Das silberne Messer

Autor: Ueberlieferung
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Bei Fleischwangen in der Federseegegend, da wo einst die Burg des Ritters Hans von Ringgenburg stand, erschien vor Zeiten oft ein schönes Fräulein in schwarzseidenem Gewand auf dem Felde bei den Schnittern und brachte ihnen einen Krug Wein und ein Laiblein schneeweißen Brotes. Das Fräulein hatte alleweil ein silbernes Messerlein dabei und sagte immer dazu: »Gebt mir mein Messerlein wieder, sonst bin ich verloren!« Lange ging es so gut, und die Knechte und Mägde gaben das Messerlein immer wieder zurück. Aber einmal war ein roher Geselle unter ihnen, der behielt es. Und so sehr das Fräulein auch bat und flehte, der Knecht gab es nicht heraus. Da raufte sich das Fräulein das Haar, zerriß sein seidenes Kleid und verschwand, als ob die Erde es verschlungen hätte. Seitdem ist es nimmer gesehen worden.