Rostock, den 20. Februar. 1825 - Universität, Empfänge und Kultur
Aus: Freimütiges Abendblatt, Band 8 (1826)
Autor: Redaktion - Freimütiges Abendblatt, Erscheinungsjahr: 1826
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Rostock, Universitätsgeschichte, Erbvergleich, Stadtgeschichte, Persönlichkeiten, Landesgeschichte
Der bisherige Leipziger Privatdozent M. Friesch hat den auf hier zu Ostern dieses Jahres an ihn ergangenen Ruf zur rätlichen Professur der Theologie angenommen, und wird zur erwähnten Zeit hier erwartet. Diese Wahl der Fakultät findet allgemeinen Beifall, und man hofft, in der Erinnerung an den auch aus Leipzig gekommenen unvergesslichen seligen Cramer, wiederum viel Gutes von diesem gelehrten und tätigen jungen Manne.
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Die Zahl unserer Studierenden beträgt jetzt 160. Mit einem, verhältnismäßig zu dem Zweck — 180 bis 200.000 Thaler baren Geldes, die jetzt auswärtigen Akademien und andern auswärtigen Instituten jährlich aus Mecklenburg zufließen, im Lande zurückzuhalten — Unbedeutenden, für Regenten und Stände unbedeutenden Aufwände, wäre es so leicht, diese Zahl zu verdreifachen! Sicherlich würde endlich auch der Rat, bei irgend geeigneten, etwa mit einer Entschädigung verbundenen Vorschlägen, das der Stadt so unnütze Kompatronat jetzt aufopfern! Diese unglückliche aristokratische Prätension, ihrer Natur nach im beständigen Kampf mit der höchsten Autorität des Kanzlers und Landesfürsten, ist seil 400 Jahren die Quelle aller unseligen Zerrüttungen unseres akademischen Wesens, weil sie neben natürlicher beständiger Jalousie zwischen beiden Patronen, die Einheit bei der Regierung einer solchen Korporation stört, und, durch diesen Zusammenhang, indirekte die Betreibung und den Flor der Wissenschaft hindert. So erstaunend wichtig ist auch in dieser Angelegenheit das politische Element gewesen! Der Geschichtsschreiber unserer Akademie wird, durch alle Jahrhunderte, nie ein anderes Lied als dies singen können. Es ist traurig, dass, durch solche elende aristokratische Triebfedern, Wissenschaft und Aufklärung in Mecklenburg so entsetzlich haben leiden müssen. Ohne den Stolz des damaligen Bürgermeisters Engelken wäre jedoch vor 40 Jahren höchstwahrscheinlich das Übel mit der Wurzel schon auszurotten gewesen bei den Vergleichsunterhandlungen über den neuen Erbvertrag; aber dieser Mann tat nicht allein nichts, sondern raubte durch seine Unterhandlungsgeschicklichkeit notorisch der Universität obendrein noch alle Vorrechte im neuen Erbvertrage. Eben deswegen ist die alte Sage, dass in den Jahren 1781 oder 1782 von der damaligen Herzoglichen Regierung, gleichsam als Einleitung zum Frieden, der Stadt dreizehn zum Toitenwinkelschen Amte gehörige Güter für die unbedeutende Summe von 80.000 Thalern, unter der Bedingung der Aufgabe des alten Streitapfels, des akademischen Kompatronats, angeboten, von dem Rat aber, mit gänzlicher Verkennung des wahren Interesses der Stadt und der Wissenschaften, auf eine unverantwortliche Weise zurückgewiesen worden — diese alte Sage ist sehr glaubwürdig.
Morgen geben die Studierenden, zur Vorfeier des frohen Geburtsfestes I. K. H. der Frau Erbgroßherzogin Alexandrine, dem Korps der akademischen Lehrer und vielen anderen Honoratioren der Stadt im Hotel de Russie einen glänzenden Ball. Die Zahl der Eingeladenen beträgt über 300 Personen.
Die Demoiselle Ernestine Saal hat, im Verein mit ihrem Onkel, dem berühmten Bode, am 14ten d. M. hier ein überaus zahlreich besuchtes und sehr gelungenes Konzert gegeben. In der ersten Arie, die sie vortrug, noch ein wenig befangen, sang sie die zweite mit freierer Brust unter lebhaftem Applaus. Bode wetteiferte — wenn man so sagen dürfte — mit ihr ihrem Gesang; denn in der Tat blies er das Horn so, dass man eine männliche tiefe Zauberstimme singend zu hören glaubte.
Morgen geben die Studierenden, zur Vorfeier des frohen Geburtsfestes I. K. H. der Frau Erbgroßherzogin Alexandrine, dem Korps der akademischen Lehrer und vielen anderen Honoratioren der Stadt im Hotel de Russie einen glänzenden Ball. Die Zahl der Eingeladenen beträgt über 300 Personen.
Die Demoiselle Ernestine Saal hat, im Verein mit ihrem Onkel, dem berühmten Bode, am 14ten d. M. hier ein überaus zahlreich besuchtes und sehr gelungenes Konzert gegeben. In der ersten Arie, die sie vortrug, noch ein wenig befangen, sang sie die zweite mit freierer Brust unter lebhaftem Applaus. Bode wetteiferte — wenn man so sagen dürfte — mit ihr ihrem Gesang; denn in der Tat blies er das Horn so, dass man eine männliche tiefe Zauberstimme singend zu hören glaubte.