Seebad Warnemünde 1859

Aus: Balneologische Zeitung. Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Hydrologie. Band 8
Autor: Redaktion: Balneologische Zeitung, Erscheinungsjahr: 1859
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Rostock, Seebad Warnemünde, Seebadeort, Ostseen, Badevergnügen, Badesaison, Badegesellschaft,
Warnemünde. Es besteht hier weder ein Passbüro noch eine Badedirektion. Der Fremde, der hier einige Zeit der Saison zubringen will, steigt gewöhnlich in der Vogtei oder einem der Gasthöfe ab und besieht sich die verschiedenen noch nicht besetzten Logis im Flecken, deren es bei dem Ab- und Zuströmen von Fremden immer genug zur Auswahl gibt.

Die frequenteste Zeit ist der Monat August. Jeder Hauswirt ist gehalten, sobald er Badegäste bei sich aufgenommen hat, diese in der Vogtei anzuzeigen: hiernach ist im Ganzen eine Frequenz von 1.500 Personen etwa im vorigen Jahr hier gewesen, wobei Besucher aus Rostock und Umgegend, die nur einen oder zwei Tage hier verweilten, nicht eingerechnet sind.

Im Orte gibt es nur einen Arzt, den Dr. Banck, aber zur Sommerzeit sind hier immer mehrere Ärzte aus Rostock zu treffen, die entweder als Badegäste sich hier aufhalten, oder täglich mit einem der drei Dampfschiffe, welche die Verbindung zwischen hier und Rostock bilden, herkommen und ihre Patienten hier besuchen. Unter diesen Rostocker Ärzten nenne ich nur die DDr. Ackermann, Benefeldt, Detharding, Dornblüth, Lehmann, Meyer, Rehder, Scheven, Prof. Thierfelder u. A.

Was Warnemünde als Seebadeort besonders auszeichnet, ist die, zufolge seiner insularen Lage fast ausschließlich hier zur Sommerzeit herrschende, milde und belebende Seeluft und die Billigkeit und Vorzüglichkeit seiner Seebäder. Jedes Bad kostet nur 1 gGr.; zum Aus- und Anziehen sind bequem eingerichtete und verschließbare Badezellen, deren Benutzung nichts kostet. Das Bad selbst besteht in einem sandigen festen und allmählich sich senkenden Untergrunde mit gehörigem Wellenschlag. Für Bedienung ist an den Badeanstalten hinlänglich gesorgt.

Erfahrungsgemäss hat das hiesige Seebad sich hilfreich erwiesen gegen Skrophulosis, chronische Rheumatismen, Menstruationsanomalien, Nervenreizbarkeit, Hysterie, Veitstanz, Lungenemphysem und Lungentuberkulose im ersten Stadium.

Erwähnung verdient noch, dass jetzt von Seiten der Behörde die westlichen Dämme, soweit sie den Ort umgrenzen, zu Anpflanzungen und Anlagen hergerichtet, und dazu keine Kosten und Mühen gescheut werden, so dass mit der Zeit schattige Spaziergänge und hübsche Umgebungen dem Badegast Abwechslung bieten werden. Eine Chaussee zwischen hier und Rostock wird binnen Kurzem fertig.

Die ersten Schwimmversuche

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Rostock zur Zeit der Hanse, Holzschnitt

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