Badekultur an der Ostsee im 19. Jahrhundert

Ueber die Privat-Seebadeanstalt bei Travemünde

Autor: Lembke C. H. (?), Erscheinungsjahr: 1803
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Baden, Seebäder, Travemünde, natürliche Heilmittel, Baderegeln, Gesundheit
Die Geschichte der frühesten Zeiten lehrt, dass fast bei allen, selbst den rohesten Völkern das Baden eine allgemein angenommene Sitte war, zu der nicht nur ein eigener, sehr erklärbarer, und gewiss in der Natur selbst gegründeter Trieb zuerst hinführte, sondern mit der auch bei einigen Nationen sogar der Begriff einer dadurch beobachteten gottesdienstlichen Handlung, bei andern die Befolgung gesetzlicher Vorschriften verknüpft wurde.

So fest gegründet, hätte dieser heilsame Gebrauch billig immer beibehalten werden sollen.

Widersinnige Verfeinerung, die selbst in geflissentlicher Verirrung von der Natur vorzüglichen Ruhm suchte, oder tiefe Unwissenheit und darauf gebaute Kunst einiger schlauen Köpfe, für sich aus dem Übergewicht ihres Verstandes zum Nachteil der Schwachen Gewinn zu ziehen, brachten es dennoch endlich dahin, dass dem großen Haufen der Gebrauch aller damals bekannten natürlichen Heilmittel, und so denn auch der des Badens, zur Stärkung oder Herstellung der Gesundheit ganz unwirksam erscheinen konnte.
Arkana und andre übernatürliche Albernheiten, woran leider noch jetzt mancher glaubt und — stirbt, wurden Gegenstand allgemeiner Verehrung, eine unerschöpfliche Quelle reichen Gewinnes für ihre Erfinder und eine gleich ergiebige Quelle unzuberechnender Übel für ihre Verehrer.

So verlor sich nach und nach der Glaube und die Freude am Baden immer mehr, bis endlich diese wohltätige Sitte fast in gänzliche Vergessenheit geriet, und, als unverkennbare Folge dieser Entbehrung, eine Menge sonst nicht gekannter bösartiger Ausschläge und andrer Krankheiten herbeieilte.

Erst im Jahre 1698 veranlasste ein englischer Arzt Floyer durch eine vortreffliche Abhandlung über den Nutzen der kalten Bäder, die Herstellung dieser, nur zu lange vergessenen, dem Körper fast unentbehrlichen Erhaltungsmittel.

Ihm sind nachher von Zeit zu Zeit der geschätztesten Ärzte immer mehrere gefolgt, und es haben nebst vielen andern besonders Markard, Ferro und ganz neulich Hufeland fast alles erschöpft, was zum gebührenden Lobe und zur Empfehlung der wohltätigen Wirkungen des Badens gesagt zu werden verdient.

Den Ärzten unsers Zeitalters scheint es also vorbehalten zu sein, das Baden überhaupt in seine gleichsam verjährte Rechte wieder einzusetzen. Diese Bestimmung muss jedem denkenden und fühlenden Ärzte um so heiliger sein, je leichter es wird, sich aus allgemein einleuchtenden Gründen von der Wichtigkeit dieses, durch die Natur selbst angewiesenen, Mittels zu überzeugen, und je unverkennbarer und mannigfaltiger dasselbe nach unzähligen erfreulichen Erfahrungen zur Erhaltung des Lebens und Stärkung der Gesundheit wirkt.

Über den Nutzen, selbst über die Unentbehrlichkeit des Badens im allgemeinen, sind jetzt alle gebildete Ärzte mit einander völlig einverstanden; es herrscht hierüber nur eine Stimme, die zum Wohl der Menschheit gewiss in alle Zukunft entscheidend bleiben wird; nur in Ansehung der Fragen, durch welche Temperatur, und durch welchen Zusatz fremder Bestandteile das Wasser vorzügliche Wirksamkeit gewinnen könne, giebt es noch eine Verschiedenheit der Meinungen.

Einige Ärzte wollen den warmen, andere den kalten Bädern unbedingt den Vorzug geben; einige wollen im beigemischten Stahl, oder im Schwefel, noch andre nur im Seewasser vorzüglich heilsame Kräfte finden.

Sie alle können Recht haben, und haben es gewiss, doch nur dann, wenn jeder von ihnen die besonderen Fälle aushebt, in welchen das von ihm gepriesene Bad vorzugsweise oder ausschließlich anpassend ist.

Nachdem der scharfsinnige Professor Reich auf die Wirksamkeit der Salzsäure aufmerksam gemacht hat, scheint es, dass die neuere Chemie noch wichtige Aufschlüsse über die Verwandtschaft dieser Säure mit unsern Säften geben werde, und dass das Seewasser manchen Quellen ein bedeutendes Übergewicht abgewinnen dürfte. Der Erfahrung zufolge leistet es fast alles, was jene nur zu leisten vermögen, in einem ganz besondern Grade.

In Ansehung der Temperatur haben wir die Autoritäten mehr gegen, als für uns, indem bis auf Floyer und Ferro, unsers Wissens, keiner die vorsichtig gebrauchten kalten Bäder im allgemeinen so sehr empfohlen hat, als mehrjährige zahlreiche Beobachtungen über den Erfolg des Seebades, über den Ungrund mancher gangbaren Besorgnisse, über die glücklichsten dadurch bewirkten Revolutionen des Körpers, besonders des Nervensystems aufs deutlichste für die häufigere Anwendung des kalten Seebades entscheiden dürften.

Weit entfernt von allem Parteigeist, der immer, vorzüglich aber dann sehr sträflich ist, wenn es darauf ankommt, über Leben und Gesundheit seine Meinung zu äußern, eben so fern von allen Rücksichten, die nicht unsre beste Überzeugung uns gebietet, müssen wir gestehen, dass. mit Ausnahme einzelner Fälle, wir nur dem kalten Seebade die belebende und stärkende Kraft beimessen können, die der meistens geschwächte Badende davon erwartet.

Eine erschöpfende wissenschaftliche Erörterung dieses Gegenstandes hier zu liefern, kann und darf unsre Absicht nicht sein, da diese Blätter eigentlich nur die Bestimmung haben, von dem Entstehen und Gedeihen einer neuen, aus Beförderung allgemeinen Menschenwohls berechneten Anstalt Nachricht zu geben, und sie dadurch gemeinnütziger zu machen; inzwischen dürfen wir doch nicht unterlassen, auf das Wesentlichste, wodurch jene unsre Überzeugung entstanden ist, und begründet werden musste, in gedrängter Kürze hinzudeuten.

Beobachtet man den körperlichen Zustand der Hülfe suchenden Badegäste, so wird man finden, dass die mehrsten derselben an Schwäche oder Erschlaffung der festen Teile leiden, dass erhöhte Reizbarkeit der Haut, Verstopfung in den Eingeweiden, Krämpfe, Gicht und andre Nervenübel, Rheumatismus, Hämorrhoiden, und wie das große Heer von Symptomen der Schwäche sonst noch Namen haben mag, mehr oder mim der die Übel sind, womit sie zu kämpfen haben, und wovon sie befreit zu werden wünschen.

Die meisten Personen, welche mit schmerzhaften Krankheiten vorbenannter Art behaftet sind, haben gewöhnlich zuerst durch den Gebrauch warmer Schwefelbäder sich Erleichterung zu verschaffen gesucht, und auch einen augenscheinlich wohltätigen Erfolg davon sehr bald verspürt; bei eintretender Kälte aber kehrten ihre schmerzhaften Gefährten nicht nur wieder zurück, sondern sie drängen jetzt noch heftiger und gleichsam mit erneuerter Wut auf sie ein, und eine wiederholte Flucht zur warmen Quelle war in dem nächsten Sommer ein noch dringenderes Bedürfnis geworden, wie zuvor.

Ihre Haut ward vom warmen Bade immer mehr verzärtelt, immer reizbarer; jede Zugluft wirkte immer unangenehmer, immer folgenreicher auf die verzärtelte Körperfläche. Die Gicht, anstatt dass sie durch kräftige Mittel in ihren Quartieren angegriffen, und aus dem Körper vertrieben werden sollte, konnte nur einmal im Jahre zum scheinbaren Rückzuge gebracht werden, und sich die übrige Zeit ganz gemach noch mehr einnisten, weil keine innere Kraft ihr entgegen arbeitete.

Ganz anders ist die Wirkung des mäßig kalten Seebades. Dieses stärkt die Fasern des ganzen Körpers, gibt den Nerven eine richtigere Stimmung, belebt die Zirkulation aller flüssigen Substanzen vermittelst seiner stärkend-reizenden Kraft und hebt dadurch innere Stockungen; es erregt einen jugendlichen Appetit; es befördert die Ausdünstung, nicht wie warme Bäder durch Erschlaffung und Erweiterung der Schweißlöcher, sondern durch vermehrte Tätigkeit des Gefäß-Systems; es stärkt vor allem die Haut, so dass dieses wichtige, mit Nervenfäden übersäte Organ unnütze und schädliche Stoffe besser verflüchtigen, die Tätigkeit innerer Organe in regelmäßigerem Gange halten kann, und gegen die Einwirkung der kalten Luft unsers nördlichen rauen Himmelstrichs gleichsam gestählt wird.

Diese wesentliche Verschiedenheit der Wirkungen warmer Bäder und des kalten Seebades würde vielleicht allein schon hinreichen können den Vorzug zu rechtfertigen, den wir da, wo nicht besondere Fälle eintreten, dem letztern vor den ersteren zu geben uns bewogen finden müssen; es erheischt inzwischen die Wichtigkeit des Gegenstandes, noch einen Augenblick bei ihm zu verweilen, und zu zeigen, dass unter allen Bädern gerade das Seebad einen der ersten Plätze, sowohl in Rücksicht auf die Bestandteile des Wassers, als auch in Betracht mancher andern Nebenumstände behauptet.

Offenbar äußert das Seebad seinen Einfluss gerade am nachdrücklichsten in den gangbarsten, beschwerlichsten und hartnäckigsten Krankheiten, in einem Grade, der die Wirksamkeit der bewährtesten innern Heilmittel gewöhnlich sehr erhöht, oft bei weitem übertrifft und nicht selten die Anwendung derselben ganz entbehrlich macht. Es bewirkt, dass diejenigen Übel, die entweder ein unfreundliches Klima, oder eine herrschende regellose Lebensweise notwendig herbeiführt, ganz verhütet, gehoben, oder doch wenigstens gemildert werden.

Einen besondern Vorzug gewinnt dieses Bad noch vor den wirksamsten Bädern, die wir kennen, durch den großen Eindruck und Genuss, den der Anblick des unermesslich weiten Meeres beim Eintauchen in dasselbe gewährt, und wichtiger noch wird es durch die dem Stadler, ungewohnte Reinheit der Luft, die unbezweifelt an, Güte jede andre, selbst die Landluft übertrifft, und deren Einatmen allein schon zur Stärkung eines geschwächten Körpers kräftig beitragen kann.

Wohl mögte endlich auch noch dem Seebade ein bedeutender Wert, der von Ärzten vielleicht noch nicht nach Verdienst beachtet ist, darum zuzuschreiben sein, weil es eigentlich ein diätetisches Mittel ist, das schon dann vorzüglich angewendet wird und werden muss, wenn gewisse Krankheitszufälle sich noch in geringem Grade äußern, und wenn noch niemand daran denkt sich durch Arzneimittel davon zu befreien, oder ihr Einwurzeln und Fortschreiten zu hemmen.

Überall, wo in der Ökonomie der Natur eine nützliche Einrichtung unvermeidliche Nachteile mit sich führt, ist gewöhnlich ein Mittel vorhanden und in der Nähe, wodurch jene nachteilige Nebenwirkungen unschädlich gemacht, oder wohl gar verhütet werden können. Wenn diese erfreuliche Erscheinung, die der forschende Geist des Menschen schon oft genug entdeckte, und öfter gewiss noch entdecken wird, sich unverkennbar auch in den heilsamen Wirkungen des Seebades zeigt; so ist es um so mehr Pflicht auf zweckmäßige Weise dazu beizutragen, dass die Benutzung dieser großen Heilquelle erleichtert, vervielfältiget und vervollkommnet werde.

Diesem Pflichtgefühl und jenen Überzeugungen verdankt eine im vorigen Jahre ganz nahe bei Travemünde errichtete Seebade-Anstalt ihre erste Entstehung.

Sie ist das von der Obrigkeit geschützte Werk einzelner Privatpersonen, die unterstützt von vielen edelgesinnten Bürgern Lübecks, und geleitet von wahrhaft menschenfreundlichen Absichten, nur einzig den Wunsch in sich fühlten und unterhalten, dass durch dies Unternehmen die Summe körperlicher Leiden gemindert und allgemeines Menschenwohl dagegen vermehrt werden möge.

Sie soll nicht glänzen, sondern nützlich sein, soll ihren Stiftern keinen Ruhm, sondern nur die Freude eines wohltätigen Erfolgs bringen.

Sie hascht nicht nach Gewinn, sondern wird gerne sich immer mit dem genügen, was zu ihrer Unterhaltung erforderlich ist, und gerne immer die letzte ihrer Kräfte zur Bewahrung größerer Nutzbarkeit verwenden.

Sie ringt, nicht nach lautem, weiterschallendem Lobe, sondern strebt nur den stillen Beifall derer zu verdienen, die selbst sie sahen, prüften und ihres Vertrauens würdigten.

Sie fürchtet keinen Tadel, der wahr und liebreich ihre Mängel zeigt, sondern wünscht nur dass unverschuldet keine unedle Lästerung sie treffe.

Sie kündigt ihr Dasein nicht an, um in der Reihe ähnlicher Anstalten sich einen Rang zu verschaffen, sondern nur um ihre Bestimmung, vielen nützlich zu werden, möglichst zu erreichen.

Diese Grundsätze haben uns bei der ersten Entstehung der Travemünder Seebade-Anstalt einzig geleitet, und werden auch künftig alle unsere fernern Schritte zur Vervollkommnung derselben bestimmen.

Ihre Erwähnung schien uns jeder nähern Darstellung der bisherigen Einrichtungen vorangehen zu müssen, um sowohl dem Urteile, als den Erwartungen diejenige Richtung zu geben, die der Sache und ihrem Zweck angemessen ist, und die gleichmäßig dem Beifall, so wie dem Tadel, billige Grenzen setzen kann.

Schon mehrere Sommer hindurch ward Travemünde jährlich von verschiedenen Lübeckern und bisweilen auch von Fremden besucht, um an einer ganz nahe gelegenen Stelle, von der wir wohl sagen dürfen, dass es scheint, als ob die Natur sie gerade zu dieser Benutzung bestimmt habe, das Seebad zu gebrauchen.

Die Unbequemlichkeiten, womit bei dem gänzlichen Mangel einiger Anstalten der Genuss dieser Kur damals verbunden sein musste, trugen augenscheinlich dazu bei, manche von da ganz zurück zu halten, und denjenigen, die dennoch kamen, wenn nicht die heilsamen Wirkungen, doch wenigstens das Vergnügen des Badens zu verringern.

Der billige Wunsch, da wo die Natur so viel getan hatte, von der Kunst doch auch etwas geleistet zu sehen, machte, dass wir in der Stille an einem Plan arbeiteten, der zwar in seiner ersten Gestalt nur sehr beschränkt war, der aber den derzeitigen Bedürfnissen dennoch hinlänglich entsprechen konnte.

Unsre Mitbürger, die das Gute nicht nur lieben, sondern auch gerne befördern, und diese edle Gesinnung so oft betätigen, nahmen unsre Vorschläge liebreich auf, und fanden die Ausführung derselben, wünschenswert.

In kurzer Zeit waren so viele freiwillige Beiträge gezeichnet, dass wir zu unsrer Freude dadurch veranlasst werden konnten, den ersten Plan um ein Bedeutendes zu erweitern und dieser Anstalt ihre gegenwärtige Gestalt, die nicht ohne Grund einen höhern Grad ihrer Wirksamkeit hoffen lässt, zu verschaffen.

Die nicht geringe Menge von Badegästen, die schon im vorigen Sommer, zum Teil aus ganz entfernten Gegenden, unsrer kaum bekannten und noch ganz unvollendeten Anstalt zugeeilt war, ihre einstimmige Billigung der verschiedenen Einrichtungen und Anlagen, und die gegen dreitausend sich belaufende Zahl der genommenen Bäder, eröffnete uns für die Zukunft die erfreulichsten Aussichten, und belebte unsern Mut und Eifer, dem begonnenen Werk seine möglichste Vollendung zu geben.

Unser Hauptaugenmerk haben wir geglaubt vorzüglich dahin richten zu müssen, nicht bloß ein Seewasserbad, sondern ein Seebad, wie es Sinn des Worts und Zweck der Badenden erheischt, zu liefern.

Uns begünstigte die Natur durch ein Geschenk, das den Aufwand großer Kosten entbehrlich machte, und doch alles, was durch Kunst hätte geschafft werden mögen, bei weitem übertrifft, durch einen Seegrund, der nirgends besser, und zum Baden passender gefunden werden dürfte.

Das ausgedehnte Leuchtenfeld, welches auf der Seeseite Travemünde begrenzt, und seinen Namen von dem zur Sicherheit der Schifffahrt darauf erbauten Leuchtenturm führt, ist, durch obrigkeitliche Vergünstigung und Privatvereinigung mit den Travemündern, teilweise das Gebiet unserer Anstalt geworden.

Vom Städtchen aus ist für den Fußgänger während der Badezeit ein Richtweg dahin durch die Schanze verstattet, der, teils weil er so nahe führt, teils weil er so manche, auf Bequemlichkeit berechnete Abwechselungen darbietet, allgemein angenehm gesunden wird.

Gleich der erste Fußtritt aufs Leuchtenfeld bringt in eine Allee, die, um bald Schatten zu geben, aus dicht gepflanzten Birken, Tannen und Pappeln besteht.

Durch diese Allee gelangt man gerade zu dem, hundert Fuß breiten und vierzig Fuß tiefen, Wirtschaftsgebäude, welches in einfach edlem Style massiv erbaut ist, worin zu Mittag und Abend gespeist, auch sonst jede Art von Erfrischungen geliefert wird, und vor welchem morgens und abends zur Erheiterung der Gesellschaft eine gutgewählte Musik unterhalten wird.

Ein Dritteil dieses Hauses ist der Ökonomie, der mittlere Teil dem Speisesaal, und der dritte zwei mit dem Saal verbundenen Gesellschaftszimmern bestimmt.

Vor dem Gebäude ist eine angenehme Terrrasse angelegt, die an jeder Seite des Hauses mit einem Geländer eingefasst und mit einem Schirm bedeckt, in der Mitte aber offen ist.

Von hier aus, so wie von allen Zimmern, genießt man der freisten Aussicht nach dem offenen Meere, das häufig durch eine zahlreiche Menge von Schiffen und kleinen Fahrzeugen belebt wird. Rechts dehnt sich die freundliche Küste Mecklenburgs in langer Strecke aus, und treffliche Waldpartien geben der reizenden Landschaft noch mehr Mannigfaltigkeit.

Eine sehr beträchtliche Anhöhe erhebt sich in nicht geringer Ausdehnung hinter dem Gebäude, und dient zu den verschiedenen Gartenanlagen, die sich neben, an und auf derselben verbreiten.

Ans einer in ihrer Mitte oben auf dem Berge befindlichen Rotunde, so wie in den meisten Gängen, genießt das Auge eine durch Größe und Anmut entzückende Aussicht, und gerade hier ist es vorzüglich, wo teils der mit stillem Erstaunen erfüllende Anblick der majestätisch großen Natur, teils das Einatmen der köstlichen reinen Luft, Geist und Körper gleich wohltätig werden.

Unten am Berge sind noch einige kleine, dem Vergnügen der Gäste gewidmete Gebäude, von denen eins ein Billard enthält, und in deren Nähe sich noch manche Einrichtungen zu gesellschaftlichen Spielen, als Kegelbahn, Schaukel, Vogelschießen, Reitbahn, Karussel, Ballon, n. d. M. befinden, die mit jedem Jahre an Mannigfaltigkeit gewinnen werden.

Durch dichtes Gesträuche führt seewärts ein Weg von diesem Hauptpunkte aller Anlagen ab zu einer in halbstündiger Entfernung liegenden Anhöhe, die einst der kriegerische Arm der Vorzeit erschuf, und mit Geschütz und Waffen bedeckte, und die jetzt der friedlichere Geist unsrer Zeit zum Wohnsitz der Ruhe umschuf und mit Gebüsch und Blumen bepflanzte.

Lachende Kornfelder begrenzen dieses Plätzchen von der Landseite; gegenüber dehnt sich das große Meer aus. Der Anblick der wogenden Ähren gewählt eine liebliche Pause im Anschauen des schäumenden Meeres. Hier erfüllt Freude und Dank, dort Verwunderung und Staunen das fühlende Herz. Je reizender dieser Platz schon in sich durch seine wahrhaft romantische Lage ist, um so viel sorgfältiger wird die Kunst dahin streben, seine eigentümliche Anmut zu erhöhen.

So weit hier von den der Erholung und Freude gewidmeten Einrichtungen. Manches, was die Bequemlichkeit der Gäste, den gesellschaftlichen Ton, die übliche Lebensweise und dergleichen mehr betrifft, werden wir noch in der Folge zu berühren Gelegenheit haben.

Jetzt zu dem Hauptgegenstande dieser Blätter, zur Beschreibung unserer Badeanstalten selbst.

In einer Entfernung von nicht mehr als tausend Schritten vom Städtchen, und in weit geringeren Abstande von unsern Wirtschaftsgebäuden, ist das zum Badeplatz ausersehene Ufer, von welchem wir eine dem Bedürfnisse angemessene Strecke zur ausschließlichen, Benutzung der Badenden obrigkeitlich eingeräumt erhalten haben. Man kann dahin zu Wagen, zu Wasser, und auf dem durch die Schanze führenden Richtwege sehr bequem zu Fuße gelangen.

Dieses Ufer, dessen feiner weißer Sandgrund durch nichts getrübt wird, und wo kein Steinchen den Fuß des Badenden drückt, senkt sich unter der Fläche des Wassers in kaum merklicher Abstufung, und bleibt, ungeachtet des dann und wann eintretenden Ungestüms der Wellen, sobald diese sich wieder besänftigt haben, immer gleich rein und gleich eben.

Dieser vortreffliche Boden macht den Gebrauch eines vorzüglich bequemen Badewagens möglich, den wir nach englischem Muster schon vor mehreren Jahren zum Versuch verfertigen ließen.

Die äußere Form dieser Maschine ist sehr einfach, und fällt wenig ins Auge; ihre innere Einrichtung dagegen ist, wie die Erfahrung lehrt, und eine nähere Beschreibung beweisen mag, zweckmäßig und bequem.

Sie ruht auf zwei Rädern, und bildet in ihrem Innern ein verschlossenes Kabinett, das zwar eigentlich nur für eine einzelne Person bestimmt ist, das aber, wenn auch mehrere mit einander baden mögen, zum bequemen Entkleiden und zur sichern Bewahrung der Kleidungsstücke gebraucht werden kann.

Außer diesem Stübchen erhält die Maschine ihre zweite Abteilung durch einen Fallschirm, der, wenn er niedergelassen ist, die Oberfläche des Wassers berührt, und ein eingeschlossenes Bassin bildet.

Von der badenden Person hingt es ab, ob sie vermittelst einer kleinen Treppe ins Wasser hinab steigen, oder — was ungleich besser ist — ohne diese Hilfe hineinspringen will. Eben so kann sie, wenn sie sich auf diesen Bezirk, der doch immer noch größer ist, als irgend eine gewöhnliche Badewanne nicht beschränken mag, mit eigner Hand und ohne Mühe den Schirm etwas ausheben, wo sie sich dann sogleich in offener See befindet, und, bis zu einer durch Pfähle bezeichneten Entfernung mit größter Sicherheit umher bewegen darf.

Bei jedem dieser Badewägen ist ein eigener Aufwärter, der nach geendigtem Bade oder sonst durch eine an der Außenseite angebrachte Glocke, die von innen angezogen wird, herbeigerufen werden kann. Diesem Wärter liegt es auch ob, das Kabinett gleich nach jedem Bade sorgfältig zu reinigen, und er darf, bevor dies geschehen ist, niemand baden lassen.

Ein seltener Vorzug der hiesigen Badestelle ist es, dass man schon wenige Schritte vom Ufer die zum Baden erforderliche Tiefe findet. Daher bedarf man hier nicht der Pferde, die durch ihre schwere Bewegung das Wasser trüben; eine einfache mechanische Vorrichtung schiebt die Badekutschen weit besser und sanfter als ein Pferd.

Ben ganz stillem Wetter stehen sie im Wasser, höchstens nur 16 bis 20 Schritte vom Ufer, sonst auf dem festen Lande. Im ersten Falle wird man mit einem bequemen Fahrzeuge hinangefahren; im letzten Falle betritt man sie auf dem Lande, und lässt sich während des Entkleidens in die See hinein, so wie während des Ankleidens, vermittelst einer Art von Winde, aufs Land zurück schieben; eine Bewegung, die, da der Boden so sanft und eben ist, wenig oder gar nicht verspürt wird.

Diese Beschreibung, die die Stelle einer Zeichnung, so gut sie kann, vertreten mag, wird hoffentlich hinreichen, die Behauptung zu rechtfertigen, dass bei dieser Art das Bad zu genießen, der Nutzen, die Bequemlichkeit und das Vergnügen der Badenden in gleich hohem Grade erreicht werden kann; denn aller kleinern Annehmlichkeiten nicht zu gedenken, so ist es doch wohl etwas vorzügliches unsrer Einrichtung, dass mitten auf offener See beim Aus- und Ankleiden ein Stübchen gegen das Eindringen der oft zu rauen Luft Schutz bietet, beim Baden selbst aber diese Grenze verlassen, und, im Spiel mit plätschernden Wellen, dem Körper die heilsame Bewegung und das wohltätige Einatmen der reinsten Luft verschafft werden kann.

Wie vorteilhaft beides augenblicklich und durch spätere Folgen auf Körper und Geist hinwirkt, bedarf wohl keines Beweises, und kann nicht schöner bestätiget werden, als durch die einstimmigen Zeugnisse der Badenden selbst.

Der Ordnung halber sind die Badekutschen durch Buchstaben von einander unterschieden, und eben so findet man die Billette, die beim Eintritt an den Wärter abzugeben sind, mit Buchstaben und Nummern versehen, um den Badendem Ort und Zeit zu bestimmen. Ein solches Billet zum kalten Bade kostet 12 ßl., und außerdem ist nichts zu bezahlen, als etwa eine Kleinigkeit für Wäsche von dem, der sich damit nicht selbst versehen hat.

Wenn gleich die Badewägen in nicht geringer Entfernung von einander stehen, so haben wir dennoch, damit auch Frauenzimmer das Bad ganz ungehindert und in offener See gebrauchen können, einige Kabinette, die ausschließlich für sie bestimmt sind, etwas weiter entfernen und durch einen Schirm von jenen andern absondern lassen.

Doch nicht nur für die größere Menge derjenigen, die das kalte Seebad gebrauchen, sondern auch für die geringere Anzahl derer, die nach dem Rat des Arztes warm zu baden wünschen, ist bei unsrer Anstalt gesorgt.

Ganz nahe an der See, neben der Stelle, wo die Badewägen sich befinden, ist ein Haus zum Gebrauch warmer Seebäder erbaut.

Die Leitung des Seewassers dahin hat, so kunstlos sie auch ist, doch nur mit vieler Mühe und beträchtlichen Kosten zu Stande gebracht werden können, da das Gebäude auf einer, gegen die Fläche der See nicht unbedeutenden Höhe steht, und da die fast vollendete Arbeit durch den öfteren Einsturz des Sandes, so wie auch durch das Einströmen der See, mehrmals teils vereitelt, teils sehr erschwert ward.

Ungeachtet dieser bedeutenden Hindernisse ist es uns gelungen, durch Röhren, die einige Fuß unter der Fläche der See liegen, und bis an das Badehaus reichen, die Leitung so vollenden zu lassen, dass das Wasser, welches durch zwei an der Seeseite des Hauses stehende Pumpen in die Höhe und in die Behälter gebracht wird, durchaus so unverfälscht und rein ist, wie in der offnen See selbst.

Mit süßem Wasser kann es sich auf keine Weise vermischen, da die Röhren, von welchen es zuerst aufgenommen wird, eine ganze Strecke weit in der See liegen, unter der Erde aber aufs sorgfältigste verbunden sind. Eben so ist durch ein bei der Öffnung der Röhren auf der See schwimmendes Schlauchwerk, durch zwiefache dicht geflochtene Körbe und andre Mittel, dafür gesorgt, dass auch selbst bei unruhigem Wetter kein Seesand in die Mündung der Röhren dringen kann.

Die hier angewandten Vorkehrungen haben sich so bewährt bewiesen, dass wir nicht nur zu jeder Zeit vollkommen klares Wasser gehabt haben, sondern dass auch selbst auf dem Boden der Gefäße sich nicht die mindeste Spur vom Sande wahrnehmen ließ.

In der Mitte des Hauses ist der Platz, wo das Wasser in geräumige Behälter aufgenommen, und von da in die angrenzenden Zimmer geführt wird.

Zwei dieser Behälter, deren jeder zehn Oxhoft Wasser enthält, sind für das kalte, die andern beiden, wovon jeder fünf Oxhoft fasset, für das heiße Wasser bestimmt. In den letztern befindet sich ein kupferner Ofen, der mit Steinkohlen geheizt, in etwas mehr als anderthalb Stunden alle fünf Oxhoft Wasser zum Kochen bringt.

Durch diese einfache Methode ist für das Badehaus ein sehr bedeutender Raum, und in Ansehung der großen Kosten, die mit irgend einer andern Art der Feuerung verknüpft sein würden, eine ganz wesentliche Ersparung gewonnen.

An beiden Seiten dieses Platzes sind die vier Badezimmer, deren jedes mit allen erforderlichen Bequemlichkeiten versehen ist.

Die Badewannen sind von dem besten Eichenholz, fast mit dem Boden gleich in die Erde gesenkt, etwas größer wie gewöhnlich, sehr gut gearbeitet, inwendig mit weißer Farbe bemalt, und mit einer bequemen Rücklehne versehen.

Die Badenden können, wenn der Arzt den Grad der Wärme nicht bestimmt hat, und sie ihr eignes Gefühl entscheiden lassen wollen, dem Bade jede Art der Temperatur selbst verschaffen, damit aber beim Zulassen des Wassers durch Versehen oder Unvorsichtigkeit nicht etwa Schaden oder gar Unglück entstehe, ist die warme Leitung durch den Buchstaben W, und die kalte dagegen durch ein K, bezeichnet.

Wer sich ganz allein im Bade befindet und unerwartet plötzlicher Hilfeleistung benötiget ist, darf nur eine Schnur, die er im Wasser erreichen kann, anziehen, und die gewünschte Aufwartung wird ihm augenblicklich zur Hand sein.

Nach dem Bade ladet, statt der selten gebrauchten, dem Verdachte der Unsauberkeit ausgesetzten und wirklich ganz entbehrlichen Betten, eine leichte Ruhebank zur gewünschten Erholung ein.

Für Reinlichkeit ist, so wie bei den kalten Bädern, auch hier möglichst gesorgt.

Jeder Badende öffnet die Wanne in dem Augenblick, da er aus dem Wasser steigt, selbst, damit während des Ankleidens die Zeit zum Ablaufen des Wassers benutzt werden kann.

Sobald er das Zimmer verlässt, wird es unverzüglich gelüftet und gereinigt, die Wanne erst verschlossen und mit reinem Wasser sorgfältig gesäubert, hierauf wieder geöffnet, nochmals mit reinem Wasser gespült, und dann erst das folgende Bad bereitet.

Ein Billet zum warmen Bade, das der Ordnung wegen eben wie bei den kalten Bädern die Zeit und den Ort nachweiset, wird mit 24 ßl. gelöst, und weiter ist, mit Ausnahme einer willkürlichen Kleinigkeit für Wäsche, nichts zu bezahlen.

Zu einem Tropfbade, dem man eine seltene Fallhöhe schaffen konnte, ist bereits das erforderliche veranstaltet und auf andere ähnliche Bäder, die zur Hebung örtlicher Übel dienen, soll gleichfalls Bedacht genommen werden.

Nach diesem allen können wir nun wohl ohne Anmaßung behaupten, dass es unserer Anstalt an wesentlichen Einrichtungen zum Gebrauch kalter und warmer Seebäder nicht nur keinesweges fehle, sondern wir glauben auch erwarten zu dürfen, dass sie durch ihre anspruchlose Einfachheit, durch vorzügliche Zweckmäßigkeit und besonders durch die seltene Begünstigung der Natur, sich immer mehr empfehlen und die ihnen bisher gewidmete Billigung ferner gewinnen und verdienen werden.

Diese beruhigende Erwartung kann und wird uns inzwischen gewiss nicht abhalten, alles was zu ihrer fernern Vervollkommnung beizutragen vermag, mit fortwährender Sorgfalt zu ergreifen, und wir werden, von diesem Vorsatze geleitet, jeden kunstverständigen Rat, so wie jeden gut gemeinten Wink, mit Dank annehmen und mit Vergnügen benutzen.

Von ganz vorzüglicher Wichtigkeit ist es ohnstreitig bei Anlegung einer Brunnen- oder Badeanstalt, vor allen Dingen sorgfältig zu untersuchen, welche und wie viele Bestandteile das Wasser enthält, da nur hiernach der Gebrauch bestimmt und die Wahrscheinlichkeit der Wirkungen berechnet werden kann.

Auch wir haben dies nicht verkannt und nicht versäumt. Wir haben in größerer und geringerer Entfernung Wasser aus der Ostsee schöpfen, und mit dem Wasser unsers Badeplatzes vergleichen lassen, und unsre Versuche haben ergeben, dass das letztere auf keine Weise irgend einem andern im mindesten nachgesetzt werden darf, und dass die Nähe des Travestroms die Güte desselben nicht im mindesten schwächt.

Das letztere ergibt sich schon sehr leicht aus einer nähern Kenntnis; des Lokale, die, da man sie in der Fremde gänzlich entbehrt, und dann leicht zu irrigen Begriffen oder Vorurteilen verleitet werden kann, hier wohl mit wenigen Worten berührt zu werden verdient.

Das Wasser der Trave ist zwar bei Lübeck vollkommen süß, und bleibt es auch noch etwa 3 Meilen*) weit; dann aber ändert sich gleichsam mit einem Male sein Geschmack, und es entsteht die sogenannte Salz-Trave, die schon eine Meile vor Travemünde ihren Anfang nimmt, die, so wie sie sich der See mehr und mehr nähert, immer salziger wird, und schon vor ihrem Ausfluss dem Seewasser selbst vollkommen gleich zu achten ist. Nur heftige Südwestwinde, die zur Badezeit fast niemals statt finden, können auf wenig Stunden eine Ausnahme machen. Doch auch nicht hier, sondern seitwärts von dem Ausflusse der Trave, und ganz außer der Richtung ihres Stroms, liegt unser Badeplatz vor und in offener See.

*) Der Weg zu Wasser von Lübeck nach Travemünde wird für 4 Meilen gerechnet, der Weg zu Lande beträgt nur 2 kleine Meilen.

Der Strom der Salz-Trave kann also der Salzgehalt des Badewassers nicht verringern, wenn er auswärts geht, denn er ist gewöhnlich äußerst schwach, und kaum bemerklich, ergießt wenig Wasser in die See und fast gar keins auf die Badestelle. Dringt aber ein Strom aus der See in die Mündung des Flusses, so kann er den Salzgehalt des in seiner Nähe befindlichen Badewassers beträchtlich verstärken. Weil das andringende Seewasser hier lange nicht den Widerstand findet, den ein nicht unterbrochener Damm der Küste ihm entgegen setzt; so stürzt es hier mit solcher Macht herben, dass ein festes Bollwerk von Quadersteinen bisweilen von seiner Gewalt leidet; es strömt also mit mehr Wasser aus der Mitte und Tiefe des Meeres ans Ufer, als ohne diese Gewalt des Stromes dahin gelangen könnte. Sehr begreiflich ist das Wasser mitten auf hohem Meere salzreicher, als nahe am flachen Ufer, und merkwürdige Versuche lehrten, dass das Seewasser in großer Tiefe mehr Kochsalz enthält, als an der Oberfläche.

So sehr diese Bemerkungen geeignet scheinen, jede Zweifel und Besorgnisse, in Ansehung des schwächeren, Salzgehalts des Travemünder Badewassers zu heben, so viel Überzeugungskraft auch die berührten Gründe mit sich führen; so würde es dennoch kaum verzeihlich sein, sich allein auf sie zu beschränken.

Um eine sehr natürliche Frage vieler entfernten Ärzte nicht unbeantwortet zu lassen, um den strengern Forderungen der veredelten Heilkunde Genüge zu leisten, darf hier das vergleichende Resultat der chemischen Untersuchung des Travemünder Badewassers schwerlich fehlen. Hauptsächlich kann einem ziemlich ausgebreiteten Vorurteile, selbst dem laut genug geäußerten Vorwurf, dass dieses Badewasser an Salzgehalt wohl kaum einen Vergleich mit anderem Ostseewasser auszuhalten vermöge, nicht besser begegnet werden, als wenn jeder gebildete Nichtarzt in den Stand gesetzt wird, eine solche Vergleichung mit leichter Mühe selbst anzustellen. Ein unparteiischer Naturforscher, der sich durch Talente, Kenntnisse und Kunstfertigkeit in gleichem Grade auszeichnet, Herr Professor Pfaff in Kiel, hatte die Güte sich dieser eben so schwierigen als verdienstlichen Vorarbeit zu unterziehen. Zuerst erforschte er den Salzgehalt des Ostseewassers, das an einem Badeplatze geschöpft war, der mit Recht in ganz Deutschland als Muster angesehen wird.

Die spezifische Schwere desselben war 1,0099, die Schwere des destillierten Wassers zu 1,0000 angenommen. Bei der Anwendung gegenwirkender Mittel wurden vorzüglich folgende Erscheinungen wahrgenommen:

Farnambukpapier ward kaum etwas blau, die Lakmustinktur nicht merklich verändert. Zuckersäure gab einen ziemlich reichlichen Niederschlag, der sich als zuckersaurer Kalk verhielt. Ätzende Pottasche bildete einen weißen Niederschlag, der sich als Bittererde verhielt. Salzsaure Schwererde brachte eine sehr auffallende Trübung, hervor. Blausaures Alkali so wenig, als Galläpfeltinktur, bewirkten eine Farbenveränderung. Salpetersaures Silber veranlasste eine sehr auffallende Trübung. Diese, so wie andre gegenwirkende Mittel deuteten auf das Dasein von salzsauren und schwefelsauren Salzen, von Kalkerde und Bittererde.

Ein Pfund (von 16 Unzen) lieferte nach dem Abrauchen 73 Gran Rückstand. Dieser zeigte sich bei genauerer Untersuchung nach den bekannten Regeln zusammengesetzt aus

40 Granen Kochsalz
22 Granen salzsaurer Kalkerde
6 Granen salzsaurer Bittererde
4 Granen schwefelsaurer Kalkerde
1 Granen kohlensaurer Kalkerde
Summe 73 Grane.

An diese Analyse reihte sich die Prüfung des Travemünder Badewassers. Die spezifische Schwere desselben betrug 1,0113. Die gegenwirkenden Mittel zeigten im Wesentlichen die schon vorhin bemerkten Erscheinungen. Aus einem Pfunde (von 16 Unzen) wurden durchs Abrauchen 93 Gran Rückstand erhalten. Dieser zeigte sich zusammengesetzt aus

56 Granen Kochsalz
24 Gran salzsaurer Kalkerde
6 Gran salzsaurer Bittererde
6 Gran schwefelsaurer Kalkerde
1 Gran kohlensaurer Kalkerde

Summe 93 Grane

Das untersuchte Wasser war im Herbst bei einem Landwinde geschöpft. Eine andere Quantität, die ein geschickter Lübeckischer Pharmazeutiker, Herr Suwe, zu seiner sorgfältigen chemischen Untersuchung anwandte, war im Frühjahr bei einem Seewinde auf der Travemünder Badestelle geschöpft.

Drei Pfunde oder 48 Unzen Seewasser enthielt 382 Gran fester Bestandteile, nämlich:

216 Gran Kochsalz
108 Gran salzsaure Bittererde
43 Gran schwefelsaures Mineralkali
5 Gran schwefelsaure Kalkerde
5 Gran kohlensaure Kalkerde
1 ¾ Gran Extraktivstoff
¼ Gran Eisen
Summe 382 Gran

Mit dieser Analyse stimmt die Untersuchung eines andern Ostseewassers überein, die im vorigen Jahre in zwei beliebten medizinischen Zeitschriften mitgeteilt wurde.

Die Herausgeber dieser Blätter erlauben sich nicht aus den vorliegenden Angaben irgend eine Folgerung zu ziehen. Der Zweck dieser vergleichenden Darstellung ist mehr als erreichte wenn sie zu der leichten Überzeugung führt, — dass auf einem Beete neben einem Rosenstrauch auch füglich ein Veilchen gepflanzt werden kann.

Mag die Natur dem Wasser eines Badeortes noch so viele Heilkräfte verliehen haben, mag die Kunst noch so sorgsam auf seine Verschönerung sinnen, mag kein Aufwand zu groß geachtet werden, um ihn durch Pracht und Glanz zu beleben; er kann dennoch sehr arm an Annehmlichkeiten und Freuden sein. Nur wenn in der kleinen Republik, die den Badeort bevölkert, jeder Einzelne sich verpflichtet hält, das gemeinschaftliche Vergnügen nicht bloß zu genießen, sondern tätig zu befördern, wenn jeder, der bei der freiwilligen Gesetzgebung eine Stimme hat, immer auf Erhaltung eines fröhlichen zwanglosen Tones Bedacht nimmt; dann erst gewinnt ein Badeort Reiz und Leben, dann erst wird die Freude dort einheimisch, dann erst erreicht das Wasser den höchsten Grad seiner Wirksamkeit. Es ist für den Zweck des Bades gewiss nicht einerlei, ob die Heilquelle durch steift Höflichkeit, vornehmes Absondern, einsilbige Stille, und Begierde zu glänzen getrübt, oder ob sie von freundlicher Geselligkeit, mitteilendem Frohsinn, muntern Scherz und edler Zwanglosigkeit lauter erhalten werde. Wie kann körperliches Wohlsein erhöht werden, wenn das geistige Wohlsein den wunderlichen Launen der Mode hingegeben und von ihr geflissentlich niedergebeugt wird?

Diese wichtigen Rücksichten begründen bei den Urhebern der Travemünder Badeanstalt die Hoffnung, die Gesellschaft, die ihr ein vorzügliches Zutrauen schenkt, werde sich gerne bereit zeigen, ihr die Annehmlichkeiten zu verschaffen, die sie nur ihren Bestrebungen verdanken kann. Nachstehende Winke dürften die Art der gewünschten Teilnahme vielleicht am besten bezeichnen; sie können sich nm so viel eher einen vorzüglichen Grad von Aufmerksamkeit versprechen, weil die Gesellschaft und jedes einzelne Mitglied derselben durch ihre Erfüllung noch mehr, als die Anstalt, gewinnt.

Der gesellschaftliche Ton nähere sich, so viel irgend möglich ist, dem Tone, der in einer gebildeten fröhlichen Familie zu herrschen pflegt. Wechselseitiges Anziehen, Begierde sich mitzuteilen, Offenheit, zuvorkommende Gefälligkeit, Vermeidung aller Etikette, kurz Ablegung aller Fesseln, womit die feine Welt sich ohne Noch belastet, würze den Umgang, und lade die Freude ein.

Die ganze Lebensweise erhalte das Gepräge ländlicher Einfachheit. Sie stimmt am besten zu dem Aufenthaltsort und zu einer besonnenen Gesundheitspflege. Häufiger Genuss der reinen Luft, öfftere Bewegung, Vermeidung einer zwängenden Kleidung, Neigung zu einfachen Genüssen, und zu Vergnügungen, welche die Natur anbietet, sind gleich kräftige Mittel gegen Kränklichkeit und Langeweile. Der Genuss des Vergnügens sei möglichst allgemein. Je mehr Teilnehmer es herbeizieht; desto größer wird seine Ausbeute für die Gesellschaft. Fröhlichkeit sei die tägliche Losung, das Band, das alle umschlingt. Gemeinschaftliche Lustpartien zu Wasser oder zu Lande, gesellige Bewegungsspiele, gewählte Musik, leichte Tänze, und hundert andere kleine Ergötzlichkeiten müssen im willkommenen Wechsel auf einander folgen. Ihre Entstehung darf nur selten das Werk eines glücklichen Ungefährs sein; jeder, der Teil daran zu haben wünscht, übernehme zugleich die Verpflichtung bei ihrer Erfindung, Vorbereitung, Anordnung und Ausführung geschäftig zu sein. Die Bemühung ein, Vergnügen zu veranlassen ist bekanntlich oft der größte Genuss desselben, und gewiss findet sich keine passendere Beschäftigung für den Aufenthalt an einem Badeorte. Gelingt es der neuen Anstalt recht viele tätige Beförderer froher Geselligkeit zu finden, so hat sie sich noch mehr Glück zu wünschen, als zu den Begünstigungen der Natur.

Wer sich nicht berufen fühlt Freude zu schaffen, der trage wenigstens Sorge sie nicht unvorsichtig zu stören. Der Mann von Verdienst wird eine feine Anerkennung seines Wertes zulassen, aber nicht begehren. Das Frauenzimmer, das sich durch Bildung des Geistes oder Körpers auszeichnet, wird gewiss nie vergessen, dass einfache Anspruchslosigkeit ein Hanptzug der Grazien ist. Jede Freundin eines geschmackvollen Anzuges wird sich längst durch eignes Gefühl und das Modenjournal belehrt haben, dass eigentlicher Putz der Fürsorge für die Gesundheit leicht in den Weg trete, weder zu ländlichen Freuden noch zu Familienfesten passe, und dass alles prunkende Geschmeide füglich für die Maskenbälle des Winters zurückzulegen sey. Der kluge, kenntnisreiche Mann vergrabe auch hier sein Talent nicht, aber er wähle nur die Beförderung des herrschenden Frohsinns zum würdigen Tagewerk. Rang und Reichtum suche und finde hier niemals einen Paradeplatz, und Anmaßungen oder Auszeichnungen treffe stets verdiente Gleichgültigkeit.

Ist ein Ton, der jedes gesellige Vergnügen im Aufkeimen zu ersticken droht, einmal an einem Badeort herrschend geworden, so ist es schwer, ja fast unmöglich ihn umzustimmen, und die durch ihn verbannte Freude zurück zu rufen. Ist man aber früh recht ernstlich bemüht der Geselligkeit und dem Frohsinn die verdiente Huldigung zu verschaffen, so scheint eine so widerliche als herkömmliche Verstimmung des Tones nicht wahrscheinlich, vorzüglich, wenn recht viele tätige Freunde der gemeinschaftlichen guten Sache sich einander die Hände bieten.

Die Urheber der Travemünder Badeanstalt werden auch von ihrer Seite mit unermüdeter Sorgfalt dahin streben, den Ruf, den Lübeck sich längst bei Fremden erwarb, und immer erhielt, dass Geselligkeit, Offenheit und Heiterkeit den, Umgang anziehender machen, als in manchen andern Städten, auch über eine Anlage zu verbreiten, die ihnen weit mehr zu verdanken wünscht, und verdanken wird, als Reichtum, Freigebigkeit und Pracht jemals gewähren können.

Außer den Vorzügen, welche die Hoffnung eines, angenehmen gesellschaftlichen Tones verspricht, hat die Travemünder Badeanstalt sich zur Entschädigung für den Mangel an Glanz und Größe noch mancher Quellen des Vergnügens zu erfreuen, die an Badeorten äußerst selten, oder niemals angetroffen werden.

Der Anblick der kommenden und abgehenden Schiffe bringt nicht nur sehr viel Leben in das Gemälde einer ausgebreiteten Landschaft, sondern gewährt auch vorzüglich dem, der von der See entfernt lebt, ein sehr ergötzendes Schauspiel, dessen das Auge gewiss nicht leicht müde wird.

Eine sehr beträchtliche Menge von Fremden aus den verschiedensten Nationen, die sich zur See nach den nordischen Reichen begeben, die häufig in Travemünde einen günstigen Wind zu erwarten genötigt sind, und sich kürzer oder langer in der Gesellschaft verteilen, trägt durch ihre Gegenwart und durch ihre Teilnahme an den allgemeinen Unterhaltungen nicht wenig bei, die Vergnügungen zu vervielfältigen und genussreicher zu machen. Eine Annehmlichkeit, deren Travemünde vor andern Kurorten sich wohl vorzugsweise zu erfreuen hat, und die, was in physischer Hinsicht für den Badegast selbst oft sehr wichtig sein kann, durch stete Abwechselung und Neuheit für Geist und Auge die angenehmste Beschäftigung gewährt, und eine heitere Stimmung erzeugt, die unbemerkbar auch dem Körper wohltätig wird.

Eben so können wir den Badegästen eine bequeme und sichere Gelegenheit zu kleinen angenehmen Seereisen bei günstiger Witterung darbieten, da wir ein eigenes, zu diesem Zweck besonders eingerichtetes Schiff besitzen, das von hinreichenden kunsterfahrnen Leuten geführt, und gerne jeder Gesellschaft von uns, überlassen wird. Ein Vergnügen, das, seiner Seltenheit halber, besonders für die, welche sonst ferne von der See wohnen, einen gewiss ganz vorzüglichen Reiz hat.

Fast noch angenehmer sind die Wasserfahrten, die sehr häufig auf sichern Böten in zahlreicher Gesellschaft veranstaltet werden, und die, bei sanfter Stille der Lust, bei schöner Mondeshelle und in Begleitung eines Chors von Blasinstrumenten, zur Freude der ganzen Gesellschaft ungemein viel beitragen.

Manchmal wird auch ein Fahrzeug mit Feuerwerk den übrigen vorangeschickt, dessen Abbrennen auf der See einen seltenen, schönen Anblick gewährt.

Zu gewissen Zeiten lässt sich in der Folge wohl ein Wettrudern von Fischern anstellen, das wegen seiner Seltenheit und als Probe ausgezeichneter menschlicher Kraftanstrengung und Gewandtheit dem in England so beliebten Wettrennen in Rücksicht auf Vergnügen vielleicht vorzuziehen sein dürfte. Selbst das in manchen sächsischen Städten so sehr belustigende Fest eines Vogelschießens kann bei passenden Einrichtungen die Zahl der Lustbarkeiten füglich vermehren.

Seit einigen Jahren pflegen auch im Monat Julius oder August einige russische Kriegsschiffe, die zur Übung junger Edelleute im Seedienste bestimmt sind, in der Nähe von Travemünde zu ankern, und es gewährt eine gewiss eben so angenehme als belehrende Unterhaltung, an Bord dieser Schiffe, wo man mit ausnehmender Freundlichkeit aufgenommen wird, zu fahren, und das große und meisterhafte ihres Baues, so wie die kaum erklärbare Ordnung und Reinlichkeit, die Überall herrscht, zu bewundern.

Die Kadetten, deren täglich viele ans Land kommen, und die gewöhnlich eine sehr feine Bildung zeigen, mischen sich nicht selten in den Zirkel der Gesellschaft und werden zu ihren kleinen Bällen und andern Ergötzungen gerne zugelassen.

Diese Bälle sind nicht immer das Werk einer frühen Verabredung und langen Vorbereitung, sondern öfter das Werk des Augenblicks und der frohen Laune. Man urteile selbst, ob sie dadurch an Vergnügen verlieren, oder gewinnen? Auch außer der Zeit, da die Musik die Füße beflügelt, sucht sie, was sie immer sollte, durch dargebotenes Vergnügen zu nutzen. Fertige Tonkünstler erhöhen an heitern Morgen durch ihr passendes Spiel den Genuss des Bades, und wie denkende Ärzte versichern, auch die Wirksamkeit desselben.

Der lebhafte, trefflich gepflasterte und mit Linden besetzte Havenplatz, der wohl unterhaltene Wall des Städtchens fordern alle, welche sich am Morgen nur wenig Schritte von ihren Wohnung entfernen wollen, zum Genuss der freien Luft, angenehmer Ansichten und wohltätiger Bewegung auf. Einige Dörfer am Himmelsdorfer See, der ausgedehnte Buchenwald von Waldhusen, und andre Plätze können am Nachmittage zu kleinen Lustfahrten Veranlassung geben. Selbst kurze Lustreisen, die der Wirksamkeit des Bades so beförderlich sind, führen zu manchen angenehmen benachbarten Städten, die ein Fremder größtenteils nicht unbesucht lassen kann. Das nahe Lübeck, das anmutige Eutin mit seinen genussreichen Gartenanlagen und lieblichen Gegenden, der Plönersee mit der reizenden Landschaft, die ihn umgibt, das freundliche Schwerin, das romantische Ratzeburg laden sämtlich zum wechselnden Besuch ein.

Wer an seinem gewöhnlichen Wohnorte das Vergnügen des Schauspiels entbehrt, hat zwei Mal wöchentlich, am Mittwoch und Freitag, Gelegenheit den Vorstellungen der Schauspielergesellschaft in Lübeck beizuwohnen, die jede billige Erwartung befriedigen, und vorzüglich in der Oper wohl gar übertreffen dürfte. Eine Lustfahrt wie diese, welche durch die neulich eingeführte Torsperre noch mehr begünstigt wird, hat an angenehmen Sommerabenden gewiss eigne Annehmlichkeiten, und kann auch den in Versuchung setzen, der in dieser Jahrszeit mehr ein Freund der schönen Natur, als eines schönen Schauspiels ist.

Die Kürze des Weges reizt viele Bewohner Lübecks zum Gegenbesuch in Travemünde, vorzüglich am Sonntage, und die zahlreiche Menschenmenge, die in zerstreuten Partien auf dem Gefilde, das sich vor dem Wirtschaftsgebäude ausdehnt, herumwandelt, und sich größtenteils der Badegesellschaft anschließt, gibt Verzügen, indem sie, es entgegennimmt.

Zur Bequemlichkeit für diejenigen, die sich durch Geschäftsverhältnisse, oder manche andre Umstände veranlasst sehen, sich oft auf kurze Zeit von Travemünde nach Lübeck zu begeben, ist eine sehr anständige Gelegenheitsfuhre errichtet, die täglich morgens und abends von, beiden Orten abfährt, und die sich schon, im vorigen Jahre durch schnellere Beförderung bei geringem Aufwande selbst den angesehensten Männern allgemein empfahl.

Außerdem ist, zur Erleichterung des Geschäftsbetriebes von Travemünde aus, eine eigene Briefpost eingerichtet, mit der täglich die in Lübeck angekommenen, so, wie die dahin abgehenden Briefe sicher und schnell an ihre Bestimmung befördert werden. Es gereicht diese Einrichtung unstreitig zum allgemeinen Nutzen; von vorzüglichem Wert aber ist sie für Hamburger, besonders für Kaufleute, in deren Korrespondenz oft eine kleine Verzögerung sehr nachteilig sein kann.

Die eigentliche Badezeit beginnt mit dem Anfang des Monats Julius, weil das Seewasser vorher für Morgenbäder meistens noch zu kalt ist, doch kann man gegen Abend schon früher das Bad mit dem besten Erfolg benutzen. Für manche Personen und Übel dürfte diese Zeit überhaupt passender zum Baden sein, als die Morgenstunden. Wer über diesen, oder andere Punkte Zweifel hat, der findet die meiste Zeit einen Lübecker Arzt zur Stelle, welcher, so viel seine übrigen Geschäfte nur irgend erlauben, den Badenden, auf Verlangen, mit seinem Rat beizustehen pflegt. Außer den mündlichen Anleitungen des Herrn Dr. Danzmann, kann man sich durch die besonders gedruckten und öffentlich mitgeteilten Anweisungen über das zweckmäßigste Verhalten beim Gebranch des Seebades belehren. Hier dürften diese Verhaltungsregeln, so wie die Darstellung der üblichen Lebensweise füglich wegzulassen sein; dafür wird eine kurze Nachricht, die Zimmer betreffend, welche das Städtchen Travemünde den Badegästen anbieten kann, eher einen Platz verdienen. Die Zahl derselben vermehrt sich mit jedem Jahre beträchtlich, doch kann sie natürlich noch nicht so groß sein, als es zu wünschen wäre. Manche Hauseigentümer haben zur Zeit noch nicht Einsicht, Kraft oder guten Willen genug, um die Gelegenheit, die sich ihnen zum vorteilhaften, Erwerb darbietet, gehörig zu benutzen. Hätten, sie an der Tätigkeit der Wirte ein Beispiel genommen, so würde wahrscheinlich in dieser Hinsicht kaum noch etwas zu wünschen sein. Drei geräumige, neu gebaute, sich durch Bequemlichkeit und Aufmerksamkeit ihrer Besitzer auszeichnende Wirtshäuser dürften mancher bedeutenden, Stadt zur Zierde dienen, und hier gar nicht einmal gesucht werden. Eine Privatanstalt kann schwerlich mehr leisten, die Zahl der Zimmer zu vermehren, als in Travemünde durch mancherlei Vorkehrungen geleistet ward, und man kann es ihr nicht anrechnen, wenn sie, so wie in den meisten aufblühenden Badeorten, die Erfüllung einiger Wünsche der Zukunft überlassen musste. Das, was den jetzt vorhandenen Wohnzimmern noch an Eleganz und Bequemlichkeit abgeht, wird durch allgemeine Sorgfalt für Reinlichkeit und großenteils durch eine lachende Aussicht ersetzt.

Wenn jeder Freund des Badens und einiger Bequemlichkeit sich nur die kleine Mühe gibt, vor seiner Ankunft ein Zimmer zu bestellen, so können wenigstens zwei hundert Personen leicht untergebracht, und manche Verlegenheit und Unzufriedenheit verhütet werden. Wer in Lübeck keinen Bekannten hat, dem er diese vorhergehende Bestellung übertragen möchte, der wird von dem Erbieten des Herrn Dr. Danzmann dies Geschäft zu übernehmen, Gebrauch machen können.

Die kleinen, jetzt noch unvermeidlichen Mängel wurden im vorigen Sommer in Vergleich mit manchen auffallenden Wirkungen, welche das Seebad hervorbrachte, kaum beachtet. Möge der Gewinn an Wohlsein in diesem Jahre nur so viel größer werden, als jene Mängel verringert sind, möge dabei auch jeder, der sich dieses ausgezeichneten Gewinnes zu freuen hofft, keinen Augenblick vergessen, dass eine naturgemäße Lebensweise, steter Luftgenuss, wohltätige Bewegung und ungetrübte Heiterkeit erst die Kraft des Seebades aufs höchste treiben! Mit der Vorsicht im Genusse desselben sei stets die Vorsicht gegen schneidende Seewinde, die selbst der freundlichsten Jahreszeit nicht ganz fehlen, vereinigt. —

Bei einer weisen Sorgfalt für Gesundheit und Frohsinn werden die kurzen, dieser Sorgfalt schenkten Tage nur zu schnell vorübereilen, aber die Erinnerung an ihre Freuden und der, Dank für ihre Segnungen werden um so viel dauerhafter sein.

Sommerzeit ist Badezeit

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Bademode und Bakarren um 1900

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Badefreuden um 1890

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