verkehr der damaligen Welt eröffnet.

Jüdischer Vermittlung verdanken die weiten Binnenländer Europas die erste Kenntnis vom Orient und seiner Kultur, und so wahr Bildungverbreiten ein Moment ist in der Gründung von Staaten, so wahr haben Juden keinen geringen Anteil an dem Verdienst, dass aus den Wildnissen Germaniens deutsche Staaten geworden sind.

Und in diesen Staaten besitzen die Juden heute volles Bürgerrecht. Rechtlos waren sie niemals; niemals hat die Gesetzgebung irgend eines Landes und am wenigsten die Deutschlands, einen Teil der Bewohner des Landes der Willkür des andern Teils der Einwohner überlassen, nur weil jene anderer religiöser Anschauung oder anderer Abstammung waren als diese. Ein Grund, der bei genügendem Sophismus auch juridisch wenigstens einigermaßen stichhaltig sich erweisen konnte, musste die Angriffe auf die jüdischen Landsleute ebenso gut decken, wie ähnliche Argumente den wahren casus belli fast jedes Krieges stets zu verhüllen hatten und zu verhüllen haben werden. — Auch Herr Marr, der Herold des Bürgerkrieges, sucht nach Gründen, die seine wahre Herzensmeinung verdecken könnten, wenn man nicht mit Sicherheit annehmen müsste, dass die Mutter Natur dem diese Muskel versagte, der eine innere Gefühlsverbitterung „gegen die Juden“ zu konstatieren und ein erneuertes Hep-Hep als Sicherheitsventil für den Staat zu prophezeien wagt. Herr Marr, der Judenfresser par excellence, sieht sich schon als Retter der semitischen Fremdlinge vor den Gewalttätigkeiten der empörten Volksleidenschaften.

Leider erinnert die zugesagte Hilfe ein wenig an jene verdächtige Hilfe gewisser „Retter“ bei Feuersbrünsten. Auch die Wahl der Attrappe, die „den letzten, verzweifelten Anprall“ der — namentlich germanischen Welt gegen die von Herrn Marr festgestellte autokratische Herrschaft des Judentums verbirgt, ist eine recht unglückliche.

Der gewöhnliche Geldwucher zieht nämlich nicht mehr. Die Aufforderungen an Leute mit kleinem Kapital sich an Lombardgeschäften zu beteiligen unter 20 — 30 pCt. p. Monat müssen jetzt herhalten, und dies kann um so leichter geschehen, als Herr Marr von anständigen Lesern seiner Broschüren wissen kann, dass sie sich weder zu solchen Beutelschneidereien herbeilassen, noch — da die betreffenden Aufforderungen in den Zeitungen stets anonym erscheinen — sich feststellen lässt, ob die Inserenten Christen, Juden oder gar wie Herr Marr konfessionslos sind.

Herrn Marrs genaue Kenntnis von der Art und Weise dieser freventlichen Hallunkenmanipulationen könnte sogar verdächtig erscheinen, wenn ihn nicht sein Bekenntnis — fast alles verloren zu haben resp. brotlos zu sein — vor jedem Verdachte schützte.

„Beati non possidentes“ heißt es auch für ihn im Gegensatz zum „beati possidentes“ einmal im Corpus juris und „Ein Kamel kommt eher durchs Nadelöhr, als ein Reicher ins Himmelreich“, sagt das Evangelium.

Schade, dass Herr Marr konfessionslos ist und daher auch wohl nicht ans Evangelium glaubt. Denn das lässt sich ja nicht leugnen, es gibt Juden, die reicher sind als Christen, sogar reicher als Herr Marr, der fast alles durch die Verjudung verloren hat und brotlos ist. Seine Konfessionslosigkeit erlaubt ihm leider nicht, sich an der Aussicht auf die Feuerqualen in der Hölle zu weiden, die der reichen Juden warten, denen das Himmelreich verschlossen ist, und er möchte sie deshalb so gern schon hier probeweise ansengen.

Peter Arbuez, ins Neuhochdeutsche übertragen.

Torquemada im Frack.

Auch die Wissenschaft muss bei Herrn Marr umkehren.

Sonst hieß es: „Quae ferrum non sanat, sanat ignis“.

Herr Marr sieht ein, dass eine „Entjudung“ durch das Feuer immerhin auf einigen Widerstand stoßen dürfte; er appelliert deshalb an die Heilkraft des Eisens und schlägt vor, mit Hilfe des Schwertes den Juden ihr Vaterland zurückzuerobern. „Ihr Vaterland“ ist nämlich Palästina, und da nach sehr ähnlicher Logik das Vaterland der Germanen — zu denen zu gehören Herr Marr ja so sehr betont — in Hinterindien zu suchen wäre, so schlage ich vor, Herrn Marr fürs erste dorthin oder nach einer andern schönen Gegend zu exportieren.

Herr Marr soll ja im Export feiner Fleischwaaren nicht ganz unbewandert sein.

Übrigens müsste solch ein moderner Exodus „ein Schauspiel für Götter“ werden.

Ein neuer Tasso schildert dann in einem endlosen Heldengedicht die Wundertaten, die Herr Marr nicht bei der „Befreiung“, sondern bei der „Verjudung Jerusalems“ verrichten wird. Ein anderer Wieland besingt dann den neuen Ritt „ins alte romantische Land“ und wie Herr Marr zwar nicht den Hypogryphen sattelt und wie er — Sancho Pansa, wie er leibt und lebt, voranreitet, ein moderner Gottfried aber „ohne Bouillon“. Auf dem Haupte trägt er statt des klassischen Barbierbeckens — die böse Welt sagt ja auch den Herren Bartputzius nach, dass sie oft mehr sprechen, als sie verantworten können — den „letzten Schabbesdeckel“ und seine ritterliche Rechte schwenkt statt der Kreuzesfahne, die sich für den Konfessionslosen nicht wohl schicken würde, „das letzte Arbakanfoth“ mit der Inschrift „in Tyrannos“.

Es bleibt dann zweifelhaft, ob die Anspielung auf die Räuber denen gilt, die Herrn Marr, wie er behauptet, durch ihre Verjudung fast alles geraubt haben, oder dem, der sich des Versuches nicht entblödet, ruhigen und strebsamen Staatsbürgern den Frieden ihres Wohnsitzes, den ungekränkten Besitz ihrer unangetasteten Ehre rauben zu wollen, der die nie angezweifelte Keuschheit der jüdischen Frauen mit frevelhaften Worten anzutasten wagt, der nicht zu wissen heuchelt, dass bei den Juden „die Tugend häufig, „die Mildtätigkeit heimisch, die väterliche und kindliche „Liebe, die Heiligkeit der Ehe tief begründet, die Aufopferung zum Besten Anderer zahlreich ist“.

Gnädige Frau, es ist übrigens gar nicht wahr, dass die Juden den reicheren Teil der Bevölkerung ausmachen. Allerdings, im großen Durchschnitt ist die größere Bildung und in ihrem Gefolge ein größerer Wohlstand bei Juden anzutreffen. Seit Jahrtausenden gab es keinen Juden, der nicht schreiben, lesen und rechnen konnte, und alle Bedrückung und Verfolgung des Mittelalters schaffte kein jüdisches Proletariat im heutigen Sinne dieses Wortes. Ein „voting cattle, das in der Politik von heutzutage leider eine ebenso bedeutsame wie betrübsame Rolle spielt und auf das, nach der Ausdrucksweise zu urteilen. Herr Marr seine weniger flammende als brenzlige Beredsamkeit zunächst gemünzt zu haben scheint, hat es im Judentum nie gegeben.

Ein vielleicht zu starres Festhalten am Überkommenen, Hartnäckigkeit des Charakters, aber nicht von jener sorte à musique des Herrn Marr, die ihm gestattete, von „liberalisierender Oberflächlichkeit“ ausgehend, „seinen heutigen Standpunkt in der Judenfrage“ zu erklimmen, haben Juden stets davor bewahrt, eigene Erkenntnis fremder Meinung unselbstständig zu opfern. Juden waren daher auch als Publizisten niemals „brauchbar“ in jener beschämenden Nebenbedeutung, die der befähigtste Publizist — als solcher sollte er doch genau au fait sein — in dies adjectivum hineinlegt. Und gab es vielleicht räudige Schafe in der Herde — schlagende Beispiele sind mir nicht bekannt — so sagt ja Herr Marr selbst „exceptio firmat regulam“ und er selbst spaziert ja glücklicherweise als eine der seltensten Ausnahmen der zur Regel gewordenen Menschenverbrüderung, die nicht nach Religion und Urabstammung fragt, in der Welt herum.

Den verhältnismäßigen Wohlstand, der viele jüdische Familien ziert, verdanken sie — obgleich Herr Marr bei denselben Scheu vor wirklicher Arbeit konstatiert — nach den Worten meines verehrten Freundes, des früheren Kreisrichters und jetzigen Redakteurs der Reform in Hamburg — einer sicherlich nicht judenfreundlichen Zeitung — des Herrn Dr. Joseph Kolkmann, ihrer Zurückgezogenheit, großer Sparsamkeit, unermüdlichem Fleiß, Geschäftsüberblick, scharfsinniger Berechnung aller Handelskonjunkturen, also Dingen, die den Christen ebenso nahe liegen, als den Juden. Es fragt sich nur, ob Herr Marr etwas von diesen Dingen versteht. Was versteht der Bauer von Gurkensalat? fragt das Sprichwort!

Ich muss des Ferneren konstatieren, dass im Finanzwesen das Judentum durchaus nicht die große Rolle spielt, die Herr Marr demselben imputiert. Die großen Banken, die zum wesentlichsten Teile den Geldumlauf der Nationen regeln, die Reichsbank in Berlin, die Nationalbank in Wien, die Banque de France in Paris, die Bank of England in London wagt ja nicht einmal Herr Marr als jüdische Finanzinstitute hinzustellen. Die hervorragenden Aktienbanken, wie die Norddeutsche Bank in Hamburg, die Disconto-Gesellschaft und die Deutsche Bank in Berlin, die Kreditanstalt in Wien, stehen so sehr unter dem Einfluss von Christen, dass die Annahme nicht so ganz fern liegt, diese „christliche Leitung“ sei keine ganz zufällige, obgleich eine Unterscheidung zwischen jüdischen und christlichen Aktien und Anteilscheinen bisher ebenso wenig und nicht einmal von Herrn Marr konstatiert wurde, wie zwischen jüdischem und christlichem Gelde überhaupt. Denn hören Sie es und staunen Sie, gnädige Frau, ob seiner Unparteilichkeit, — Beiden gewährt Herr Marr das gleiche Recht, durch Erlegung einer Reichsmark koscheres Silber gegen unkoscheres Blech einzutauschen; mit der Erwerbung jenes Faustschlages wider Anstand, Zucht und Sitte übernehmen beide aber auch die gleiche Pflicht, zu erröten über dieses Beginnen Zwietracht zu säen, um den Fluch der Lächerlichkeit zu ernten.

Mir steht das nötige statistische Material nicht zu Gebote, um festzustellen, ob die Mehrzahl der Bankiers Juden oder Christen sind. In Herrn Marrs Angaben setze ich berechtigte Zweifel. Während er zum Beispiel die Autorität des sauberen Herrn Glagau, der sich übrigens wohl vor einer Koordination mit Herrn Marr bedanken wird und der so hoch über ihm steht, wie Wilhelm Tell über Johannes Parricida, um keinen „zeitgemäßeren Vergleich zu wählen“, herbeizerrt, weil dieser anführt, von den Gründungsschwindlern seien 90 pCt. Juden gewesen, so behauptet Herr Marr — natürlich wieder ohne Beweismaterial — „auf 99 jüdische Bankiers von Bedeutung kommt erst ein nicht jüdischer“.

Wie schon diese Zahlenangaben sehr nahe legen, muss einer dieser „par nobile fratrum“ im Unrecht sein. De facto sind aber Beide im Unrecht, und wie ich glaube annehmen zu dürfen, dass dem „Gründungsschwindel“ doch vielfach Unrecht geschehen ist, dass wir demselben doch Vieles verdanken, das dem „Taumel der Milliardenzeit“ dann noch tausendzüngiges Lob reden wird, wenn dereinst nur noch ein Kuriositätenjäger der Zukunft, der den Nachtseiten der menschlichen Natur und ihren Verirrungen sein trauriges Studium zuwendet, bei den Namen Marr und Glagau sich erinnern wird: „das waren ja die Leute, die so furchtbar schimpfen konnten“, so glaube ich auch, dass so viele Bankiers, die Juden sind, auch existieren mögen, doch mindestens viel mehr Christen dem Großverkehr in Geld und Geldeswert sich widmen.

Ich will, gnädige Frau, auch hier kurz andeuten, dass große Fabriken — jene Wahrzeichen des Industrialismus — nur in geringer Anzahl in jüdischen Händen sich befinden und hinsichtlich der allgemeinen Güterverteilung. dass einer jener Großgrundbesitzer, an denen unser Vaterland, d. h. in diesem Falle Deutschland, so reich ist und die seinen Stolz und seine Zier bilden, gewöhnlich „jüdische Vermögen“ schockweise auskaufen kann.

Herr Marr hat auch aus dem Schutt des Mittelalters eine ,,jüdische Maitresse“ ausgegraben. Er sagt zwar nicht, ob das Recht, sich zu prostituieren, ebenfalls konfessionell beschränkt sein sollte. Die Bemerkung „die schöne Jüdin“ lässt Herrn Marrs dahingehende Ansicht nur vermuten. Er selbst aber erzählt, dass jene Person ihre Lasterstellung zum Vorteil ihrer von einem wahnsinnigen Tyrannen aus Ungarn vertriebenen Glaubensgenossen ausnutzte, denen sie im Lande ihres Liebhabers, des Polenkönigs Casimir, eine neue Heimat bereitete. Mir sind aus der Geschichte nicht gar viele ähnliche, edle Züge von fürstlichen Leibdirnen bekannt. So interessant deren sonstigen Bekenntnisse auch oft sind, so habe ich doch nie Veranlassung genommen, dem „Religionsbekenntnisse“ derselben nachzuforschen, aber, gnädige Frau, ich gerate auf ein heikles Thema.

Es ist ja auch eine jener Errungenschaften der „höheren Töchterschulen-Bildung“, das alte „naturalia non sunt turpia“ nicht mehr anzuwenden. — Die Naturalia sind ja nur noch gestattet, wenn sie im Operetten-Theater gesungen, im Ballet getanzt, im Circus auf dem Drahtseil voltigiert oder jongliert und in der Unterhaltung und in der Lektüre „zärtlich“ verhüllt werden. Und wenn man sich mit Herrn Marr so lange beschäftigt hat, gnädige Frau, wie ich in diesem Briefe, dann ist es Luxus, noch ein anderes verfängliches Thema zu berühren.

Gnädige Frau, ich habe mich bisher so viel mir möglich war bemüht, eine Unterscheidung zwischen Juden und Christen festzuhalten, obgleich ich — und wie ich hoffe und glaube, nicht nur der gebildete Teil der Nation, sondern die Mehrzahl aller Staatsangehörigen mit mir — eine solche nicht anerkennen. Die Verfassung, das Gesetz, die Fahne kennt nur Deutsche. Wenn nichtsdestoweniger hin und wider zwischen Juden und Christen nicht nur, sondern auch zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Ultramontanen und Konfessionslosen u. s. w. u. s. w. Kämpfe bestehen, so beweisen solche weiter gar nichts, als die der menschlichen Natur angeborene Kampfeslust. Ohne Kampf kein Sieg, auch kein Sieg über Vorurteile. Gnädige Frau. Sie selbst sind nicht ganz frei von solchen Vorurteilen, sonst hätten Herrn Marrs „Stilübungen über einen ihm geläufigen Gegenstand“, bei denen ich quintanerhafte Fehler gegen die deutsche Grammatik, z. B. die Konstruktion der Präposition „außer“ mit dem Akkusativ (außer die Staatsbürgerrechte) gern entschuldigen will, nicht in Ihnen, der Frau von Geist, Bildung und Weltkenntnis, Sorgen hervorgerufen, um deren halber ich Sie bedauert habe.

Das Judentum reicht hinab in die fernste Vergangenheit, in die fernste Zukunft wird es währen, denn um Ihnen, gnädige Frau, doch auch einen talmudischen Ausspruch zu zitieren: ,,Auf Wahrheit ist es gegründet, und Wahrheit ist sein Wahrzeichen.“

Dass Angriffe und Hetzereien, wie sie die Marr'schen Schmähschriften enthalten, auf Wahrheit nicht beruhen, hat nicht erst die Gegenwart erkannt. Noch ist die Welt nicht zu der Erkenntnis gelangt, was Wahrheit sei. Noch kämpft der Politiker, noch streitet der Jurist, noch forscht der Gelehrte: ihr Kampf, ihr Streit, ihre Forschung gelten der Erkenntnis der Wahrheit. Nicht unbeteiligt sind die Juden an diesem Ringen nach Wahrheit in der Gegenwart, und wenn es wunderbar erscheinen kann, dass während ringsumher Völker verschwanden, Staaten vergingen, Throne brachen, das Judentum aber die Zeiten überdauerte, so erklärt sich dies Wunder der Welt aus seinem nie unterbrochenen Streben nach Wahrheit. Und ein solches im Kampfe der Jahrtausende geprüftes Streben wird in seiner Mission nicht gehemmt durch Marr'sche Invektiven, es beweißt nur deren Halt- und Grundlosigkeit. Das neu geeinte Deutsche Reich wird nicht die Beute jüdischer Eindringlinge, jüdische Eindringlinge werden nicht die Hand nach Ihrem Besitztum ausstrecken, gnädige Frau, Ihre Kinder und Enkel werden nicht Hörige der semitischen Feudalherren sein, sondern, wie ich Sie beneide, wenn Sie törichte Furcht und falsches Vorurteil abgelegt haben, so wird man Sie und Ihre Nachkommen, mich und uns alle beneiden als Angehörige des Deutschen Reichs, an dessen Mehrung und Förderung und Besserung Juden wie Christen mit vereinter Kraft, mit gleicher Vaterlandsliebe, ohne Hass und Zwietracht, ohne Rücksichtnahme auf religiöses Bekenntnis und Urabstammung nicht als Juden und Christen, sondern als gleichberechtigte und gleichverpflichtete Bürger arbeiten.

Die Nationalität des Staatsbürgers kann durch religiöse Anschauung nicht berührt werden. So wenig das Staatsbürgertum des Christen von seinem Glauben oder Unglauben, an die Lehren der Kirche abhängig ist, ebenso wenig hängt das Staatsbürgertum des Juden von seinem Judentum ab.

Die jüdische Nationalität hat aufgehört zu sein.

Das Judentum aber, das nicht versiegte auf dem Felsenboden der Verachtung, nicht verdorrte unter dem Sonnenbrande des Hasses, wird dauern, bis es seine Mission erfüllt hat, bis alle Bewohner der Erde erkennen, dass Gott einzig ist und sein Name einzig, bis es keinen Hass mehr gibt, sondern nur noch jene Liebe, deren Dogma schon heute Christen wie Juden gleichmäßig anerkennen: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“.

Ein Gebäude wie das des Judentums zittert nicht, wenn Marr'sche Steinwürfe dasselbe treffen. Unerschüttert harrt es der messianischen Zeit, von der der Psalmist singt: „Dann werden sich freuen die Bäume des Waldes“ — , weil dann nicht mehr mit Holz und Reisig aus dem Walde, sondern mit Schriften von Marr'schem Kaliber der Ofen geheizt werden wird.

Und damit, gnädige Frau, Gott befohlen.
Ihr Ergebener
F. Sailer.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Juden und das Deutsche Reich