Der Kosak und sein Pferd

Das Eigentümliche von Ross und Reiter
Autor: Forestier B. (?), Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kosaken, Hetman Platow, Napoleon, Russlandfeldzug, Befreiungskrieg, Pferdedressur, Kosakenpferd, Russland, Don-Kosaken
Aus: Illustriertes Familien-Journal. Zur Unterhaltung und Belehrung. Band 16. 1862

Die sich im Jahre 1812 von Moskau zurückziehende französische Armee führte aus Russland unmittelbar in ihrem Gefolge eine bedeutende Anzahl von Leuten mit sich nach Deutschland, welche, halb Bauern halb Räuber, von ihnen Kosaken genannt wurden. Es waren dies die obdachlos gewordenen Einwohner derjenigen Ortschaften, welche auf dem Hinwege nach Moskau von den Franzosen zerstört worden waren. Kaum hatten sie, überrascht von dem Anmarsche des Feindes, ihre Familien in Sicherheit bringen können; Vieh und Haus waren den Flammen oder der Raubsucht zum Opfer gefallen, und es blieb ihnen daher nichts weiter Übrig, als auf dem geretteten Pferde sich den Haufen anzuschließen, welche bereits in den Flanken des Feindes diesem durch Aufhebung kleiner Transporte von Lebensmitteln, oder geringer Detachements fourragierender Soldaten und sonst noch auf alle mögliche Weise, Schaden und Abbruch taten. Sie waren gänzlich ohne Führer und gehorchten durchaus keinem direkten Befehle. Beim Hinmarsch blieben sie auf den Flanken der siegreich vordringenden Franzosen, vermieden es aber geflissentlich, sich an irgend einer Schlacht zu beteiligen. So gelangten sie nach Moskau.
Während des Aufenthalts der Franzosen in dieser Stadt organisierten diese Leute bereits zu einzelnen Trupps, welche unter sogenannten Hetmans beim allmählichen Verfall des feindlichen Heeres lebhaftere Angriffe auf dasselbe wagten, und in immer größeren Massen die Flucht der Franzosen beunruhigten.

Ein bis an die halbe Wade reichender Schafpelz, schmierige Tuchhosen, in die Stiefeln gesteckt, und die halb polnische, halb russische Mütze, mit einem Worte: die übliche Kleidung der dortigen Bauern war auch die ihre, und nur der Schmutz allein gab ihnen auf den ersten Blick eine gewisse Gleichförmigkeit. Das Pferd, mit einem Sattel bekleidet, dessen Kissen ihnen als Sitz, aber auch dazu diente, Lebensmittel und Beute fortzubringen; ein junger Baumstamm, mit einem Tisch- oder Kuchenmesser an der Spitze, als Lanze, ein schlechter Säbel und hin und wieder ein noch schlechteres Pistol vollendeten ihre Ausrüstung. So waren die Leute gekleidet, so sahen sie aus, welche von den Franzosen mit dem Namen „Kosaken“ beehrt wurden, besser aber Straßenräuber hätten genannt werden sollen.

Einen bedeutenden Zuwachs erhielten diese Rotten bei ihrem Einmarsch in Polen durch die Kinder Israels. Diese erkannten augenblicklich, dass unter solchen Soldaten eben keine große Gefahr zu befürchten, wohl aber reiche Beute zu erwarten war, und sie säumten daher keinen Augenblick, in ähnlichem Costume mit ihren Pferden sich denselben anzuschließen.

Was nun die wahren Kosaken betrifft, so wurden die am Don und Ural wohnenden vom Kaiser erst zu Ende des Jahres 1812 zur Teilnahme an dem Kriege aufgefordert.

Unter dem damaligen Hetman Platow erschienen 150.000 Menschen, welche in den letzten Monaten des Jahres 1812 in Petersburg anlangten, und mithin nicht mehr beim Rückzüge der französischen Armee verwendet werden konnten. Ein großer Teil von ihnen blieb zum Schutze Petersburgs zurück. Erst im Januar 1813 verließen die übrigen Kosaken mit den russischen Garden zugleich die Hauptstadt. Bei ihrem Eindringen in das preußische Gebiet fanden sie jenes Vorurteil gegen sich herrschend, welches durch das Benehmen der oben beschriebenen Raubhorden hervorgerufen worden war, und dieses Vorurteil hat sie nicht verlassen bis zum heutigen Tage.

Die Schönheit der Leute fiel in Deutschland allgemein auf, und das erste Mal, als die Kosaken unter dem General Czernitscheff bei dessen Marsche auf Kassel vor den Feind kamen, zeichneten sich dieselben durch ihre Bravour in einer Weise aus, dass man sie, wenn man dieselben mit den früher unter diesem Namen bekannten Horden verglich, nicht für Kosaken halten wollte.

Ihre fortwährende Vermischung mit kaukasischen Frauen hat die Kosaken hinsichtlich ihrer Rasse auffallend schöner gemacht, als es die Russen im Allgemeinen sind; auch unterscheidet sie eine weit größere Reinlichkeit, als man dem gemeinen Russen nachrühmen kann. Fast alle gehören den Altgläubigen, den sogenannten Roskolniki an.

Gleich allen tatarischen Stämmen sind die Kosaken so sehr und so innig mit ihren Pferden verbunden, dass Eines ohne das Andere fast niemals gedacht wird, und es dürfte daher unseren Lesern von Interesse sein, um das Wahre vom Falschen selbst unterscheiden zu können, über die Natur und Zucht dieser Pferde etwas Näheres zu erfahren.

Das Alter vom 6. bis zum 14. Jahre wird von den Kosaken als das zur Fortpflanzung ihrer Pferde geeignetste gehalten, und diese Zeit wird bei den Stuten der Reicheren unter ihnen genau beobachtet, während die Ärmeren häufig von der Not gedrängt werden, diese Regel zu verletzen. Von der Zuchtstute verlangt der Kosak, dass sie vollkommen gesund, flüchtig im Laufe, dauerhaft im Wuchse, und mit breitem Leibe und hohem Becken ausgestattet sei. Die größte Vorsicht wendet man bei Auswahl der Zuchthengste an. Ein Sprichwort der Kosaken sagt: „Wähle den Hengst, wähle ihn abermals, denn die Fohlen gleichen stets mehr den Vätern, als den Müttern. Vergiss nicht, dass die Stute das Gefäß ist, woraus Du Gold nimmst, wenn Du Gold, Kopeken aber, wenn Du Kupfer hineintatest.“ Und diesen Wahrspruch befolgen sie aufs genaueste. Es ist daher auch jedem Kosaken durch die Sitte geboten, ein schönes männliches Pferd zur Fortpflanzung Herzuleihen, sobald die nötigen Gesundheitsregeln dadurch nicht verletzt werden.

Sobald das Fohlen geboren ist, wird es sorgsam gereinigt, und ihm Luft in das Maul geblasen, um den daselbst befindlichen schäumenden Schleim zu vertreiben, und nun lehrt man dem Fohlen das Saugen, indem man ihm einen Finger hinhält, der mit gesalzener Milch angefeuchtet wird. Ist dieser Versuch gelungen, so bringt man es zur Mutter, wobei es ebenfalls sorgfältig bedeckt und vor der Nachtkälte bewahrt wird. Um es von Haus aus auch an fremde Milch zu gewöhnen, füllt man einen Schlauch mit Milch an, hält ihn an das Maul des Fohlens, und flößt ihm durch Zusammendrücken des Schlauchs die Milch ein. Nach einigen Tagen hat man es bereits daran gewöhnt. Hierauf wird ein großer Wert gelegt, indem man das Fohlen, während die Mutter anders benutzt wird, zu Haus behalten kann. Einige Tage nach der Geburt schlitzt man dem Fohlen das linke Ohr auf, eine Prozedur, für die man mehre Gründe angibt. Viele behaupten, dies geschähe nur bei den während der Nacht geborenen Tieren, um ein besseres Sehvermögen dadurch zu erzielen, andere, dass es nur bei dem an einem Sonntage geborenen Statt finde, weil dies Glück bringe. Das Wahre an der Sache ist wohl, dass diese Aufschlitzung als Merkzeichen dient, und man das Tier als vorbestimmtes Eigentum irgend einer Person, namentlich für jüngere Söhne, bezeichnet. Häufig schlitzt man aber auch dem Fohlen das Ohr bei Kolikanfällen auf, ein Aderlass, durch den es nicht selten gerettet wird.

Bei plötzlichen Aufgeboten gegen die Tscherkessen werden die Hengstfohlen sogleich nach der Geburt getötet, um die Stute frei benutzen zu können. Ein Stutenfohlen tötet man nie, sondern überlässt dasselbe dem Schulze der Weiber und Kinder. Wirft eine Stute auf dem Marsche oder auf der Reise, so wird das Fohlen, um es vor Anstrengung zu bewahren, auf einen Wagen gelegt, und ihm auf demselben ein Lager, so weich wie möglich, bereitet. Es sieht dann seine Mutter nur beim Halt oder während der Nacht. Vor dem Feinde, wo den Kosaken diese Vorsichtsmaßregel unmöglich gemacht wird, habe ich dieselben wiederholt ihr Fohlen mehre Tage lang vor sich auf dem Pferde mitnehmen sehen. Sie blieben dann hinter der Front, immer aber noch in der Marschkolonne. Nach einigen Tagen waren die jungen Tiere bereits kräftig genug, ihren Müttern zu folgen und machten dann den ganzen Feldzug mit. Vor Eupatoria hatte ich Gelegenheit, einer nicht uninteressanten Szene beizuwohnen. Eine Dragonerfeldwacht, der ungefähr 10 Kosaken beigegeben waren, wurde von den Türken überfallen und musste sich zurückziehen. Das Pferd eines der Kosaken war durch ein etwa sechs Wochen altes Fohlen begleitet, welches durch den Lärm des Überfalls von seiner Mutter abgekommen, und gerade mitten unter die Feinde hineingerannt war. Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, sprengte der Kosak durch die Haufen der Türken, sich rechts und links mit Säbelhieben Bahn brechend, hindurch, hinaus aus die Steppe, wo das Fohlen ratlos umherirrte, und fortwährend kläglich nach seiner Mutter schrie. Das antwortende Geschrei der Mutter und die Zurufe seines Herrn brachten es endlich wieder auf die richtige Witterung, und nun machte der Kosak, im eiligsten Galopp und vom Fohlen gefolgt, die Tour durch die ganze Linie der Feinde zurück, und langte, ungeachtet der ihm folgen den Flintenschüsse, ungefährdet wieder bei den Seinigen an.

Ist das Fohlen abgesetzt, so folgt es der Mutter doch noch immer auf die Weide. Dort findet es die seiner Gesundheit und der Entwickelung seiner Kräfte angemessenste Nahrung und Bewegung. Abends kehrt es nach Hause zurück und schläft unter einer unmittelbar an das Haus des Herrn angebauten Bedachung. Hier ist es der Gegenstand der ausgedehntesten Fürsorge für die ganze Familie. Die Weiber und Kinder spielen mit ihm, versorgen es mit Brod und Milch, und diese tägliche Berührung mit den Menschen erzeugt jene Klugheit, die man hauptsächlich bei den Kosakenpferden antrifft.

Mit 18 Monaten beginnt auch der Unterricht des Fohlens, ein Mal, weil dieses die richtige Zeit ist, dasselbe gelehrig und klug zu machen, dann aber auch, weil man dadurch die Entstehung einer zu großen Milz verhindert, was das Tier zum anhaltenden Laufen untüchtig machen würde. Und in der Tat sind die Kosakenpferde zum anhaltenden Laufe abgehärtet, wie kaum glaublich. Fortwährend von Jugend auf darauf angewiesen, ihre Nahrung suchen zu müssen, und zuweilen gezwungen, weite Strecken zu laufen, um Wasser zum Saufen aufzusuchen, werden sie durch diese Lebensweise mäßig, unermüdlich und geschickt, zu jeder Zeit das Erforderliche zu leisten. Mit dem 18. oder 20. Monat lässt man das Fohlen von einem Knaben besteigen, der es zur Tränke und auf die Weide reitet, und es an einer schwachen Leine lenkt. Diese Übung ist beiden Teilen nützlich; der junge Kosak lernt reiten, das Fohlen gewöhnt sich daran, eine Last zu tragen, die seinen Kräften angemessen ist. Auf der Weide verbindet der Kosak das Fesselband des Vorder- und Hinterfußes einer und derselben Seite, und zwar sehr kurz, denn er weiß, dass eine solche kurze Fessel, wenn sich das Pferd zum Grasen bückt, die Rückenwirbelsäule zwingt, gerade zu bleiben, und eher convex als concav zu werden. Ist dagegen die Fessel zu lang, so wird die Wirbelsäule nicht fest gehalten und nimmt leicht eine fehlerhafte Lage an.

In einem Alter von 24 bis 27 Monaten wird das Pferd gezäumt und gesattelt, jedoch mit der größten Vorsicht. Mehre Tage hinter einander legt man ihm ein mit buntfarbiger Wolle umwickeltes Gebiss an; fängt es zu kauen an, so ist dies ein Zeichen, dass es sich daran gewöhnt hat. Ehe man das Pferd von einem Erwachsenen besteigen lässt, wird es etwa 14 Tage lang täglich mehrmals mit einem Packsattel beladen umhergeführt, auf dem mit Sand gefüllte Körbe stehen. So lernt es allmählich das Gewicht eines Reiters kennen. Dieser besteigt es nunmehr und reitet es, mit leichtem Gebiss, nur im Schritt und ohne Sporen. Dagegen ist er mit einer Knute versehen, vor deren Mißbrauch er sich jedoch ebenfalls hütet. Er redet dem Thiere stets mit sanfter Stimme zu, nie wird er heftig und jede Gelegenheit zur Widersetzlichkeit wird sorgsam vermieden.

In dem Alter von drei Jahren wird dem Fohlen gelehrt, seinem Reiter nicht fortzulaufen, sondern unter allen Umständen neben ihm auszuharren. Auf diese Lektion wird die größte Sorgfalt verwendet, und ein gutes Kosakenpferd wird stets willig dem Rufe oder Pfiffe seines Herrn folgen. Zu dieser Abrichtung wird dem Pferde ein Fesselband angelegt und ein Diener daneben gestellt, welcher mit dem Fuße die herabhängenden Zügel festhält. Bei jedesmaliger Absicht, fortzulaufen, erhält es einen scharfen Ruck, und schon nach einigen Tagen steht es fest wie eine Mauer. Um es zu gewöhnen, seinem Herrn nachzufolgen, hat derselbe stets Brot oder Gerste in der Tasche, wovon er dem Pferde in kleinen Pausen reicht.

Das Kosakenpferd nimmt an jeder Mahlzeit seines Herrn Teil, und es sieht hübsch aus, das Pferd seinen Kopf fast in die Tasche desselben stecken zu sehen, um irgend einen Leckerbissen zu erwischen. Zwischen dem dritten und vierten Jahre beginnt die Dressur für den Krieg, und hier strebt der Kosak hauptsächlich, dem Tiere einen dauernden Lauf zu verschaffen. Für gewöhnlich sieht er von den reinen Gangarten ab, und gewöhnt sein Pferd an das sogenannte Zackeln, eine Art Hundetrab, dadurch, dass er das Gebiss sehr stark wirken lässt und das Hinterteil mit den Schenkeln bearbeitet. In dieser Gangart, die das Pferd am wenigsten ermüden soll, legt er eine deutsche Meile in einer halben Stunde zurück. Das Pferd gewöhnt sich daran, den Zügel stets straff im Maule zu haben, und so zu sagen dem Reiter fortwährend auf der Hand zu liegen. Beim Galopp ist es dem Kosaken gleichviel, ob es rechts oder links galoppiert, oder ob es mitten im Laufe freiwillig changiert. Es ist unglaublich, wie lange das Tier einen derartigen Galopp aushalten kann. Auf diese Weise erreicht der Kosak einen fliehenden Feind unter allen Umständen, wenn er auch im Anfange der Verfolgung weit hinter ihm zurückbleibt; denn sein Pferd hält noch aus, wenn längst schon der kräftigste Renner ermüdete.

Etwas Eigentümliches ist bei dem Kosakenpferde das Beißen und das Schlagen mit den Vorderhufen nach dem Feinde. Man lehrt ihm dasselbe dadurch, dass man es auf der Stelle festhält und mit Reißen an den Zügeln zum Bäumen zwingt. Bald wird das Pferd die Andeutung zum Springen verstehen und nach dem Gegenstande, von welchem es glaubt, dass es seinen Weg aufhält, auf das heftigste beißen. Es kann vorkommen, dass der Kosak seinem Gegner auf eine derartige Weise begegnet, dass er einem Gefecht im Stillhalten nicht ausweichen kann. Jetzt muss er sich nach Möglichkeit verteidigen, und so ist es leicht möglich, dass sein Pferd, mit weitaufgerissenem Maule auf den Hinterfüßen laufend, dem Gegner eine Strecke entgegenkommt. Das Ungewohnte des Anblicks hat schon Manchen zur eiligsten Flucht bewogen. Auch ist das Tier in der Tat gefährlich, da es gerade auf den Reiter einläuft, und dessen Pferd mit den Vorderfüßen angreift, während es mit dem Maule den Gegner erfasst.

Ist der Kosak genötigt, Häuser zu durchsuchen, so bleibt das Pferd auf der Straße stehen und ist auf jedes Geräusch aufmerksam. Trifft er bei seiner Rückkehr das Tier mit herabhängenden Ohren, den Kopf beinahe zwischen den Beinen, wie schlafend an, so kann er gewiss sein, dass sich nichts Befremdendes zeigte; ist es dagegen aufgeregt, hält die Ohren gespitzt, blickt nach allen Seiten umher, und trippelt auf der Stelle, wo er es verlassen, unruhig hin und her, so ist es Zeit, sich eilig auf- und davon zu machen. Die Art und Weise aufzusteigen, indem man sich der Zügel bemächtigt und dann den Fuß in den Bügel stellt, ist bei den Kosakenpferden nicht anwendbar. Es dreht entweder um und bäumt sich, oder es setzt über Hecken und Gräben, um diesem Zwange der Zügel zu entgehen. Der Kosak hat am Sattel einen hohen Holzbügel, an welchem das Sattel listen vorn befestigt ist. In diesen Bügel greift er, ohne die Zügel zu fassen, wenn er das Pferd besteigt. — Gleich einem Hunde folgt das Pferd seinem Herrn, und wie dieser, klettert und springt es über fast alle Hindernisse. Die Gehöfte der tatarischen Dörfer sind häufig durch einfache Gitter geschlossen. Das Pferd wird versuchen, es zu überkriechen, wenn es nicht darüber springen kann; entgegengesetzten Falls steht es nicht an, so lange mit den Füßen dagegen zu schlagen, bis die einzelnen Latten brechen und das Hindernis beseitigt ist. Ein hübscher Anblick ist es, mit welcher Vorsicht es einen unbekannten Boden untersucht. Ein förmliches Fühlen mit dem Vorderbein geht dem Betreten voraus, und erst wenn das Pferd sich vollständige Sicherheit verschafft hat, wird es die übrigen Füße nachfolgen lassen.

Was beim Kosakenpferde die Dressur leistet, das vermag bei seinem Herrn der Instinkt des Naturkindes, Im Auffinden versteckter Gegenstände und Wertsachen z. B. ist der Kosak unübertrefflich. Vergebens verbirgt der Bauer seine Habe und Vorräte in einer liefen Grube seines Gartens — dem beim Sonnenaufgang herumspähenden Auge des Kosaken verrät sich leicht die im Tau oder Reif scharf abgezeichnete Oberfläche derselben; ein Loch in der Wand, mit einem Bilde geblendet, oder der Aufsatz des Ofens — beliebte Versteckplätze für Geld oder Pretiosen — sind ihm ein längst überwundener Standpunkt, ja selbst die ausgerissenen und dann wieder befestigten Dielen verraten sich ihm durch die unvermeidlichen frischen Hammerspuren auf den hineingetriebenen Nagelköpfen.

Bei der Auswahl der Beute ist der Kosak durchaus nicht schwierig, aber er wird stets einem größeren Gegenstande den Vorzug vor einem kleinern derselben Gattung geben, z. B. eine größere Taschenuhr einer kleinen vorziehen, mag letztere auch noch so wertvoll sein.

Hierdurch leuchtet deutlich ein, wie sehr der Kosak noch reines Naturkind ist. Sein Sattelkissen nimmt eine Menge Gegenstände auf, bis er gelegentlich dieselben in Geld umsetzt und damit neuen Gegenständen des Raubes Platz macht. Der Kosak setzt Alles in Geld um, und eigentümlich ist die Art, wie er dieses Geld bei sich trägt. Er hat nämlich eine Art Strumpfband, aus Leder bestehend, das er unmittelbar unter dem Knie festschnallt; an ihm hängt eine Tasche, ebenfalls von Leder, und in dieser birgt er seine Barschaft.

Don-Kosak

Don-Kosak