Seebad Warnemünde 1857
Autor: Balneologische Zeitung 5-1857 (I.Z.), Erscheinungsjahr: 1857
Themenbereiche
Mecklenburg-Vorpommern Seebäder, Kurbäder und Heilbäder Gesundheit, Medizin, Homöopathie Hansestadt Rostock
Enthaltene Themen: Seebad Warnemünde, Ostseebad, Rostock, Mecklenburg, Badekur, Urlaub, Badeanstalt, Badearzt, Hafenleben, Dampfschifffahrt
Aus: Balneologische Zeitung. Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Hydrologie. Herausgegeben vom Hofrat Dr. Louis Spengler. Fünfter Band. Wetzlar. 1857. S. 89/90
Mit dem 15. Juni hat die Saison in dem seit einigen Jahren so sehr in der Gunst des badelustigen Publikums gestiegenen Ostseebade Warnemünde begonnen. Dasselbe hat sich in kurzer Zeit in Folge der von Jahr zu Jahr in auffallender Weise zunehmenden Frequenz so sehr verändert, dass Gäste, die nur wenige Jahre nicht dort gewesen, es schwerlich wieder erkennen dürften. Aus dem unscheinbaren, ärmlichen Fischer- und Lotsendorfe ist ein eleganter, allen Anforderungen des höhern Komforts entsprechender Badeort ersten Ranges geworden. Noch in jedem Jahre nimmt die Frequenz in dem Maße zu, dass sich nach beendigter Saison das Bedürfnis von Neubauten herausstellt, und die betriebsamen Warnemünder benutzen noch in jedem Herbst die aus der Saison gewonnene Einnahme zur Anlage neuer und immer eleganterer und komfortablerer Wohnungen. Auf diese Weise wird trotz der vielen Fremden, die von Jahr zu Jahr in größerer Anzahl von allen Seiten, zum Teil aus sehr weiter Ferne, in Warnemünde zusammenströmen, doch dem Bedürfnis gewöhnlich in jeder Weise genügt.
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Mit dem 15. Juni hat die Saison in dem seit einigen Jahren so sehr in der Gunst des badelustigen Publikums gestiegenen Ostseebade Warnemünde begonnen. Dasselbe hat sich in kurzer Zeit in Folge der von Jahr zu Jahr in auffallender Weise zunehmenden Frequenz so sehr verändert, dass Gäste, die nur wenige Jahre nicht dort gewesen, es schwerlich wieder erkennen dürften. Aus dem unscheinbaren, ärmlichen Fischer- und Lotsendorfe ist ein eleganter, allen Anforderungen des höhern Komforts entsprechender Badeort ersten Ranges geworden. Noch in jedem Jahre nimmt die Frequenz in dem Maße zu, dass sich nach beendigter Saison das Bedürfnis von Neubauten herausstellt, und die betriebsamen Warnemünder benutzen noch in jedem Herbst die aus der Saison gewonnene Einnahme zur Anlage neuer und immer eleganterer und komfortablerer Wohnungen. Auf diese Weise wird trotz der vielen Fremden, die von Jahr zu Jahr in größerer Anzahl von allen Seiten, zum Teil aus sehr weiter Ferne, in Warnemünde zusammenströmen, doch dem Bedürfnis gewöhnlich in jeder Weise genügt.
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Aber nicht bloß für bequeme, sowohl einfachere, als mit der größten Eleganz und allen Gegenständen des feinern Komforts ausgestattete Privatwohnungen ist und wird noch immer mehr gesorgt, sondern auch die Wirtshäuser sind in neuester Zeit vollkommen den Bedürfnissen entsprechend eingerichtet, und verdient unter diesen namentlich das vor einigen Jahren unmittelbar am Meeresstrande in großartigem Stiele neuerbaute Hotel des Herrn B. Heintz aus Rostock hervorgehoben zu werden. Dasselbe dient als steter und allgemeiner Vereinigungspunkt der ganzen Badegesellschaft, für deren Unterhaltung der gewandte Wirt auf die beste Weise sorgt, durch Veranstaltung von Tanzpartien, Konzerten etc., wobei ihn der Musikdirektor Schulz aus Rostock in anerkennenswerter Weise unterstützt. Letzterer hat dem lange gefühlten Bedürfnis nach wirklich gediegenen musikalischen Genüssen dadurch in der befriedigendsten Weise abgeholfen, dass er während der Saison mit seinem ganzen, 30 Mann starken Musikchor, welches nach dem Urteil aller Kenner und vieler bedeutender Künstler unter seiner Leitung wirklich Ausgezeichnetes leistet, sich in Warnemünde niederlässt und täglich gegen Mittag und Abend die schönsten Konzerte im Freien veranstaltet; morgens an dem mit Booten und Schiffen belebten Hafen, vor der sogenannten Voigtei, unter schönen Linden, und abends am Meeresstrande auf dem sogenannten Leuchtturmplatze ganz in der Nähe des Heintz’schen Lokales.
Dass unter solchen Umständen die Spekulation der Rostocker Kaufleute, Putzmacher, Modewarenhändler, Konditoren und anderer nicht feiert, liegt auf der Hand. Mit der Saison eröffnen sich in Warnemünde Läden aller Art, welche alle nur erdenklichen Bedürfnisse und Wünsche der Badegäste zu befriedigen sich bemühen. Die Schaufenster der elegantesten Putz- und Modewarenhandlungen reizen die Kauflust der Gäste, ein von dem Kaufmann Raddatz aus Rostock vor Kurzem ganz aus Eisen und Glas aufgeführter förmlicher Bazar füllt sich mit den verschiedenartigsten Gegenständen, als Galanteriewaren aller Art, Tabak, Zigarren, Modeartikel für Herren, Spielwaren, Feuerwerke etc. etc., kurz mit allem, was menschliche Industrie nur zur Befriedigung des täglichen Bedürfnisses und des Luxus erdacht hat. Fast sämtliche Rostocker Konditoreien haben während dieser Zeit ihre Kommanditen in Warnemünde und erhöhen durch ihre gemütlichen kleinen Konditorei- und Restaurationslokale die Geselligkeit nicht wenig und machen ein gutes Geschäft dabei. Am sogenannten Leuchtturmplatze siedeln sich Ausspielbuden, Schießbuden, Karoussels u. dergl. mehr solche Belustigungsinstitute an, kurz der Badegast findet alles vor, um während der schönen Sommermonate im wohltuenden dolce far niente die Last und Sorge des Alltagslebens zu vergessen.
Wenn in dieser Weise für ein gemütliches komfortables Leben in jeder Weise gesorgt ist, so hat der jetzige Badepächter, Herr Hübner, auf der andern Seite durch ein Etablissement, dass an Großartigkeit dem Heintz’schen nicht nachsteht, für Kranke und Leidende gesorgt. Außerdem nämlich, dass derselbe die Badeanstalt im Freien, bei dem billigen Preise von 2 Schill. für das Bad, auf das Bequemste eingerichtet hat, hat er in seinem, von dem geräuschvollern Treiben des Badelebens entfernten, unmittelbar am Meeresstrande vor zwei Jahren neu erbauten großen Badehause mit 40—50 eleganten Logierzimmern Veranstaltung getroffen zur Bereitung aller Arten von warmen und kalten Bädern.
Bei aller Eleganz und dem von Jahr zu Jahr steigenden Luxus bleibt Warnemünde doch fern von jener in anderen so stark frequentierten Badeorten fast immer sich einschleichenden langweiligen Steifheit. Die nicht weniger als die gewöhnliche Hofetikette lästige Badeetikette kennt man in Warnemünde noch nicht. Jeder kann leben wie es ihm gefällt, ohne deshalb Anstoß zu erregen; dabei hat sich neben der Möglichkeit, alle Bedürfnisse des feinern Komforts zu befriedigen, was natürlich stets mehr oder weniger mit größeren Kosten verbunden ist, im Allgemeinen doch eine Billigkeit und Einfachheit des Lebens erhalten, die Warnemünde neben seinen anderen Vorzügen, als der lebhaften Schifffahrt, dem stets Unterhaltung gewährenden regen Hafenleben, den in geringer Entfernung in einer kleinen halben Stunde zu Boote zu erreichenden schönen Waldungen etc. vor anderen Badeorten vorteilhaft auszeichnet.
Der Verkehr mit Rostock wird fast stündlich durch gute Dampfschiffe auf die bequemste Art und Weise für Passagiere, Gepäck und Korrespondenz unterhalten. Diese Schiffe veranstalten zugleich bei schönem Wetter höchst angenehme Seefahrten nach dem sogenannten Heiligen Damm, den dänischen Inseln etc. für sehr billige Passagierpreise. Kurz Alles vereinigt sich, Warnemünde zu einem der angenehmsten Sommeraufenthalte zu machen. (I. Z.)
Dass unter solchen Umständen die Spekulation der Rostocker Kaufleute, Putzmacher, Modewarenhändler, Konditoren und anderer nicht feiert, liegt auf der Hand. Mit der Saison eröffnen sich in Warnemünde Läden aller Art, welche alle nur erdenklichen Bedürfnisse und Wünsche der Badegäste zu befriedigen sich bemühen. Die Schaufenster der elegantesten Putz- und Modewarenhandlungen reizen die Kauflust der Gäste, ein von dem Kaufmann Raddatz aus Rostock vor Kurzem ganz aus Eisen und Glas aufgeführter förmlicher Bazar füllt sich mit den verschiedenartigsten Gegenständen, als Galanteriewaren aller Art, Tabak, Zigarren, Modeartikel für Herren, Spielwaren, Feuerwerke etc. etc., kurz mit allem, was menschliche Industrie nur zur Befriedigung des täglichen Bedürfnisses und des Luxus erdacht hat. Fast sämtliche Rostocker Konditoreien haben während dieser Zeit ihre Kommanditen in Warnemünde und erhöhen durch ihre gemütlichen kleinen Konditorei- und Restaurationslokale die Geselligkeit nicht wenig und machen ein gutes Geschäft dabei. Am sogenannten Leuchtturmplatze siedeln sich Ausspielbuden, Schießbuden, Karoussels u. dergl. mehr solche Belustigungsinstitute an, kurz der Badegast findet alles vor, um während der schönen Sommermonate im wohltuenden dolce far niente die Last und Sorge des Alltagslebens zu vergessen.
Wenn in dieser Weise für ein gemütliches komfortables Leben in jeder Weise gesorgt ist, so hat der jetzige Badepächter, Herr Hübner, auf der andern Seite durch ein Etablissement, dass an Großartigkeit dem Heintz’schen nicht nachsteht, für Kranke und Leidende gesorgt. Außerdem nämlich, dass derselbe die Badeanstalt im Freien, bei dem billigen Preise von 2 Schill. für das Bad, auf das Bequemste eingerichtet hat, hat er in seinem, von dem geräuschvollern Treiben des Badelebens entfernten, unmittelbar am Meeresstrande vor zwei Jahren neu erbauten großen Badehause mit 40—50 eleganten Logierzimmern Veranstaltung getroffen zur Bereitung aller Arten von warmen und kalten Bädern.
Bei aller Eleganz und dem von Jahr zu Jahr steigenden Luxus bleibt Warnemünde doch fern von jener in anderen so stark frequentierten Badeorten fast immer sich einschleichenden langweiligen Steifheit. Die nicht weniger als die gewöhnliche Hofetikette lästige Badeetikette kennt man in Warnemünde noch nicht. Jeder kann leben wie es ihm gefällt, ohne deshalb Anstoß zu erregen; dabei hat sich neben der Möglichkeit, alle Bedürfnisse des feinern Komforts zu befriedigen, was natürlich stets mehr oder weniger mit größeren Kosten verbunden ist, im Allgemeinen doch eine Billigkeit und Einfachheit des Lebens erhalten, die Warnemünde neben seinen anderen Vorzügen, als der lebhaften Schifffahrt, dem stets Unterhaltung gewährenden regen Hafenleben, den in geringer Entfernung in einer kleinen halben Stunde zu Boote zu erreichenden schönen Waldungen etc. vor anderen Badeorten vorteilhaft auszeichnet.
Der Verkehr mit Rostock wird fast stündlich durch gute Dampfschiffe auf die bequemste Art und Weise für Passagiere, Gepäck und Korrespondenz unterhalten. Diese Schiffe veranstalten zugleich bei schönem Wetter höchst angenehme Seefahrten nach dem sogenannten Heiligen Damm, den dänischen Inseln etc. für sehr billige Passagierpreise. Kurz Alles vereinigt sich, Warnemünde zu einem der angenehmsten Sommeraufenthalte zu machen. (I. Z.)