Kulke, Eduard (1831-1897) tschechisch-österreichischer Schriftsteller

Mit plastischer Anschaulichkeit und anheimelnder Eigenart hat Eduard Kulke — geboren 28. Mai 1831 zu Kostel bei Nikolsburg und gestorben 20. März 1897 — die mährische Judengasse uns vor die Augen geführt. Seine zahlreichen Erzählungen aus dem jüdischen Volksleben seines engeren Vaterlandes sind mit großer dichterischer Kraft konzipiert und sichern seinem Namen dauernd einen Platz in der Literatur. Er schrieb außerdem eine historische Tragödie: „Don Perez“, und eine biblische: „Korah“, sowie das Lustspiel: „Der gefiederte Dieb“. Jahrzehnte hindurch stand er in regem persönlichem und brieflichem Verkehr mit Friedrich Hebbel und haben wir ihm das ebenso lehrreiche wie anziehende Buch: „Erinnerungen an Friedrich Hebbel“ zu verdanken. Auch war er ein glühender Verehrer Richchard Wagners und seiner Musik und vertrat dieselbe in seinen Musikreferaten, die er seit 1865 für das „Wiener Vaterland“ lieferte. In seinen letzten Jahren trennte er sich jedoch von dem Dichterkomponisten, als dieser in blindem Fanatismus keine Götter außer sich dulden wollte.

1853 bezog Eduard Kulke das polytechnische Institut zu Wien, das er im folgenden Jahre mit dem in Prag vertauschte, wo er Mathematik und Physik studierte. Nachdem er mehrere Jahre hindurch als Lehrer in Ungarn und in Österreich tätigwar, übersiedelte er nach Wien, um die literarische Laufbahn einzuschlagen.