Kalischer (Zebi Hirsch)

Kalischer wurde am 24. März 1795 zu Lissa in Polen geboren und starb am 16. Oktober 1874 zu Thorn. Seine talmudische Ausbildung erhielt er von Rabbi Akiba Eger in Posen. Nach seiner Verheiratung ließ er sich in Thorn nieder, wo er auch bis zu seinem Lebensende verblieb. Hier bekleidete er das Amt eines Rabbiratsverwesers, ohne jedoch hierfür eine Vergütung zu beanspruchen. Für seinen Lebensunterhalt sorgte seine Frau, die ein kleines Geschäft betrieb.

Seine Jugendwerke sind u. a.: „Ebe u Bohau“, „Sefer Moznayim-la-Mishpat“, „Sefer ha Berith“ — glossatorische Werke zum Pentaleuch, Schulchan Aruch usw. Außerdem war er Mitarbeiter verschiedentlicher hebräischer Zeitschriften z. B. des „Ha-Maggid“.


Seiner Vorliebe für die Philosophie verdanken wir sein „Sefer Emunah Yesharah“ (Krotoschin 1.Aufl. 1843, 2. Auf. 1871). In dieser Abhandlung legte er seine Gedanken über jüdische Philosophie und das Wesen des Judentums nieder.

Den größten Teil seiner Tätigkeit widmete er der Idee einer Besiedelung Palästinas, in der Meinung, Palästina solle das Heim für die heimatlosen Juden werden, die dort Ackerbau betreiben sollten. Er schlug für seinen Plan eine Geldsammlung unter den Juden aller Länder vor, um Palästina zu kaufen und dort zu kolonisieren. Er selbst gab den Anstoß zur Gründung von „Mikweh Israel“, der Ackerbauschule bei Jaffa, durch die Alliance. Das ihm angebotene Rabbinat an dieser Schule mußte er wegen seines hohen Alters ablehnen.

Er glaubte, daß seine Zeit besonders für seine Ideen geeignet sei, weil bedeutende jüdische Männer ihren Einfluß auf die Politik ausübten und mit dieser Idee sympathisierten wie Crémieux, Rothschild, Montefiore u. a. — Diesen seinen zionistischen Gedankengängen gab er in seinem Buche ,,Drishath Zion“ Ausdruck, das aus drei Teilen besteht: 1. Die Rettung der Juden; 2. Die Kolonisation Palästinas. Im dritten Teile sind religiöse Fragen angeschnitten; der Anhang enthält eine Aufforderung an die Leser, Mitglied der Kolonisationsvereine zu werden. Das Buch machte besonders im Westen großen Eindruck. Es wurde aus dem Hebräischen auch ins Deutsche über setzt (von Poper). Kalischer begeisterte verschiedene Gemeinden für seine Idee; den ersten Kolonisationsverein gründete er m Frankfurt 1861.

Sein Hauptverdienst aber besteht darin, daß er durch den Einfluß, den er auf seine Zeitgenossen ausübte (darunter auch auf Moses Heß) dem modernen Zionismus einen Weg ebnete und die theoretischen Grundlagen mitlegte.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionistisches Abc-Buch