Der Schmied von Hechelbach

Autor: Ueberlieferung
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Der Schmied von Hechelbach war sein Leben lang ein heiterer Geselle und steckte stets voller Listen und Schalkheiten. Er trank auch oft über den Durst und vollführte dann manchmal dumme Streiche. Da geschah es, daß er starb und im Jenseits an die Himmelspforte klopfte.

"Wer bist du?" fragte Petrus, der Himmelspförtner.

"Ich bin der Schmied von Hechelbach und bitte um Einlaß in den Himmel."

Da schlug Petrus das große Buch auf, in dem alle Taten der Menschen verzeichnet stehen, und las nach. Aber je länger er las, desto unwilliger schüttelte er den Kopf und sprach zuletzt: "Fort mit dir! Für Leute deines Schlages gibt es im Himmel keinen Platz."

Doch der Schmied von Hechelbach war keiner von denen, die sich so leicht abweisen lassen, und darum hatte er auch hier sogleich eine List zur Hand. Er stellte sich recht einfältig, gab dem Heiligen freundliche Worte und fragte zuletzt, ob er nicht wenigstens für die guten Handlungen, die er in seinem Leben vollbracht habe, einen Augenblick durch den Türspalt in den Himmel hineinblicken dürfe.

Weil der Schmied gar so inständig flehte, wollte Petrus nicht verschlossen bleiben und gestattete es. Kaum aber hatte er die Tür ein wenig geöffnet, so warf der Schmied flink sein Käpplein durch den Türspalt in den Himmelssaal hinein, stellte sich aber so, als wäre es ihm unversehens und vor lauter Staunen über die himmlische Pracht entfallen. Darüber fing er nun zu jammern an und bat, ob er es nicht schnell wieder herausholen dürfe. Petrus erlaubte es ihm.

Sobald aber der schlaue Schmied zur Tür hineingeschlüpft war, setzte er sich im Himmelssaal auf sein Kapplein und sprach:

"Jetzt sitz i auf meinem Gurt, will seah, wer weg mi duet."

Im Himmel gibt es nun weder Streit noch Zank, auch keine Gewalttätigkeit. Weil man aber ohne solche den Schmied nicht mehr hätte herausbringen können, und da er auch wirklich auf seinem Eigentum saß, so konnte Petrus nichts anderes tun, als über den schlauen Schmied lachen und ihn auf seinem Platze lassen.

So also ist der Schmied von Hechelbach doch in den Himmel gekommen.