Ein landesherrlicher Spruch gegen — Sperlinge

In der Kreuzkirche zu Dresden hatten sich einst so viele Sperlinge eingenistet, dass sie eine große Störung des Gottesdienstes verursachten und den Superintendenten Greser nicht wenig ärgerten. Kurfürst August nahm, nach seiner bekannten Sorgfalt, sich selbst dieser Angelegenheit an und schrieb an den Sekretär Thomas Nebel folgenden Brief:

"Von Gottes Gnaden, Augustus, Herzog zu Sachsen, Kurfürst. Lieber Getreuer! Welchergestalt und aus was Ursachen und christlichem Eifer der würdige, Unser lieber andächtiger Hr. Daniel Greser, Pfarrer und Superintendent allhier, in seiner nächstgethanen Predigt ist über die Sperlinge etwas heftig bewegt gewesen und dieselben wegen ihres unaufhörlichen, verdrießlichen großen Geschreis, so sie unter der Predigt zur Verhinderung christlicher Andacht zu thun pflegen, in den Bann gethan und Männiglichen Preis gegeben: dessen wirst Du Dich, als der damals ohne Zweifel aus Anregung des heiligen Geistes im Tempel zur Predigt gewesen, guter Maaßen zu erinnern wissen, Wiewol wir Uns nun versehen, Du werdest aus gedachten Hrn. Daniel’s Vermahnen und Bitten, so er an alle Zuhörer insgemein gethan, ohnedies allbereits auf Wege gedacht haben (sintemalen wir dessen Bericht erlanget, dass Du den kleinen Gevögeln vor andern durch mancherlei ersinnliche und listige Wege und Griffe nachzustellen, auch Deine Nahrung unter andern damit zu suchen und dieselben zu sahen pflegest), wie solche Sperlinge aus den Kirchen aufgefangen und ihnen, ihrem Verdienste nach, gelohnet werden möge: so haben Wir doch, zu gnädigster Beförderung der Sachen und Abhelfung solcher obliegenden verdrießt ehen Beschwerden, nicht unterlassen können, Dich durch Unser Schreiben gnädigst zu erinnern. Und ist demnach Unser gnädigstes und ernstes Begehren, Du wollest Uns zum förderlichsten Dein Bedenken in Schriften eröffnen, wie und welchergestalt, auch durch was Behendigkeit und Wege Du für gut ansiehest, dass die Sperlinge eher, denn sie jungen und sich täglich unzählig vermehren, ohne sonderliche Kosten aus der Kirchen zum heiligen Kreuz gebracht und solche ärgerliche Vogelei und hinderlich Geschiepe und Geschrei im Hause Gottes verkümmert werden möge; zuversichtig, Du, alt ein christlicher Zuhörer, werdest Dich hierinnen Deinem beiwohnenden Verstande nach und Dir selbst zum Besten unverdrossen und gutwillig erzeigen. Das gereicht zur Beförderung guter Kirchenzucht und geschiehet daran Unsere gefällige zuverlässige Meinung.
Datum Dresden, den 18. Februar 1559."

Augustus, H. z. S.
Unserem Secretair und lieben
Getreuen Thomas Nebeln.
Tafel 02 Feldsperling (Männchen und Weibchen), 3/4 nat. Gr.

Tafel 02 Feldsperling (Männchen und Weibchen), 3/4 nat. Gr.

Tafel 01 Haussperling (oben Weibchen, unten Männchen), 2/3 nat. Gr.)

Tafel 01 Haussperling (oben Weibchen, unten Männchen), 2/3 nat. Gr.)

Tafel 03 Steinsperlinge (3/4 nat. Gr.)

Tafel 03 Steinsperlinge (3/4 nat. Gr.)

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