Der Tribut

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1921
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Araber, Islam, England, Andersgläubige, Kolonien, Orient, Tribut, Abgaben, Araberstämme, Großbritannien, Unterwerfung, Syrien, Ägypten, Jemen, Türkei, Mekka, Medina,
Welche Rolle auch dem Mohammedanismus in kommenden Jahrzehnten zufallen mag, das Feuer des Panislamismus ist für lange Zeit erstickt in der Asche, die der Brand des Weltkrieges hinterlassen. Denn Großbritannien hat sich im Orient seinen Löwenanteil an der Siegesbeute zu sichern gewusst. Um den Rest ihrer Selbständigkeit kämpft die Türkei, Ägypten fügt sich in britische Hörigkeit, und auch Arabien, Hedschas und Jemen mit den heiligen Stätten von Mekka und Medina sind in englischer Gewalt.

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Ob sich die islamitischen Völker für immer damit abfinden werden, ist zweifelhaft. Frieden zu bringen war nie der Ehrgeiz des Islams, sondern der Kampf gegen die Andersgläubigen. Mohammed, der Prophet, war zugleich Feldherr und Staatsmann. Seine Nachfolger, „Kalifen“ genannt, suchten ihren Ruhm darin, ein Nachbarvolk nach dem anderen unter die Macht der Weltreligion zu bringen, in drei Erdteilen große Gebiete für den Islam zu erobern. In die Glanzzeit arabischer Siegeszüge führt uns das Bild „Der Tribut“ zurück. Auf Abu Bekr, den Nachfolger des Propheten, war 634 der tatkräftige Omar gefolgt, der die Unterwerfung Syriens und der Euphratländer vollendete und Ägypten eroberte. Wehe den Besiegten, die des Arabers Grausamkeit zu fühlen bekamen! Mit Feuer und Schwert räumte sie auf mit den Gegnern. Habsucht war damals schon der Charakterzug aller Araberstämme. Auf schwere Forderungen gefasst, schreiten auf unserem Bild Abgesandte einer unterworfenen Provinz auf das Tor des Palastes zu, in dem sie der Gewalthaber empfangen wird. Mit gezücktem Schwert hält ein Nubier Wache. Der Greis an der Spitze der Abordnung trägt eine Pergamentrolle, auf welcher Versicherungen der Unterwürfigkeit niedergeschrieben sind. Ein Krieger und ein Kaufmann begleiten ihn, und ein Schwarzer schleppt schwere Summen Geldes, den schuldigen Tribut, herzu. Im Hintergründe packen Diener wertvolle Geschenke aus. Ein schwerer Gang, den die Gesandten tun, denn die Unersättlichkeit des Siegers ist schwer zu befriedigen.

Der Tribut

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