Arme Leute
Aus: Der Leuchtturm. Monatsschrift zur Unterhaltung und Belehrung für das deutsche Volk. Redigiert von Ernst Keil (1816-1878) bfuchhändler
Themenbereiche
Pferd, Hund, Jagd Mecklenburg-Vorpommern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Landwirtschaft, Natur und Umwelt
Enthaltene Themen: Sitten-, Kultur- und Sozialgeschichte, Not und Elend, Arbeitslosigkeit, Familie
Sie saßen beisammen sorgenschwer,
Mann und Weib, und um sie her
In Lumpen der Kinder viere.
Die Hütte kahl und kalt der Kamin,
Im Zugwind die letzten Reiser verglüh'n,
Und der Wind braust vor der Türe.
Warum muss es auch Wintersein,
Wo Arbeit so rar, der Lohn so klein.
Und ringsum Not und Verderben?
Dass Gott erbarm! kein Brot, kein Holz!
Und sind wir zum Bettelngehn zu stolz,
Wir werden wohl Hungers sterben.
Der hat gut predigen von Gottvertrau'n,
Der Pfarrer sitzt in der Wolle traun,
Und hat doch keine Kinder
Wir waren's immer und sind es noch heut,
Doch bleiben wir fürder noch ehrliche Leut',
Verderben und sterben die Kinder.
Er seufzte leise, sie weinte laut,
Und als sie sich drauf in die Augen geschaut,
Sind sie scheu von einander gewichen.
Sie sagten sich Beide noch gute Nacht,
Und er ist hinaus in die kalte Nacht
Leise von dannen geschlichen.
Und als sie sich Beide wieder geseh'n
- Sie wussten selber nicht wie es geschehn -
Vor dem Richter standen sie Beide.
Holzfrevlerin, sie und er war ein Dieb!
Und alles den jammernden Kinder zu lieb, -
Und es waren doch ehrliche Leute
C. H. Steinhauer