Der Einfluss des Deutschtums auf amerikanische Politik.

Aus: Der Deutsche Pionier. Jahrgang 7
Autor: Redaktion: Der Deutsche Pionier, Erscheinungsjahr: 1875

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Auswanderer, Auswanderung, Vereinigte Staaten von Amerika, Deutsche, Pioniere, Kolonisten, Bauern, Farmer, Handwerker, Deutsch-Amerikaner, Heimat, Heimatvereine, Gesangsvereine, Bildungsvereine, Sängerbund, Pioniergeist, Historisches, Demokratie, Freiheit,
In der New Yorker „Evening Post“ finden wir einen Artikel über den Einfluss der Deutschen auf das politische Leben in den Vereinigten Staaten. Am Schluss wird die Frage aufgeworfen, warum sich dieser Einfluss nicht in höherem Grade geltend mache, als tatsächlich der Fall ist. Es wird darauf folgende Antwort erteilt:

„Weil die Deutschen durch die sprachlichen Schwierigkeiten die sie zu bekämpfen haben und durch eine angeborene Bequemlichkeitsliebe, sich selbst zur Untätigkeit verdammen, wohl räsonieren, aber nicht handeln, politisch faul, ja oft pflichtvergessen sind.

Es ist wahr, der rohe Irländer hat dem gebildetsten Deutschen gegenüber im politischen Leben einen nicht hoch genug zu schätzenden Vorteil voraus. Wie das junge Hühnchen kaum aus den Schalen des Eis gekrochen, munter ins Leben hineinhüpft, so stürzt sich der Irländer in Folge verwandter artikulierter Kehllaute hier sofort ins politische Leben, oft noch ehe er amerikanischer Bürger ist.

Die Sprache ist ein Hindernis, das zu bekämpfen ist, aber kein unüberwindliches. Der deutschen Sprache werden jetzt schon im politischen Leben bedeutende Zugeständnisse gemacht. Man hat eine deutsche Presse, deutschen Sprachunterricht, deutsche Gesetz-Veröffentlichung, deutsch-politische Organisationen, deutsch-politische Versammlungen. Bei vermehrter politischer Tätigkeit von Seiten der Deutschen, bei entschiedener Geltendmachung des berechtigten Einflusses derselben, würden vielleicht noch mehr Zugeständnisse gemacht.

Doch vollständig abgesehen hiervon, der Deutsche eignet sich fremde Sprachen sehr leicht an. Der beste Redner in der laufenden Sprache des Landes ist ein Deutscher, Karl Schurz. Die Sprache ist für die geschäftliche Entwickelung des Deutschtums kein Hindernis, warum sollte es für die politische sein. Man muh nur ernstlich wollen, sich eigener Gedanken nicht schämen, sie aussprechen und sie zur Geltung zu bringen suchen und es geht. Ist auch die Form nicht immer so abgerundet und vollendet, als man es wünscht, ist der Gedanke gut, so findet er dennoch Anklang.

Wir leben hier in einer Republik. Ist dieselbe auch noch nichts weniger als vollkommen, übt auch das Volk noch lange nicht alle ihm zustehenden Rechte aus, kann es doch, wenn es nur ernstlich will, seinen Willen zur Geltung bringen und sich größere Freiheiten und Rechte erringen.

Volksversammlungen, in welchen politische Fragen besprochen. Wünsche ausgedrückt und in richtige Form gebracht und Mittel und Wege ausfindig gemacht werden, sind vor allem notwendig. Sie mögen von den Zweckpolitikern, die für die verborgene Kulissenarbeit schwärmen, verlacht, verhöhnt, und verkleinert werden, sie müssen und werden sich Geltung verschaffen. Sie sind beim Abgehen der wichtigsten Volksrechte das erste und nächste Mittel, um politischen Einfluss zu erringen und ihn zu verwerten. Mit unnützen Wirtshauspolemiken, mit welchen der Deutsche so viel Zeit vergeudet, ist es nicht getan. Nur den hundertsten Teil der Zeit, welche dieselben in Anspruch nehmen, dem öffentlichen Leben gewidmet, und Wünsche werden zu Taten werden.

Dann haftet dem Deutschen vor Allem noch ein kleinlicher Zug an, der ihnen überall hindernd und hemmend entgegentritt, der mehr zur Dämmung ihres Einflusses beiträgt, als alle gegnerischen Anstrengungen, eine echte Krähwinkelei, die sich aufs Gehässigste geltend macht. Persönliche Eifersüchteleien und Streitigkeiten werden mit in das politische Leben hinübergeschleppt.

Deutsche Kandidaturen werden am meisten von Deutschen bekämpft und oft ohne allen Grund.

Sorgen die Deutschen dafür, dass sich keine unsauberen und unfähigen Politiker ihrerseits in den Vordergrund drängen, dass diese immer und überall zurückgewiesen werden.

Sortieren sie ihre tüchtigsten und fähigsten Kräfte, deren es eine reiche Anzahl gibt und lassen sie dann denselben ohne Unterschied der Partei und mit der Weglassung aller kleinlichen Nörgeleien ihre Unterstützung angedeihen.

Weniger Wirtshaus-Räsonnements, weniger Bequemlichkeit und Zurückhaltung, weniger Gedankenlosigkeit und Namensgötzendienst und festeres Zusammenhalten, und Vieles wird besser werden."

Immer weiter Richtung Westen

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Feierabend am Kamin

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Landleben in Nordamerika

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Farmer

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Postkutsche

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Versorgungstransport

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