Die Schanze vor Steinbek

Auf demselben fortgehend, erblickten wir sehr bald zur rechten Hand eine hohe Schanze, neben oder vielmehr hinter einem kleinen Hause, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Wir gingen naher, um sie zu untersuchen, und fanden ein merkwürdiges Überbleibsel aus früherer Zeit, welches der Hoch-böken-Burg in Dittmarschen zur Seite gestellt werden kann. Beiläufig erwähnt, wird diese vom Volke heut zu Tage die Spuck-Burg (Spökel-Berg) genannt, und der Sage nach, soll eine goldene Wiege noch immer darin vergraben sein.

Auf die Schanze zurückzukommen, so melden die Annalisten uns, — „dass, als im Jahre 1216 König Waldemar die Stadt mit seinen Bundesgenossen belagerte, und er ihre Mauern so stark fand, dass er sie mit Sturm nicht einnehmen konnte, er sie durch Aushungern zu erobern beschloss. Zu diesem Ende ließ er zwei große Schanzen aufwerfen, die eine im Eichholze, wahrscheinlicher aber auf der jetzigen Neuen-Burg, die andere bei Schiffbek, um dadurch die Elbe und die Bille um so vollkommener von oben und von unten her zu sperren, und auf diese Weise also jede Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln zu Wasser zu verhindern.“ Und sein Unternehmen hatte den glücklichen Erfolg, dass nach sechsmonatlicher Sperrung die Stadt durch Hunger gezwungen ward, sich dem Könige Waldemar zu ergeben, wenn man auch nicht leicht begreifen kann, in wie fern eine Schanze zu Schiffbek der Schifffahrt auf der Elbe von oben her hinderlich war, zugegeben, dass sie der auf der Bille wehren konnte.


Diesen Nachrichten zufolge nun, mutmaßt man, dass dieser Erdwall zwischen Schiffbek und Schlehms ein Überbleibsel der erwähnten Schanze sei. Allein betrachtet man die Gestalt dieser und ähnlicher Erdwälle, so hat am wahrscheinlichsten in uralten Zeiten ein heidnischer Opfer-Altar an dieser Stelle gestanden, wo er dann unten von weit größerem Umfange gewesen sein mag, wie deutliche Spuren noch jetzt beweisen können.

Die Aussicht von dieser Anhöhe über Steinbeck, — die umliegende Gegend — die Rote-Brücke — die Billwärder Ebene bis nach Bergedorf, — und den Vierlanden hin ist herrlich. Die sich durch grüne Wiesen schlängelnde Bille, die isoliert stehenden Bauerhöfe, umschattet von Eschen und Linden, bilden zusammen ein malerisches Ganzes, das seines Gleichen suchen könnte. Nachdem wir einige Zeit dieses lieblichen Anblicks genossen hatten, verließen wir dieses Denkmal des Altertums, und gelangten über eine kleine Brücke wieder auf die Landstraße nach Schlehms. Auf dem Fußsteige an dieser rechts gingen wir weiter, bei dem schönen Landsitze des Herrn Heerlein vorüber, bis nach

Steinbek.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Holsteinische Tourist