Adler, Emma (1858-1935) Übersetzerin, Schriftstellerin, Sozialistin. Biographie

Autor: Popp, Adelheid, Erscheinungsjahr: 1929
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Enthaltene Themen: Emma Adler 1858-1935, Schriftstellerin, Übersetzerin, Debreczin, Jüdin
Emma Adler, geb. Braun, wurde am 20. 5. 1858, in Debreczin geboren uns starb am 23. 2. 1935 in Zürich. Sie steht mit ihrem Wirken bis heute im Schatten ihrer Brüder Heinrich und Adolf Braun, Sozialist und Begründer der „Neuen Zeit“ der eine, Redakteur des Berliner „Vorwärts“ und der Wiener „Arbeiter-Zeitung“ der andere, sowie ihres Mannes Victor Adler, 188/89 Gründer der Sozialdemokratischen Partei Österreichs. Als einziges Mädchen wird Emma Adler von ihren fünf Brüdern umsorgt und verwöhnt. Ihr ältester Bruder Heinrich fühlt sich selbst für die Wahl eines geeigneten Ehemanns für die heiratsfähige Schwester verantwortlich. Seine Favoriten heißen Friedrich Nietzsche und Victor Adler. Tatsächlich heiratet Emma 1878 den jungen Arzt aus großbürgerlichem Haus und zieht mit ihm in das Palais seines Vaters. Durch ihre Brüder und den Ehemann lernt Emma Adler sozialistische Ideen kennen, von denen sie schließlich so überzeugt ist, daß sie sich ab 1886 verstärkt für die sozialdemokratische Bewegung einsetzt. 1887 erscheint ihre erste Veröffentlichung, allerdings noch eine Reminiszenz an Goethe, ihre lebenslange Liebe. Victor Adlers publizistische Tätigkeit sowie das engagierte Eintreten des Ehepaars für politisch Verfolgte endet in finanziellen Streitigkeiten mit der Familie. Emma und Victor Adler sind gezwungen, innerhalb kürzester Zeit in eine kleine Wohnung im vierten Stock einer Wiener Mietskaserne zu ziehen. Diese Situation sowie den zunehmenden politischen Druck, der in Hausdurchsuchungen und in der Verhaftung ihres Mannes gipfelt, verkraftet Emma Adler nicht. Sie erleidet nach 1889 einen psychischen Zusammenbruch, von dem sie sich erst nach dreijähriger Krankheit erholt. Es folgt eine Phase intensiver Tätigkeit. Sie übersetzt aus vier Sprachen, darunter „Germinie Lacerteux“, einen Dienstmädchenroman aus dem Französischen, aus dem Russischen das „Gnadenbrot“ von Nikolai Turgenew (1897). Im Arbeiterbildungsverein gibt sie Sprachunterricht und richtet den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf die Bildung der Arbeiterjugend (u.a. redigiert sie von 1909 bis 1917 die Jugendbeilage der „Arbeiterinnen-Zeitung“). Ihr Hauptwerk, „Die berühmten Frauen der französischen Revolution“, erscheint 1906. Den Tod ihres Mannes 1918 bewältigt sie nur langsam. Ihr letztes Werk, eine Biographie Victor Adlers, kann jedoch nicht wie geplant zu dessen 15. Todestag 1933, sondern erst 1968, 33 Jahre nach dem Tod von Emma Adler, erscheinen.
(aus: Jüdische Frauen)

Hier sei dankend gesagt, daß Emma Adler, ohne je im Vordergrund zu stehen, eine stets hilfsbereite Freundin der Arbeiterinnenbewegung war. Schon vor der Gründung des Arbeiterinnen-Bildungsvereines hat sie als Lehrerin der englischen und französischen Sprache im Arbeiterbildungsverein Gumpendorf Außerordentliches geleistet. Ihre Sprachkurse wurden oft von 200 Teilnehmern besucht.
(aus: Popp, Adelheid: Der Weg zur Höhe. Wien, 1929, S. 73)