„Welt, Die.“

„Die Welt“, Zentralorgan der zionistischen Bewegung, wurde am 4. Juni 1897 von Theodor Herzl begründet, blickt sonach heute auf ein Jahrzehnt ihres Bestandes zurück. Mit sehr bedeutenden materiellen Opfern hat Theodor Herzl das Blatt ungefähr drei Jahre als private Unternehmung geführt, der er auch seine literarische Kraft in bedeutendem Maße zur Verfügung stellte. Später hat sich eine kleine Gesellschaft opferbereiter Gesinnungsgenossen zusammen getan, um die finanzielle Fundierung für das Blatt zu schaffen. Seit ungefähr vier Jahren erst ist „Die Welt“ Eigentum und offizielles Zentralblatt der Organisation.

Zunächst zur Wirkung nach außen bestimmt, um in Kampf und Abwehr den neuen, vielfach angefeindeten Nationalgedanken publizistisch zu vertreten, wendete sie sich nach erfolgreicher Lösung dieser ersten Aufgabe bald dem inneren Leben der Organisation zu und hat so eine sehr wichtige Funktion in der Organisation erfüllt. An der Gründung aller im Laufe der Jahre entstandenen Institutionen hat sie hervorragenden Anteil genommen. Als zionistisches Zentralorgan bietet „Die Welt“ ein Spiegelbild der weitverzweigten Bewegung und Organisation und ist daher für jede historische Untersuchung des politischen Zionismus als erste Quelle heranzuziehen. Als nationales Organ hat sie großen Einfluß auch auf allgemeinjüdische Verhältnisse ausgeübt, insbesondere aber auf die deutschjüdische Publizistik in Westeuropa vielfach reformierend und befruchtend gewirkt. Unter den zahlreichen bedeutenden Aufsätzen, die in der ,,Welt“ erschienen sind, gehören viele zum klassischen Besitzstande der zionistischen und allgemeinjüdischen Publizistik. Wir heben dabei besonders hervor: Das „Vorwort“ in der ersten Nummer der „Welt“ von Herzl, „Der Kongress“, „Protestrabbiner“, „Mauschel“, „Börsenelend“, „Die jüdische Kolonialbank“, „Die Menorah“, alles Arbeiten aus der Feder Theodor Herzls, und Nordaus unübertrefflichen Artikel „Nationaljudentum“. Außer dem erschienen viele interessante Beiträge von Nordau, Prof. Dr. Leon Kellner, Israel Zangwill, Mathias Acher (Dr. Nathan Birnbaum), Bernard Lazare, Dr. Simon Bernfeld, N. Sok1ow , Baron G. Su11ner , Baronin Berta von Su11ner, Fürst Friedrich Wrede, Prof. Dr. O. Warburg, Dr. Franz Oppenheimer u. v. a. „Die Welt“ war auch eine vortreffliche Schule für viele jüngere jüdische Schriftsteller, die gegenwärtig in der jüdischen Publizistik an hervorragenden Stellen mitwirken.


Gegenwärtig erscheint „Die Welt“ in Köln a. Rh., Karolingerring 6. XII. Jahrgang 1908.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch