Nichts Neues unter der Sonne

Selbst die scheinbar so ganz neue Liebhaberei am Genuss von Pferdefleisch ist nichts Neues, vielmehr scheint sich darin bei dem deutschen Volke wieder ein uraltes heidnisches Gelüste hervorzudrängen, welches sogleich bei der ersten Einführung des Christentums in unsern Gauen mit aller Entschiedenheit und, wie die Folge lehrt, auch siegreich bekämpft wurde, jetzt aber mit aller Gewalt sich wieder geltend zu machen sucht.

Bonifacius, der Apostel der Deutschen, hatte sich über unsere pferdeessenden Vorfahren bei Papst Gregor III. (von 731-741) bitter beklagt, und der Papst antwortete ihm in einem Briefe:


„Unter Anderm hast du beigefügt, dass Viele das wilde Pferd essen, die Meisten auch das zahme. Das darfst du, heiligster Bruder, fürder durchaus nicht geschehen lassen, vielmehr musst du ihm auf jede mögliche Weise steuern und ihnen gehörige Buße auflegen. Denn es ist unrein und verdammlich!“

In gleichem Sinne schreibt später Papst Zacharias (741-752) an Bonifacius, in demselben Briefe, welcher die Anweisung über den Genuss gekochten und rohen Specks enthält:

„Auch war in dem uns überreichten Schreiben deine Bitte an uns enthalten, dir anzugeben, was zuzulassen und zurückzuweisen ist, besonders in Absicht auf Geflügel, d. h. Dohlen, Krähen, Störche, welche durchaus vom Essen der Christen fernzuhalten sind; auch Biber und Hasen und wilde Pferde sind noch vielmehr zu meiden.“ Wie jetzt nach 1.000 Jahren der Papst über das Pferdefleischessen denkt, darüber ist zur Zeit noch nichts bekannt.