Rostock, den 3. November 1825 – Ehrenrettung, Landes-Akademie

Aus: Freimütiges Abendblatt, Band 8 (1826)
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Ehrenrettung, Richtigstellung, Landes-Akademie, Hansestadt Rostock, Bürgermeister Engelken
In No. 373 dieser Blätter, S. 449, wird es dem Stolze des Bürgermeisters Engelken zugeschrieben, dass das Kompatronat der Stadt nicht den Händen des Landesherrn bei der Restauration der Akademie übergeben worden. Dies ist eine sehr unrichtige Beschuldigung und Verunglimpfung eines um die Stadt sehr verdienstvollen Mannes. Als Bürgermeister war er nur das Organ des Magistrats und der ganzen Bürgerschaft. Eine Stadt, in deren Mitte sich eine andre Jurisdiktion konstituiert hatte, deren junge muntere Mitbürger oft zu Vexationen der Bürger, und der bürgerlichen Einrichtungen Veranlassung gaben, glaubte die Miteinwirkung auf diese Jurisdiktion nicht aufgeben zu können, ohne ihre Mitbürger manchen Unannehmlichkeiten bloßzustellen. Würde man der Stadt, wie es mit Halle der Fall ist, auch die Jurisdiktion über die akademischen Einwohner anvertrauet haben, so hätte sie auch ohne Zweifel auf das Patronat gern verzichtet.

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Eben so unrichtig ist die Angabt, welche die Toitenwinkelschen Güter betrifft. Dies waren ritterschaftliche Güter und, sie gehörten der Familie von Mandelslohe, welche solche verkaufte. Es war also nur der Konsens zum Ankauf dieser Güter mit dem Kompatronat in die Waagschale zu legen, wenn überhaupt beide Gegenstände sich berühret haben, woran Einsender sehr zweifelt.

Gegenwärtig haben sich die Sitten gemildert und die Polizei hat mehr Einfluss auf alle Einwohner erhalten; jetzt würde dieser Gegenstand vielleicht weniger Schwierigkeiten finden.

Was der Akademie vorzüglich zu ihrer Blüte fehlt, ist ein hinreichender Fond. Es ist bekannt, wie viel vom Landesherrn an die Akademie seit ihrer Wiederherstellung gewandt ist. Allein eine Akademie ist eine so kostbare Einrichtung, dass, wenn auch alle Revenuen (?) beider Großherzogtümer ihr allein zuflössen, sie doch immer vieles zu wünschen übrig behalten würde. Eine ganz vollständige Akademie gibt es nicht, und kein König oder Kaiser kann solche schaffen, denn der Grad ihrer Vervollkommnung hat keine Grenzen. Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man nur darauf Rücksicht nimmt, welcher Ausdehnung Sammlungen von Büchern, Instrumenten, Pflanzen, Medaillen und Münzen, Naturalien (die Metallstuffen und Edelgesteine eingeschlossen), ja auch die Werte der Künste, Malerei, Bildhauerkunst etc. fähig sind! Einen solchen Grad der Vollkommenheit können wir von unserer Landes-Akademie nicht erwarten, aber doch den gerechten Wunsch unterhalten, dass sie sich der Vollkommenheit mehr nähere und vorzüglich ihren Unterricht auf die Klassen der Einwohner, die ihn sehr bedürfen, erweitere. Dazu fehlt ihr nun so manches, das ohne Kosten nicht zu schaffen ist.

In England und andern Ländern bilden sich Gesellschaften zur Ausführung großer und gemeinnütziger Zwecke; es werden Subskriptionen eröffnet und bald ist der Bedarf gesammelt.

Die Aktien, welche wir in der Bank der Künste und Wissenschaften niederlegen, tragen ihre Renten in dem bessern Unterrichte unserer Kinder. Die Akademie sollte den Wink eines Ungenannten in No. 370 d. Bl. nicht außer acht lassen, sondern ein Buch zur Subskription eröffnen. Sie würde dadurch zugleich in Erfahrung, bringen, welcher Geist für Wissenschaft und Kunst die Mecklenburger beseelt. Von den Mitgliedern des patriotischen Vereins darf sie keine hinlängliche Unterstützung erwarten, denn ihre Zahl ist zu klein (es beträgt solche noch keine 300 Personen), allein dieser Verein kann zu dem Zwecke außerordentlich beitragen, wenn durch die Herren Distrikts-Direktoren die Subskriptionen in ihren Bezirken befördert würden. Ein so edler, gemeinnütziger und zur Beförderung des Wohls aller Mecklenburger so sehr wichtiger Zweck wird gewiss allgemeine Unterstützung finden.

Rostock, Universität

Rostock, Universität

Rostock, Kröpeliner Tor

Rostock, Kröpeliner Tor

Rostock, Kröpeliner Tor und Teufelsgrube

Rostock, Kröpeliner Tor und Teufelsgrube

Rostock, Giebelhäuser bei der Nikolaikirche

Rostock, Giebelhäuser bei der Nikolaikirche