TALBÜRGEL. Sachsen-Weimar VB Apolda.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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TALBÜRGEL. Sachsen-Weimar VB Apolda.

Benedikt.-Klst.-K. Unter den rom. Denkmälern Thüringens an Wert in vorderster Reihe. Der Stil eine Weiterführung desjenigen von Paulinzelle. OBau 1142-1150, WBau bis A. 13. Jh. (die frühere Inschr. am Portal 1201 nicht mehr sichtbar). Lhs. nach 1200 fortgesetzt. — Der Chor zeigt das Hirsauer Schema in einer in Deutschland sonst nicht, aber an Cluniacenser- und frühesten Cistercienserkirchen Burgunds öfters vorkommenden Modifikation: neben dem Chorquadrat mit Apsis je zwei Nebenchöre von gleicher Anlage, aber sukzessive kleiner werdenden Maßen, so daß die ganze Gruppe der 5 Chöre im Gr. staffelförmig zurückspringt. Um dieser Anordnung Raum zu geben, sind die Flügel des Qsch. über das gewöhnliche Maß verlängert. Die Chöre werden gewölbt gewesen sein; alles übrige flachgedeckt. Eine Krypta war nicht vorhanden. (Diejenige, die im 15. Jh. nebst einem got. Chor angebaut wurde, verschwunden.) Die Sschiffe des Lhs. enden mit Türmen, wie in Paulinzelle beabsichtigt war, doch [pg 388] nicht, wie dort, das Erdgeschoß in das Schiff einbezogen, sondern als massive Mauer ausgeführt, nur gegen das Qsch. mit einer kleineren Doppelarkade geöffnet. Der zwischen diesen OTürmen liegende Abschnitt des Msch. war gegen die Gemeinde-K. durch eine Bogenstellung abgeschlossen (Vorform des Lettners). — Das Lhs. hat jederseits 6 Pfll. in auffallend dichter Stellung. Ihr Gr. ist oblong mit 6 Dreiviertelsäulen besetzt, davon 4 an den Ecken und je 1 unter dem Scheidbogen, wodurch die Gesamtform einen gestreckten Gr. erhält. Das Profil der Scheidbgg. im Anschluß an die Pfeilergliederung aus 3 Wulsten und Rücksprüngen zusammengesetzt. Reich gegliederte Sockel, die eingebundenen Sll. jede mit eigener Basis und eigenem Würfelkapitellchen, einzelne jedoch mit vegetabilischem Schmuck, welcher ebenso wie die Palmettendekoration des Gurtgesimses der Nordwand erst nach 1200 ausgeführt sein kann. Der baugeschichtliche Vorgang ist hier unklar. — Im W ist dem Msch. eine 4 m starke Mauermasse vorgelegt, in welche die Portalnische eingreift; das Gewände abgetreppt und jederseits mit 4 Sll. besetzt. Die 3sch. Vorhalle mit grätigen Kreuzgewölben. Ungemein charaktervolle Gestalt der stämmigen Sll., die Schäfte stark geschwellt; mächtige Würfelkapitelle und attische Basen in Eckhülsen. Im W waren Türme nicht vorhanden. — Gesamtlänge 72 m. — Jetzt ist nur das Lhs. (mit zerstörtem Lichtgaden) als Kirche im Gebrauch, 1860 sehr nüchtern whgest.; OBau und Vorhalle Ruine, südl. Ssch. abgetragen, die Klostergebäude bis auf wenige Keller verschwunden. — Pietas, Holz, um 1500. — Grabsteine des 16. und 17. Jh.