Sittengeschichte des Weltkrieges Band I.

Über die Zusammenhänge von Weltkrieg und Erotik (1914-1918)
Autor: Hirschfeld, Magnus Dr. (1868-1935) Herausgeber, Leiter des Instituts für Sexualwissenschaften in Berlin. Bearbeitet von Dr. Andreas Gaspar, Erscheinungsjahr: 1930

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Weltkrieg, Sittengeschichte, Erotik, Kriegserotik, Sexualität, Brutalität, Kriegsteilnehmer, Zivilisten, Sitte, Moral und Recht, Sittlichkeit, Gesellschaft, Siegermentalität, Hunger und Liebe, Moral, Menschlichkeit, Geschlechtstrieb, Selbsterhaltungstrieb, Unzucht, Lebenswandel, Gewohnheit, Treue, Diebstahl, Notzucht, Mord, Prostitution
Mit Beiträgen von: Dr. Paul Englisch-Berlin – Prof. Dr. Friedrich S. Krauss-Wien – Prof. Dr. Eduard von Liszt-Wien – Dr. Herbert Lewandowski-Utrecht – Curt Moreck-Berlin – Dr. B. Neufeld-Karlsbad – Dr. J. R. Spinner-Berlin – Heinrich Wandt-Berlin – Dr. J. Weisskopf-Brünn – Dr. Erich Wulffen-Dresden

Das vorliegende Werk stellt den ersten Versuch einer übersichtlichen Zusammenfassung des vorhandenen literarischen und graphischen Materials über die Zusammenhänge von Weltkrieg und Erotik dar. Dass ein solcher Versuch, wie aller Anfang, mit Schwierigkeiten besonderer Art verbunden ist, bedarf kaum einer näheren Darlegung. Das wertvollste Material, das hierbei in Betracht kam, befindet sich verstreut im Besitze einzelner Kriegsteilnehmer. Das unter meiner Leitung stehende Institut für Sexualwissenschaft in Berlin hat durch eine großangelegte Aktion (Aufrufe an die Kriegsteilnehmer in den führenden Zeitungen aller Länder) dieses Hindernis einer systematischen sittengeschichtlichen Erfassung des Krieges zu überwinden gesucht. Das Ergebnis überzeugte Herausgeber und Mitarbeiter von der Notwendigkeit, im feststehenden Rahmen eines zweibändigen Werkes auf Vollständigkeit von vornherein zu verzichten.

Wurde an der systematischen Form der Bearbeitung trotzdem festgehalten, so geschah dies lediglich der Lesbarkeit und der leichteren Übersicht halber, keineswegs, um über die fehlende Vollständigkeit hinwegzutäuschen. So manche Probleme der Kriegserotik sind bloß flüchtig gestreift, andere ungenügend belegt: Mängel, die, als in der Natur der Sache liegend, entschuldigt werden mögen.

Ebenso undurchführbar erwies sich stellenweise bei der Ungleichmäßigkeit der Quellen, alle kriegführenden Länder im gleichen Maße zu berücksichtigen ; doch handelt es sich dann gewöhnlich um Erscheinungen, die, in denselben Ursachen wurzelnd, als durchgehends analog gelten können. Wir waren bestrebt, die Objektivität der Darstellung und Wiedergabe weder durch eine besondere Einstellung für die eine, noch gegen die andere kriegsbeteiligte Völkergruppe beeinträchtigen zu lassen. Ebenso fern lag uns überdies die Absicht, den Krieg zu „verniedlichen“, wie seine Scheußlichkeiten und Brutalitäten gar noch zu übertreiben. Sollte das sine ira et studio unternommene Werk gleichwohl tendenziös im kriegsgegnerischen Sinne erscheinen, so ist daran gewiss nur der Krieg schuld.

Dass die belletristische Kriegsliteratur trotz der Enge des verfügbaren Raumes berücksichtigt werden musste, liegt in der spezifischen Bedeutung, die man diesen Werken zuerkennen muss. Sie enthalten, mit geringer Ausnahme, authentische Erlebnisse von Kriegsteilnehmern und sind gerade hinsichtlich unseres Themas im allgemeinen weitaus aufschlussreicher als manche historische Werke und Feldherrnmemoiren, die an uns wichtig erscheinenden Zusammenhängen meist mit hochmütigem Stillschweigen vorübergehen.

Herzlicher Dank sei allen gesagt, die durch die Überlassung von Material unsere Arbeit erleichtert und gefördert haben. Sie sind zu zahlreich, um hier einzeln genannt zu werden. Nicht unterlassen dürfen wir jedoch einen Hinweis auf die uns in entgegenkommendster Weise zur Verfügung gestellte, überaus reichhaltige Sammlung des Herrn A. Wolff in Leipzig, der wir eine große Anzahl Illustrationen und seltener Kriegsveröffentlichungen verdanken.

Und somit übergeben wir das Werk dem vorurteilslosen Leser als ersten bescheidenen Beitrag zur Sittengeschichte des Krieges, deren völlig erschöpfende Behandlung erst nach jahrelanger Forscher- und Sammelarbeit möglich sein wird.

DER HERAUSGEBER.


                  INHALT DES ERSTEN BANDES

VORWORT DES HERAUSGEBERS
EINLEITUNG
DAS VORSPIEL

Erstes Kapitel: Die Umwälzung der Moral vor und in dem Kriege
Zweites Kapitel: Erotik und Triebleben beim Kriegsausbruch
DIE FRAUEN
Drittes Kapitel: Die Dame in der Loge
Viertes Kapitel: Die Kriegerfrau auf dem Leidenswege
Fünftes Kapitel: Erotik in der Krankenpflege
DIE MÄNNER
Sechstes Kapitel: Schützengrabenerotik
Siebentes Kapitel: Die Geschlechtskrankheiten im Heere
SEXUELLE ZWISCHENSTUFEN
Achtes Kapitel: Die weiblichen Soldaten des Weltkrieges
Neuntes Kapitel: Die Homosexualität im Kriege
DAS LIEBESLEBEN IM KRIEGE
Zehntes Kapitel: Kriegsbordelle
Elftes Kapitel: Etappenprostitution
Zwölftes Kapitel: Etappenhengste und Etappenmädel
LITERATURANGABEN

000 Sittengeschichte des Weltkrieges Bd 1 Cover

000 Sittengeschichte des Weltkrieges Bd 1 Cover

011 Italienische Postkarten aus dem Jahr 1916

011 Italienische Postkarten aus dem Jahr 1916

023 Das Kapital und der Krieg

023 Das Kapital und der Krieg

024 Frauenarbeit im Kriege. An der Granatendrehbank einer deutschen Munitionsfabrik

024 Frauenarbeit im Kriege. An der Granatendrehbank einer deutschen Munitionsfabrik

041 Ausmarsch 1915

041 Ausmarsch 1915

044 Das Herz der Dame

044 Das Herz der Dame

Erotik im Proviantdienst

Erotik im Proviantdienst

Frohes Erwachen

Frohes Erwachen

Traum von Liebe und Vaterland

Traum von Liebe und Vaterland

004 Krieg heißt - Diebstahl, Notzucht, Mord

004 Krieg heißt - Diebstahl, Notzucht, Mord

027 Dirne und Zuhälter. Russland und Frankreich im Spiegel der Karikatur

027 Dirne und Zuhälter. Russland und Frankreich im Spiegel der Karikatur

005 Unsere Kinder werden ihnen Halt gebieten

005 Unsere Kinder werden ihnen Halt gebieten