Album von Rostock und Warnemünde.

20 Bilder in Lichtdruck. Gezeichnet und mit erläuterndem Text versehen von
Autor: Theodor Rogge, Maler und Architekt, Erscheinungsjahr: 1884
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Rostock, Mecklenburg, Stadtgeschichte, Warnemünde, Warnow, Ostsee, Hanse, Hansa, Mittelalter, Handel, Rostocker Landfrieden, Nikolaikirche, Jakobikirche, Kröpelinertor, Hopfenmarkt, Breitling, Fischer,
Rostock, von den Wenden in unbekannter Zeit gegründet, hat sich seit der Einführung deutschen Kulturlebens ohne Unterbrechung als die größte und bedeutendste Stadt Mecklenburgs behauptet.

Die älteste Nachricht über Rostock vom Jahre 1160 verdanken wir dem dänischen Geschichtsschreiber Saxo Grammatikus. In den Verheerungskriegen der Sachsen und Dänen steckte König Waldemar von Dänemark die in den Warnowniederungen gelegene Burg Rostock samt einem dort errichteten Götzenbild in Brand.

Der mecklenburgische Fürst Pribislav, welcher das Christentum annahm, baute nach hergestelltem Frieden Burg und Ort wieder auf.

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Inhaltsverzeichnis
Um das durch die vielen Kämpfe menschenleer gewordene Land wieder zu bevölkern, rief sein Sohn Heinrich Borwin Kolonisten vom Niederrhein und aus der Gegend des heutigen Westfalens herbei, Mecklenburg germanisirend.
Ein neues deutsches Rostock entstand auf den Anhöhen des linken Warnowufers, dem wendischen Ort gegenüber. Bereits 1218 ward die Stadt mit dem lübischen Recht belehnt und rasch nach einander wurden Alt-, Mittel- und Neustadt erbaut. Das wunderbar schnelle Aufblühen der durch Gewerbefleiß und Handel hervorragenden Stadt zeigte sich besonders in dem Rostocker Landfrieden vom Jahre 1282, den die Städte Lübeck, Rostock, Wismar u. v. a. Mit den norddeutschen Fürsten und Vasallen zum Schutz ihres Handels schlossen und der mit der erste Grundstein zu dem Bau der späterhin so mächtigen Hansa wurde.
Rostocks größte politische Machtstellung aber fällt in die zweite Hälfte des 14ten Jahrhunderts, als unter seinem Einfluss Herzog Albrecht von Mecklenburg den schwedischen Thron bestieg. Um diese Zeit der Blühte und des Glanzes entwickelte Rostock eine umfangreiche Bautätigkeit im Stil der baltischen Gotik, die den Charakter der Stadt auf Jahrhunderte hinaus bestimmte.
Vier großartige Pfarrkirchen überragen weitaus alle andern Bauwerke Rostocks und bezeugen die vorwiegend christliche Richtung der Kunst des Mittelalters. Ihre Türme, obgleich zu wiederholten Malen durch elementare Gewalten zerstört, gehören noch heute mit zu den höchsten in Deutschland. Mehrere Meilen weit auf das Meer hinaus sichtbar verkünden sie schon von weitem dem Seefahrer das winkende Ziel.

Die prächtigste von allen, die Marienkirche, liegt in der Mitte der Stadt. Ihr Bau, ungefähr um 1280 begonnen, zieht sich durch zwei Jahrhunderte hindurch. Sie bildet eine kreuzförmige Basilika von kolossalen Verhältnissen. Die kühne Erhebung des Mittelschiffes beträgt 34,5 Meter. Als Material sind abwechselnd grün glasierte und gelbe Ziegel verwendet. Ein Kapellenkranz umgibt den dreiseitig geschlossenen reichen Chor. Durch das Querhaus mit dem auf der Vierung stehenden Dachreiter wird die Kreuzform ausdrucksvoll hergestellt. Der höhere Mittelturm der dreiteiligen breiten Westfront endigt in einer Zopfspitze. Im Innern sind viele Grabdenkmäler, meistens aus der Zeit der Renaissance. Höchst interessant ist das über 3 Meter hohe Tauffass aus Bronze, seine Inschrift nach im Jahre 1290 zu Rostock gegossen, das einen glänzenden Beweis liefert für den hohen Aufschwung des Kunstgewerbes im damaligen Rostock. Hinter dem Altar befinden sich die Überbleibsel einer sehr kunstreichen Uhr mit automatischen Figuren und hundertjährigem Kalender. Die Orgel ist ein großartiges, gewaltiges Werk.

Wer sich für die herrliche Kirche näher interessiert, den verweisen wir auf Dr. W. Rogge's vorzügliche Monographie „Die St. Marienkirche zu Rostock. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Backsteinbaues in Norddeutschland.“ Separat-Abdruck aus dem „Archiv für kirchliche Kunst.“ Berlin 1880.

Die Petrikirche mit ihrem riesigen Turm am alten Markt unfern des Petritores gelegen, da wo der Boden schroff und ziemlich tief in die Warnowniederung abfällt, ist die älteste Kirche Rostocks. Bereits um 1150 gegründet wurde sie, wie die übrigen Kirchen, in den folgenden Jahrhunderten weiter ausgebaut. Ihrer Anlage nach bildet die Petrikirche eine gotische Basilika ohne Querschiff, mit einschiffigem durch drei Seiten eines Achtecks geschlossen Achtecks geschlossenen Chor. Die teilweise nach innen vortretenden Strebepfeiler haben in allen drei Seiten Durchbrechungen für Umgänge mit Galerien. Portale und Fenster sind reich gegliedert. Im Innern, das vor einigen Jahren neu dekoriert wurde, befinden sich gute Epitaphien aus der Renaissancezeit und ein sehenswerter alter Taufkessel aus Bronze. - Der viereckige Westturm wird durch Friese aus glasierten Ziegelsteinen in Stockwerke abgeteilt und ist mit schlanken, weiß geputzten Blenden belebt. Die 126 Meter hohe Spitze aus Holz und mit Kupfer gedeckt steht einzig in ihrer Art da, sie wird nur von wenigen steinernen Bauten der Erde an Höhe übertroffen. Vielfache Schicksale erlitt der Turm. 1312 ward er bei einer Belagerung der Stadt abgebrochen und die Steine zur Befestigung des Hafenortes Warnemünde verwendet. Später wieder aufgebaut, schlug der Blitz zu wiederholten Malen in ihn und zündete auch einmal, so dass die Spitze bis aufs Mauerwerk abbrannte und die Glocken schmolzen. Eine neue Spitze ward errichtet. Fast vollendet ergab sich, dass diese schief und mehrere Fuß aus dem Lot stand; sie musste wieder abgetragen werden. Ein anderer Meister ward berufen und die Spitze war so weit vorgeschritten, dass am Michaelistage 1575 Knopf und Hahn unter großer Feierlichkeit aufgesetzt werden sollten. Aber in der Nacht vorher erhob sich ein Orkan und unter furchtbarem Krachen stürzte sie wieder herunter. 1577 endlich wurde die heutige Spitze vollendet. „Godt gewe Gnade vordann“ schließt ein Zeitgenosse seinen Bericht.

Die Nikolaikirche der Altstadt ist eine gotische Hallenkirche mit niedrigerem geradgeschlossenen Chor und fast gleich breiten Schiffen von 5 Jochen. Ihr Bau wird ungefähr um 1250 begonnen worden sein, etwas Bestimmtes ist darüber aber bisher noch nicht ermittelt worden. Die ungemein hohe und schlanke Spitze des mächtigen viereckigen Westturmes wurde 1703 durch einen Orkan herabgestürzt und durch einen zopfigen Helm ersetzt. Nicht wieder aufgeführt sind die damals mit zerstörten Giebelabschlüsse an den vier Seiten. Die Anfänge des Blendenschmuckes dieser Giebel man noch hoch am Mauerwerk. - In ihrem Innern besitzt die Kirche einen schönen gotischen Schnitzaltar mit würdevollen Figuren, umgeben von reicher und glanzvoller Architektur. Die Flügel des Altars sind mit Gemälden versehen.

Im Vordergrund unseres Bildes, das die Nikolaikirche von der Grube aus zeigt, sieht man die an häufigsten vorkommenden Typen alter Giebelhäuser. Für den Giebel rechts von der Straße ist die einfache Schräge des Daches beibehalten und nur sein oberstes Ende durch einen Aufsatz bekrönt, der Giebel links dagegen ist abgetreppt.

Die Jakobikirche, deren hohen viereckigen Westturm wir auf Blatt 7 unseres Albums abgebildet haben, liegt am Westende der Stadt; der schlanke zopfige Helm wurde 1589 vollendet, nachdem die ursprüngliche gotische Spitze im vorausgehenden Jahrhundert herabgestürzt war. Das Innere der Kirche zeichnet sich durch reich profilierte Pfeiler aus.

Von den drei Rathäusern, die Rostock gegen das Ende des Mittelalters besaß, hat sich das am jetzigen Neuen Markt gelegene erhalten; es zeichnet sich unter den weltlichen Gebäuden durch eine reich gegliederte Architektur, ansehnliche Höhenverhältnisse, sowie durch sein ehrwürdiges Alter aus. Das Rathaus bestand anfänglich aus zwei verschiedenen Gebäuden, aus dem Consistorium, indem seit 1265 die öffentlichen Gerichtssitzungen abgehalten wurden, und aus dem Theatrum, dem Kauf- oder Schauhaus. Die Tuchmacher, die mit zu den angesehensten Innungen der Stadt gehörten, legten in dem letzteren ihre Waren gegen eine jährliche Abgabe zum Verkauf aus. Später wurde noch das Neue Haus, Domus Nova, hinzugefügt. Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts wurden alle drei Gebäude durch einen prachtvollen Blendungsgiebel, der bis zur Höhe der Dächer aufgeführt und mit sieben Türmen bekrönt ward, zu einer einzigen Fassade vereinigt. Die sieben Türme gehören mit zu den mittelalterlichen Wahrzeichen der Stadt. Seit dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts beeinträchtigt ein nüchterner Renaissancevorbau das schöne Gebäude. Trotzdem machte das Rathaus noch immer einen eigenartigen Effekt, besonders wenn Abends der Mond durch den teilweise durchbrochenen Giebel schien und, alles kleinliche Beiwerk mitleidig im Schatten versteckend, die ursprünglichen Verhältnisse und die malerische Silhouette des Gebäudes wieder zur Geltung gelangen ließ. Jetzt sind auch die für die gotische Architektur so charakteristischen Durchbrechungen vermauert. Bei den reich umrahmten Portalen ist das schöne Laubwerk an den Kämpfern bemerkenswert. Im Innern des Rathauses der Fürstensaal mit einem alten Gemälde Kaiser Karls V.

Ein Ereignis von tief eingreifender Bedeutung für die geistige Bildung nicht bloß der deutschen Ostseeländer, sondern auch für Dänemark, Norwegen und Schweden war die Stiftung der Universität zu Rostock im Jahre 1419.

Das Universitätsgebäude erhebt sich am westlichen Ende des Blücherplatzes. Es wurde 1870 auf der stelle des alten, sogenannten Collegiums neu erbaut. Der schöne, viergeschossige Backsteinbau ist im Renaissancestil gehalten. Die Haupträume sind künstlerisch durchgebildet und zum Teil, wie das Vestibül und die Aula, sehenswert; die feuersicher gebaute Bibliothek enthält 140.000 Bände.

Auf der Mitte des früher Hopfenmarkt genannten Blücherplatzes steht das von dem berühmten Professor Schadow in Berlin modellierte, 1819 enthüllte eherne Standbild des in Rostock geborenen Fürsten Blücher.
„In Harren und Krieg,
In Sturz und Sieg,
Bewusst und groß,
So riss er uns
Von Feinden los“
lauten die von Goethe verfassten Strophen am Piedestal.

Neben dem Universitätsgebäude in seiner der horizontalen Tendenz huldigenden Architektur zeigt unser Bild die vertikale Tendenz der Gotik in der Frische originaler Formen. Außer einigen alten Giebelhäusern am Hopfenmarkt sieht man im Hintergrund das Kröpelinertor. Die Feldseite und die ursprüngliche Gestaltung dieses interessanten mittelalterlichen Bachsteinbaues zeigt und das folgende Blatt.

Ein Zeuge mittelalterlicher Wehrhaftigkeit hat sich in diesem gewaltigen Kröpelinertor auf Rostocks Westseite erhalten. Der unterste Teil desselben mit der Durchfahrt gehört, ebenso wie die Stadtmauer, der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts an. Der riesige Turm dagegen wurde 1361 errichtet „der Stadt zum Schutz und den Dänen zum Trutz.“ Es war dies die Zeit der Rüstung zu jenem großartig nationalen Kampf der Hansestädte gegen die Könige des Nordens, der mit der Flucht Waldemars von Dänemark und mit der Zertrümmerung seines Reiches endigte.

Der viereckige, mit einem Kreuzdach versehene Turm ist mit reichem Blendenschmuck und Friesen aus grün glasierten Ziegeln versehen. Jede Seite krönt ein abgetreppter Giebel von schönen Verhältnissen. Ein schlanker Dachreiter auf der Kreuzung des Daches lässt das Aufstrebende des ganzen Baues nach oben ausklingen. – Die einzelnen Stockwerke im Innern des Chores sind durch Balkenlagen von einander getrennt. Eine Luke geht durch alle Böden hindurch, durch die vermittelst einer im obersten Stockwerk noch befindlichen Winde das zur Verteidigung bestimmte Material hinaufgezogen wurde.

Auf einer aus der Mauer vortretenden Balkenlage, deren abgeschnittene Köpfe man noch gewahrt, ragte früher ein gedeckter Umgang vor, der sich aber nur bis in die Zeit des dreißigjährigen Krieges erhalten hat. Ein solcher Umgang spielt in der Militärarchitektur des Mittelalters eine Hauptrolle. Er ermöglichte vor Allem eine bessere vertikale Bestreichung des Mauerwerks und von ihm aus wurden anstürmende Feinde mit einem Hagel von Pfeilen und dicken Steinen, mit siedendem Wasser, brennendem Pech u. dgl. bewillkommnet. Bei beträchtlicher Höhe, wie am Kröpelinertor, war dies von nicht zu verachtender Wirkung.

Das mittelalterliche Wohngebäude basiert in den Hansestädten, wie das Wohngebäude der Griechen und Römer, auf der Idee des Familienhauses. Bei allen alten Städten, die eine großartige Vergangenheit aufzuweisen haben, wie Augsburg, Nürnberg, Venedig u.s.w. Beruht das Malerische und das Anziehende in der Erscheinung ihrer Straßen auf der künstlerischen Ausbildung des Familienhauses. Auch Rostock hat aus der Zeit seines Glanzes mehrere charakteristische Bauwerke dieser Art aufzuweisen, und da selbstständig individuelle Gestaltung von jeher ein Grundzug des germanischen Charakters war, bildete es eine Eigenart des gotischen Backsteinbaues aus, der sich von dem anderer Hansestädte wesentlich unterscheidet.

Die Anlage des Grundrisses geschah in einem langen Rechteck, dessen schmale Seite meistens nach der Straße zu lag. Im Erdgeschoss nahm die Diele den meisten Raum ein. Sie diente zur Betreibung des Gewerbes; neben Warenballen und Heringsfässern hingen hier Helm, Harnisch und Schlachtschwert, denn jedes Haus musste Bewaffnete halten und Wachdienste leisten. Daneben lag das Wohnzimmer der Familie und nach hinten reihte sich die Küche an. Vermittelst einer Galerie gelangten man von der Diele aus zu den niedrigen Schlafgemächern. Alsdann fingen bereits die großen Bodenräume an, die durch schmale Lücken ihr Licht erhielten.

Die Hauptrolle bei den Profanbauten im Mittelalter spielt nach Außen der Giebel; in seiner Gliederung machen sich zwei Hauptunterschiede bemerkbar. Entweder bildet die große Masse des Mauerwerks eine Fläche und die als Zierde dienenden Blenden sind gleichsam aus derselben herausgebildet oder es bildet sich ein eigenes Pfeilersystem. Der ersten Art gehört bei weitem die Mehrzahl alter Giebelhäuser in Rostock an. In den seltensten Fällen jedoch nur begnügte man sich für den Giebel mit der einfachen Schräge des Daches, der dann gewöhnlich an der Spitze mit einem zinnenartigen Aufsatz bekrönt wird ( vergl. Blatt 4). Es entstehen vielmehr Absätze oder Treppen, die häufig wiederum mit Zinnen geschmückt sind. Unsere Abbildung zeigt ein solches, in der Großen Wasserstraße befindliches Haus.

Weit reicher noch gestaltet sich der Giebelbau im zweiten Fall, wo einzelne Pfeiler frei durchgebildet sind. Die Giebelform steigt entweder einfach hinter ihnen empor oder in horizontalen Absätzen, die ebenfalls wieder weiter gegliedert werden. In diesem zweiten Fall ist es meistens auf eine reiche, üppige über das Dach hinausrankende Blendarchitektur abgesehen.

Ein prachtvolles Beispiel der Art sind die beiden Häuser Am Schilde Nr. 1 und 2. Die Pfeiler steigen weit empor; die Zwischenfelder sind ebenfalls in die Höhe geführt und mit eigenen kleinen von reichen Rosetten durchbrochenen Giebeln bekrönt. Die Wirkung ist höchst malerisch, namentlich wenn die durchbrochenen Massen sich vom hellen Himmel abheben. Leider sind beide Häuser, wie so manches ehrwürdige alte Giebelhaus Rostocks, durch Anstrich entstellt, der die aus glasierten oder verschiedenfarbig gebrannten Ziegeln hergestellte Polychromie bedeckt. - Auch das Sehen will gelernt sein!

Der Ortsund, eine enge Straße, die durch die Langseite eines jener beiden Häuser gebildet wird, findet sich erst seit 1407 urkundlich erwähnt, vor dieser Zeit gehörte der Am Schilde benannte Platz mit zu dem am großen Markte der Mittelstadt, auf dem das Rathaus nach allen Seiten hin freistand. Somit scheinen die beiden Häuser Am Schilde im Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts entstanden zu sein, mit welcher Zeit sie auch in ihren Bauformen völlig übereinstimmen.

Der Hauptindustriezweig Rostocks ist der Schiffsbau. Außer den Werften für hölzerne Schiffe gibt es die auch über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes hinaus rühmlichst bekannte Rostocker Aktien-Gesellschaft für Schiff- und Maschinenbau, die sich vorzugsweise mit dem Bau eiserner Schiffe beschäftigt. Die Rostocker Reederei ist durch den Schiffsbau verhältnismäßig eine sehr große. Da der Handel der Stadt aber nicht mehr so bedeutend ist, um alle Schiffe befrachten zu können, so fahren sie viel für überseeische Häfen. Sie bleiben der Heimat oft Jahre hindurch fern und kehren erst zurück, wenn sie einer größeren Reparatur bedürftig geworden sind.

Unser Bild zeigt eine der Werften für hölzerne Schiffe. Das davor befindliche Barkschiff ist in Reparatur begriffen und ein neues, fast vollendetes steht auf dem Stapel.

Der Stapellauf eines Schiffes ist stets ein freudiges Ereignis, an dem auch die Jugend lebhaften Anteil nimmt. Ist der Tag herangekommen, an dem das Schiff seinem Element übergeben werden soll, so wird der noch mastenlose Rumpf mit Fahnen geschmückt. Zu den letzten Vorbereitungen des Stapellaufes gehört das Aufkeilen des Schiffes. Mit wuchtigen Schlägen, begleitet von dem Gesang eigenartiger Seemannsweisen, werden Keile in die Unterlage des Schiffes getrieben und der Bau dadurch in seinen Grundvesten erschüttert. Bereits sind die Sturmstützen heruntergelassen, so dass das schräge nach vorwärts geneigte Schiff nur noch an seinem hintersten Teil durch einen vorgeschobenen Keil zurückgehalten wird. Auf den Wink des Meisters beseitigt ihn ein vom Parlier geführter wuchtiger Hieb. Ein Ächzen und Krachen und der Koloss beginnt sich zu regen. Begleitet von dem lauten Hurrah! der versammelten Menge und der auf dem Schiff selbst zahlreich sich befindenden Jugend schießt es immer schneller und schneller auf seiner glatten Bahn dahin und vollzieht die nicht stets gefahrlose Vermählung mit dem hochaufbrausenden Wasser. Abgebildet ist der Stapellauf eines Schiffes auf dem ersten Blatt unseres Albums.

Warnemünde

Was wäre Rostock ohne Strand! Wie viel Vergnügen gewährt der Hafenverkehr! Schiffe kommen von Warnemünde oder gehen hinunter, immer liegen einige am Bollwerk, an den Brücken oder an den Pfählen befestigt. Man betrachtet sich mit Muße die langen neuerbauten Dampfer, die zur Vervollständigung ihrer Ausrüstung oder zur Regulierung der Kompasse vor dir Stadt gekommen sind. Auch lernt man bald, wie die verschiedenen Schiffsarten sich von einander unterscheiden, was z. B. Ein Galeasse ist, was ein Schoner, eine Brigg, eine Bark oder ein Vollschiff. Schon von weitem erkennt man schließlich, welcher Nation sie angehören.

Auf unserem Bild sind ein Dreimastschoner und eine Schonerbrigg dargestellt, die, an den Pfählen befestigt, ihre Segel zum Trocknen aufgespannt haben.

Um nach Warnemünde, dem Seehafen der Stadt Rostock und bedeutenden Badeort zu gelangen, besteigt man am besten eines der vielen kleinen Dampfschiffe, die den Verkehr dorthin vermitteln und im Sommer am Strande fast zu jeder Tageszeit zur Abfahrt bereit liegen.

Vom Wasser aus bietet Rostock einen Anblick der an alte hansische Größe gemahnt und den wir für den wir für den Einband unseres Albums als Bild gewählt haben. Vorbei geht die Fahrt an den Schiffswerften und ihrem geräuschvollen Treiben. Mit Bequemlichkeit kann man sich die Ufer der Unterwarnow ansehen, die eines landschaftlichen Reizes nicht entbehren. Etwas vor Warnemünde tritt das rechte Ufer weit zurück und die Wasserfläche des Breitlings zeigt sich unsern Blicken. Links liegt idyllisch das Dorf Großen-Klein mit strohgedeckten, malerischen alten Häusern, wie sie unsere Abbildung (Blatt Nr. 12) zeigt. Sie sind erbaut in jener Jahrhunderte hindurch überlieferten Weise der ersten germanischen Ansiedler Mecklenburgs und bedingt durch klimatische Verhältnisse und bestimmte Anforderungen ihrer Bewohner an das Leben.

Beim Breitling sei hier auch zugleich seines jenseitigen Ufers gedacht, von dem auf dunklem Waldhintergrund die hellen Häuser des Schnatermanns und weiterhin die der Markgrafenheide zu uns herüberwinken. Der Wald ist die prachtvolle Rostocker Heide, die sich längs der Ostsee bis nach Ribnitz hin erstreckt, als Ausflugsort bei den Rostockern sowohl als bei den Badegästen von Warnemünde beliebt. Ein Kanal führt weit durch die Heide. Fast an seinem Ende liegt eine Waldwiese traumverloren im Sonnenschein. Halb versteckt hinter Schleedorngebüsch und wilden Rosen ragt am Dünenhang, der jene Wiese auf der einen Seite begrenzt, das braune Strohdach einer einsamen Fischerhütte hervor. Von dem nahen Meer dringt die unendliche Melodie des Wogenschlages zu uns herüber. Ein herrlicher Ruheplatz bei Ausflügen im Boot oder Wanderungen durch die Heide.

Album von Rostock und Warnemünde 00 Cover_

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Album von Rostock und Warnemünde 00 Titel

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Album von Rostock und Warnemünde 01

Album von Rostock und Warnemünde 01

Album von Rostock und Warnemünde 02

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Album von Rostock und Warnemünde 03

Album von Rostock und Warnemünde 03

Album von Rostock und Warnemünde 04

Album von Rostock und Warnemünde 04

Album von Rostock und Warnemünde 05

Album von Rostock und Warnemünde 05

Album von Rostock und Warnemünde 06

Album von Rostock und Warnemünde 06

Rostock 01 Von der Fischerbastei

Rostock 01 Von der Fischerbastei

Rostock 02 Die Marienkirche und der Marktplatz

Rostock 02 Die Marienkirche und der Marktplatz

Rostock 03 Die Petrikirche

Rostock 03 Die Petrikirche

Rostock 04 Die Nikolaikirche von der Grube

Rostock 04 Die Nikolaikirche von der Grube

Rostock 05 Das Rathaus um 1500

Rostock 05 Das Rathaus um 1500

Rostock 06 Die Universität und der Blücherplatz

Rostock 06 Die Universität und der Blücherplatz

Rostock 07 Das Kröpeliner Tor in der Zeit des 30jährigen Krieges

Rostock 07 Das Kröpeliner Tor in der Zeit des 30jährigen Krieges

Rostock 08 Altes Giebelhaus

Rostock 08 Altes Giebelhaus

Rostock 10 Schiffswerft

Rostock 10 Schiffswerft

Rostock 11 Schiffe, die Segel trocknend

Rostock 11 Schiffe, die Segel trocknend

Rostock 12 Fischerwohnung am Breitling

Rostock 12 Fischerwohnung am Breitling

Rostock 13 Warnemünde

Rostock 13 Warnemünde

Rostock 14 Warnemünde Der Spill_

Rostock 14 Warnemünde Der Spill_

Rostock 15 Warnemünde Strand

Rostock 15 Warnemünde Strand

Rostock 16 Warnemünde Lotse

Rostock 16 Warnemünde Lotse

Rostock 17 Warnemünde Junge Warnemünderin

Rostock 17 Warnemünde Junge Warnemünderin

Rostock 18 Warnemünde Alte Warnemünderin

Rostock 18 Warnemünde Alte Warnemünderin

Rostock 19 Warnemünde Fischerboote auf der See

Rostock 19 Warnemünde Fischerboote auf der See

Rostock 20 Warnemünde Gestrandete Bark

Rostock 20 Warnemünde Gestrandete Bark