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„Anno 1589. 1591 hat die Pestis inguinata, wie es die Medici nennen, in ganz Europa grassieret, das ist eine solche geschwinde erschreckliche Krankheit gewesen, das wenn die Leute nuhr haben ein mahl gepraustet, sind sie alsbald umgefallen und gestorben. Es sind offt gesunde Leute beinander auf der Gassen gestanden, haben miteinander geredet, und wenn sie nuhr ein mahl gepraustet, sind sie plötzlich niedergestürtzet und todt geblieben. Und daher ist die gewonheit bey den Christen aufgekomen, das man spricht: Gott helfe dich, wenn ein Mensch praustet, und das sie Gott bitten um eine selige Stunde zu leben und zu sterben, wenn sie die Glocken hören schlagen.“

Aus M. Conrad Schlüsselburg's Leichenrede auf den Herzog Christoph von Meklenburg. 1592.


Wahrscheinlich starb der Herzog Christoph am 4. März 1592 an derselben Pest. Schlüsselburg sagt nämlich weiter in dieser Leichenrede, nachdem er dargestellt, daß der Herzog am Tage vor seinem Tode wohl gewesen und zu Tempzin zum Fischen auf den See gefahren, jedoch am Abend von Todesgedanken beunruhigt war: „Ihre fürstl. Gnaden ruhet die ganze Nacht gar sanfte: Auf den Morgen, zwischen 5 und 6 schlegen, praustet der Herr dreymahl hefftig nach einander, das die Hertzoginne davon erwachet: wie aber der seliger Herr zum dritten mahl praustet, richtet er sich selber in dem Bette auf, siehet in die Höhe, faltet seine Hende gahr dichte zusammen, drücket dieselben, das die Finger braun worden und spricht gahr laute: „Jesus“, leget sein Haupt sanffte wider nieder, thut seine Augen selber zu, das die Hertzoginne nicht anders gemeinet, denn ihr Herr schlief widerum ein. Und ist also in einem solchen sanften Schlaff, ohne alle Ungeberde, selichlich abgescheiden“.

G. C. F. Lisch.