Rügen - Das Schweizerhaus auf Stubbenkammer
Aus: Jahrbuch des Nützlichen und Unterhaltenden.
Autor: Gubitz, Friedrich Wilhelm (1786-1870) Holzschneider, Publizist, Verleger und Theaterkritiker, Erscheinungsjahr: 1839
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Rügen, Stubbenkammer, Keidegebirge, Ostsee, Jasmund, Königsstuhl, Schweizerhaus, Herthaburg, Hünengräber
Die zur preußischen Provinz Neu-Vorpommern (das ehemalige Schwedisch-Pommern) gehörige Insel Rügen ist ein großes Eiland von beiläufig sechs Meilen in der Länge und der Breite, und besteht aus einem großen Stück Land, drei großen und einigen kleinen Halbinseln und dann noch mehreren kleinen Nebeninseln. Eine der nach Norden zu liegenden beiden Halbinseln heißt Jasmund und ist der schönste Teil des Landes; nach Osten hin hat diese Halbinsel hohe Kreideufer, welche sich gegen ihre Spitze zu in abwechselnden Gestalten und von einem schönen Buchenwalde begrenzt, immer mehr und mehr erheben.
Der höchste Punkt, da wo die Halbinsel in der offenen See endet, heißt Stubbenkammer. Es ist ein Kreidegebirge, nach welchem man von der Landseite ganz unvermerkt durch den Wald hinan fährt bis zu einer etwas freieren Stelle, wo dieses hier - abgebildete Schweizerhaus, und dann beiläufig fünfzig Schritte seitwärts noch ein kleineres ähnlicher Art steht. Dies ist der herrlichste Punkt dieser schönen Insel; denn wenn man nur einige Schritte vom Schweizerhause vorwärts an das Waldufer macht, gewahrt man plötzlich unter sich die schneeweißen Kreidewände, 400 Fuß tief sich beinahe lotrecht abwärts senkend, und die weite Ostsee dehnt sich vor dem Blicke auf viele Meilen hin aus.
Die Kreidewände sind nun zerklüftet, von Regengüssen zerschnitten, und bilden allerlei Gestalten, Höhlen, dann wieder Wände mit Giebeln und ganz frei stehende, spitze Kreidepfeiler. Diejenige Felsenpartie, welche man Groß-Stubbenkammer nennt und worauf das Schweizerhaus gebaut ist, besteht aus einer großen trichterförmigen Schlucht, darin zwei große Kreidepfeiler emporragen; dann links aus einer vorspringenden Felswand, und aus dem rechts nur etwa hundert Schritte vom Schweizerhaus vorwärts gelegenen ungeheueren Kreidefelsstück, dem sogenannten Königsstuhl.
Weiter hin, am hohen Waldufer fortwandernd, gelangt man zu einer etwas niederen, aber ihrer abenteuerlichen Gestaltung wegen eben so merkwürdigen Felsuferpartie, welche Klein-Stubbenkammer heißt. – Nun liegen in der Nähe des Schweizerhauses noch viele andere Sehenswürdigkeiten aus der alten Heidenzeit; da findet man Opfer steine, alte Hünengräber (Riesengräber oder Totengräber) und dann die besonders merkwürdige Herthaburg, welche etwa eine Viertelstunde waldwärts mitten im Buchenforste an einem dunkeln runden See, dem sogenannten schwarzen See, liegt. Es ist ein runder, hoher Erdwall, in dessen Innern einst der Tempel der Göttin Hertha oder Er da, welches so viel als die Erdengöttin oder die Göttin der Ernte und Fruchtbarkeit bedeutet, gestanden haben soll, und zwar zur Zeit, als die Insel noch nicht von den Wenden erobert, sondern von unseren alten Vorfahren, den Teutonen, bewohnt wurde. –
Da nun auf diesem Punkte von Stubbenkammer die Natur und die Geschichte so vieles Herrliche, Wunderbare und Merkwürdige vereinigt haben, so ist der Zusammenfluss von Reisenden aus allen Gegenden, und dann von Besuchern des nächsten Festlandes und der Insel selbst, während des ganzen Sommers bis spät in den Herbst, der hier besonders schön ist, sehr häufig und zahlreich, und ließ schon längst eine hinlänglich geräumige Anstalt zur Aufnahme und Bewirtung der sich hier einfindenden Gäste wünschen.
Auf Veranlassung und nach Angabe des Kronprinzen von Preußen wurde nun im Jahre 1835 mit dem Bau dieses großen Schweizerhauses begonnen, nachdem das kleine schon seit zehn Jahren nicht die Hälfte der Gäste mehr beherbergen konnte. Dies große Schweizerhaus enthält im Untergeschosse den Speisesaal, im oberen einen größeren Gesellschaftssaal, und in beiden Geschossen dann kleine, gut möblierte und heizbare Wohnzimmer, in welchem man die Nacht zubringt, um des anderen Morgens auf dem Königsstuhle den erhabenen Anblick des Aufgangs der Sonne über der offenen See zu genießen. Fr. B.
Der höchste Punkt, da wo die Halbinsel in der offenen See endet, heißt Stubbenkammer. Es ist ein Kreidegebirge, nach welchem man von der Landseite ganz unvermerkt durch den Wald hinan fährt bis zu einer etwas freieren Stelle, wo dieses hier - abgebildete Schweizerhaus, und dann beiläufig fünfzig Schritte seitwärts noch ein kleineres ähnlicher Art steht. Dies ist der herrlichste Punkt dieser schönen Insel; denn wenn man nur einige Schritte vom Schweizerhause vorwärts an das Waldufer macht, gewahrt man plötzlich unter sich die schneeweißen Kreidewände, 400 Fuß tief sich beinahe lotrecht abwärts senkend, und die weite Ostsee dehnt sich vor dem Blicke auf viele Meilen hin aus.
Die Kreidewände sind nun zerklüftet, von Regengüssen zerschnitten, und bilden allerlei Gestalten, Höhlen, dann wieder Wände mit Giebeln und ganz frei stehende, spitze Kreidepfeiler. Diejenige Felsenpartie, welche man Groß-Stubbenkammer nennt und worauf das Schweizerhaus gebaut ist, besteht aus einer großen trichterförmigen Schlucht, darin zwei große Kreidepfeiler emporragen; dann links aus einer vorspringenden Felswand, und aus dem rechts nur etwa hundert Schritte vom Schweizerhaus vorwärts gelegenen ungeheueren Kreidefelsstück, dem sogenannten Königsstuhl.
Weiter hin, am hohen Waldufer fortwandernd, gelangt man zu einer etwas niederen, aber ihrer abenteuerlichen Gestaltung wegen eben so merkwürdigen Felsuferpartie, welche Klein-Stubbenkammer heißt. – Nun liegen in der Nähe des Schweizerhauses noch viele andere Sehenswürdigkeiten aus der alten Heidenzeit; da findet man Opfer steine, alte Hünengräber (Riesengräber oder Totengräber) und dann die besonders merkwürdige Herthaburg, welche etwa eine Viertelstunde waldwärts mitten im Buchenforste an einem dunkeln runden See, dem sogenannten schwarzen See, liegt. Es ist ein runder, hoher Erdwall, in dessen Innern einst der Tempel der Göttin Hertha oder Er da, welches so viel als die Erdengöttin oder die Göttin der Ernte und Fruchtbarkeit bedeutet, gestanden haben soll, und zwar zur Zeit, als die Insel noch nicht von den Wenden erobert, sondern von unseren alten Vorfahren, den Teutonen, bewohnt wurde. –
Da nun auf diesem Punkte von Stubbenkammer die Natur und die Geschichte so vieles Herrliche, Wunderbare und Merkwürdige vereinigt haben, so ist der Zusammenfluss von Reisenden aus allen Gegenden, und dann von Besuchern des nächsten Festlandes und der Insel selbst, während des ganzen Sommers bis spät in den Herbst, der hier besonders schön ist, sehr häufig und zahlreich, und ließ schon längst eine hinlänglich geräumige Anstalt zur Aufnahme und Bewirtung der sich hier einfindenden Gäste wünschen.
Auf Veranlassung und nach Angabe des Kronprinzen von Preußen wurde nun im Jahre 1835 mit dem Bau dieses großen Schweizerhauses begonnen, nachdem das kleine schon seit zehn Jahren nicht die Hälfte der Gäste mehr beherbergen konnte. Dies große Schweizerhaus enthält im Untergeschosse den Speisesaal, im oberen einen größeren Gesellschaftssaal, und in beiden Geschossen dann kleine, gut möblierte und heizbare Wohnzimmer, in welchem man die Nacht zubringt, um des anderen Morgens auf dem Königsstuhle den erhabenen Anblick des Aufgangs der Sonne über der offenen See zu genießen. Fr. B.