Abschnitt 4

Zwischen Spreewald und Wendischer Spree


Eine Osterfahrt in das Land Beeskow-Storkow


2. Am Schermützel


Mein »Guten Tag« war nicht unfreundlich, aber doch gleichgültig beantwortet worden, und es schien in der Tat nicht, als ob wir weiterkommen sollten. Endlich faßt ich mir ein Herz und sagte: »Die Sonne will auch gar kein Ende nehmen. Ich glaube, Regen wäre gut.«

»I, Sünn is ook goot.«

»O gewiß. Aber alles zu seiner Zeit. Wir haben die Sonne nun schon vier Wochen, und nichts kommt 'raus, und eigentlich müßte doch alles schon in Blüte stehn.«

»Joa. Man blot in Pieskow nich.«

»Aber das klingt ja, liebe Frau, wie wenn hier überhaupt nichts blühte.«

»Na, binoah is et ook so.«

Moll mischte sich hier ins Gespräch und entwickelte seine Lieblingsideen über den Segen des Kapitals und den Unsegen der Kapitalisten. Geld sei gut, das sei keine Frage, ja Geld sei sogar sehr gut. Ohne Geld ging' es eben nicht. Aber die reichen Leute, die bloß reich wären und kein Herz und kein Gewissen hätten und bloß immer reicher werden wollten, die verderben alles und plünderten alles, und eh nicht ein richtiger Edelmann hier wieder ins Pieskowsche käm...

»I wo«, unterbrach ihn die Frau heftig und zog ihre Hände von der Schürze weg. »I wo. Wat salln wi mit 'n Edelmann? Wat is Edelmann! In olle Tiden, na, doa gung dat, un doa wihr dat nich anners. Awers nu? Du mien Jott, de hebben joa alleen nix. Un wenn se wat hebben, na, denn hebben se wat, und denn sinn se groad so, as de annern sinn, de wat hebben.«

Moll wollte replizieren. Aber sie ließ ihn nicht dazu kommen und sagte: »Nei, nei, loaten S' man, wi weeten dat; 't is all dumm Tüg; un man blot Geld hebben is nich dumm Tüg. Un wenn wi so wat Adligs herkreegen, wat ook man ümmer upp Mosess'n passen deiht, na, dat helpt uns nich. De schinn uns blot. Glöwen S' man, ick weet dat... Een von mine Schwistern is dröwen...«

»In Saarow?«

»I wo. Dröwen in Amirika. Doa verstoahn se't. Un worümm? Wiehl se wat hebben. Un wo se wat hebben, doa künn se ook wat. Und ick woll, ick wihr ook all doa. Joa, min Seel. Un et kümmt ook noch so. Man blot, dat man ihrst röwer wihr. Nei, nei, mit Pieskow is nich veel.«

Und dabei steckte sie die Hände wieder unter die Schürze.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 4. Teil