Schlechter Gewinn.

Ein junger Kerl tat vor einem Juden gewaltig gross, was er für einen sichern Hieb in der Hand führe, und wie er eine Stecknadel der Länge nach spalten könne mit einem Zug. „Ja, gewiss, Mauschel Abraham“, sagte er, „es soll einen Siebzehner gelten, ich haue dir in freier Luft das Schwarze vom Nagel weg auf ein Haar und ohne Blut.“ Die Wette galt, denn der Jude hielt so etwas nicht für möglich, und das Geld wurde ausgesetzt auf den Tisch. Der junge Kerl zog sein Messer und hieb und verlor’s, denn er hieb dem armen Juden in der Ungeschicklichkeit das Schwarze vom Nagel und das Weisse vom Nagel und das vordere Gelenk mit einem Zuge rein von dem Finger weg. Da tat der Jude einen lauten Schrei, nahm das Geld und sagte: „Au weih, ich hab’s gewonnen!“

An diesen Juden soll jeder denken, wenn er versucht wird, mehr auf einen Gewinn zu wagen, als derselbe wert ist.


Wie mancher Prozesskrämer hat auch schon so sagen können! Ein General meldete einmal seinem Monarch den Sieg mit folgenden Worten: „Wenn ich noch einmal so siege, so komme ich allein heim.“ Das heisst mit andern Worten auch: „O weih, ich hab’s gewonnen!“


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Bd 4