Sturmfluten

Aus: Konversations-Lexikon. Neue Folge. In zwei Bänden. Zweite Abteilung des zweiten Bandes. S – Z.
Autor: Redaktion, Erscheinungsjahr: 1826

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Sturmflut, Ostsee, Naturkatastrophe, Überschwemmung, Küste, Strand, Mecklenburg, Vorpommern, Nordsee, Ostfriesland, Fischer, Wasserstand, St. Petersburg, Unglück
Sturmfluten, die gewaltigen, welche gleichzeitig den 18ten und 19ten Nov. 1824 den Strand von St.- Petersburg und von Kalifornien überschwemmten und den 3ten und 4ten Februar 1825 die nordeuropäischen Marschländer und die nordamerikanische Küste verheerten, scheinen teils vulkanisch unterseeischen Explosionen, teils den vereinten Anziehungskräften der Sonne und des Mondes auf die Erhebung der Fluten zugeschrieben werden zu müssen. Denn überhaupt tobten damals Erdbeben von Indien bis Syrien; auf den ionischen Inseln, in der Schweiz und in Deutschland fühlte man Erdstöße; mehre Brunnen, sowohl an den Küsten, als mitten in Ostfriesland, verloren plötzlich ihr Wasser und wurden hierauf schnell wieder mit Quellwasser angefüllt; das Seewasser war an den Fluttagen nicht so salzig als sonst; Seeleuten, welche sich während der Sturmfluten auf der Nordsee befanden, kam das Seewasser ungewöhnlich trübe vor; die Nordsee stieg den 3ten und 4ten Februar 1825 auf einmal über 4 Fuß und das Wasser blieb in seiner größten Höhe 5 Stunden stehen, was sonst, auch bei den stärksten Fluten, nie der Fall war.

Schon am 15ten November 1824 stürzten alle Gewässer in Norddeutschland aus ihren Ufern; die Elbe und Weser verheerten die Saatfelder weit um her und brachen durch mehre Deiche (Dämme); die ganze Voigtei Nauld von 8.000 Morgen, an der Elbe, ward zu einem See und ließ den Einwohnern keinen andern Zufluchtsort, als die schon 14 Fuß überschwemmten und an mehren Stellen durchbrochenen Deiche. Während die Gebirgswasser, von Regengüssen angeschwollen, ihren Wasserstand auf die Höhe von 1796 oder 20 Fuß brachten, trieb der Sturm die Wogen des Meers zurück. Den 18ten November verbreitete der Sturm seine Verheerungen über die nördlichen und westlichen Küsten Schwedens, und traurige Berichte liefen von Gothenburg, Uddewalle, Wefteräs und Upsala ein. Besonders litten die Waldungen, die Wege und die Brücken, welche zerstört und weggerissen wurden. Noch größeren Schaden und größeres Unglück richtete der selbe Sturm, zum Orkan geworden, mit den Fluten des 19ten Novembers in St. Petersburg und seinen Umgebungen an. Mit unglaublicher Schnelligkeit ward fast ganz St. Petersburg unter Wasser gesetzt, so das viele Menschen und Tiere den reißenden Fluten nicht entrinnen konnten und man zur Rettung mit Booten in den Straßen umherfahren musste. Alle Magazine, Buden, Erdgeschosse und unterm Stockwerke standen plötzlich unter Wasser, und die Rettung ihrer reichen Vorräte war bei dieser Schnelligkeit nicht möglich, da man selbst nicht alle Menschen und Tiere retten konnte. Über alle Beschreibung schrecklich war diese allgemeine Zerstörung bei dem Toben des Sturms und der Fluten, bei dem trüben Himmel, den nur zuweilen die Sonnenstrahlen durchbrachen, bei dem Angstgeschrei der Menschen, dem Geheule der Hunde, dem Wiehern der Pferde und dem Brüllen der Rinder. Und dieser Schreckenszustand dauerte, bei fortwährendem Andrange des Wassers aus dem finnischen Meerbusen, gegen 10 Stunden. Von 9 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags stieg das Wasser; gegen 3 Uhr fing es an zu fallen und um 10 Uhr Abends war es von den Gassen abgelaufen. Es stand 13 ½ Fuß über die gewöhnliche Höhe, und in der folgenden Nacht fror es 5 Grad. Man rechnete, dass ungefähr 500 Menschen, aber Tausende von Hunden, Pferden und Rindern dabei umgekommen sind; von den Waren litten am meisten Zucker, Salz, Hanf, Twifte, Potasche und Hanföl; den Gesamtverlust gab man zu 150 Millionen Rubel an, wovon auf die Börse allein 35 Mill. kamen. Zu gleicher Zeit trat Mangel und Teuerung ein, obgleich die Regierung die angemessensten Mittel zur Rettung des Gefährdeten, zur Unterstützung der Unglücklichen und zur Minderung der traurigen Folgen ergriff. Der Kaiser Alexander erschien selbst als rettender Schutzengel, gab die nötigen Befehle, setzte eine Rettungskommission ein, und wies eine Million Rubel für die Hilfsbedürftigen an. Der tätigen Fürsorge der Regierung stand der patriotische Eifer der Mitbürger und Geistlichen nicht nach. Mit eigener Aufopferung rettete man, wo und so viel man konnte; aus der Nähe und Ferne kamen Lebensmittel und Geldsummen; in einigen Tagen waren 11 Millionen Rubel für die Hilfsbedürftigen unterzeichnet. Diese furchtbare Überschwemmung war bis jetzt beispiellos, denn die früheren Überschwemmungen von 1721, den 16ten bis 21sten November, wo der Schaden 7 Millionen Silberrubel betrug, von 1723 im Herbst, von 1725 den 10ten November, wo auch die ganze Stadt unter Wasser stand und ohne Kronstadt und Peterhof einen Verlust von 5 Millionen Rubel litt, von 1729, 1752, 1755 den 17ten Oktober, von 1777 den 19ten Oktober, und von 1782 waren bei weitem geringer.

So ging auch die Sturmflut am 3ten und 4ten Februar 1826 in den norddeutschen Marschländern um 2 bis 3 Fuß höher als die Weihnachtsflut 1717, richtete aber nicht so großen Schaden an als diese und die früheren, weil seitdem die Deichwirtschaft sehr verbessert worden ist. Noch waren die Spuren der Nordseesturmfluten und die Überschwemmungen der Elbe und Weser vom November 1824 überall sichtbar, als in der Nacht vom 3t3n zum 4ten Februar 1825 die Sturmfluten unaufhaltsam über die höchsten Seedeiche in Ostfriesland strömten und 500.000 Morgen des fruchtbarsten Marsch- und Polderlandes überschwemmte, obgleich an 30 Meilen Dämme Ostfriesland umziehen. In den Poldern wurden die schönsten Landwirtschaftsgebäude zum Teil ganz weggerissen, zum Teil unbrauchbar gemacht; viele Schafe, Rinder und Pferde kamen in den Fluten um und über 200 Menschen verloren das Leben. Viele konnten sich retten, weil in der Nacht der ersten Sturmflut Mondschein war und die zweite bei Tage kam. Das Wasser stieg 12 Fuß über den gewöhnlichen und folglich 19 Fuß über den niedrigsten Stand zur Zeit der Ebbe. Der Schaden betrug 1 ½ Millionen Thaler. Es ist dies die höchste Flut, welche Ostfrieslands Geschichte kennt. Die letzte Sturmflut vom 27sten November 1825 war nur um einen Fuß niedriger als die vom 3t3n bis 4ten Februar, und überstieg einige Polderdeiche der ersten Linien., welch noch nicht genug erhöht waren. Der König von Preußen gab den Überschwemmten ein Geschenk von 8.000 Thalern.

Die Niederlande litten gleich den angrenzenden Ländern durch die Sturmfluten vom 3t3n bis 4ten Februar, welche ganz Nordholland überschwemmten und Amsterdam der äußersten Gefahr aussetzten. Zur Unterstützung der Verunglückten bewilligten die Generalstaaten 8 Millionen Gulden, welche Summen durch milde Beiträge aus der Nähe und Ferne bedeutend vermehrt wurden.

Unter den dänischen Ländern litten die Herzogtümer Schleswig und Holstein viel, besonders kam Glückstadt in große Gefahr, wo durch einen Deichbruch 27 Menschen ertranken. Der ganze Schaden ward auf 2.396.854 Mark angeschlagen, jedoch durch die große Mildtätigkeit des Königs und die edelmütige Freigiebigkeit der Mitbürger größtenteils vergütet. Der König machte im Juni von Luisensund aus eine Reise durch alle Gegenden, welche die Überschwemmungen verwüstet hatten, sogar nach den kleinen Eilanden der schleswigschen Küste, um mit eigenen Augen den Schaden zu sehen und selbst die wirksamsten Hilfsmittel anzuordnen.

Eine gleiche väterliche Fürsorge bewies bei diesem Unglück im Königreich Hannover der König von Cambridge, sowohl durch sein Beispiel der Mildtätigkeit, als durch die tätige Anordnung zur Wiederherstellung der zerstörten Deiche. Dieser Fürst machte gleichfalls eine Reise durch das hannöversche Gebiet, um die Deichbrüche und das Unglück der Einwohner selbst in Augenschein zu nehmen. In seinem Gefolge befand sich der Ingenieurmajor W. Müller, der Verfasser des interessanten Werks: „Beschreibung der Sturmfluten an den Ufern der Nordsee und der sich darin ergießenden Ströme und Flüsse am 3ten u. 4ten Febr. 1825, nebst der Anlage der dadurch verursachten Deichbeschädigungen usw.“ (mit Karten und Plänen; auf Kosten des Verfassers, zum Besten der Überschwemmten; Hannover, 1825). Es enthält eine ausführliche Erzählung der Unglücksfälle in dem hannöverschen Gebiet, im Großherzogtum Oldenburg, in Ostfriesland, in den Herzogtümern Holstein und Schleswig und in der Hamburger Gegend, nebst den Unterstützungs- und Wiederherstellungsmitteln. Im Jahr 1825 wurden 1.115.777 Thlr. zur Wiederherstellung der Deiche und aus dem Deichhilfsfonds 573.399 Thlr. an Vor- und Zuschüssen ausgegeben. Außerdem gab der König auf verschiedene Weise 187.325 Thlr. zum Besten der Unglücklichen. Zur völligen Wiederherstellung der Deichbrüche werden in den nächsten 2–3 Jahren etwa noch 800.000 Thlr., und wenn man davon die Summe von ungefähr 500.000 Thlrn. abzieht, welche die Einwohner durch eigne Anstrengung übernehmen können, noch 300.000 Thlr. erforderlich sein.

Der regierende Großherzog und der Erbprinz von Oldenburg legten gleichfalls in dieser großen Not ihren Untertanen die sprechendsten Beweise von Menschenfreundlichkeit an den Tag, und die bemittelten Bürger folgten mit edlem Wetteifer ihrem erlauchten Beispiele. Der Erbprinz bereite diejenigen Gegenden, welche am meisten gelitten hatten, und zeigte den unglücklichen Marschbewohnern ebenso herzliche Teilnahme als hohe Einsicht bei der Minderung ihres Unglücks. Rühmenswert zeigte sich auch bei dieser Not die allgemeine Wohltätigkeit unserer Zeitgenossen. Aus der Nähe und Ferne liefen reichliche Beiträge ein, besonders aus Aachen, Anhalt, Berlin, Braunschweig, Bremen, Frankfurt a. M., Gotha, Halle, Hamburg, Kassel, Leipzig, Lübeck, Weimar, Wien, selbst aus Petersburg, aus Dänemark, den Niederlanden, Frankreich, Italien usw.

Wappen des Hauses Mecklenburg-Schwerin

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Mecklenburg-Strelitz, Wappen

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Mecklenburger Wappen

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Steilküste.

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Strandvillen.

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An der Düne.

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Der Heilige Damm.

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Mecklenburger Ostseestrand im Herbst

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Steilkueste am Grosskluetzhoevd bei Boltenhagen, 2008 Autor: wikipedia, Ch. Pagenkopf

Steilkueste am Grosskluetzhoevd bei Boltenhagen, 2008 Autor: wikipedia, Ch. Pagenkopf

Warnemünde, Strom, Hafen und Leuchtturm

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Warnemünde, Strom, Leuchtturm

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Mecklenburger Gensdarmen

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Heiligendamm von See aus.

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Stralsund - Hafenpartie

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Wismar.

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Warnemünde vom Bauhof.

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Ostseebad Koserow, Damenbad

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Ostseebad Bansin auf Usedom, Langeberg

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Ostseebda Koserow, Abstieg zum Strand

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Ostseebad Heringsdorf, Familienbad

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Ostseebad Swinemünde, Badehütte und Strandkörbe vor der Dünenstraße

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Ostseebad Heringsdorf, Seebrücke

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