Brief: Von Ebendemselben. Am Bord der Pallas, Dover gegenüber, den 26ten März 1776.

Ich schreibe Dir in dem Augenblick da wir die englische Küste sehn. Capitan Foy, welcher nach London geht, will diesen Brief dort auf die Post geben. Ich kann Dir mit Vergnügen melden, daß ich nicht einen Augenblick krank, noch weniger seekrank gewesen bin, sondern stets guten Appetit und Schlaf behalten habe. Die Soldaten sind aber meistens alle krank gewesen, und sind es gröstentheils noch; wie auch meine Leute.

Der arme Koch ist es so sehr, daß er gar nicht arbeiten, ja nicht einmahl den Kopf aufheben kann. Dieses ist eine große Unbequemlichkeit für mich, denn Capitän Foy und ich müssen unsere Küche selbst besorgen, welches Dich belustigen würde wenn Du es sähest.


Hier werde ich Dir nun eine kleine Relation von unsrer Seereise machen. Donnerstag segelten wir von Stade nach Fryburg; es war ein herrliches Schauspiel alle die schönen Dörfer an beyden Küsten zu sehn. Glückstadt, eine schöne dänische Vestung ließen wir zu unsrer Rechten. Wir waren vergnügt, assen und tranken gut und spielten unser Whist den Abend.

Freytag segelten wir nach Ritzebüttel oder Cuxhaven, wo wir den Abend ankamen, an's Land stiegen, die Stadt besahen und den Abend Whist spielten.

Sonnabend gingen wir in See, mit einem sehr ruhigen Wind; wir spürten fast gar nicht, daß wir in See waren; alles war gesund, wir assen mit großen Appetit. – Von der rothen Tonne, wo uns der hannöverische Lootse verließ, schrieb ich Dir den letzten Brief. Den Nachmittag kamen die Fischer von Helgoland und ich kaufte für 2 Rthlr. einen großen Kabeljau, 20, Schellfische und 4 Flundern; welche ich in Braunschweig nicht für 10 Rthlr. erhalten hätte. Es fing an regnigt Wetter zu werden,

Sonntag Morgen hatten: wir einen starken Nebel, die See wurde stürmisch. Es wurden von unserm Schiff 2 Kanonen gelöset, um den andern Schiffen die Route anzuzeigen, welche sie nehmen sollten. Der Nebel ging in die Höhe, der Wind und die Wellen hoben sich stark, es gab aber doch keinen Sturm. Nun ward alles krank. Der Koch konnte nicht kochen; Müller mich nicht anziehn; Valentien konnte nichts finden – Summa ein großes Lamentieren und große Schweinerey an allen Orten. Mich hungerte, ich hatte nichts zu essen; kurz, Capitän Foy und ich kochten in der Matrosen-Küche eine Erbs-Suppe, und assen kalten Rost-Beef; daß war das ganze Diner. Die Soldaten assen gar nicht. –

Montag war das Wetter etwas gelinder; einige Leute wurden besser, die meisten aber blieben krank. Capitän Foy und ich kochten abermahls eine Portativ Bouillon-Suppe, Schellfisch mit Sardellen-Sauce, Ragout von Rost-Beef, und einen Kalbsbraten mit Kartoffeln.

Dienstag war das schönste Wetter von der Welt, einige Leute wurden wieder gesund. Die Soldaten kochten für sich, der Koch konnte aber noch nicht auf, ich kochte also wieder mit Foy. Wir hatten Reiß-Suppe, gelbe Rüben mit Rindfleisch, Kabeljau mit Sardellen-Sauce und Ragout von Kalbfleisch. – Von weitem sah man Land.

Heute Mittwoch sind wir Dover gegenüber. Capitän Foy geht ab, und nimmt diesen Brief mit. Liebster Engel, stelle Dir vor, daß alles auf dem Wasser krank wird, mithin Du von allen Deinen Leuten nicht die geringste Hülfe hast. Du mußt also die, kürzeste Überfahrt nach England wählen, und ich halte die beste, über Calais.

Capitän Foy sagt, sobald Quebec noch unser und keine amerikanische Armee diesseits Montreal ist, so wird nicht allein er, sondern auch General Carleton seine Frau kommen lassen; vor diesen, dürftest Du absolut nicht abreisen, alsdann aber könntest Du mitgehn, und gingst sicher, hättest Gesellschaft und Wartung unterwegs, und es fehlte Dir an nichts.