Behandlung der Wohnungsfrage seitens des Zentralvereins in Preußen für das Wohl der arbeitenden Klassen. 02

Aus: Der Arbeizerfreund. Zeitschrift des Zentralvereins in Preußen für das Wohl der arbeitenden Klassen.
Autor: Brämer, Karl (?-?), Erscheinungsjahr: 1866

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wohnungsfrage, Bautechniker, Wohnungen, Wohneigentum, Häuser, Arbeiterhäuser, Baugesellschaft, Lebensbedürfnisse, Arbeiterwohnungen, Baugenossenschaften, Sozialwohnungen,
Inhaltsverzeichnis
B. Votum zu der Sitzung der Kommission des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen.

In Bezug auf die Wohnungsfrage erachte ich mich zu einer gutachterlichen Äußerung berechtigt und verpflichtet in Betracht, dass
a) ich selbst Bautechniker, namentlich auch in Bezug auf Kasernenbau gewesen;
b) selbst viele Jahre die Arbeit mehrerer tausend Arbeiter geleitet und dadurch auch deren Wohnungsbedürfnis kennen gelernt;
c) mich viel mit sozial-politischen Fragen, also auch der Wohnungsfrage beschäftigt habe;
d) endlich als Deputierter des Zentralvereins in letzterer Zeit an den meisten Beratungen der wohltätigen Baugesellschaft und auch der Alexandrastiftung hier Teil genommen habe.
Überdem liefern die letzten Hefte des Arbeiterfreundes und eine Menge anderer Schriften bereits eine reiche Fundgrube von Materialien über das vorliegende Thema,
Meines Erachtens kommt es vor Allem darauf an, festzustellen:
a) ob und in wie weit wirklich Mangel an angemessenen Arbeiterwohnungen vorhanden, oder ob
b) der Mangel an solchen nicht vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass den Arbeitern die Geldmittel fehlen, um sich angemessene Wohnungen durch Miete resp. Kauf zu verschaffen?
Aus den letzten Jahresberichten der Gem. Baugesellschaft und auch der Alexandrastiftung ergibt sich nun die Tatsache:
dass die Zahl der leerstehenden kleinen Wohnungen hier in Berlin fortwährend im Steigen, dagegen die größten Wohnungen am vollständigsten besetzt sind; und ferner, dass die leerstehenden kleinen Wohnungen vorzugsweise in den schlechteren Teilen der Stadt liegen, während die kleinen Wohnungen in den guten Stadtteilen alle besetzt sind. Es scheint daraus unwiderleglich hervorzugehen, dass ein eigentlicher Mangel an Arbeiterwohnungen nicht vorhanden, und demnächst dass die Lage der Arbeiter hier im Allgemeinen so günstig ist, um denselben zu erlauben, vorzugsweife von den besseren Wohnungen Gebrauch zu machen.

Es möge hierbei gestattet sein, die Frage aufzuwerfen, ob es nicht Sache der Polizei sei, das Vermieten der ganz schlechten und ungesunden Wohnungen zu verbieten, ähnlich wie jetzt hier allgemein verlangt wird, dass sie schlecht gebaute und Gefahr drohende Häuser nicht beziehen lasse. Zu ähnlicher Art bestand, wenigstens vor etwa 25 Jahren, im Königreich Polen die Einrichtung, dass ganz baufällige Häuser gar nicht mehr repariert werden durften. Wir werden ja bald hören, in wie weit die Polizei geeignet befunden werden wird, diese Kontrolle des Häuserbaues hier zu übernehmen, (Bossische Ztg., 26, Novbr. c., berichtet von einem solchen Verbot in Danzig.) Sehr wirksam wird es jedenfalls fein, wenn das Publikum selbst schlechte oder gefahrdrohende Wohnungen nicht mietet.

Erwähnen will ich noch, dass ich bei den großen, von mir geleiteten Bauten mich immer entschieden gesträubt habe, für das Unterkommen der mehreren Tausende von Arbeitern direkt zu sorgen, diese Sorge vielmehr gänzlich der Privatindustrie glaubte überlassen zu müssen, und dass die Befolgung dieses Grundsatzes stets vom besten Erfolg gekrönt gewesen ist.

Doch will ich diese vorausgeschickten Erfahrungssätze vorerst unberücksichtigt lassen und vielmehr nun zur Beantwortung der zwei Fragen übergehen:
was verlangt man von einer angemessenen und zweckmäßigen Arbeiterwohnung, und demnächst: wie ist das Bedürfnis an solchen Wohnungen am angemessensten zu befriedigen?

A. Forderungen an eine zweckmäßige Arbeiterwohnung.
Es ist durchaus untunlich, hierüber allgemeine Grundsätze aufzustellen, indem nur die lokalen Verhältnisse darüber entscheiden können; denn es kommen dabei sanitäts- und baupolizeiliche Rücksichten, die Art und Weise des in der Gegend zu habenden Bau- und Brennmaterials, der Kostenpunkt, der Bildungsgrad und die Gewohnheiten der Arbeiter, die Art der zu leistenden Arbeiten und manche andern Umstände in Betracht, was kaum einer nähern Ausführung bedarf. Eine Zusammenstellung der sehr reichhaltigen Literatur über diese Frage unter den vorstehenden Gesichtspunkten dürfte eine für den „Arbeiterfreund" ganz geeignete Arbeit und dabei zu berücksichtigen sein
a) die Vorschriften und Forderungen der Ärzte;
b) die baupolizeilichen Vorschriften in den verschiedenen Staaten;
c) ob und wie weit dabei Steine, Backsteine, Lehm, Pisé, Holz, für die Dächer Schiefer, Dachsteine, Schindeln oder Stroh,
(d) bei der Feuerung Steinkohlen, Braunkohlen, Torf. Holz, Stroh etc. als Brennmaterial in Anwendung kommen sollen und können;
e) wie viel der nicht zu überschreitende Anschlag betragen darf;
k) welche Art von Arbeitern darin Aufnahme finden sollen? ob z. B. Fabrikarbeiter in verfeinerten Industriezweigen oder oberschlesische Hüttenarbeiter (vgl. z. B. Solger: Kreis Beuthen);
g) ob Gärten oder Viehställe, ob Werkstätten etc. damit verbunden sein sollen,
wie man sieht, ein sehr ausgedehntes Feld der Untersuchung.

Ein wichtiger Unterschied besteht bei allen diesen Wohnungen demnächst darin, ob es Einzelwohnungen, gemeinschaftliche Arbeiterhäuser oder Arbeiterkasernen oder gemischte Wohnungen (für Wohlhabende und Arbeiter in demselben Hause)
sein sollen.

Auch diese Frage ist bereits vielfach ventiliert worden, und es fehlt ebenfalls nur noch an einer übersichtlichen Zusammenstellung des betreffenden literarischen Materials. Ich will mir in Bezug auf diese drei Klassen von Arbeiterwohnungen hier nur einige wenige Bemerkungen erlauben.

I. Einzelwohnungen. So viele Vorzüge auch Einzelwohnungen haben, so ist deren Anlage doch in vielen Fällen (z. B, hier in Berlin) ganz unmöglich, weil der Grund und Boden zu teuer ist oder ihre Anlage nur in zu großer Entfernung von den Arbeitsstätten stattfinden könnte. Zu England ist es anders, wo es als Regel gilt, dass Jeder eine abgesonderte Wohnung haben muss. Unterstützt von dieser Sitte, haben sich dort assoziierte Baugesellschaften gebildet, deren Mitglieder sich nach und nach ein Eigentum zu verschaffen suchen, während eine Assoziation auf gleichen Prinzipien an andern Orten (namentlich hier in Berlin) durchaus nicht am Plane sein würde. (S. darüber noch später.)

II. Die Vorteile und Nachteile großer Arbeiterhäuser oder Arbeiterkasernen sind schon so vielfach erörtert worden, dass es unnötig ist, darauf nochmals zurückzukommen.

III. Gemischte Wohnungen dürften, wenigstens für Berlin, die angemessensten sein. Die Gründe für dieselben sind ebenfalls bereits vielfach erörtert worden. Es scheint auch (vgl. oben), dass die Spekulation in dieser Richtung hier in Berlin bereits wirksam genug ist, um dem Zweck zu genügen.
Wie verschwindend dagegen die Wirksamkeit der beiden Baugesellschaften (der gemeinnützigen und der Alexandrastiftung) ist, ergibt sich aus folgender Zusammenstellung. Den 1. April 1865 waren vorhanden:



Die gemeinnützige Baugesellschaft vermietete 221 Wohnungen, die Alexandrastiftung 103 Wohnungen.

Übergehend zu den vorliegenden Anträgen, so erscheint es zuvörderst im Allgemeinen durchaus nicht an einer genügenden Beantwortung der Frage über die zweckmäßigste Einrichtung der Arbeiterwohnungen zu fehlen, doch anderseits zweifelhaft, nach welchen Grundsätzen eine Untersuchung der jetzigen Arbeiterwohnungen im preußischen Staate zu erfolgen habe. Wenigstens müssten die Normen, nach welchen sie stattfinden solle, in Übereinstimmung mit dem statistischen Büro vorher genau erwogen werden. Ich halte eine solche irgend erschöpfende Untersuchung indessen kaum für ausführbar. Über einzelne Lokalitäten haben wir dagegen bereits in dieser Hinsicht sehr schätzbare Monographien, z. B. Solgers „Kreis Beuthen“.

Ich komme zur zweiten Frage:

B. Wie können die Arbeiter am zweckmäßigsten in den Besitz angemessener Wohnungen (durch Miete oder Kauf) gelangen?

Ehe ich zu einer näheren Erörterung der wesentlichsten zu diesem Zweck vorgeschlagenen und versuchten Methoden übergehe, muss ich die Bemerkung vorausschicken, dass nach bekannten volkswirtschaftlichen Grundsätzen, und wie auch das Beispiel von Berlin lehrt, teure Preise der Lebensbedürfnisse (also auch der Wohnungen) durchaus nicht immer ein Zeichen von Not unter den arbeitenden Klassen, vielmehr fast immer ein Zeichen der günstigen Lage sind, in der sie sich befinden, welche sie in den Stand setz solche Preise zu bezahlen, während umgekehrt da, wo sehr niedrige Preise der ersten Lebensbedürfnisse bestehen, meistenteils die niederen Klassen sich in gedrückter Lage befinden. Es wird also einer sehr vorurteilsfreien Prüfung bedürfen, um nicht fehlzugehen, wenn man durch besondere spezielle Maßregeln der Wohnungsnot der arbeitenden Klassen abzuhelfen sich veranlasst findet.

Diese Abhilfe ist nun bisher auf verschiedenen Wegen gesucht worden:

I. durch wohltätige oder gemeinnützige Baugesellschaften.
So die Berliner, welche statutenmäßig den Zweck hat:
„in gemeinnütziger Weise durch Bauausführungen in verschiedenen Stadtteilen Berlins, oder vor dessen Toren, gesunde und geräumige Wohnungen für sogenannte kleine Leute zu beschaffen, diese Wohnungen billigst zu vermieten und die bebauten Grundstücke den Mietern, welche zu diesem Zweck einzelne Genossenschaften bilden, 30 Jahre nach dem Zusammentritt einer jeden betreffenden Genossenschaft, als freies Eigentum zu übergeben.“

Abgesehen davon, dass es sich hier von einer Wohltätigkeits-Gesellschaft handelt, welche die Verwaltung der Fonds der Gesellschaft unentgeltlich besorgt, und dass die Wohnungen billigst vermietet werden (so dass die Teilnehmer der Gesellschaft nur 4% von ihren Aktien beziehen) - im Allgemeinen aber es wünschenswert ist, dass der fragliche Zweck nicht durch Almosen, sondern durch Assoziation oder auf Kosten der Arbeiter selbst, erreicht werde: ist die Verwaltung der fraglichen Baugesellschaft so umständlich und die Eigentumsverleihung eines Hauses an eine Genossenschaft mit so vielen Umständen und Missständen verknüpft, dass zwar die von der jeweiligen Gesellschaft beschafften billigen Wohnungen immer gern Mieter erhalten, die Teilnehmer der Gesellschaft aber wohl alle jetzt die Überzeugung haben, dass der Zweck der Gesellschaft auf diesem Wege nur sehr ungenügend erreicht wird, weshalb auch alle Versuche, neue Aktionäre für sie zu gewinnen, fruchtlos gewesen sind. Es wurde daher schon in der Generalversammlung 1859 der Vorschlag gemacht, dass die gemeinnützige Baugesellschaft sich nicht mehr mit Neubauten und deren Verwaltung befasse, Solches vielmehr der Privatspekulation überlasse.

Glücklicherweise ist es nach den Statuten auch zulässig, wie es auch häufig geschieht, dass den Teilnehmern der Genossenschaften ihr Anteil bar ausgezahlt wird und die Gesellschaft an deren Stelle tritt, so dass diese Genossenschaften eigentlich Sparvereine zu einem bestimmten Zweck bilden.

Es ist seitdem auch bereits mit anerkannt besserem Erfolge
II. auf dem Prinzip der Spekulation begründet, hier in Berlin die Aktienbaugesellschaft Alexandra-Stiftung mit dem ausgesprochenen Zweck ins Leben getreten:
„in verschiedenen Stadtteilen Berlins oder vor dessen Toren gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen für Arbeiter, Handwerker und andere, den weniger bemittelten Klassen angehörige Einwohner Berlins von ordentlicher und sittlicher Führung zu erwerben oder herzustellen und an diese zu vermieten.“

Der Zweck der endlichen Eigentumsverleihung fällt dabei weg. Mir scheint, dass, wer Geld zweckmäßig in dieser Richtung verwenden will, in der Baugesellschaft Alexandra-Stiftung eine gute Gelegenheit dazu findet.

Der Häuserbau auf Spekulation zur Vermietung an kleine Leute findet übrigens sehr häufig statt. Der Arbeiterfreund enthält mehrfache günstige Berichte über die hierher gehörige Anlage von Arbeiterhäusern und Kolonien seitens größerer Grundbesitzer, Fabrikanten, Berg- und Hüttenwerke.

Endlich gehört hierher die gewöhnliche Spekulation im Häuserbau, wie sie hier in Berlin im höchsten Maße vorkommt; denn in allen Häusern finden sich hier Wohnungen für kleine Leute, die auch, wie wir gesehen haben, rasch Mieter erhalten und auch (vgl. oben) meiner Meinung nach als die zweckmäßigsten Arbeiterwohnungen angesehen werden müssen.

III. kommen endlich in Betracht die Assoziationen zum Bau von Arbeiterwohnungen und deren Erwerbung durch - oder deren Übertragung an die Teilnehmer.

In Bezug hierauf muss ich die Behauptung aufstellen, dass im Allgemeinen Unternehmungen von Gesellschaften, wegen Mangels an Einheit und Verantwortlichkeit bei den Leitenden, schlechtere Ergebnisse liefern, als Unternehmungen einzelner selbstständiger Kapitalisten. Assoziationen zu gemeinschaftlichen Unternehmungen aller Art sind also nur da zu empfehlen, wo es an selbstständigen Kapitalisten fehlt. Dies findet namentlich statt bei Unternehmungen, die ein so großes Anlagekapital und Risiko erfordern, dass sich einzelne Unternehmer dazu nicht finden. Es sind auf diese Weise die großen Aktienunternehmungen der neuern Zeit ins Leben gerufen worden, welche so wesentlich zum Wohle des Menschengeschlechts beitragen.

Demnächst sind Assoziationen da angezeigt, wo die Industrie und der Unternehmungsgeist noch so wenig entwickelt ist, dass es an genügenden einzelnen Unternehmern fehlt, um die fraglichen Unternehmungen selbstständig zu übernehmen. Diese Art von Assoziationen, die ich der Kürze wegen Assoziationen im kleinen Stil nennen will und zu denen namentlich die unter Herrn Schulze-Delitzsch Ägide gestifteten verschiedenen Assoziationen gehören, erscheinen mir indessen mehr als eine Übergangsmaßregel bei noch nicht sehr ausgebildeten industriellen Verhältnissen, bis der regere Unternehmungsgeist Einzelner mehr geweckt ist. Ich habe mir daher schon erlaubt, bei einer andern Gelegenheit die Ansicht auszusprechen, dass ich von ihren Erfolgen nicht die großartigen Erwartungen Derjenigen hege, die in diesen Assoziationen die Grundlage der ganzen künftigen Industrie erblicken. Darum erachte ich die Bau-Assoziationen auch nur da für wünschenswert, wo die Privatspekulation noch den Arbeitern nicht genügende Wohnungen liefert, - nicht aber überhaupt als Mittel, um den Arbeitern wohlfeilere und bessere Wohnungen zu verschaffen.*) Dagegen erscheinen mir diese assoziierten Baugesellschaften besonders empfehlenswert in ihrer Eigenschaft als eine besondere Form von Sparkassen, insofern als sie die Möglichkeit, mit der Zeit eine eigene Wohnung zu erwerben, in Aussicht stellen, dadurch und durch regelmäßige Einzahlungen einen moralischen Zwang zum Sparen ausüben, und doch so geschmeidig in ihren Statuten sind, um zu gestatten, vorkommenden Falls auch das gesparte Kapital zu andern Zwecken zu verwenden.

*) Vgl. meine gemeinfassliche Darstellung der Volkswirtschaft §§ 59, 60, 511, 512, 513, namentlich auch „Frauenwirtschaft“ S. 226, 227

Ich würde hiernach für eine event. ins Leben zu rufende Bauassoziation die erst kürzlich im Arbeiterfreund mitgeteilten Statuten der englischen nützlichen Baugesellschaften als besonders zweckmäßig erachten, wobei ich indessen wiederholt meine Ansicht ausspreche, dass aus den oben angegebenen Gründen solche assoziierte Baugesellschaften bei uns nur da am Orte sind, wo die Tendenz dahin gehet und die Lokalverhältnisse es zulassen, jedem Teilnehmer eine besondere Wohnung in Aussicht zu stellen, während Vereinigungen zur Erwerbung größerer Häuser durch eine Gemeinschaft von Eigentümern mir durchaus unzweckmäßig erscheinen (vgl. oben das über die Berliner gemeinnützige Baugesellschaft Gesagte).

Zum Schluss komme ich im Allgemeinen immer auf den wichtigen, ja den wichtigsten Satz in Bezug auf das materielle Wohl der arbeitenden Klassen zurück, den ich mir schon bei verschiedenen Gelegenheiten erlaubt habe, in den Vordergrund zu stellen, - den Satz, den der Lordkanzler Brougham schon vor vielen Jahren durch seinen Zuruf an die Arbeiter aussprach:
                                „Werdet Kapitalisten!"

Dieser Satz ist das A und das O aller materiellen Verbesserungen in dem Zustande der arbeitenden Klassen! Nur dadurch kann den arbeitenden Klassen geholfen werden, dass sie etwas sparen. Die Art und Weise, wie man sie dazu veranlasst, ist weniger wesentlich, wenn sie nur zum Sparen veranlasst werden.

Ich bin darum entschieden der Ansicht und habe sie auch bereits im Zentralverein ausgesprochen, dass ein Zwang zum Sparen allgemein von Seiten der Dienstherren auf die Dienstboten, der Fabrikherren und Handwerksmeister auf ihre Arbeiter etc. ausgeübt werden sollte. Den Einwand, dass dies ein Eingriff in die Freiheit sei, kann ich nicht als richtig anerkennen, solange man Jedermann zwingt, in der Schule sich geistiges und moralisches Kapital zu erwerben. Meinerseits habe ich eine lange Reihe von Jahren hindurch diesen Grundsatz bei mehreren Tausenden von Arbeitern mit dem günstigsten Erfolge praktisch durchgeführt. (Vergl. „Die Schanzer in Ulm“.)

Ebenso bin ich immer der Meinung gewesen, dass die Frage wegen des Einzugsgeldes in den Städten sich am zweckmäßigsten dahin lösen ließe, dass statt dieses Einzugsgeldes eine angemessene Summe als Kaution in einem nicht kündbaren Sparkassenbuch nachgewiesen werden müsste.

Ich wiederhole, dass ich die Bildung von Baugenossenschaften hauptsächlich also unter dem Gesichtspunkt für wünschenswert halte, dass sie einen Sparverein von besonderer Form darstellen, und werde darum auch für ihre Bildung gern zu stimmen bereit sein.

Wenn man übrigens wie ich, seit einem halben Jahrhundert den volkswirtschaftlichen Fragen theoretisch und praktisch seine Aufmerksamkeit zugewendet hat; dann kann man nur mit großer Genugtuung die Fortschritte anerkennen, welche der Zustand der arbeitenden Klassen seitdem gemacht hat, und die Bemühungen aller Derjenigen hoch achten, die auf eine weitere Hebung dieser Klassen und zwar auf eine gleichzeitige Hebung in materieller, intellektueller und moralischer Hinsicht hinarbeiten, mögen diese Bestrebungen auch häufig verkannt oder missdeutet werden.
        Berlin, den 25. November 1865. M. v. Prittwitz.

Weitere Behandlung der Wohnungsfrage seitens des Zentralvereins in Preußen für das Wohl der arbeitenden Klassen.

C. Verhandlung der vom Vorstand und Ausschuss des Zentralvereins in Preußen für das Wohl der arbeitenden Klassen bestellten Spezialkommission über die Wohnungsfrage.
Berlin, am 29. November 1865.

Anwesend sind sämtliche Mitglieder der Kommission: Präsident Dr. Lette, Vorsitzender; Redakteur Brämer; Kommerzienrat Jürst; General-Lieutenant v. Prittwitz; Geh. Ob.-Reg.-Rat Wehrmann; Parisius-Gardelegen.

Um 5 ¼ Uhr eröffnet der Vorsitzende die Beratung. Er zeigt zunächst an, dass die vom Zentralverein in Verbindung mit dem Kongress deutscher Volkswirte herausgegebene Schrift über die Wohnungsfrage einen guten Erfolg zu haben scheine, indem infolge wachsender Nachfrage der Verleger eine zweite Auflage von tausend Exemplaren zu veranstalten veranlasst sei.

Ausgehend von dem Statut des Zentralvereins, wonach dieser Verein nur bestimmt ist, gemeinnützige Bestrebungen anzuregen und fördernd darauf einzuwirken, gleichwie vom Standpunkt und Zweck des volkswirtschaftlichen Kongresses, stellt der Vorsitzende insbesondere die Frage zur Beratung:

„ob und in welcher Art und durch welche Mittel sich die bei dieser Angelegenheit Hand in Hand gehende Wirksamkeit des Zentralvereins wie des Kongresses noch fernerweit zu betätigen habe?"

EH 00 Elsässer Häuser (1)

EH 00 Elsässer Häuser (1)

EH 00 Elsässer Häuser

EH 00 Elsässer Häuser

EH 00 Hauseingang in Scherweiler

EH 00 Hauseingang in Scherweiler

EH 01 Bauernhaus mit Holzschnitzerei in Andlau_

EH 01 Bauernhaus mit Holzschnitzerei in Andlau_

EH 01 Bauernhaus mit Holzschnitzerei in Andlau

EH 01 Bauernhaus mit Holzschnitzerei in Andlau

EH 02 Elsässer Bauernhof_

EH 02 Elsässer Bauernhof_

EH 02 Elsässer Bauernhof

EH 02 Elsässer Bauernhof

EH 03 Torturm mit angebauter Wohnung in Kestenholz

EH 03 Torturm mit angebauter Wohnung in Kestenholz

EH 04 Giebel eines ländlichen Wirtshauses (Scherweiler)

EH 04 Giebel eines ländlichen Wirtshauses (Scherweiler)

EH 05 Altes Haus in Dambach

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EH 06 Typische Giebelseite eines Elsässer Hauses

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Küche im Hause Mahr

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Moderne Arbeiterhäuser_

Moderne Arbeiterhäuser_

Moderne Arbeiterhäuser

Moderne Arbeiterhäuser

Wirtshaus in der Arbeiterkolonie Gmindersdorf bei Reutlingen. Entworfen von Theodor Fischer

Wirtshaus in der Arbeiterkolonie Gmindersdorf bei Reutlingen. Entworfen von Theodor Fischer

Wohnraum und Schlafraum im Hause Mahr

Wohnraum und Schlafraum im Hause Mahr