Pferdezucht

In den Jahren 1770 bis 1780 gab es zwar schon fast in allen Ländern Deutschlands Landgestüte, doch waren sie sämtlich nicht von besonderem Belange, die Landbeschäl- Reglements dem Aufkommen dieser Zuchten nicht günstig, der Landmann daher nicht geneigt dazu, und die Beschäler, wodurch die Pferdezucht des Landes verbessert werden sollte, im Allgemeinen schlecht, weil die Regierungen zu wenig darauf verwendeten, und nur höchstens alte ausgemusterte, sogenannte Herrnbeschäler, von den Privatgestüten der Regenten, als Ländbeschäler gebrauchten. Die sogenannten Hengstreiter hatten daher einen großen und unbeschränkten Wirkungskreis; da aber diese in der Regel nur fehlerhafte, zu junge, und wenn es hoch kam, bloß von Lüneburger Rasse abstammende Beschäler hielten, so wurde dadurch der Pferdezucht nicht aufgeholfen, und man sah vorzüglich in den südlichen Ländern von Deutschland nur sehr mangelhafte und schlechte Pferde. Besser stand es um die Landes-Pferdezucht in den nördlichen Ländern, als an der Ostküste von Preußen, Pommern, Brandenburg, Mecklenburg, Holstein und Hanover, wo schon dazumal der Landmann keinen ganz schlechten Schlag von Pferden zog, vorzüglich in Mecklenburg, wo zu jener Zeit noch die alte Mecklenburgische Rasse ganz rein und unvermischt anzutreffen war, Holstein viele mitunter gute Pferde zog, Hannover aber einen Pferdeschlag hatte, der dem jetzigen, welcher erst noch in der Veredlung durch englische Vollblutspferde begriffen ist, nichts nachgab.

In den südlichen Ländern war einiges Gute auch für das Land aus dem Zweibrücker, und Anspacher Gestüt hervorgegangen, und im Churfürstentum Sachsen von den vortrefflichen Privatgestüten des Churfürsten, von welchen selbst die ausrangierten und an das Landgestüt abgegebenen sogenannten Herrn-Beschäler, eine noch bessere Zucht lieferten, als es bei vielen in späteren Zeiten jung angekauften Beschälern der Fall ist. Im Ganzen wurde jedoch in allen Ländern der Zweck des Landgestüts nur sehr unvollkommen erreicht, und die Beschäler der Hengstreiter fast überall den Landgestüt-Hengsten vorgezogen.


Dafür befanden sich aber die sogenannten Herrn-Gestüte der Regenten, mit wenigen Ausnahmen, in einem vortrefflichen Zustande, und lieferten durch ihre Reinzucht die besten Pferde, die, wenn auch nicht an Schönheit und englischem Lustre, doch in Hinsicht ihrer Bravour den jetzt auf denselben aufgezogenen Pferden nichts nachgaben. Die meisten Zuchten dieser Art waren aus einer Paarung der nördlichsten mit den südlichsten Pferden hervorgegangen, da man bei ihrer Errichtung den Grundsatz befolgt hatte, nach welchem nur Pferde von ganz verschiedenen Klimas zusammengepaart, eine gute Nachzucht hervorbringen konnten.

So bestand der Stamm der so berühmten Churfürstlich Sachsischen Gestüte aus dänischen Stuten und spanischen oder türkischen Hengsten, durch deren Vermischung ein eigener Schlag von Pferden entstand, der später in sich selbst, als Reinzucht fortgepaart, festbegründete Eigentümlichkeiten erhielt, die diese Rasse von allen andern hinsichtlich der Figur, der Kraft, der Stellung, Bewegung und der Ausdauer, auffallend unterschied.

Die Einführung englischer Vollblutshengste war dazumal noch nicht sehr im Gebrauch, und man zog es vor, die Gestüte mit französischen Hengsten aus der Normandie, Limosin, die arabischer Abkunft waren, oder mit Andalusischen Hengsten aus Spanien von Maurischer und Maroccoischer Rasse abstammend, so wie den großen Wagenschlag durch Neapolitanische oder Dänische Hengste, zu verbessern. Nur Hannover bediente sich zu dem Aufkommen seiner Pferdezucht englischer Hengste, bis späterhin vorzüglich auch die großen Pferdezüchter in Mecklenburg dieselben zu der Verbesserung ihrer Pferdezuchten einführten.

Früher kaufte aber der Markgraf von Ansbach englische Hengste, die meisten von dem Jagdschlag, den sogenannten Hunters, auf, und brachte sie nach Kriesdorf bei Anspach, wo er ein vortreffliches Privatgestüt errichtet hatte, aus dem auch vieles Gute für die ganze Landespferdezucht in dem Anspachischen hervorging.

Die meisten österreichischen Gestüte stammten von ungarischer, siebenbürgischer und türkischer Rasse ab, und nahmen schon dazumal mit den ersten Platz unter den deutschen Pferdezuchten ein.

Das Senner Gestüt in der Grafschaft Lippe Detmolt, als eines der ältesten in Deutschland, wurde schon seit längerer Zeit als Reinzucht in sich selbst fortgepflanzt, und die Nachrichten, aus welchen Rassen es eigentlich bei seiner ersten Entstehung gebildet worden sei, sind in dem 30jährigen Kriege, wo es selbst auch bis auf einen kleinen Namen reduziert worden war, verloren gegangen. Seit Menschengedenken kannte man es nur noch als ein halb- oder vielmehr ganz wildes Gestüt, denn die große Heide, hier Senne genannt, zwischen Paderborn und Lippspringe, wo die Pferde ihren Aufenthalt hatten, den Namen gab, von dem man in geschichtlicher Hinsicht aber weiter nichts zu sagen wusste und sich nur damit begnügte, dass man daselbst gute und vorzüglich sehr feste und dauerhafte Pferde zog, die aber auch wegen ihrer Menschenscheue, Wildheit und Widerwilligkeit allgemein bekannt waren. Durch die Reinzucht in sich hatte diese Rasse besondere feststehende Eigentümlichkeiten erhalten, wodurch man einen Senner auf den ersten Blick von allen übrigen Pferderassen Deutschlands unterschied; für die allgemeine Verbesserung der Pferdezucht in Deutschland, selbst nur für die Grafschaft des Landes, worin es bestand, ist weiter nichts Gutes daraus hervorgegangen, und man hat sich der von dieser Zucht gefallenen Hengste weiter nicht zu der Verbesserung und Veredlung anderer Rassen bedient. So wie noch jetzt, machte es schon vor vielen Jahren ein in sich geschlossenes Ganze aus, dass man vorzüglich seines Alters wegen, und indem man die unfruchtbare Heide bei Paderborn nicht besser benutzen zu können glaubte, fortbestehen ließ, ohne jedoch auf eine weitere Verbesserung und allgemeine Nützlichwerdung desselben, für das Land zu denken. Wie denn überhaupt die Privatgestüte der Regenten dazumal nur die Remontierung des Marstalls zum Zwecke hatten, und zu der Verbesserung der allgemeinen Pferdezucht des Landes so gut als nicht vorhanden waren, indem wenigstens nur ein sehr unbedeutender Nutzen für das Allgemeine daraus hervorging. So war es im Württenbergischen, Bayerischen und den übrigen kleinen Staaten von Deutschland.

Dieser vernachlässigte Zustand der allgemeinen Pferdezucht der Länder dauerte fort bis in die Jahre 1780, wo vorzüglich Preußen unter dem sich um die Pferdezucht dieses Landes so verdient gemachten Oberstallmeister von Lindenau mit zuerst anfing, auch dem Aufkommen der Landespferdezucht im Allgemeinen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und seine Landgestütsanstalten zu erweitern und zu verbessern. Diese Verbesserung ging hauptsächlich von dem in den ersten achtziger Jahren wieder neu organisierten Gestüt zu Neustadt an der Dosse hervor, wo gleich bei seiner ersten neuen Einrichtung die Landgestütanstalt eben so sehr berücksichtiget wurde, wie das Herrengestüt selbst, das man nur mehr für eine Pflanzschule für das Landgestüt als für den Marstall ansah und behandelte.

Durch dasselbe wurden zuerst in der ganzen Umgegend die Pferdezucht der Landleute sehr verbessert, und wenn dieses auch nur langsam ging und sich in der Veredlung gleichbleibend, gleichsam nur langsam fortbewegte, so wurden doch gerade dadurch die Verbesserungen um so fester, selbstständiger und eigentümlicher, und wenn auch die von den edelsten arabischen und englischen Hengsten gefallenen Fohlen der brandenburgischen Stuten noch wenig angeerbte Eigenschaften ihrer Väter an sich trugen, als höchstens einen etwas gefälligern Aufsatz, dem aber doch das abgeschliffene schwache Kreuz der eigentlichen Landesrasse zum Hinterteil diente, und die wohl noch dazu ihren schweren Leib als Erbteil der Mutter auf den angeerbten schwachen Schenkeln des Vaters trugen, der nur mehr seine Form als seine Kraft fortgepflanzt hatte, aus welchem nicht allein eine größere Unsicherheit im Gange, sondern bei der gebliebenen Schwäche des Hinterteils mit einem stärkeren Vorderteil auch noch öfters Widerwillen und ein kapriziöser Charakter hervorging, wenn man sie anstrengen wollte, so verloren sie doch bei einer fortgesetzten Paarung mit einer und derselben edlen Rasse diese Eigenschaften von Generation zu Generation immer mehr, die Anerblichkeit des Hengstes dominierte über die der Stute, und gleich — um bildlich zu reden — in der ersten nur das Vorderteil dem Vater, so hatte bei der zweiten Generation auch die Mittelhand schon die Eigentümlichkeit des Vaters angenommen, und bei der dritten und vierten auch das Hinterteil, dessen Form erhalten und eine noch weiter fortgesetzte Paarung mit einer und derselben Rasse glich alle noch vorhandene Ungleichheiten aus, und die Form und Materie des Vaters fing auch an dessen Kraft, Ausdauer, Leichtigkeit und Sicherheit anzunehmen, wurde nun selbst zu einer in sich begründeten und festbestehenden veredelten Rasse, wie sie jetzt besteht, und selbst wieder zu der Verbesserung und Veredlung anderer Rassen gebraucht wird.

Auf diese Weise, ich möchte fast sagen, unter meinen Augen, wurde die preußische Landesrasse in der Gegend von Neustadt an der Dosse, wo ich mich so oft aufhielt, entweder um meinen Freund, den verstorbenen Rossarzt Rohlwes auf dem Gestüt zu Neustadt an der Dosse oder den Herrn Pferdehändler Krell in Campel dicht bei dem Neustädte, Gestüt, zu besuchen, und meine Pferdeinkäufe bei demselben zu machen, der, was seine Reitpferde anbetraf, fast alle in dieser Gegend aufkaufte, verbessert.

Von hier aus verbreitete sich dann die Verbesserung der Landespferdezucht über die ganze preußische Monarchie, die es in der Verbesserung und Veredlung der allgemeinen Landespferdezucht am weitesten in Deutschland gebracht hat, und es, wenn sie darinnen fortfährt, zu einer Höhe bringen wird, die der Mecklenburgischen Pferdezucht sehr gefährlich werden wird, indem man natürlich auf diesem größeren Flächenraum mehr Pferde ziehen kann, als auf dem beschränkteren in Mecklenburg, und wenn sie nun auch so veredelt ist, noch besser geeignet sein dürfte, die wahre Fundgrube der guten Pferde für Deutschland auszumachen, was bis jetzt Mecklenburg allein war, ohne noch zu berücksichtigen, dass dieser große Staat alle seine Remonten für die Kavallerie selbst und in einer Art zieht, wie sie kein anderer Staat in Deutschland aufzuweisen hat.

Den großen Nutzen von der Verbesserung der Landespferdezucht einsehend, und auch um die Privatgestüte des Königs zu verbessern, wurden auch in neueren Zeiten in Württemberg durch seine Verbindung mit dem russischen Hof viele edle Pferde aus dem südlichen Russland und dem mit ihm angrenzenden Persien eingeführt, von welchen nun der Erfolg zu erwarten steht.

Auch im Königreich Bayern, im Badischen, Hessischen etc., geschah in neueren Zeiten sehr Vieles zu der Verbesserung der Landespferdezucht, und fast scheint es, als wäre, verhältnismäßig seines National-Reichtums, seiner eigenen veredelten Pferdezucht in Ungarn, Siebenbürgen, der Buckowina und seinen vielen Krongestüten im Lande selbst, seiner Verbindung mit der Türkei und andern Hilfsmitteln, dürfte Österreich am weitesten in der Verbesserung der Landespferdezucht zurückgeblieben, und dem Königreich Preußen, das hierin allen Staaten ein Muster war, am wenigsten gefolgt sein.

Als Privatunternehmung geschah für die Verbesserung der Pferdezucht ohnstreitig in Mecklenburg das Meiste, und die großen Grundeigentümer dieses Landes, als der Graf Plessen zu Iwenack und mehrere andere, scheuten keine Kosten, die veredeltsten Hengste und Stuten zu der Verbesserung ihrer Gestüte einzuführen, die sie, sehr richtig spekulierend, für den besten Erwerbszweig ihrer Besitzungen ansahen, und ganz im Kaufmännischen Geist betrieben, so dass jetzt die vor Jahren vermehrten Schaafzuchten, dieses Landes bei den gesunkenen Wollpreisen wieder reduziert, und die Pferdezuchten in den neuesten Zeiten wieder vermehrt wurden. Schade nur, dass die Aufzucht als Handelsartikel so treibhausähnlich geschehen muss, und nicht, wie auf eigentlichen Herrn-Gestüten, die bloß zu der Remontierung des Marstalls bestimmt sind, nur allmählich und nur mehr der Natur überlassend, vor sich gehet, wobei freilich mehr Ausdauer und Kraft, neben der veredelten Form, zu erwarten wäre.

Von der Regierung ganzer Länder geschah aber auch wieder in den neueren Zeiten von Preußen das Meiste, und es ließ zu wiederholten Malen Hengste und Stuten aus der Türkei und Arabien holen, und zwar alles dieses nicht sowohl, um nur seine Privat-Gestüte für den Marstall zu verbessern, wie es vorzüglich nur im Württembergischen der Zweck von der Einführung der orientalischen Pferde gewesen zu sein scheint, sondern um dadurch hauptsächlich seiner Landes-Pferdezucht im Allgemeinen noch mehr aufzuhelfen, und sie immer mehr zu der ersten in Deutschland zu machen.

Diese Einführung der arabischen Pferde führte aber zu dem Resultat, dass diese weit weniger zu der Verbesserung der Pferdezucht in Deutschland sich eignen, als die von dieser Zucht abstammenden englischen Pferde, die sich schon in Europa gleichsam naturalisiert und durch die Paarung in sich Eigentümlichkeiten angenommen haben, die sich weit leichter in Deutschland forterben, als die fremdartigen Eigenschaften des National-Arabers, der in den ersten Generationen bei weitem nicht die Nachzucht hervorbringt, die man mit eigenem Recht von ihm erwarten kann, und die weit weniger vermögend sind, über die fehlerhaften Eigenheiten deutscher Landstuten zu dominieren, als das englische Pferd, das sich in so Vielem dem deutschen Pferde mehr genähert hat, in die Rasse derselben — wenn ich so sagen darf — mehr eingeht und ihm aber auch auf diese Art mehr Eigenschaften und Vorzüge aneignen, anerben kann, als das ächt arabische Pferd, das der deutschen Rasse schon fremder ist und wenigstens erstlich in mehreren Generationen seine Vorzüge unter den deutschen Pferden verbreitet; daher man denn auch selbst in den größten Staaten, arabische Hengste einzuführen, wieder zurückgekommen ist, und sich an deren Statt der englischen Pferde von Voll- und Halbbluts-Rasse bedient.

Hannover bedient sich sogar der von englischer Zucht in Mecklenburg gezogenen Pferde zur Verbesserung seiner Landespferdezucht, und zieht sie den um dasselbe Geld aus England zu erhaltenden Pferden vor, weil man gefunden haben will, dass diese, die sich schon in Deutschland naturalisiert haben in allem einheimischer geworden sind, ihre Eigenschaften schneller und vermehrter auf das deutsche Pferd übertragen, als der National-Engländer. Da nun auch die von englischer Zucht abstammenden veredelten Mecklenburgischen und Preußischen Hengste eher und wohlfeiler zu bekommen sind, als National-Engländer, so werden die ersteren Pferde zu der Verbesserung aller übrigen deutschen Pferde vorzüglich gesucht, und die meisten Beschäler in Deutschland sowohl auf den Herren- als auf den Landgestüten, sind von veredelter mecklenburgischer oder preußischer Zucht. Selbst Holstein bedient sich jetzt dergleichen Pferde zu der weiteren Verbesserung seiner Zucht; doch sind auch vor Jahren englische Beschäler in diesem Lande eingeführt worden, von welchen schon manches Gute hervorgegangen ist. So ist z. B. der sonst so gewöhnliche Ramskopf der holsteinischen Pferde größtenteils verschwunden, ihr gewöhnliches schwaches Hinterteil ist stärker, so wie ihr ganzer Fasernbau fester und strammer geworden, und diese Verbesserung nimmt immer noch mehr zu, so dass in mehreren Generationen selbst das gemeine holsteinische Pferd aus dem Marschlands fast ganz von den Mängeln und Gebrechen befreiet sein dürfte, die ihm jetzt als Erbfehler seiner Rasse anhingen.

So wie sich denn überhaupt mit aller Gewissheit voraussehen lässt, dass bei dem regen Eifer der Regierungen für die Verbesserung der Pferdezucht und bei dem Spekulationsgeist jedes Pferdezüchters, die Verbesserung der Pferdezucht rasch vor sich gehen wird, und wir in fünfzig und hundert Jahren den Schlag von Pferden in Deutschland gar nicht mehr besitzen werden, den wir vormals hatten, so dass wir alten Pferdekenner, wenn wir zu jener Zeit wiederkommen könnten, die Rasse gar nicht mehr wiederfänden, die in unserm Zeitalter in Deutschland gezogen wurde.

Und gewiss würde dieses Fortschreiten in der Verbesserung der Pferdezucht noch schneller geschehen, noch allgemeiner verbreitet werden, wenn es Schriftsteller gäbe, die, mit praktischen Kenntnissen und vielen Erfahrungen davon versehen, den darinnen noch zu unbekannten Landmann, vorzüglich im südlichen Deutschland, aufmunterten; aber so gibt sich der praktische Pferdezüchter aus Eigennutz, Mangel an Zeit oder Mangel an Mitteilungsgabe, nicht mit schriftstellerischen Arbeiten ab, der Theoretiker aber, dem keine Erfahrungen zu Gebote stehen, weiß außer dem Gewöhnlichen und Bekannten nichts darüber zu sagen, und man merkt es seiner Schrift gleich auf der ersten Seite an, dass es nur eine Komplikation aus anderen Schriften dieser Art ist, aus welchen sich gewöhnlich nichts Besonderes lernen lässt, und so fehlt denn in diesem Zweig der Pferdekunde der geistige Hebel, den man in den übrigen Doktrinen der hippologischen Kenntnisse nicht vermisst, aber nur zu der Verbesserung der Pferdezucht wenig angewendet worden ist. Wenigstens ist mir außer dem verstorbenen Veteran der Pferdezucht, dem Württembergischen Gestüts-Inspektor Hartmann auf dem Gestüt Marbach, nur noch ein einziger Schriftsteller bekannt, der hierüber mit eben so vieler Wissenschaft als Erfahrung geschrieben hat, und dies ist der Königlich Preußische Gestütsmeister Ammon in seinem Handbuche über die Pferdezucht und in seinem Magazin für dieselbe, durch welche Schriften allein etwas Reelles auch in geistiger Hinsicht für die Verbesserung und Verbreitung der Pferdezucht geschehen ist. Existierte dieses Werk nicht, so würde ich Jemanden, der sich über die Pferdezucht belehren wollte, lieber vorschlagen Max Fuggers Werk in der ersten Ausgabe, nicht die Umarbeitung von Welstein, zu lesen, wo wenigstens noch praktische Wahrnehmungen über die Pferdezucht anzutreffen sind, die fast allen übrigen Schriften dieser Art ganz abgehen. So wie den überhaupt bis jetzt keine Abteilung der Pferdewissenschaften dürftiger und nachlässiger behandelt worden ist, als die Wissenschaft der Pferdezucht, über welche man nur erstlich seit Kurzem angefangen hat, auf unsern Tierarzneischulen Vorträge zu halten, ob sie schon der Grund von allen Wissenschaften der Pferdearzneikunst ist, über welche man sich so weitläufig und gelehrt ausspricht; ja auf manchen Tierarzneischulen hält man es bis jetzt noch gar nicht der Mühe wert, Vorlesungen darüber zu halten, und lässt den Schüler sogar in theoretischer Hinsicht ohne alle Kenntnisse hierüber, ob es gewiss schon eben so notwendig ja noch notwendiger wäre, einen Professor für das Fach der Pferdezucht anzustellen, als einen Lehrer für Botanik, Chemie und Physik, was alles nur als Hilfswissenschaften für den Pferdearzt zu betrachten sind, indessen die Wissenschaft der Pferdezucht, den Grund seines Wissens mit ausmachen sollten.

Ein Mann, wie Ammon, oder ein ähnlicher seines Gleichen, der lange praktischer Pferdezüchter, und, wie es bei diesem auch noch der Fall ist, lange Pferdearzt auf einem großen Gestüte (er war früher Oberpferdearzt auf dem Kön. Preußischen Gestüt zu Trakehnen in Lithauen,) war, könnte als Lehrer der Pferdezucht außerordentlich viel Gutes stiften, da so von allen den Lehrern, die diese Wissenschaft auf den Tierarzneischulen vortragen, nicht viel mehr geschehen kann, als dass sie höchstens sein Werk über diesen Gegenstand vorlesen, ohne im Stande zu sein, ihre Vorträge mit praktischen Bemerkungen aus der Erfahrung zu würzen, interessanter und belehrender zu machen.

Durch gut und praktisch unterrichtete Pferde, Ärzte und Tierärzte im Allgemeinen, auch über den so wichtigen Zweig der Pferdezucht, würde aber nach und nach der Pferdezucht eines Landes, für welche, wie es sich von selbst versteht, die Regierung das Ihrige tut, so wie für die Ausübung einer wissenschaftlichen Pferdarznei mehr getan, als durch bloße Volksbücher, welche die wenigsten Landleute bei aller Popularität des Vortrages nicht verstehen, oder noch häufiger gar nicht lesen, da ein Pferd- und Tierarzt auf dem Lande fast unausgesetzt mit ihnen auf die eine oder die andere Art in Berührung kommt, und hierbei seine erlangten Kenntnisse auf eine unmerkliche Art, und als geschähe es gar nicht um sie zu belehren, auf sie übergehen lassen kann. Anstatt der Pferdezucht studiert er aber auf der Tierarzneischule Botanik, Chemie und Physik, die er selbst nur halb verstand, in seinem praktischen Wirken fast ganz wieder vergisst, und die weder der Landmann von ihm lernen noch benutzen kann, sobald er auf keiner andern Stufe der Ausbildung sieht, als die er jetzt größtenteils in Deutschland einnimmt.

Möchten daher doch die Regierungen, wie es in mehreren Staaten geschehen ist, nicht sowohl durch Preisaufgaben für die beste Abhandlung über die Pferdezucht auf den Landmann zu wirken, und diesen für die Vermehrung und Verbesserung seiner Pferdezucht zu gewinnen suchen, sondern durch Tierärzte, Kur- und Beschlagsschmiede auf dem Lande und deren gründliche und praktische Unterrichtung in der Pferdezucht durch erfahrene und wissenschaftliche Pferdezüchter, für die ein Lehrstuhl auf allen unsern Tierarzneischulen noch gänzlich mangelt, und die zugleich die äußere Pferdekenntnis und den Pferde-Handel mit vortragen könnten, Wissenschaften, die der Pferdezucht so nahe verwandt sind, und die bis jetzt entweder noch gar nicht, oder von bloßen Theoretikern in diesen Fächern vorgetragen werden.

Ich füge nun noch eine kurze Beschreibung einiger der vorzüglichsten Gestüte in Deutschland hinzu, wie sie in meiner Jugendzeit waren. Als:
1.) Von dem Churfürstlich Sächsischen in Grais bei Torgau, Merseburg und Mendelstein. Der ursprüngliche Stamm dieses Gestüts bestand bei der Zucht der Reitpferde aus dänischen Stuten von der edelsten Abkunft und spanischen Hengsten von Maroccoischer Rasse, durch welche Vermischung ein eigener Schlag hervorgegangen war, der in den folgenden Generationen besondere Eigentümlichkeiten angenommen hatte, die durch die Paarung des Besten mit dem Besten unter sich als Reinzucht festbegründet wurde, und obschon die Rasse durch neue spanische Beschäler nicht wieder aufgefrischt oder — wie man sagt — Kreuzungen damit vorgenommen worden waren, so erhielt sich dieser Schlag doch in seiner einmal angenommenen veredelten Eigentümlichkeit, und das Ganze stellte eine eigene Vermischung und Verschmelzung des ganz edlen von Maurischer Rasse abstammenden spanischen Pferdes mit dem veredelten dänischen Pferde, sowohl in Form, Stellung, Bewegung, als Kraft dar, das ein vorzügliches Produkt lieferte.

Die Feinheit des spanischen Pferdes wurde durch die Stärke des Dänischen gemäßigt, das Feuer des Ersteren durch die Ruhe des Letzteren gemindert, die Form des dänischen durch das spanische mehr veredelt, und die Kraft, Bravour und Ausdauer in Eins verschmolzen. Das Vorderteil behielt indessen durch alle Generationen mehr die Eigenheiten des Spanischen, das Hinterteil mehr die Eigenschaft des Dänischen Pferdes bei, und ohne ganz besonders schön genannt zu werden, hatten sie doch eine sehr gefällige Figur, waren sehr leicht und angenehm in ihren Bewegungen, und besaßen eine außerordentliche Ausdauer. Die Höhe betrug elf Viertel Sächsisches Maß; die Farben waren Rappen, Braune, Füchse, Falben und Schimmel, alle mit wenig Abzeichnung; Tiger und Schecken wurden nicht gezogen. Die Hengste des Gestüts, die sogenannten Herrn-Beschäler, kommen den Winter hindurch mit samt den Ländbeschälern nach Dresden, wo sie in den Ställen der Ritter-Akademie aufgestellt, und als Schulpferde geritten wurden. Im Monat Februar gingen sie wieder auf ihre Stationen ab, und wurden dort in Ställen gut verpflegt.

Die Beschälung geschah aus der Hand. Die Stuten und Fohlen, nach dem Geschlecht und dem Alter von einander abgesondert, blieben das Frühjahr und Sommer bis im Spätherbst auf der Weide, und wurden nur bei sehr ungünstiger Witterung des Nachts in die Ställe gebracht.

Die Aufstellung der jungen Pferde geschah erst mit dem sechsten Jahre, wo sie nach Dresden in den Marstall gebracht, und auf der Reitbahn tätig gemacht wurden. Ihre völlige Ausbildung und Formierung erhielten sie erst mit dem siebenten Jahre. Sie waren im Allgemeinen sehr menschenscheu und wild, bockten wie die Wildfänge mit unglaublicher Kraft und Vehemenz, und ich erinnere mich vieler, die gleichwie das in ganz wilden Gestüten aufgezogene sehr kräftige Pferd, durch den Sattel hindurch bockten. Vorzüglich war dies den Graitzer und Wendelsteinischen Pferden eigen, weniger den Merseburgern, die bei ihrer Auferziehung weniger der Freiheit überlassen wurden, da auf diesem Gestüt die Weiden beschränkter waren, so wie diese auch in der Tiefe lagen, und bei weitem nicht die gewürzhafte Nahrung darboten, wie in Grais und vorzüglich in Wendelstein, wo die Trift sehr bergig und größtenteils im Walde war, weshalb auch von diesem Gestüt und selbst auch von dem Gestüt in Gratis, dessen Weiden an der Elbe lagen, die zweijährigen Fohlen nach Feßra gebracht wurden, wo sie auf den bergichten und waldichten Triften bis in ihr viertes Jahr blieben. Die Mutterstuten wurden bis in ihr zwanzigstes Jahr belegt und nur erstlich dann ausgemustert, wenn sie zu einer kräftigen Nachzucht nicht mehr fähig waren und dann gingen sie öfters noch bis in ihr dreißigstes Jahr bei dem Landmann im Pfluge, waren aber schwer tätig zu machen, da sie so lange sich selbst überlassen nur auf dem Gestüt in der Freiheit gelebt hatten, wo sie zu keinem Dienst verwendet worden waren.

Zu der Zufuhr der Fourage und dergleichen bediente man sich daselbst der ausrangierten Mutterstuten oder erhielt zu diesem Zweck ausgemusterte Wagenpferde aus dem Marstall.

Jeder Hengst hatte nur zwanzig bis dreißig Stuten zu bedecken und die meisten erfüllten ihre Bestimmung bis in das zwanzigste Jahr mit dem besten Erfolg, wo sie kastriert und als Arbeitspferde in dem Gestüt benutzt wurden. In dem Marstall leisteten die meisten Pferde dieser Zucht bis in ihr zwanzigstes Jahr Dienste und Se. Majestät der König ritt einige bis beinahe in ihr dreißigstes Jahr. Noch vor Kurzem stand erst noch ein Reitpferd desselben, welches das Gnadenbrot erhielt, im vier und dreißigsten Jahre um. Bei der Paarung vermied man noch sorgfältig die Verwandtschaft und ließ die Stuten nur ein Jahr um das andere bedecken. Mutterstuten und Fohlen erhielten Hafer mit Häcksel vermischt, und Heu und Stroh, so viel als sie nur fressen wollten. Bei ihrer Abrichtung ging man sehr vorsichtig und langsam zu Werke, so dass Sr. Maj. der König, damaliger Churfürst, kein Pferd ritt, das nicht beinahe 5 Jahr zugeritten worden war.

Fehlerhafte, aber übrigens noch brave Pferde wurden an die leichte Kavallerie abgegeben, die alten versteigert.

Der Stamm von der Zucht der Wagenpferde bestand ursprünglich entweder aus Pferden, sowohl Hengste als Stuten von dem Gestüt Friedrichsburg, bei Koppenhagen, besonders was die Isabellen, Mäuse, sowie auch Schimmel anbetraf, von welchen die ersteren an keinem andern Orte weiter gezogen wurden, als hier, und in der Folge auf den Sächsischen Gestüten, oder was die Rappen anbetraf, aus großen dänischen Stuten und neapolitanischen Hengsten. Der Stamm der Braunen, Füchse und, Falben aber wieder aus Abkömmlingen von der dänischen Zucht.

Seit den Sechziger-Jahren war aber auch diese Zucht nicht wieder aufgefrischt worden und wurde nur als Reinzucht von den auf dem Gestüt selbst gezogenen Pferden fortgepflanzt. Auch diese Pferde befassen eine außerordentliche Ausdauer, und leisteten öfters bis in ihr zwanzigstes Jahr die besten Dienste in den Post, Jagd- und Parade-Zügen, zu welchen letzteren vorzüglich die Isabellen, die Mäuse, und die großen Rappen von neapolitanischer Zucht benutzt wurden. Die ausrangierten Wagenpferde wurden in den sogenannten Vier- Rösserstall — so genannt, weil jeder Kutscher 4 Pferde hatte — abgegeben, wo sie noch zu der Anfuhr der Fourage, etc. bis in ihr hohes Alter benutzt wurden, in welchem man sie endlich versteigerte.

Bei dem ersten Einrücken der Franzosen in das Churfürstentum Sachsen wurden in den neueren Zeiten diese Gestüte gänzlich zerstört und bei der Teilung von Sachsen fielen alle diese Gestüte an Preußen, wo jetzt eine ganz andere Zucht eingeführt ist, so dass diese vortreffliche Pferderasse ganz verloren ging, die, wenn auch nicht eine der schönsten, doch gewiss eine der bravsten und ausdauerndsten war.

Übrigens waren diese Gestüte vorzüglich nur zu der Remontierung des Marstalles und nebenbei mit zu der Aufzucht der Landbeschäler bestimmt, die wieder von den Herrn-Beschälern ausgewählt und an das Landgestüt abgegeben, ihre Stellen aber aus den besten der eigenen Zucht wieder ersetzt wurden.

Vor dem zweiten Jahre wurde kein Hengst gewallacht, ja bei manchen, die gute Beschäler zu werden versprachen, verschob man diese Operation bis in ihr drittes bis viertes Jahr.
Alle Gestütspferde wurden mit dem Anfangs-Buchstaben ihrer Gestüte, als mit einem lateinischen M. wenn sie von dem Merseburger, mit einem G. wenn sie von dem Grabisser und mit einem W. wenn sie von dem Wendelsteiner abstammten, über welchen Buchstaben ein Churhut war, gebrannt.

Die Aufsicht über jedes Gestüt führte ein adliger Stallmeister, der allemal zugleich auch Kammerherr war und auf dem Gestüt wohnte. Nur bei dem Wendelsteiner litt dies eine Ausnahme, dessen Stallmeister sich in Weißenfels aufhielt. Jeder hatte einen Stutenmeister, welcher die Paarung besorgte und die Aufsicht über das Gestüt führte, einen Rechnungsführer mit dem Charakter als Stuterei-Verwalter, einen Rossarzt und das nötige Personal an Knechten unter sich. Die oberste Direktion über alle Gestüte und das Landgestüt führte der Oberstallmeister.

Die Landbeschäler wurden auf gewisse Stationen im Lande verteilt und die ganze Anstalt stand unter einem Land-Stutenmeisier. Alle Stuten, welche der Landmann von herrschaftlichen Beschälern bedecken lassen wollte, mussten dem Land-Stutenmeister vorgezeigt werden, und wurden von diesem mit einem Brande versehen. Auf die schönste Stute in jedem Amte erhielt der Eigentümer eine Prämie von 5 Rthl. Der Sprung geschah unentgeldlich und ohne allen Zwang und Beschränkung der sogenannten Hengstreiter. Die einzige Verbindlichkeit, zu welcher er sich anheischig machen musste, war die Ablassung des Fohlens, wenn es halbjährig, ein Hengstfohlen und besonders schön war, für welches er dann nicht mehr als 10, 12 bis höchstens 15 Rthl. bekam. Derjenige, welcher ein solches Fohlen verheimlichte, wurde um 20 Rthl. bestraft. Wurde eine Stute noch vor dem Abfohlen, oder ehe noch das Fohlen, wenn es ein Hengstfohlen war, dem Gestütsmeister präsentiert werden konnte, verkauft, so musste sich der Käufer anheischig machen, das Fohlen für den angenommenen Preis der Regierung zu überlassen.

Durch diese Anstalt ging nun für das damalige Churfürstentum Sachsen sehr viel Gutes hervor und namentlich wurde vorzüglich dadurch die zahlreiche Pferdezucht in der Gegend Torgau und Wittenberg sehr verbessert, so dass schon vor 40 Jahren von den Dessauer Pferdehändlern Pferde in dieser Gegend aufgekauft, zugeputzt, englisiert und für Mecklenburger Pferde wieder verkauft wurden. Weniger folgereich für die Landespferdezucht blieb die Anstalt für Thüringen, wo der Landmann nur große und starke Pferde bedurfte, welches die Landbeschäler nicht ganz in der Art waren, als er es wünschte, daher die Hengstbereiter mit großen Lüneburger-Beschälern mehr gesucht wurden. In den übrigen Provinzen von Sachsen, wo überdies nur wenig Pferdezucht betrieben wurde, konnte das Landgestüt wenig gute Folgen hervorbringen. Doch wurde in der Gegend von Grimma, Rochlitz und Borna auch noch manches Gute dadurch gestiftet.

Das Zweibrücker-Gestüt lieferte noch schönere, leichtere, ich weiß aber nicht, ob dauerhaftere Pferde, als das Sächsische. Der ursprüngliche Stamm bestand aus Limosiner-Stuten und Stuten aus der Normandie, die man entweder mit Hengsten von derselben Rasse oder mit ächt arabischen Beschälern gepaart hatte, woraus auch eine vorzügliche Zucht hervorgegangen war, die man nun unter sich als Reinzucht betrieb, sorgsam die Blutsverwandtschaft vermied und die jungen Pferde ebenfalls auch nicht vor dem 6ten Jahre anritt. Mutterstuten und Fohlen blieben auch den ganzen Sommer auf der Weide, die in den gebirgigen und buschreichen Gegenden von Zweibrücken, Hamburg und Landstuhl ganz vortrefflich war. Dieses ausgezeichnete schöne Gestüt gab den Stamm zu den meisten Pferdezuchten in Deutschland mit ab; durch dasselbe wurde zuerst die Preußische, Bayerische, Anspachische, Württembergische, Badensche und Hessische Rasse verbessert und so außerordentlich viel Gutes für die Pferdezucht in Deutschland überhaupt gestiftet. Durch das Einrücken der Franzosen nach Deutschland in dem Jahre 1792 ging aber auch dieses vortreffliche Gestüt ganz ein, das eine so herrliche Zucht lieferte, wie wir sie von der Einführung der englischen Zucht wohl noch nicht sobald wieder erhalten werden. Auch für das eigene Land von Zweibrücken stiftete dieses Gestüt großen Nutzen, doch bei weitem nicht in der Art, wie es hätte sein können, indem dabei, so wie bei allen Privatgestüten der großen Herren, nur vorzüglich die Remontierung des Marstalls im Auge behalten und das Landgestüt zu wenig berücksichtiget wurde.

Die Königlich Preußischen Gestüte zu Neustadt und Trakehnen in Lithauen lieferten in den siebenziger Jahren nicht die beste Zucht, doch zeichnete sich das Letztere schon dazumal vorzüglich mit einer guten Zucht von dauerhaften Wagenpferden aus. Das Neustädter Gestüt war sehr in Verfall gekommen und beinahe so gut wie eingegangen, und zog wenigstens keine bessere Pferde als schon überdies in Brandenburg vorhanden waren.

Friedrich der Große ritt englische Pferde; Pferde aus der Normandie und hatte vorzüglich auch Zweibrücker Pferde in seinem Marstall.

In einem blühenden Zustande befand sich aber in den siebenziger und noch mehr in den achtziger Jahren das Gestüt des Markgrafen von Anspach und Bayreuth, das die erste Zucht englischer Pferde in Deutschland lieferte, denn der Stamm des Gestüts bestand aus englischen Hengsten und Stuten, doch nicht von der Vollblutsrasse, sondern von dem Jagdschlag, dort Hunter genannt, von welchen auf den vortrefflichen Weiden bei Kriesdorf und im Burgberger Forst vortreffliche Pferde gezogen wurden, die in der Folge unter sich gepaart und als Reinzucht betrieben, eigentümliche Eigenschaften, erhielten, die nach und nach auch der dortigen Landesrasse mitgeteilt wurden und die Anspachischen Pferde sehr veredelten, von welchen man einige gute Stuten aushob und sie dem Gestüt einverleibte, das nun einen englisch-anspachischen Schlag zog, der vortreffliche Eigenheiten erhielt. Als dieses Gestüt mit dem ganzen Markgraftum an das Königreich Preußen überging, wurden dort noch bessere Pferde gezogen, als diejenigen waren, die man zu der Verbesserung desselben von dem Neustädter Gestüt, das selbst erstlich in der Veredlung begriffen war, dorthin geschickt hatte und es ging schon durch diese Anordnung zu Grunde, ehe man es noch wegen der vielen Kosten und der weiten Entfernung von Berlin ganz aufhob und es in eine Meierei verwandelte. Doch waren noch einige Pferde in und außer Anspach von diesen Pferden vorhanden, die es bedauern ließen, dass dieses Gestüt von englischer Zucht, die sich schon in Deutschland naturalisiert hatte, eingegangen war, aus welchem noch so vieles Gute für die Pferdezucht des südlichen Deutschlands hätte hervorgehen können und was durch die Einführung der besten englischen Vollbluts-Pferde nicht sogleich wieder erreicht wird, wie wir durch mehrere Beispiele in Mecklenburg gesehen haben, da allemal mehrere Generationen dazu gehören, ehe die englische Zucht in Deutschland einheimisch wird und sich gleichsam das Bürgerrecht erworben hat, zu welchem die Aneignung der Örtlichkeiten gehört. Auch war dieses Gestüt von englischen Halbvollbluts-Pferden gegründet, eine Rasse, die sich zu dem Dienstgebrauch in Deutschland mehr eignet, als die Vollblutsrasse, die im Ganzen doch nur zum Wettrennen tauglich ist, und daher bei dem größten Teil der Pferdebesitzer in Deutschland keinen Wert haben. Schade, dass die besten Pferdezuchten immer wieder unterbrochen und gestört werden, ehe sie noch der Verbesserung der Pferdezucht im Allgemeinen nützlich geworden sind. Welchen guten Schlag von Pferden würde man z. B. jetzt in dem Anspachischen und Bayerischen ziehen, wenn sich das vortreffliche Gestüt in Anspach in seiner Reinheit erhalten und von ihm aus die ganze Landesrasse verbessert worden wäre.

Das Senner Gestüt in der Grafschaft Lippe-Detmold bei Paderborn stellt die allerdings zu bewundernde Tatsache auf, dass man in der Mitte des kultivierten und bevölkerten Deutschlands noch ein ganz wildes Gestüt haben kann, indessen Tausende von Deutschen wegen des beschränkten Flächeninhalts eine andere Ansiedelung in Amerika suchen. Ob hier der Boden durchaus nicht besser benutzt werden kann, als dass man zu hundert Äckern zur Erhaltung eines wilden Gestütes brach liegen lässt, indes man doch auch dieselbe, wo nicht verbesserte Pferdezucht, durch ein zahmes Gestüt gewinnen und noch Hunderten von Einwohnern ihren Aufenthalt anweisen könnte, wage ich nicht zu bestimmen, da mir hierzu die Lokalverhältnisse und Örtlichkeiten nicht genug bekannt sind; nur so viel ist sicher, dass dies Pferdezucht in einem kultivierteren Zustande bessere Pferde liefern, und für das Aufblühen der Pferdezucht Deutschlands im Allgemeinen mehr nützlich sein könnte; denn was wird denn eigentlich durch die jetzige Einrichtung dieses Gestüts gewonnen? Menschenscheue, wilde und kapriziöse Pferde für den Marstall, denen man zwar die Ausdauer nicht absprechen kann, aber von denen sich doch auch wahrlich nicht viel für die Landespferdezucht im Allgemeinen erwarten lässt, da sich diese Pferde weder für den Gebrauch des Landmanns, noch des Städters zu Luxus-Pferden, eignen und der Handel damit ganz unbedeutend ist.

Sollte nicht durch eine andere Einrichtung, die für das kultivierte und bevölkerte Deutschland passender ist, in jeder Hinsicht mehr gewonnen worden? Seit den ältesten Zeiten bis jetzt blieb sich diese Pferdezucht gleich, schritt in der Verbesserung gar nicht vorwärts und ging also darin zurück, da in keiner Sache ein Stillestand möglich ist, und gehört eigentlich in das Zeitalter des vorigen Jahrhunderts, wo man brachliegende Felder nicht besser zu benutzen wusste, wie noch jetzt in Russland und dessen angrenzenden Ländern, als dass man ein wildes Gestüt darauf anlegte.

Für die Verbesserung der Pferdezucht Deutschlands im Allgemeinen ist wenigstens dadurch wenig oder gar nichts genützt worden, und es ist sogar noch die Frage, ob der Marstall des regierenden Herrn viel dadurch gewonnen hat, wenigstens wäre dasselbe, wo nicht noch besser, mit einer veränderten Pferdezucht auch gewonnen worden, und es ist mit aller Gewissheit vorauszusehen, dass es früher oder später doch eine Reform erfahren wird, die dem Zeitgeist, der Bevölkerung und der Bildung Deutschlands angemessener ist.

Der Stamm dieses wilden Gestüts ist unbekannt. So viel sich mutmaßen lässt, stammt es von Wildfängen aus der Ukraine und arabischen Hengsten ab; denn das Orientalische der Rasse ist auch in der späten Nachzucht dieses Gestüts nicht zu erkennen, das übrigens ohne alle Auffrischung blieb, und wenn auch noch nicht auszuarten, doch immer mangelhafter zu werden anfing, je weniger man eine besondere Sorgsamkeit darauf verwendete. Vielleicht erhält es bald eine andere Gestaltung, in welcher es dem Besitzer und dem Lande, so wie Deutschland überhaupt, nützlicher wird, denn obgleich auch schon jetzt ein Landgestüt damit verbunden ist, so stiftet es doch in dem jetzigen Zustande wenig Nutzen, da dieser Pferdeschlag für den Landmann zu schwach und noch überdies charakterböse ist, weshalb es die Einwohner in der Grafschaft vorziehen, ihre Stuten von andern als den herrschaftlichen Beschälern bedecken zu lassen.

Das Hessen-Casselsche Gestüt Boberbeck in dem Reinhardswalde bestand in einer sehr vermischten Zucht, indem die Mutterstuten von sehr verschiedener Rasse waren, als Mecklenburger, Normänner, Stuten aus der Ukraine und von dem Harzburger Gestüt. Die Beschäler waren von englischer Rasse, in den neueren Zeiten National-Engländer von der Vollblutsrasse, hochbeinig, steifhälsig, fest von Schultern und zu fein, woher es denn auch kam, dass die Nachzucht, wenigstens die ich davon sah, nicht ganz vorzüglich sein konnte, und den Vätern ähnlich war, doch zweifle ich nicht, dass dieses Gestüt, dass die schönsten Weiden hat, und für welches von der Regierung so viel getan wird, in der Folge einen sehr guten Schlag von Pferden liefern wird, aus welchem so manches Gute für die Verbesserung der Pferdezucht in Deutschland überhaupt hervorgehen kann. An den Gestütsvorstehern, welche zu meiner Zeit sehr gebildete, erfahrene und wissenschaftliche Männer waren, lag es wenigstens nicht, dass dieses Gestüt nicht noch mehr leistete, als es bis jetzt der Fall war.

Dass Hannoversche Gestüt zu Neuhauß im Selinger Wald am Fuße des Mosberges konnte bei den Quellen, die Hannover zu der Verbesserung seiner Pferdezucht in England offen stehen, besser sein, als es wirklich war, ob es schon mit unter die guten Gestüte in Deutschland gehört. Die Stuten stammten auch hier von verschiedenen Rassen ab; teils waren es schon durch englisches Blut veredelte Hannoversche Pferde, teils Mecklenburger Pferde. Die Beschäler waren größtenteils National-Engländer und von mecklenburgisch-englischer Zucht auf den veredeltsten und besten Gestüten des ersteren Landes gefallen, durch deren Fortpflanzung sich in der Folge alles Gute erwarten ließe. So wie es denn gewiss und eine im Voraus abgemachte Sache ist, dass in der Folgezeit in Hannover durch die zweckmäßige Einrichtung des Landgestüts ein vortrefflicher Schlag von Pferden gewonnen werden wird, und es war nur der letztere Krieg daran Schuld, dass die Verbesserung der Pferdezucht dieses Landes nicht noch weiter vorgerückt und allgemeiner geworden war, als es durch die Verbindung dieses Landes mit England der Fall hätte gewesen sein können.

Das Herzoglich Braunschweigische Gestüt in Harzburg hat vorzüglich nur seit einigen dreißig Jahren durch die Einrichtung des verstorbenen Oberstallmeisters von Dielau eine Bedeutenheit erhalten, und berechtiget zu den besten Erwartungen. Die Stuten bestehen größtenteils aus eigener Zucht; doch gibt es auch einige National-Engländer dabei. Als Beschäler ist hier vorzüglich der Arabische Hengst Mirca berühmt, von dem in den neuesten Zeiten eine schöne Nachzucht erhalten worden ist, die nun wieder unter sich gepaart wird. Früher waren die Hengste National-Engländer. Die bergigten, buschreichen Weiden, die gewürzhaften Gräser, sind der Auferziehung der Fohlen sehr zuträglich und machen diese Zucht mit zu einer der vorzüglichsten in Deutschland, durch deren weitere Ausdehnung vieles Gute hervorgehen könnte.

Die Königlich Bayerischen Gestüte haben sich unter dem verdienstvollen Oberstallmeister von Keßling sehr gehoben, vorzüglich hatte er sein Augenmerk auf die Verbesserung der Landespferdezucht durch Einführung eines guten Landgestütes gerichtet, das vor ihm, so wie auch die Privatgestüte des Regenten, von keinem besonderen Belange war. Er beabsichtigt vorzüglich die Erziehung etwas stärker und gut fundamentierter Pferde, wie sie sowohl der Marstall, als der Landmann am besten brauchen kann. Von der Einführung der englischen Vollblutspferde, so wie der arabischen, zu der Verbesserung der Pferdezucht, ist er kein Freund, und geht mehr darauf hinaus, Pferde der eigenen bayerischen Zucht, die, wenn auch nicht so schön, doch gut fundamentiert sind, zu Zuchtpferden zu verwenden. Da nun der alte bayerische Gestütsstamm in Rohrfelden von Normannischen und Zweibrücker Pferden abstammt, so erhält das Land nicht nur starke, sondern auch sehr brave Pferde. Die früher dort eingeführten Militärgestüte sind unter der jetzigen Regierung sehr eingeschränkt, und mehr in Landgestüte verwandelt worden, und dies wohl auch mit allem Recht.

Die größte, und man könnte noch Hinzusetzen, die plötzlichste Umänderung, haben die Privatgestüte und mit ihnen die Landespferdezucht im Königreich Württemberg in den neueren Zeiten erhalten, so dass sich der verstorbene würdige Veteran der Pferdezucht, der Gestütsmeister Hartmann und mit ihm einer der besten Reiter der älteren Zeit, der Stallmeister von Böhler in Tübingen, wie in eine fremde Welt versetzt zu sein fühlen würden, könnte der Erste wieder nach seinem Marbach und der Letztere auf seine Manege zurückkehren, und der verstorbene Oberstallmeister Bouwingshausen von Vallmerode erhielt genügenden Stoff, um sein beliebtes Taschenbuch für die Pferdezucht ein Jahrzehent fortzusetzen. In keinem Lande, selbst das Königreich Preußen nicht ausgenommen, in welchem doch seit einigen dreißig Jahren sehr viel für das Aufblühen der Pferdezucht geschehen ist, und zu diesem Zweck fremde Beschäler und Mutterstuten eingeführt wurden, hat deren in so wenig Jahren so viel erhalten, als das Königreich Württemberg, das durch seine nahe Verwandtschaft mit dem russischen Hof, die schönsten persischen, türkischen und arabischen Hengste und Mutterstuten erhielt und auch noch englische Pferde einführte.

Die Verbesserung der Pferdezucht wurde hier mit einer Leidenschaftlichkeit und Liebe betrieben, wie in keinem andern Staat, und ob sich schon Württemberg von jeher durch vortreffliche Gestüte, unter welchen ich nur Marbach und Klingenhof und die Pferdezucht auf der Alp anführen will, auszeichnete, durch welche nur, leider! wie in allen Staaten, nicht so vieles Gute für die Landespferdezucht hervorging, als bei diesen vortrefflichen Pferdezuchten möglich gewesen wäre, so ist doch dieses alles nur ganz geringe für diejenigen Verbesserungen zu achten, die in neuem Zeiten sowohl für die Privatgestüte des Regenten als für das ganze Land eingetreten sind; nur muss man den Erfolg nicht sogleich erwarten, und nicht verlangen, dass vorzüglich der Landmann mit den ersten Generationen dieser Zucht zufrieden sein wird, die auf jeden Fall für seinen Gebrauch zu schwach und um so weniger kräftig ist, je mehr noch die Veredlung im Werden begriffen ist. Nach einem Zeitraum von fünf und zwanzig Jahren, wenn sich die Rasse in Deutschland naturalisiert hat — erwächst aber daraus dem Lande gewiss eine vortreffliche Zucht, und leicht könnte es dahin kommen, dass durch diese aus dem Grunde verbesserte Zucht Württemberg das für das südliche Deutschland wird, was Mecklenburg für das nördliche ist. So wie es denn schon jetzt eine erfreuliche Erscheinung der Zeit ist, dass sowohl im Königreich Preußen wie in Württemberg und Bayern, in dem Churfürstentum Cassel und dem Großherzogtum Baden die Remonten für die Kavallerie in dem Lande selbst aufgekauft werden, und das Geld dafür nicht so wie jetzt in Frankreich — wo doch vor allen Ländern mit die beste und ergiebigste Pferdezucht sein könnte — zu vielen Tausenden für schlechte Pferde ins Ausland geht, und gewiss wird es in der Folge der Zeit nur noch durch die Chroniken auf unsre Nachkommenschaft kommen, dass in früheren Jahren die Pferde im Auslande gekauft wurden, die man in dem eigenen weit besser ziehen konnte.

Die Landgestüte, diese vortrefflichen Einrichtungen, die alle anderen Gestüte ganz entbehrlich machen, werden immer mehr aufblühen, immer mehr erweitert, vervollkommnet und allgemeiner werden, und die Privatgestüte höchstens noch als Stammzucht von guten Landbeschälern bestehen.

Die Pferderassen aller Länder werden immer mehr verbessert werden, und die zu diesem Zweck jetzt eingeführten ausländischen Hengste werden in mehreren Generationen nur noch dem Namen nach in ihrer Nachzucht fortleben. Die ausländischen Rassen werden sich mit den deutschen amalganiert haben, gleichsam Eins geworden sein; das Heterogene derselben wird sich verwischt haben, und aus der jetzigen verbastartierten englischen Zucht wird ein starker und kräftiger Pferdeschlag hervorgehen, der, wenn auch weniger zum Wettrennen tauglich, doch für allen Dienstgebrauch in Deutschland geeignet und passend sein wird.

Nur in dem Zeitalter, in welchem wir leben, springt das Missverhältnis grell hervor; das Gute und das Fehlerhafte von beiden hat sich noch nicht genau verbunden und zu einer Masse gebildet, in welcher das eine mit dem andern untergegangen ist, und ein ganz neues Produkt gebildet hat. Wir leben im Betreff der Pferdezucht in einer völligen Revolution, in welcher in jeder Art nichts Gutes zu erwarten ist, aber der Nutzen davon folgt nach, und wird vorzüglich in Beziehung auf die Pferdezucht auffallend sein, sobald nur einmal die Zeit der Währung, der Amalgamierung und Vermischung vorüber ist, und das Werk als ein vollendetes Gebilde dasteht.

Die Kaiserlich-Österreichische Pferdezucht hatte nach allen den Hilfsmitteln, welche dieser Monarchie hierzu zu Gebote standen, noch vor einigen und dreißig Jahren für das allgemeine Aufblühen derselben in diesem großen Lande, wenig Nutzen geschafft. Und das Ganze beschränkte sich ebenfalls nur auf einige gute Kron- und Privat-Gestüte, auf welchen allerdings sehr gute Pferde gezogen wurden, die aber nach dem Verhältnis, in welchem dieser Staat mit der Türkei stand, und nach seiner Wohlhabenheit, vielleicht immer noch besser hätte sein können.

Die Landespferdezucht war auch hier wie überall den herrschaftlichen Privatgestüten sehr untergeordnet, und es wurde vorzüglich nur dem großen Militärgestüt zu Mozeheges in Ungarn und dem in der Buckowina einige Aufmerksamkeit geschenkt, außerdem die Pferdezucht dieses futterreichen Landes sich schon längst in dem Zustande befunden haben müsste, in welchem sie sich jetzt in den Königlich Preußischen Staaten befindet.

Seit mehreren Jahren hat man sich nun zwar auch des Landgestütes mehr angenommen, doch dürfte noch längere Zeit vergehen, ehe es die Vollkommenheit besitzt, die die Pferdezucht des Königreichs Preußen so vorteilhaft auszeichnet. Ein Grund daran ist wohl der, dass sowohl die Militärgestüt, als ganz Ungarn, die Buckowina, Gallizien, Siebenbürgen, Ilirien, Slavonien, etc. für die k. k. Kavallerie genügsame Pferde liefert und die Pferdezucht der übrigen Länder hierzu nicht so notwendig wird. Gewiss aber würde der National-Reichtum dieser großen Monarchie noch um vieles vermehrt werden, würde an allen Orten das Landgestüt zweckmäßig verbessert und dadurch auch die Luxuspferde gewonnen, die bis jetzt immer noch teils aus England und Mecklenburg und was die Wagenpferde anbetrifft, aus Holstein eingeführt werden.

Was die Pferdezucht in Mecklenburg in den neuesten Zeiten anbetrifft, so eilt diese mit unglaublich schnellen Schritten vorwärts, so dass man beinahe sagen könnte, sie übereilt sich und lässt das Alte nicht zur Reife kommen, wohl fühlend, dass sie Preußen eingeholt und vielleicht bald überholt haben dürfte, welches Land, was die Pferdezucht und ihren Verkehr anbetrifft, — Mecklenburg bald sehr gefährlich werden dürfte. Anstatt der alten mecklenburgischen Rasse ist hier ein ganz anderer Pferdeschlag entstanden, den man den mecklenburgisch-englischen Pferdeschlag nennen könnte, und der jetzt um so beliebter und gesuchter ist, je mehr er sich dem englischen Vollblutspferde in allen seinen Eigenschaften nähert. Ob dies aber auch in der Folgezeit so der Fall sein dürfte, stehet zu bezweifeln, es müsste denn die Sitte des Wettrennens auch bei uns in Deutschland Mode werden, wozu es allerdings für jetzt das Ansehen hat, nur möchte dieser Geschmack bei den soliden Deutschen nicht bindend sein. Denn die Bestimmung des Pferdes ist doch wahrlich ein anderer und besserer, als nur eine schnelle Carriere zu laufen, aus welcher ich übrigens nach meiner Überzeugung, die ich hierüber in mehreren meiner Schriften ausgesprochen, nicht einmal die wirkliche Bravour, Kraft und Ausdauer eines Pferdes beurteilen lässt. Daher mir alle Wettrennen zu dem Aufblühen einer, wirklich guten und zu allem Dienst brauchbaren Pferdezucht, nur als ein Spiel der Mode erscheinen, das in Deutschland nie so wie in England zur National-Sitte werden wird. Bis jetzt liefern die durch die englischen Vollbluts-Pferde veredelten Pferdezuchten in Mecklenburg noch lange kein vollkommenes gutes und zu allen Diensten brauchbares Pferd, was auch sehr natürlich ist, da diese Rasse erstlich in der Verbesserung und Veredlung begriffen ist, und bei allen guten angeerbten Eigenschaften des englischen Vollblutspferdes doch nur Bastarte erzeugt, bis sich in der Folge durch die Reinzucht wieder ein eigener Schlag von Pferden wird gebildet haben, der zwar ein ganz anderer ist, als die alte mecklenburgische Rasse war, demohnerachtet ihr aber an Güte und Bravour nicht nachstehen wird. Nur wir jetzt Lebenden vermissen diese alte Rasse schmerzlich, an deren Stelle man uns Tiere von vermischter Zucht gibt, die weder die Annehmlichkeit noch Sicherheit des alten mecklenburgischen Pferdes, noch die Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit des englischen haben. Dann verfährt man bei der Auferziehung der Pferde in Mecklenburg jetzt zu spekulativ und merkantilisch, erzieht die Pferde den Treibhauspflanzen gleich, und sucht alles Heil nur in der Verbesserung de, Pferdezucht durch die englische Wettrennrasse, stillt selbst Wettrennen an, fröhnt so der Modesitte, sucht nur darinnen den Preis und die Vollkommenst des Pferdes, streut dem Nichtkenner Sand in die Augen, und gibt nun vor, die besten Pferde zu ergeben, die es nur gibt, worinnen jedoch gewiss bei vielen Gestütsbesitzern die innere Überzeugung nicht damit übereinstimmt. Möchte man doch bald von diesen Wahne zurückkommen, das Wettrennen weder als das beste Prüfungsmittel noch als den größten Vorzug der Pferde Ansehen, und die Verbesserung der deutschen Pferdezucht mehr durch englische Hunters als durch englische Vollblutspferde bewirken, die zu dem allgemeinen Gebrauch in Deutschland weit passender sind.

Kleinen Staaten und Pferdezüchtern in Deutschland würde ich aber anraten, sich zu der Verbesserung ihrer Zuchten gar keiner ausländischen Hengste, als Araber und Engländer, zu bedienen, sondern sich hierzu gute und brave Pferde in Deutschland selbst auszusuchen, die erstlich in der achten bis neunten Generation von diesen abstammen, schon aus einer edlen Reinzucht hervorgegangen sind, das Verschiedenartige in der Form verloren haben, und selbst schon ein an sich vollendetes Ganze darstellen, indem man nicht mehr die besonderen Eigenheiten der zusammengepaarten Rassen entdeckt, sondern sie in Eins verschmolzen erhält.

Einen bessern Erfolg — schon in den jetzigen Jahren — hat die Verbesserung der Pferdezucht durch englische Hengste in Holstein gehabt, sei es nun, dass sich bei dieser größeren und stärkeren Rasse, die Eigenheiten des englischen Pferdes, schneller amalgimierten, oder dass das Marschland und die dortigen Weiden zu der schnelleren Umänderung des Schlages beitrugen.

Genug, mir erscheinen die holsteinisch-englischen Pferde in ihrer Formierung zu wahren brauchbaren Pferden in ihrer Art schneller zum Ziele gekommen zu sein, so dass alle die Mängel und Fehler, die man vormals an dem holsteinischen Pferde bemerkte, sich auffallend schnell verloren haben, und vielleicht in einiger Zeit ganz verschwunden sein werden, wo dann das holsteinische Pferd dem Mecklenburgischen in keiner Hinsicht nachstehen wird.

Wie der Zustand der Pferdezucht in den Nachbarstaaten von Deutschland beschaffen war, und was in demselben seit fünfzig Jahren zu der Verbesserung derselben geschehen ist und noch geschieht, übergehe ich, und bemerke nur noch, dass in Deutschland die Verbesserung der Pferdezucht in allen Ländern weit mehr vorgerückt sein würde, hätte sie nicht der Krieg aufgehalten, ja in den meisten Ländern ganz zerstört. Gleichwohl war es aber dieser Krieg, der ihr nach seiner Beendigung einen neuen Aufschwung gab, da man in demselben nur mehr als zu sehr einsah, wie notwendig eine eigene gute Pferdezucht für jedes Land ist, und dass die Armeen nur dann gehörig brauchbar, wenn ihre Pferde gut sind. Vorzüglich sah dies Preußen ein, und was auch vor dem Krieg schon alles zu der Verbesserung der Pferdezucht geschehen war, so kann es doch nicht mit dem verglichen werden, was man zu Gunsten derselben nach dem Kriege unternahm, und noch immer fortfährt, für dieselbe zu tun, so dass es in dieser Hinsicht alle übrigen Lander übertrifft; denn welches Land hätte wohl solche Gestüte aufzuweisen, wie das Friedrich Wilhelm-Gestüt zu Neustadt an der Dosse, Trakehnen und Grabis, die vorzüglich Pflanzschulen für die Verbesserung der Landespferdezucht abgeben, und durch welche es in mehreren Generationen seinen Landesschlag so verbessert und veredelt haben wird, dass das gemeinste Bauernpferd einem mecklenburgischen Gestütspferde nichts nachgeben dürfte. Nur muss man hierbei immer auch berücksichtigen, dass die jetzige Pferdezucht Preußens immer auch noch in der Veredlung begriffen ist, und man alsdann nur zu einer ganz guten Pferderasse gelangen wird, wenn die Zucht zu einer guten und veredelten Reinzucht geworden sein wird, die zu ihrer Vervollkommnung keiner weitern Einführung von arabischen und englischen Beschälern bedarf, wodurch nur erstlich die Eigentümlichkeit der Rasse fest begründet und selbstständig werden, was man schon jetzt fühlt, und daher die inländischen und veredelten Beschäler den ausländischen vorzieht.