Brief: Von Ebendemselben. La Prairie den 28ten Juni 1776.

Ich habe Dir letzthin einen ausführlichen Bericht von unserer Ankunft in Quebec gemacht. Von da sind wir nach Trois Riviéres gegangen, wo ich aber nebst allen Generalen zu der Affaire die daselbst gewesen, zu spät gekommen bin. – Von da sind wir zu Schiffe weiter gegangen d zu Vergère ans Land gestiegen. Unser Marsch ist bis hieher ermüdend gewesen, nunmehro aber haben wir Ruhe. Meine ganze Equipage ist angelangt, und wir leben gut, aber theuer. Mein Tisch ist gewöhnlich von 10 bis 12 Personen und 6 Schüsseln; ich kann denselben aber nicht unter zwey Guineen des Tags bestreiten. Eine Bouteille Wein kostet 1 Rthlr. nach unserm Gelde. Ich bin hier allein mit allen teutschen Truppen. Es scheint, daß mir General Carleton wohl will; er zeichnet mich ausserordentlich aus, und wenn das so fort geht, so habe ich Ursach sehr zufrieden zu seyn. Ich hoffe, die Sache soll nicht lange dauern. Wir haben schon ganz Canada erobert, und werden, sobald die Kähne dazu fertig sind, über den See Champlain in Neu-England eindringen, wo alle Rebellen sind, und wo der General Howe sich auch befindet, der, wie man sagt, sclion einige Vortheile über sie erhalten haben soll. – Wenn du einmahl hier bist, so werde ich suchen Dich bequem in meinem Schiffe zurückzubringen, wo Du besser seyn wirst; denn nun bin ich mit dem Seefahren etwas bekannter, und weiß daher manchem Übel abzuhelfen, welchem man zu Schiffe ausgesetzt ist. –

Wenn Du die Reise unternimmst, wirst Du in Quebec den Obristlieutenant Baum mit den Dragonern finden, der schon dafür gesorgt hat, Dir ein gutes Quartier zu verschaffen. Du wirst mir dann gleich schreiben, und Dich einige Tage in Quebec ausruhen. Dann nach Trois-Rivières, einer ganz hübschen Stadt, gehn, wo Du ein gutes Quartier findest, in welchem der General Carieton gewohnt hat. Diese Stadt ist so Lieues von Quebec, und von da hast Du noch so Lieues nach Montreal, wo Du entweder mich selbst, oder meine weitere Instructionen finden sollst. Du wirst die Gegenden hier herrlich finden, nur schade daß die Kolonien noch in ilirer Kindheit sind; und man also Gemüse, Obst und andere dergleiclien zu einem guten Tisch gehörige Saclien, sehr selten findet; Fleisch, Geflügel und Milch aber hat man im Überfluß. – Die Häuser sind alle nur von einem Stockwerk, haben aber inwendig viel Zimmer, und sind sehr reinlich. Ein mittelmäßiges Bauerhaus gewährt unserer ganzen Familie hinlängliche Bequemlichkeit. Die Einwohner sind überaus höflich und dienstfertig, und ich glaube nicht, daß unsere Bauern bey einer ähnlichen Gelegenheit sich so artig bezeigen würden. Neues weiß ich Dir nichts zu schreiben. Wir sind hier sehr ruhig. Der General Carleton ist mit einem Theil der Armee zu Chambly, General Fraser zu St. Jean, und ich bin hier und durchstreife das Land, um Kenntniß davon zu bekommen. Ich esse alle Mittag um 3 Uhr, gehe gemeiniglich ein wenig ermüdet zu Bette, und um 5 oder 4 Uhrr des Morgens bin ich schon wieder auf der Landstraße. Vier Wochen werden wohl noch vorbei gehn, ehe wir den See Champlain paßiren.