Schwerin, die Hauptstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin. 1828

Aus: Geographische Beschreibung der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz
Autor: Hempel, Gustav (?), Erscheinungsjahr: 1829
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Hauptstadt, Stadtbeschreibung, Großherzog, Heinrich der Löwe
Schwerin, am gleichnamigen See, die Hauptstadt des Großherzogtums, hat 1.077 Häuser, 3 Fürstliche Schlösser, 4 Kirchen (die Dom- Schelf- Schloss- und katholische Kirche) und 12.364 Einwohner*) worunter viele Katholiken und 286 Juden. Sie ist der Sitz der Regierung und Lehnkammer, des Kammerkollegiums, des Forstkollegiums, des Militärkollegiums, der Reluitions-Kommission und Schuldentilgungs-Kommission, einer Justizkanzlei, des General-Postdirektoriums, des Amtes und Stiftamtes Schwerin. Auch ist hier eine Superintendantur, das Gymnasium Friedericianum und eine Tierarzneischule. Unter den milden Stiftungen sind das Karolinenstift, das Waisenhaus, das Hospital und das Armenhaus zu bemerken. Noch sind zu bemerken die Ersparnisanstalt und das Leihhaus.

*) ohne Militär - wie alle übrigen Angaben der Einwohnerzahl.

Schwerin besteht aus der Altstadt, mit der Domkapitels Freiheit und Vorstadt, und aus der Neustadt. Letztere und die Domkapitels Freiheit gehören eigentlich zum Fürstentum Schwerin. Die Altstadt (685 Häuser, 7.324 Einwohner) ist im Ganzen nicht schön gebaut, obgleich sie viele große und ansehnliche Häuser enthält, und hat meistens enge und krumme Straßen; die Neustadt (392 Häuser, 5.040 Einwohner) dagegen ist größtenteils regelmäßig und hübsch gebaut. Die große, zerstreut liegende Vorstadt bildet mehrere Straßen. Bemerkenswert sind:

1. Das Schloss, aus großen und weitläufigen aber unregelmäßigen Gebäuden des Altertums bestehend, mit vielen kleinen Türmen und Erkern, hat im Innern eine sehenswerte Bildergalerie und Kunstkammer, und liegt äußerst romantisch auf einer kleinen Insel, zwischen dem Schweriner- und Burgsee. Zwei Brücken führen von der Insel, die eine zur Stadt, die andere zum Schlossgarten, welcher ziemlich groß ist, und hübsche Partieen und Anlagen enthält.

2. Das Palais des Erbgroßherzogs, nicht groß, aber doch hübsch, liegt der Schlossinsel gegenüber, an einem freien Platze, wo sich auch die Reitbahn und der alte Garten, eine Promenade, befinden. Ebendaselbst liegt auch

3. das Schauspielhaus von ziemlicher Größe.

4. Die Domkirche, eine der größten und schönsten Kirchen des Landes, ist in Kreuzform gebaut, 280 Fuß lang, im Kreuz 130 Fuß breit und von bedeutender Höhe. Mit ihr verbunden ist das Schulgebäude des Friedericianums.
5. Das Regierungsgebäude, am Bischofshof belegen, ist nur unansehnlich; aber das neue noch nicht vollendete Kollegiengebäude, auf dem Platze des ehemaligen Franziskanerklosters, wird in einem edlen Stile groß und schön aufgeführt. Es ist bestimmt zur Aufnahme des Geheimen Ministeriums, der Regierung, des Kammer- und Forstkollegiums und des Hauptarchivs.

6. Die katholische Kirche; sie ist nicht groß, aber im Innern reich verziert. 7. Der neu erbaute Marstall am Burgsee.

Auf der Neustadt sind anzuführen:

1. Das hübsche Großherzogliche Palais an der Ritterstraße gelegen.

2. Die Neustädter- oder Schelfkirche; sie ist im neuern Stil und in Kreuzform erbaut, nur von mittlerer Größe — 96 Fuß lang, im Kreuz eben so breit — hat ein kupfernes Dach und einen 197 Fuß hohen Turm. Die Herzoge Christian Ludwig II. und Friederich Wilhelm sind hier beigesetzt.

3. Das Münzgebände, ein ziemlich großes Viereck bildend.

Außerhalb der Stadt sind die Schleifmühle oder Steinschleiferei am Faulen See, und das neu erbaute Irrenhaus bemerkenswert.

Unter den bürgerlichen Gewerben der Stadt sind anzuführen: 64 Kaufleute und Krämer, welche einigen Handel mit Landesprodukten treiben — die Schifffahrtsgesellschaft unterhält eine Wasserfahrt nach Hamburg, vermittelst der Stör, Elde und Elbe —, eine Buchhandlung, eine Buchdruckerei, eine Kupferdruckerei, eine Tuchmanufaktur, eine Lichtfabrik, 7 Tabaksfabrikanten und 27 Fischer. Der Steuerertrag im vorigen Jahre betrug 13.639 Rthlr. —

Schwerin hat unter allen Städten Mecklenburgs die reizendste Lage. Auf der Ostseite vom großen Schwerinersee, und auf den übrigen Seiten von mehreren kleinen Seen — vom Faulen-, Ostorfer-, Burg-, Pfaffen- und Ziegelsee — umgeben, erstreckt sich die Stadt in einer bedeutenden Länge von Süden nach Norden.*) Diese Gewässer, mit dazwischen liegenden Wiesen und Hügeln, der Schlossgarten, Garten, Alleen, die weitläufig gebaute Vorstadt usw. machen die Umgebungen Schwerins äußerst anziehend, und gewähren die mannigfaltigsten An- und Aussichten auf die Stadt mit ihrem hervorragenden Fürstenschloss und Dome, auf die hohen Ostufer des Schweriner Sees, auf mehrere Dörfer, Waldungen usw. — Auf dem Schelfwerder, einer Insel zwischen dem Schweriner- und Ziegelsee, wird alljährlich im Mai ein Volksfest gefeiert, das gewöhnlich von 9 bis 10.000 Menschen besucht wird.

*) Vom Siechenbaume, dem äußersten Ende der Vorstadt, bis zur Tuchfabrik, dem äußersten Ende der Neustadt, ist eine Strecke von 600 Rheinl. Ruthen oder 7.200 Fuß.

Der Stadtkämmerei gehören 2 Dörfer.

Die Altstadt Schwerin war schon im Jahr 1018 eine Wendische Stadt und Festung; aber mit eigentlicher Stadtgerechtigkeit und Verfassung wurde sie 1181 von dem Sächsischen Herzoge Heinrich dem Löwen bewidmet, und war seitdem die Hauptstadt der Grafschaft Schwerin. Nachdem diese 1359 an Mecklenburg gekommen war, residierte die ältere Herzogliche Linie fast ununterbrochen auf dem Schloss zu Schwerin. Die Domkapitels Freiheit war bis 1648 die Residenz der Bischöfe von Schwerin; die Domkirche wurde von 1222 bis 1248 erbaut. Der Neustadt Schwerin gab Herzog Friederich Wilhelm im Jahr 1705 eine eigene städtische Verfassung, und ließ auch einige Jahre später die dortige Kirche erbauen.

Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin.

Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin.

Friedrich Ludwig Erbprinz von Mecklenburg-Schwerin.

Friedrich Ludwig Erbprinz von Mecklenburg-Schwerin.

Schwerin - Totalansicht

Schwerin - Totalansicht

Schweriner Schloss

Schweriner Schloss

Schwerin - Am Pfaffenteich

Schwerin - Am Pfaffenteich

Schwerin - Stadtansicht - Schloss - Hoftheater

Schwerin - Stadtansicht - Schloss - Hoftheater

Schweriner See im Winter, Sonnenuntergang

Schweriner See im Winter, Sonnenuntergang

Schweriner Schloss um 1880

Schweriner Schloss um 1880

Schwerin - Altes Schloss.

Schwerin - Altes Schloss.

Achwerin - Altstadt 1740.

Achwerin - Altstadt 1740.

Schwerin - Altstadt 1842.

Schwerin - Altstadt 1842.

Schwerin - Amtsstraße 1839.

Schwerin - Amtsstraße 1839.

Schwerin - Dom.

Schwerin - Dom.

Schwerin - Neustadt.

Schwerin - Neustadt.

Schwerin - Paulstadt.

Schwerin - Paulstadt.

Schwerin - Schloßgarten.

Schwerin - Schloßgarten.

Schwerin.

Schwerin.