Kalisch, Ludwig (1814-1882) deutscher Mediziner und Schriftsteller

In Paris hat auch ein Namensvetter des vorhergehenden, Ludwig Kalisch — geboren 7. September 1814 zu Polnisch-Lissa und gestorben 3. März 1882 in der französischen Hauptstadt — sich seine literarischen Sporen verdient. Seine Novellen, lyrischen Gedichte, Feuilletons, Essays und Skizzen lassen die französische Einwirkung leicht erkennen. Er ist eine Spezialität auf dem Gebiet der humoristischen Ballade und Romanze und gehören seine Leistungen in diesem Genre zu den vorzüglichsten der modernen neueren Literatur. Seine satirische Begabung tritt namentlich in seinen Werken: „Das Buch der Narrheit“, „Schlagschatten“ und „Shrapnels“ zu Tage. Von graziösem Humor durchweht sind seine Novellen: „Heitere Stunden“ und sehr anziehend seine Bilder: „Aus meiner Knabenzeit“. Als kulturgeschichtlicher Beobachter von Land und Leuten und der Sitten und Gebräuche der Franzosen und Engländer zeigt er sich in den Werken: „Paris und London“ und „Pariser Leben“.

Mit 12 Jahren verließ Ludwig Kalisch seine Vaterstadt, unternahm lange Irrfahrten und studierte ziemlich spät in Heidelberg und München zuerst Medizin, dann vergleichende Sprachwissenschaften und Naturgeschichte. Nachdem er 1843 seinen Aufenthalt in Mainz genommen, gab er 1843 — 1846 die Carnevalszeitung „Narrhalla“ heraus, deren ausschließlicher Verfasser er war. An der revolutionären Bewegung des Jahres 1849 beteiliegt, sah er sich genötigt, Deutschland zu verlassen; er ging nach Paris, dann nach London, kehrte aber wieder nach seinem geliebten Seinebabel zurück, wo er denn auch seine Augen für immer schloss.