Bericht über den Zustand der Juden auf der ganzen Erde

Vortrag, gehalten auf dem vierten Zionisten-Kongress im August 1900-5660 in London
Autor: Nordau, Max Simon (1849-1923) Arzt, Schriftsteller, Politiker und Mitbegründer der Zionistischen Weltorganisation, Erscheinungsjahr: 1900
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Zionismus, Judenhass, Judenvertreibung, Judenverfolgung, Antisemitismus, Zionismus
Geehrte Versammlung! Seit wir die Einrichtung geschaffen haben, die Erlebnisse des jüdischen Volkes jährlich auf unserem Kongresse in eine kurze Übersicht zusammenzufassen, entrollt sich seine Geschichte vor unseren Augen wie eine antike Tragödie, wo von Akt zu Akt das Grauen wächst und die Katastrophen einander übergipfeln.

Von Jahr zu Jahr erfährt das Elend unseres Stammes eine schauerliche Steigerung, und ohne dass wir es wussten. sicherlich ohne dass wir es wollten, ist das Buch Hiob mit seiner alttestamentarischen düsteren Großartigkeit das Vorbild für unsere jährlichen Berichte über die Lage des jüdischen Volkes geworden.

Das Jahr seit dem letzten Zionisten-Kongress ist das schlimmste, worüber ich bisher zu berichten hatte. Der Antisemitismus, der nach der lächelnden Versicherung der Gemeindehäupter des jüdischen Volkes eine hässliche, aber vorübergehende Tagesmode sein sollte, verbreitet sich über den ganzen Erdball wie ein Waldbrand, der um so rasender wütet, je größere Ausdehnung er gewinnt.

Er verheert ein Land nach dem anderen und gefährdet die Juden auch dort, wo sie sich am sichersten wähnten. Er nimmt Formen an, die die vergrämteste Schwarzseherei nicht für möglich gehalten hätte. Alle Gespenster des Mittelalters steigen aus ihrem Grabe und spuken am helllichten Tage. Selbst das scheußliche Blutmärchen wird wieder von weiten Volkskreisen geglaubt und hetzt sie in eine Erregung, die Eigentum und Leben der Juden schwer gefährdet. Die Fälle von Tisza Eszlar und Xanten waren Warnungen, die man wieder vergessen hatte. Polna und Konitz sind markerschütternde Mahnrufe, vor denen das jüdische Volk die Ohren nicht verschließen darf. In Böhmen wurde ein Jude tatsächlich wegen Ritualmordes zum Tode verurteilt wie vor 400 Jahren (Pfuirufe) und in tschechischen Gegenden begegnet man den Juden auf der Straße mit der Gebärde des Halsabschneidens. (Pfuirufe.) In Westpreußen und Pommern sehen Juden sich genötigt, aus Orten zu verziehen, wo ihre Vorfahren seit Menschenaltern ansässig gewesen sind, weil ihre Mitbürger sie als Angehörige einer Mördersekte mit Beschimpfungen und Tätlichkeiten verfolgen.

In Österreich wurde das Polnaer Todesurteil aufgehoben und neue Verhandlung anberaumt. In Preußen traten die öffentlichen Gewalten den Ausschreitungen der Menge scharf entgegen und hielten mit eiserner Faust die Ordnung aufrecht. In beiden Staaten haben die Regierungen voll ihre Pflicht getan und nicht geduldet, dass an ihren jüdischen Untertanen Gewalttaten verübt wurden. Namentlich in Preußen wurde an höchster Stelle eine so stolze, so großartige Auffassung landesväterlicher Aufgaben entfaltet (stürmischer Beifall und Händeklatschen), dass das jüdische Volk dadurch zum tiefsten Danke bewegt ist. (Neuerlicher langanhaltender Beifall). Aber dieses Eintreten der Behörden für die schwer bedrohten Juden hat deren Stellung nicht verbessert, eher verschlimmert. Die Menge durfte ihrem Hasse nicht die Zügel schießen lassen. Sie musste ihre Wut verhalten. Aber im Herzen rechnet sie diesen Zwang den Juden als eine neue Schuld an und lechzt nach Gelegenheit, sie ihnen mit allem Übrigen zu vergelten. In diesen Gegenden sind die Juden buchstäblich wieder Schutzjuden der Regierung geworden und hängen vom Wohlwollen der Behörden in einem Maße ab, wie kein anderer Teil der Bevölkerung. Man erschrickt bei dem Gedanken, was geschehen würde, wenn sie durch irgend eine Handlung oder Unterlassung die Gunst der Obrigkeit verscherzen würden oder wenn eine Partei ans Ruder käme, der mehr an Volkstümlichkeit als an Gerechtigkeit läge. An dem Tage, wo die Behörden von den Juden die Hand abziehen würden, wären diese an vielen Orten vogelfrei. Das ist die Lage der Juden in hochstehenden Gesittungsländern, wo sie sich stolz des Vollbesitzes der Bürgerrechte rühmen.

Doch was sind selbst diese Demütigungen und Gefahren neben den Ereignissen, die sich in Rumänien entwickelt haben? Dort ist eine Katastrophe eingetreten, wie sie das jüdische Volk seit vier Jahrhunderten nicht erlebt hat. In der Tat, wir müssen bis zum Jahre 1492, bis zur Vertreibung der Juden aus Spanien zurückgehen, um etwas Ähnliches zu finden. Wohl hat auch zwischen dieser Jahreszahl und der Gegenwart einzelne Judenschaften Unglück getroffen, wohl wurden einzelne Gemeinden zersprengt, verjagt, wohl auch ausgeschlachtet. Aber alle diese Teil Verhängnisse verschwinden bis zur Unwahrnehmbarkeit neben der tragischen Größe der rumänischen Heimsuchung. An der Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts ist Europa wieder Augenzeuge von Auftritten, die es zum letzten Male im Jahre 1730 sah, als 30.000 Salzburger Protestanten wegen ihres Glaubens von Haus und Hof gejagt wurden. Wieder sieht man auf allen Straßen unseres Erdteiles lange Züge unglücklicher Menschen umherirren, hinter sich den Tod, vor sich das Unbekannte mit all seinem Grauen, Greise, die am Wegesrande liegen bleiben, Mütter, die vor Müdigkeit und Erschöpfung zusammenbrechen und ihren wimmernden Säuglingen nur eine verdorrte Brust reichen können, Männer in der Vollkraft der Jahre, die noch immer hoffen möchten, weil sie im Bewusstsein, im Gefühle ihrer Stärke sich allen Gefahren und Kämpfen gewachsen fühlen, die aber, wenn sie durch den glücklichen Frieden freundlicher Dörfer wandern, mit Bitterkeit fragen: „Warum dürfen diese sich mit Behagen ihres Daseins freuen und wir nicht? Sind wir nicht Menschen wie sie? Sind wir uns etwa einer Schuld bewusst? Wollen wir denn etwas anderes als in Ruhe arbeiten, unsere Eltern ehren, unsere Frauen und Kinder lieben und pflegen?“ (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.)

Vor 170 Jahren machte der Anblick der unglücklichen Wanderer ohne Brod und Heim auf die Augenzeugen einen so tiefen Eindruck, dass er noch nach einem Menschenalter in den Nerven der Zeitgenossen nachbebte und in die Kindheit Goethes hineinklang, der davon die Anregung zu „Hermann und Dorothea“ empfing. Und doch war der Auszug der Salzburgischen Protestanten eine harmlose Idylle neben dem Auszuge der Juden aus Rumänien. Die Salzburger Protestanten, die zwischen 1729 und 1731 das furchtbare Geschick der Verjagung aus der Heimat traf, waren 30.000 an der Zahl. In Rumänien handelt es sich um 270.000 Juden, von denen 18—20.000 schon über die Grenze gezogen sind, über 50.000, nach anderen hoffentlich übertriebenen Schätzungen 100.000 sich zum Aufbruche rüsten und alle übrigen, mit Ausnahme weniger Tausend reicher und stumpfer Geldmacher, den Boden unter den Füssen brennen fühlen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Die Salzburgischen Protestanten mussten allerdings ihre Häuser und Äcker zurücklassen, aber sie führten reichlichen Hausrat und Vorräte in bequemen Zeltwagen mit sich, wo ihre Frauen und Kinder, ihre Greise und Kranken vom schlimmsten Ungemach der Wanderung verschont blieben, und sie trieben Viehherden vor sich her, die immer noch Wohlstand bedeuteten. Die rumänischen Juden besitzen meist nichts als die paar Lumpen, die sie am Leibe tragen. Die Ärmsten unter ihnen reisen nicht in Wagen oder zu Schiffe, sondern schleppen sich auf wundgescheuerten Füßen von einer Grenze zur andern. Daheim haben sie nichts zurückgelassen als die Gebeine der Väter in den Gräbern, die ihren einzigen Anteil am Boden ihres Geburtslandes darstellten. Mitzunehmen hatten sie nichts als ihren Wanderstab und die unerträgliche Bürde ihrer Erinnerungen und Befürchtungen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Die Salzburgischen Protestanten erfuhren unterwegs von ihren Glaubensgenossen und an vielen Orten auch von Katholiken viel Liebe. Überall begrüßten die Gemeinden die Heranziehenden mit Glockengeläute und dem Gesang von Kirchenliedern, überall verpflegte, beschenkte, befreundete man sie, überall gaben die Prediger ihnen ein gutes Wort zur Erbauung und Herzstärkung mit und begleiteten sie mit den Gläubigen ein Stück Weges. Die rumänischen Juden werden unterwegs mit Gleichgültigkeit, vielfach mit Misstrauen und Scheu, nicht selten mit offener Feindseligkeit betrachtet, nur ganz ausnahmsweise strecken ihnen Andersgläubige die Hände hilfreich entgegen, und selbst unter ihren Glaubensgenossen finden sich neben Biedermännern, die ihre Bruderpflicht in Treue und vielfach über ihre Kräfte erfüllen und die dafür gesegnet seien bis in ihre fernsten Nachkommen, (lebhafter Beifall und Händeklatschen) selbst unter ihren Glaubensgenossen — und das ist der herzbrechendste Zug in diesem Bilde — finden sich nicht nur eisige Pfahlbürger, die nach der tragischen Schar der Wandernden nicht den Kopf umwenden, sondern auch, und ach! in all zu großer Zahl, Verbrechernaturen, die die Wegemüden von ihrer Schwelle scheuchen und, bildlich oder buchstäblich, Bluthunde auf sie hetzen.

Und nun der letzte und wichtigste Unterschied: die Salzburgischen Protestanten wussten, wohin sie gingen. Protestantische Herrscher wetteiferten miteinander, ihnen in ihren Staaten eine neue Heimat mit Vorrechten und Auszeichnungen anzubieten. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen glorreichen Andenkens, andere deutsche Reichsfürsten, schenkten ihnen Land und erbauten ihnen Wohnhäuser, ihre neuen Nachbarn nahmen sie mit offenen Armen auf und waren ihnen nach Kräften behilflich, sich in die neuen Verhältnisse einzuleben. Die rumänischen Wanderer haben kein Ziel. Sie wandern planlos vor sich hin wie ein Zug nordischer Lemminge, über dem Raubvögel schweben, um den Raubtiere schweifen, die sich nach Belieben ihre Opfer aus dem Zuge herausholen. Niemand wall sie bei sich haben, jeder scheucht sie aus dem eigenen Gebiete weiter, und wenn sie verzweifelt fragen: „Wohin mit uns? Was soll aus uns werden?“ — so ist die einzige Antwort, die sie erhalten, ein Achselzucken und eine Handbewegung, die gebieterisch in die Ferne weist: Immer weiter, ins Unbekannte, ins Blaue, nur weg, weit weg! (Tosender Beifall und Händeklatschen.)

Ich habe vorhin die rumänische Katastrophe mit der Vertreibung der Juden aus Spanien verglichen. Die Gerechtigkeit erfordert festzustellen, dass die rumänische Regierung die Juden nicht förmlich aus dem Lande gejagt hat. Im Gegenteil. Sie macht sogar gewisse Anstrengungen, die Aufbrechenden zurückzuhalten. Ausgewiesen werden nur jene Juden, die in Wort und Schrift, ganz besonders in der Schrift, die entsetzliche Lage unserer Brüder der Wahrheit gemäß darstellen, das Mitleid ihrer Hörer oder Leser für die Verfolgten anrufen und die Missetaten denunzieren, die unausgesetzt an ihnen begangen werden. Diejenigen Juden, die jede Schmach und jede Gewalttat ohne ein Wort der Klage, ohne eine Gebärde der Ungeduld ertragen, werden nicht von Gendarmen mit Kolbenstößen an die Grenze gebracht. Sie dürfen in ihrem Geburtslande bleiben. Die rumänische Regierung hat also ganz recht, entrüstet gegen die Beschuldigung zu protestieren, als ob sie ihre Juden verjagte. Nein, das tut sie nicht. Sie zieht vor, oder zog vor — denn ich mache einen Unterschied zwischen einer früheren Regierung und einer solchen, die ihr gefolgt ist — sie zog vor, ihre Juden im eigenen Lande zu vernichten.

Urteilen Sie, ob das Wort, das ich gewählt habe, zu stark ist. Die Juden in Rumänien dürfen nur in den wenigen großen Städten leben. Der Hausierhandel ist ihnen untersagt. Die meisten Laufbahnen sind ihnen verschlossen. Ein wohlorganisierter Boycott sorgt dafür, dass die wenigen Berufe, die sie ausüben dürfen, sie nicht ernähren. In den öffentlichen Schulen ist für sie kein Platz. Für ihre eigenen Privatschulen werden Vorschriften erlassen, die einer heuchlerischen Form der Unterdrückung dieser Schulen gleichkommen. Im Rechtsstreite zwischen einem Juden und einem Nichtjuden ist in der Regel — selbstverständlich gibt es viele Ausnahmen — der Jude von vornherein verurteilt. Dass es gegen wörtliche Beleidigungen durch Ausdrücke des bestialischsten Hasses und der tiefsten Verachtung im täglichen Umgange und in der Presse weder Schutz noch Sühne gibt, ist selbstverständlich.

Ich will mich nicht in Einzelheiten verlieren. Sie werden ja überdies einen Sonderbericht über die Verhältnisse in Rumänien empfangen. Kurz gesagt, ist die Lage diese: Die eingeborenen Juden werden in Rumänien als Fremde betrachtet und der fremdenfeindlichsten Gesetzgebung unterworfen, die Europa kennt. Der Zweck dieser Gesetzgebung ist, ihnen zunächst das tägliche Brot und dann jede Bildungsmöglichkeit zu nehmen. Sie sollen in die letzten Tiefen der Unwissenheit und Bettelarmut gestürzt und in diesem schwarzen Abgrund endgültig begraben werden. Sie sollen in eine Verfassung gebracht werden, neben der die Verfassung der Zigeuner, ja sogar die der Aussätzigen im Mittelalter glänzend ist. Man hofft vergnügt, dass in dieser Verfassung selbst die zähen Juden in einigen Generationen bis auf wenige Reste leiblich und geistig vernichtet sein werden.

Die rumänischen Juden erkennen, welches Schicksal ihnen bereitet werden soll, und suchen sich bei Zeiten durch Auswanderung zu retten. Die rumänischen Antisemiten sahen mit Bedauern ihre ausersehenen Opfer ihnen durch die Flucht entgehen. Sie fürchteten auch den peinlichen Eindruck, den die Aufdeckung derartiger Verhältnisse auf die öffentliche Meinung beider Welten hervorbringen musste. Sie handhaben also mit großer Gewandtheit den zu ihrer Verfügung stehenden Pressapparat, um in die ausländischen Blätter Mitteilungen gelangen zu lassen, in denen buchstäblich jedes Wort eine atemraubend dreiste Unwahrheit ist. Man setzt die absurde Fabel in die Welt, die Auswanderung der Juden sei das Werk einiger Schwindler und Volksverführer. Man behauptet, dass bloß einige Hundert Juden die Grenze überschritten haben, obschon doch die Statistiken der Grenznachbarn, der westlichen Unterstützungsvereine, der Auswanderungs-Häfen diese grobe und alberne Fälschung alsbald richtig stellen. Man verfasst Erklärungen, wonach es den Juden in Rumänien glänzend geht, und lässt sie durch einige unglückliche jüdische Verräter und Feiglinge unterschreiben, um sie den Verzweiflungsschreien der über die Grenze entkommenen Juden entgegenzuhalten.

Man findet keine Schwierigkeit, diesen Mittheilungen in der antisemitischen Presse Aufnahme zu verschaffen, die gegenwärtig in allen „gesitteten“ Ländern blüht, und wenn die unabhängige Presse die Maske abreißt und die Wahrheit aufdeckt, dann hat man eine Erwiderung zur Hand, die bei der heutigen Gemütsverfassung der Mehrheit aller Völker ihre Wirkung nie verfehlt: „Das sind Judenblätter, die Rumänien beschimpfen wollen, weil es sich gegen jüdische Ausbeutung und gegen jüdische Herrschsucht zu wehren sucht.“

In den Hunderten von Briefen, die ich von rumänischen Juden empfange, wird nach einer herzbrechenden Schilderung ihrer Leiden in der Regel am Schlusse die Erwartung ausgesprochen, ich würde hier die rumänische Regierung erbarmungslos brandmarken und mit meiner lautesten Stimme das Gewissen Europas, die öffentliche Meinung der gesitteten Welt wachschreien.

Ich fürchte, ich werde diese Erwartung unverwirklicht lassen müssen. Es passt nicht zu meinem Begriffe von persönlicher Würde, meinen Gefühlen die Zügel schießen zu lassen, wenn es gilt, einem kleinen Staate seine Sünden vorzuhalten, während ich immer jedes meiner Worte sorgfältig auf die Goldwaage legte und vorsichtigste Selbstbeherrschung übte, so oft ich auf ganz ähnliche Handlungen mächtiger Großstaaten hinzuweisen hatte. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen.) Diese Großstaaten waren das Vorbild der kleinen, ihr Beispiel hat die kleinen ermutigt, an ihren Juden ihr Mütchen zu kühlen. Meine Selbstachtung verbietet mir, stärkere Worte gegen die kleinen zu gebrauchen, als ich gegen die Weltmächte gebraucht habe. Ich werde mich deshalb darauf beschränken, die nackten Tatsachen darzustellen, ohne sie mit einem Affektworte zu erläutern. Aber das ist ja auch nicht nötig. Die Tatsachen sprechen eine Sprache, die durch hinzugefügte Verwünschungen und Schimpfworte nicht verstärkt wird.

Und ebensowenig denke ich daran, pathetisch Europa anzurufen. Nirgendwo in Europa besteht für uns ein Wohlwollen, das über den notdürftigen oder ausreichenden Schutz der eigenen Juden hinausgeht. Keine Regierung hat so viel für uns übrig, dass sie unsertwegen der rumänischen Regierung Vorstellungen machen würde. Alles, was wir erwarten könnten, wäre, dass die Staaten ihre Grenzen gegen die rumänischen Einwanderer versperren würden, um auf diese Weise die rumänische Regierung zu zwingen, ihre eigenen Juden im Lande zu behalten. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Ich zittere, wenn ich daran denke, dass man den rumänischen Juden diesen Gefallen erweisen könnte. Und dann — wir müssen uns bemühen, objektiv zu sein. Europa hat zur Zeit wirklich andere Sorgen, als sich um die Lage des jüdischen Volkes zu kümmern. In Bessarabien haben 12.000 Juden seit der letzten Ernte alle Qualen einer schrecklichen Hungersnot erlitten? In Indien waren 6 Millionen Menschen in ganz derselben Lage, und Europa hat für Hindus mehr Sympathien als für uns Juden. In Rumänien sehen die Juden sich durch schlechte Behandlung zur Auswanderung gezwungen? China behandelt seine europäischen Gäste noch schlechter und muss zuerst zur Vernunft gebracht werden, ehe man die Aufmerksamkeit den Verhältnissen der Juden in Rumänien zuwenden kann.

Geehrte Versammlung! Ich hatte in England einen teuren Freund, den der Tod im vergangenen Jahre den Seinen und mir entrissen hat, Dr. G. W. Leitner. In einem Werke meines verewigten Freundes über die Volksstämme der Nordwestgrenze Indiens finde ich folgende afghanische Fabel: Ein Fuchs fiel in einen Wildbach. In der Todesangst des Ertrinkens rief er gellend: „Wehe, die Welt geht unter!“ Ein Bauer am Ufer, der ihn hörte, erwiderte lächelnd: „Du irrst, Freund, die Welt geht nicht unter, ich sehe nur ein Füchslein, das ersäuft!“

Hüten wir uns, die Rolle des Fuchses in dieser Fabel zu spielen. Es wäre zu grausam, wenn die spöttischen Worte des Bauers die einzige Antwort auf unsere Hilferufe wären. Wer einem anderen mit dem subjektiven Argumente kommt: „Ich muss doch leben!“ der setzt sich immer der Antwort aus: „Ich sehe die Notwendigkeit nicht ein.“ Kein anderer sieht jemals diese Notwendigkeit ein. Aber selbst muss man sie begreifen und darnach handeln. (Tosender Beifall und Händeklatschen.) Hilferufe sind ein unzulängliches Lebenserhaltungsmittel. Man muss eigene Anstrengungen machen, um sich des Todes zu erwehren, sonst wird man seine Beute. (Tosender Beifall und Händeklatschen.)

So spreche ich denn auch hier nicht so sehr zu den europäischen Regierungen und Völkern, obschon es uns natürlich die höchste Genugtuung gewähren würde, wenn man uns hören wollte. Ich spreche hier vielmehr in erster Reihe zum jüdischen Volke. (Tosender Beifall und Händeklatschen.) Das jüdische Volk soll wissen, wie es heute um die Judenheit bestellt ist, welche neuen Schicksalsschläge sie getroffen haben. Das jüdische Volk soll wissen, dass Niemand ihm helfen wird, wenn es sich nicht selbst hilft. (Tosender Beifall.)

Da müssen wir uns denn vor Allem fragen: Wie stellt das jüdische Volk sich zur rumänischen Katastrophe? Was hat es getan, was tut es, um ihre schlimmsten Folgen abzuwehren? Wie springt es den unglücklichen Brüdern bei, die ohne eigene Schuld aus dem europäischen Gesellschaftsvertrage, aus dem schützenden Gehege der Zivilisation ausgestoßen worden sind und nun rechtlos umherirren wie die Tiere der Wildnis?

Ich will nicht bei den abscheulichsten Zügen jüdischer Verworfenheit verweilen, auf die ich schon vorhin angespielt habe. Scham, Ekel, Empörung würden mich überwältigen, und es ist doch unbedingt notwendig, dass wir kaltes Blut behalten. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass die Elenden, die ihre: vertriebenen rumänischen Brüder bei der Polizei denunzieren und ausweisen lassen, wo ihr Einfluss dies bewirken kann, eine kleine Minderheit sind, und ich will meine Augen lieber tröstlicheren Anblicken zuwenden.

An gutem Willen fehlt es tatsächlich nicht. Man will den rumänischen Opfern helfen. Woran es fehlt, das ist eine Organisation, die die zerstreuten Kräfte sammeln und einheitlich zu einem bestimmten Ziele verwenden würde. Ohne Organisation, ohne Zusammenfassung ohne Einheitlichkeit in der Verwendung dieser zerstreuten Kräfte sind diese aber wertlos und bei allen Einzelanstrengungen kommt im Ganzen so gut wie nichts heraus.

Auch an Geld fehlt es nicht. Viele Juden haben dem alten Rufe jüdischer Wohltätigkeit wieder Ehre gemacht. Die armen Juden geben über ihre Kräfte. Die wohlhabenden Juden geben nach Kräften. Selbst viele millionenreiche Juden haben ihre Hand nicht vollständig verschlossen. Wohl spenden einzelne bereitwilliger 20.000 Franken für die Vergnügungsreise eines antisemitischen Gesangsvereines als den fünften Teil dieses Betrages für die rumänischen Wanderer, die nicht zu ihrem Vergnügen reisen und auch noch keine Antisemiten sind, obschon Züge dieser Art mit der Zeit auch sie dazu machen könnten. Wohl kaufen einzelne sich lieber um 600.000 Franken alte Gobelins für ihren Salon, als dass sie mit dem hundertsten Teile dieser Summe den rumänischen Wanderern zu Hilfe kämen. Aber im ganzen wurde doch an die Tür der Milliardäre nicht vergebens geklopft. Das Unglück ist nur, dass die sehr ansehnlichen Summen, die zusammenfließen, nicht in der richtigen Weise verwendet werden und darum auch keinen dauernden Nutzen stiften können. Sie dienen nämlich nicht zur Verwirklichung eines bestimmten Planes. Kein einheitlicher Gedanke, überhaupt kein Gedanke bestimmt ihre Verwendung.

Wie wird das Geld ausgegeben? In der primitivsten, unorganischsten Weise: durch Almosendarreichung von Hand zu Hand. Dazu ist allerdings keine besondere Geistesanstrengung nötig. Hier sind zurückgelassene Frauen und Kinder ausgewanderter rumänischer Familienväter: man kauft ihnen Brot, damit sie nicht Hungers sterben. Hier sind Gruppen von Wanderern, die das eine Land nicht dulden, das andere nicht aufnehmen will und die an irgend einer Grenze, eingehegt von starrenden Bajonetten, jämmerlich daliegen: man kauft ihnen Fahrkarten bis in das nächste Land, bis an den nächsten Einschiffungshafen, bis nach Amerika. Ich will nicht untersuchen, ob diese Fahrkartenspenden nicht in vielen Fällen eine Art der Wohltätigkeit darstellen, die die Spender eher sich selbst erweisen, als eine Wohltätigkeit, die sie den rumänischen Juden erweisen. Ich habe kein Recht, Herz und Nieren zu prüfen, und muss mich an die sichtbaren Tatsachen halten. Die sichtbare Tatsache aber ist, dass die Not augenblickliche Linderung erfordert und dass ein Almosen in der Tat für den Augenblick die schlimmste Not einigermaßen lindert. Damit ist aber auch die Wirkung eines bloßen Almosens völlig erschöpft. Über den Augenblick hilft es mit Ach und Krach hinweg, an die nächste Stunde scheint Niemand zu denken.

Man schickt die rumänischen Auswanderer nach Amerika. Auf diese Weise ist man sie losgeworden. Man sieht sie nicht mehr vor sich. Man ist durch die ganze Breite des Weltmeeres von ihren Hilferufen getrennt. Aber was soll in Amerika aus ihnen werden? Wird man sie da untergehen lassen? Sollen sie da einzeln umkommen? Ist ein Mann, der in Amerika verhungert, etwa weniger tot, als ein Mann, der in Rumänien oder zwischen der rumänischen Grenze und Rotterdam Hungers stirbt? Wird man ihnen auch in Amerika weiter Almosen reichen? Dann würde man die schwachen Charaktere sofort in Berufsbettler verwandeln und auch die tüchtigeren würden bald der Versuchung unterliegen, sich als patentierte Arme dauernd erhalten zu lassen. Oder besteht die Absicht, in Amerika den Ankömmlingen geeignete Orte zur Ansiedelung nachzuweisen, sie in feste Berufe hinüberzuführen, sie zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu fördern? Das würde eine mächtige Organisation erfordern und ich sehe noch nicht die leisesten Anfänge einer derartigen Organisation.

Bloße planlose Gelegenheitswohltätigkeit ist lächerlich ungenügend, oder richtiger, ist erschreckend ungenügend für die Anforderungen, welche die Lage gegenwärtig an das jüdische Volk stellt. Und selbst diese kopflose, automatische Almosenverteilung wird ja eines Tages plötzlich aufhören. Hat man denn berechnet, welche Summe sie erfordert? In Amerika darf kein rumänischer Jude landen, der nicht den Besitz von 125 Franken nachweist. Mit dem Fahrpreis und den Kosten des Lebensunterhaltes bis zum Einschiffungshafen erfordert das für jeden Einzelnen mindestens 300 Franken. Wenn nur 100.000 von den 270.000 rumänischen Juden diese Wohltätigkeit in Anspruch nehmen, so kommen wir schon zu einem Mindestbetrag von 30 Millionen Franken, wozu noch die Verwaltungskosten und andere unfruchtbare, doch unvermeidliche Auslagen hinzukommen.

Und was erreicht man mit diesen 30 Millionen, die das Mindestmaß des Erfordernisses darstellen? Damit ist einfach erreicht, dass die rumänischen Juden drei Monate später in Amerika verhungern statt drei Monate früher in Europa. Und wo sollen selbst diese 30 Millionen herkommen? Durch Aufrufe und Sammlungen ist ein solcher Betrag nicht annähernd zu beschaffen. Die ständigen Wohltätigkeitseinrichtungen der jüdischen Gemeinden haben keine Überschüsse und genügen in der Regel kaum den täglichen Anforderungen, die an sie herantreten. Die Alliance Israelite Universelle hat keine Millionen zu verteilen. Die Jewish Colonization Association, die Jca, wie man sie kurz nennt, hat diese 30 Millionen, wohl auch noch acht oder neun Mal mehr, aber sie ist der Meinung dass sie kein Recht hat, ihr Vermögen anzugreifen, sondern dass sie nur einen Teil ihrer jährlichen Zinsen verteilen darf, und grundsätzlich kann ich dem nur beipflichten, obschon es allerdings Katastrophen gibt, die alle Grundsätze wegfegen. Also was weiter? Ich sehe es kommen Man wird zuerst Franken, dann Centimes verteilen, so lange es reicht, dann wird man eines Tages achselzuckend erklären: „Wir haben nichts mehr, wir können nichts mehr für euch tun, seht, wo ihr bleibt.“

Mein Freund, der Vorsitzende, Dr. Herzl (lebhafter Beifall und Händeklatschen), hat es soeben gesagt und ich kann es nur wiederholen, wie denn in den Berichten über die Lage des jüdischen Volkes Wiederholungen unvermeidlich sein werden: wir treiben mit Niagaraschnelligkeit einem Bankerotte des amtlichen Judentums entgegen, der so schrecklich sein wird, dass ich vor dem Bilde entsetzt die Augen verschließe, um es nicht einen Augenblick früher zu sehen, als ich unbedingt muss.

Dass die jüdischen Gemeindegrößen uns nicht etwa mit der elenden Ausrede kommen: „Die rumänische Katastrophe findet uns unvorbereitet, weil wir sie nicht vorhersehen konnten.“ Wir müssten ihnen sonst brutal antworten, wie es Dr. Herzl vorher getan hat: Das ist nicht wahr! Seit drei Jahren warnen wir euch unausgesetzt, seit drei Jahren töten wir uns mit Anstrengungen, euch die Lage des jüdischen Volkes begreiflich zu machen, euch die Gefahren zu zeigen, die es bedrohen, euch das einzige Mittel zu predigen, das eine wirksame Abwehr dieser Gefahr möglich macht. Ihr aber habt uns nicht gehört oder nicht hören wollen. (Lebhafter Beifall.)

Welchen Namen verdient ihr, wenn ihr, in deren Hände das jüdische Volk vertrauensvoll die Wahrung seiner Interessen, ja die Verteidigung seines Lebens gelegt hat, wenn ihr die Reden und Schriften der Zionisten eurer hohen Aufmerksamkeit nicht gewürdigt habt? Und welchen Namen verdient ihr, wenn ihr sie kennt und trotzdem unsere Warnungen verlacht und in den Wind geschlagen habt? Eure blinde, fanatische Feindschaft gegen den Zionismus hat die gegenwärtige Lage verschuldet. (Allseitige Zustimmung.) Weshalb sind wir denn Zionisten geworden? Etwa aus mystischem Verlangen nach Zion? Davon wissen die meisten von uns sich frei. (Lebhafter Beifall.) Wir sind Zionisten geworden, weil die Not des jüdischen Volkes uns ans Herz greift, weil wir tiefbekümmert sehen, dass die Logik der Verhältnisse unabwendbar zu einer raschen Verschlimmerung dieser Not, ja zu plötzlichen, gewaltsamen Katastrophen führen muss und weil das angestrengteste, schmerzlichste Nachdenken uns immer wieder nur einen Ausweg aus der Bedrängnis erkennen Hess : die Erwerbung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte für die verfolgten jüdischen Millionen. (Stürmischer, sich stets erneuernder Beifall und Händeklatschen.) Wie ganz anders wäre die Lage heute, wenn wir unseren rumänischen Brüdern sagen könnten: „Kommt! hier ist das Land, das euch erwartet wie eine Mutter ihre heimkehrenden Söhne“, (Erneuerter stürmischer Beifall und Händeklatschen.) Kein verzweifeltes Umherirren, kein aussichtsloses, angstvolles Suchen, sondern ein freudiges Losschreiten dem sicheren Ziele entgegen! Und wie ganz anders wäre die Lage heute, wenn die wandernden rumänischen Juden überall eine feste jüdische Volksorganisation vorfänden, die sie daheim zum Aufbruche rüsten, unterwegs beraten und führen, im neuen Lande empfangen und unterweisen würde! Weshalb haben wir dieses Land nicht, weshalb haben wir diese Organisation nicht? Durch wessen Schuld? Durch eure, einzig und allein durch eure! Hättet ihr die Millionen, die ihr jetzt ausgebt — ich kann nicht anders sagen: hinauswerft — seit drei Jahren nach unserem Rate verwendet, ihr hättet heute das Land, das bereit wäre, die wandernden Juden aufzunehmen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Und hättet ihr mit eurer alten, kräftigen aber unzusammenhängenden, aber verknöcherten Gemeindeorganisation die von uns unter den entsetzlichsten Schwierigkeiten geschaffenen Anfänge einer allgemeinen Organisation des jüdischen Volkes verstärkt, so wäre das jüdische Volk heute ein lebendiger Organismus, der jedes einzelne seiner gefährdeten Glieder aus eigener Kraft wirksam verteidigen könnte. (Lebhafter Beifall.) Ihr aber habt es vorgezogen, mit euren Millionen die Bestrebungen zur Verleumdung, wenn möglich, zur Erwürgung des Zionismus zu begünstigen und unser eigenes mühseliges Organisationswerk zu vereiteln. Darum trifft euch die rumänische Katastrophe heute unvorbereitet, darum bietet ihr jetzt das erbärmliche Schauspiel kindisch gewordener Greise, die angesichts einer Feuersbrunst oder Überschwemmung gelähmt und flennend in die auf sie eindringenden Schrecknisse starren.

Allen Juden aber, die noch ein jüdisches Herz haben, sich jedoch gegen den Zionismus haben aufhetzen lassen und ihm aus Missverständnis oder aus anderen Beweggründen, die ich hier nicht erörtern will, den Rücken wenden, allen Juden rufe ich zu: „Besinnt euch! Beherzigt die Lehre der rumänischen Katastrophe! Wir sagen euch mit blutendem Herzen: das ist nur ein Anfang! Es wird schlimmer kommen! Viel schlimmer! Was werdet ihr tun, wenn sich nach den 270.000 rumänischen Juden die 780.000 galizischen Juden auf die Wanderung begeben und nun gar, wenn die russischen Millionen sich in Bewegung setzen? Wenn ein Meer von heulenden und verhungernden Menschen an eure eigenen Schwellen branden wird? Ich weiß, es gibt ein Mittel, diese Gefahr von euern Wohnungen abzuwenden: Absperrung der Landesgrenzen gegen die Einwanderung fremder Juden, Einwirkung auf die fremden Regierungen, damit sie ihre Juden im Lande gewaltsam zurückhalten. Ich nehme zu eurer Ehre an, dass ihr eure Hoffnung nicht auf dieses Mittel setzt. (Beifall.)

Wenn aber dieses Mittel nicht angewendet weiden soll was habt ihr außerdem noch? Welchen Plan? Welchen Gedanken? Ihr habt nichts, nichts. Darum rufen wir euch nochmals in Liebe zu: „Öffnet eure Augen für eure Verantwortlichkeit! Seid Männer! Ein verzweifeltes Volk, auch wenn es sich selbst nicht helfen kann, hat immer noch Kraft genug, um Einzelnen gefährlich zu werden! (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Verdient euch wieder das Vertrauen und die Liebe des jüdischen Volkes und die Achtung der christlichen Völker, die euch nicht aus dem Auge verlieren. Arbeitet mit uns an der Erwerbung einer Heimstätte für das jüdische Volk. (Erneuerter lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Ihr könnt es! Ihr müsst nur wollen. Ihr habt die Millionen, ihr habt die Beziehungen, ihr habt den Einfluss, ihr habt die Gewohnheit großer Unternehmungen. Tut für euer eigenes Volk ein hundertstel dessen, was ihr für alle anderen Völker getan habt, (stürmischer, sich immer erneuernder Beifall und Händeklatschen) denen jüdisches Kapital und jüdische Geistesarbeit Eisenbahnnetze und Kanäle gebaut, Bergwerke erschlossen, Kolonialbanken errichtet, weite Gebiete besiedelt und urbar gemacht, rettende oder fördernde Anleihen aufgebracht haben. Aber um Gottes Willen, tut etwas, was mehr ist, als die Verteilung von Bettelpfennigen, was die Zukunft des jüdischen Volkes vor Not und Verderben sichert. Wollt ihr nicht mit uns arbeiten, so überlassen wir euch ja gern die Führerschaft, denn wir haben keinen anderen Ehrgeiz als den, dem jüdischen Volke zu dienen. Und wenn die rumänische Katastrophe euch überzeugen kann, dass nur die Erwerbung einer sicheren Heimstätte für das jüdische Volk — das heißt der Zionismus — das Heil ist, dann werden wir diese Katastrophe als ein rettendes Wunder segnen, dann werden wir unsere unglücklichen rumänischen Brüder, deren Elend uns den Schlaf der Nächte raubt, als heilige Sühneopfer preisen, die ausersehen sind, durch ihre Leiden das Heil des ganzen Volkes vorzubereiten.“ (Stürmischer, sich immer wieder erneuernder Beifall und Händeklatschen. Hüte und Tücherschwenken im Saale und auf den Galerien. Redner wird von allen Seiten beglückwünscht.)

Autor: Nordau, Max geb. als Maximilian Simon Südfeld (1849-1923) Arzt, Schriftsteller, Journalist und Politiker

Autor: Nordau, Max geb. als Maximilian Simon Südfeld (1849-1923) Arzt, Schriftsteller, Journalist und Politiker

greiser Jude aus dem Osten Europas

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greiser Jude aus dem Osten Europas 02

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greiser Jude aus dem Osten Europas 08

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junge jüdische Frau

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jüdisches Mädchen

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