Rostock, Mitte April 1859
Aus: Preußisches Handelsarchiv. Wochenschrift für Handel, Gewerbe und Verkehrsanstalten.
Autor: Herausgeber: Saint-Pierre u. Moser, Erscheinungsjahr: 1859
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Hansestadt Rostock, Warnemünde, Wirtschaftsachrichten, Handel, Gewerbe, Verkehr und öffentliche Arbeiten
Der Schiffsbau verlor natürlich auch hier im vorigen Jahre seine frühere Ausdehnung, und während in einzelnen der früheren Jahre sich unsere Flotte um 30 Schiffe vergrößerte, sind im vorigen Jahre nur 14 durch Neubau hinzugekommen, wodurch die Zahl der gesamten Schiffe der Rostocker Reederei sich Ende des Jahres 1858 auf 337 Schiffe stellt. Der Wert dieser Handelsflotte von 41.990 Rostocker Roggenlasten (à 6.000 Pfd.) beträgt nach geringer Taxe mindestens 6 Millionen Thaler. Die Bemannung zählt circa 3.700 Seeleute. Die Nachrichten aus anderen Ländern bezeichnen das vorige Jahr als ein an See-Unfällen sehr reiches; für die hiesige Reederei war in dieser Beziehung aber selten ein Jahr glücklicher, als das vorige, da der Verlust von nur 5 Schiffen zu beklagen ist.
Die auf der Rostock-St. Petersburger Linie beschäftigten beiden, Dampfschiffe haben mit dem ersten Jahre ihre Fahrten unter ungünstigen Zeitumständen begonnen, doch hat die Frequenz, besonders in Betreff des Personenverkehrs, vollständig den Ansprüchen, welche die bestehenden Verhältnisse gestatteten, genügt, und darf man wohl die Hoffnung hegen, dass die Benutzung dieser Linie ferner wachsen, und dem hiesigen Verkehr die gewünschten Erfolge liefern werde. Das Ergebnis für die Aktionen konnte allerdings im verflossenen Jahre nur ein ungenügendes sein, da der Gütertransport bei den sehr niedrigen Frachten nur geringe Einnahmen schaffte. Befördert wurden während des vorigen Sommers nach und von St. Petersburg circa 1.100 Personen.
Der Geldverkehr stellte sich im verflossenen Jahre etwas schwieriger, als früher, ohne dass aber für den ritterschaftlichen Grundbesitz weder eine wesentliche Beschränkung des Kredits, noch eine bemerkenswerte Erhöhung des Zinsfußes gefolgt ist. Obgleich manche bedeutenden Kapitalien, welche in den letzten Jahren besonders aus Hamburg. Lübeck etc. in hiesige Landgürer belegt waren, jetzt wieder zurückgezogen wurden, so fand sich doch immer noch wieder genügender Ersatz, besonders für die ersten Hypotheken, und der Zinsfuß blieb für diese unverändert 3 1/2 bis höchstens 4 pCt.; die Anschaffung der Gelder gegen minder gute Hypothek verursachte mehr Schwierigkeiten, so dass auch dafür allgemein eine Erhöhung des Zinsfußes von 1/2 pCt., also auf 4 1/2 bis 5 pCt. pro anno bewilligt werden musste. Vorzugsweise wendet sich das größere Kapital hier dem ritterschaftlichen Grundbesitz zu; städtisch« Hypotheken sind in der Regel schwerer zu verwerten, und wird für dieselben im Allgemeinen ein um 1/2 pCt. pro anno höherer Zins gezahlt. Das Kapital für letztere wird mehr aus dem Erwerb des Kaufmanns- und Handwerkerstandes, wie überhaupt von kleineren Kapitalisten, herbeigeschafft, und somit ist es erklärlich, wenn bei jetzigen Zeiten sich allenthalben in den Städten, auch selbst für die besten Sicherheiten, das Geld nicht eben flüssig zeigt. Die Kreditverhältnisse haben sich im Allgemeinen sehr zum Nachteile der Geschäftstreibenden verändert, und dadurch sind denn auch in letzter Zeit eine Menge Konkurse, besondere unter dem kleinen Handelsstande, ausgebrochen, ohne aber bedeutendere Fülle dieser Art nach sich zu ziehen.
Die Rostocker Bank hat sich such während der schwierigsten Verhältnisse der letzten Zeit vollkommen in derjenigen Solidität bewährt, welche bei der Errichtung, wie in der Geschäftsführung zu Grunde lag; Kapitalverluste von irgend welchem Belange sind auch im verflossenen Jahre gar nicht vorgekommen; wenn sich aber trotzdem der Überschuss wahrscheinlich gegen die letzten Jahre geringer stellen wird, so liegt solches in der Anschaffung teuerer fremder Kapitalien zur Zeit der Handelskrisis, welche späterhin, nach dem allgemeinen Fallen des Diskontos, nicht zu einem den Kosten entsprechenden Zinsfuße Verwendung finden konnten. Die Vergrößerung des Aktienkapitals, welches jetzt eine Million Thaler beträgt, bat sich längst als notwendig erwiesen, da die Bank, um den an sie gemachten Ansprüchen zu genügen, genötigt war, fortwährend Kapitalien zu zeitgemäßem Zinsfuße anzunehmen, und hat dies sehr wesentlich dazu beigetragen, dass dem städtischen Grundbesitz eine Menge Kapitalien entzogen sind. Um so erfreulicher ist es auch, dass nicht allein die Verhandlungen mit der Landes-Regierung wegen Prolongation des Privilegs der Bank, welches mit dem Jahre 1860 abläuft, auf fernere 25 Jahre zu günstigem Ende geführt sind, sondern damit auch zugleich die Vermehrung des Aktienkapitals um eine Million, welche ohne weitere Noten-Emission innerhalb 5 Jahren erfolgen muss, als Bedingung von Seiten der Regierung gestellt ist.
Die Fabriktätigkeit hier im Lande gibt zu keiner besonderen Berichterstattung Anlass, da vielmehr die einmal bestehenden Fabriken im verflossenen Jahre eher eine Einschränkung als eine Erweiterung erfuhren; neue Etablissements von irgend einiger Bedeutung sind nicht entstanden.
Die auf der Rostock-St. Petersburger Linie beschäftigten beiden, Dampfschiffe haben mit dem ersten Jahre ihre Fahrten unter ungünstigen Zeitumständen begonnen, doch hat die Frequenz, besonders in Betreff des Personenverkehrs, vollständig den Ansprüchen, welche die bestehenden Verhältnisse gestatteten, genügt, und darf man wohl die Hoffnung hegen, dass die Benutzung dieser Linie ferner wachsen, und dem hiesigen Verkehr die gewünschten Erfolge liefern werde. Das Ergebnis für die Aktionen konnte allerdings im verflossenen Jahre nur ein ungenügendes sein, da der Gütertransport bei den sehr niedrigen Frachten nur geringe Einnahmen schaffte. Befördert wurden während des vorigen Sommers nach und von St. Petersburg circa 1.100 Personen.
Der Geldverkehr stellte sich im verflossenen Jahre etwas schwieriger, als früher, ohne dass aber für den ritterschaftlichen Grundbesitz weder eine wesentliche Beschränkung des Kredits, noch eine bemerkenswerte Erhöhung des Zinsfußes gefolgt ist. Obgleich manche bedeutenden Kapitalien, welche in den letzten Jahren besonders aus Hamburg. Lübeck etc. in hiesige Landgürer belegt waren, jetzt wieder zurückgezogen wurden, so fand sich doch immer noch wieder genügender Ersatz, besonders für die ersten Hypotheken, und der Zinsfuß blieb für diese unverändert 3 1/2 bis höchstens 4 pCt.; die Anschaffung der Gelder gegen minder gute Hypothek verursachte mehr Schwierigkeiten, so dass auch dafür allgemein eine Erhöhung des Zinsfußes von 1/2 pCt., also auf 4 1/2 bis 5 pCt. pro anno bewilligt werden musste. Vorzugsweise wendet sich das größere Kapital hier dem ritterschaftlichen Grundbesitz zu; städtisch« Hypotheken sind in der Regel schwerer zu verwerten, und wird für dieselben im Allgemeinen ein um 1/2 pCt. pro anno höherer Zins gezahlt. Das Kapital für letztere wird mehr aus dem Erwerb des Kaufmanns- und Handwerkerstandes, wie überhaupt von kleineren Kapitalisten, herbeigeschafft, und somit ist es erklärlich, wenn bei jetzigen Zeiten sich allenthalben in den Städten, auch selbst für die besten Sicherheiten, das Geld nicht eben flüssig zeigt. Die Kreditverhältnisse haben sich im Allgemeinen sehr zum Nachteile der Geschäftstreibenden verändert, und dadurch sind denn auch in letzter Zeit eine Menge Konkurse, besondere unter dem kleinen Handelsstande, ausgebrochen, ohne aber bedeutendere Fülle dieser Art nach sich zu ziehen.
Die Rostocker Bank hat sich such während der schwierigsten Verhältnisse der letzten Zeit vollkommen in derjenigen Solidität bewährt, welche bei der Errichtung, wie in der Geschäftsführung zu Grunde lag; Kapitalverluste von irgend welchem Belange sind auch im verflossenen Jahre gar nicht vorgekommen; wenn sich aber trotzdem der Überschuss wahrscheinlich gegen die letzten Jahre geringer stellen wird, so liegt solches in der Anschaffung teuerer fremder Kapitalien zur Zeit der Handelskrisis, welche späterhin, nach dem allgemeinen Fallen des Diskontos, nicht zu einem den Kosten entsprechenden Zinsfuße Verwendung finden konnten. Die Vergrößerung des Aktienkapitals, welches jetzt eine Million Thaler beträgt, bat sich längst als notwendig erwiesen, da die Bank, um den an sie gemachten Ansprüchen zu genügen, genötigt war, fortwährend Kapitalien zu zeitgemäßem Zinsfuße anzunehmen, und hat dies sehr wesentlich dazu beigetragen, dass dem städtischen Grundbesitz eine Menge Kapitalien entzogen sind. Um so erfreulicher ist es auch, dass nicht allein die Verhandlungen mit der Landes-Regierung wegen Prolongation des Privilegs der Bank, welches mit dem Jahre 1860 abläuft, auf fernere 25 Jahre zu günstigem Ende geführt sind, sondern damit auch zugleich die Vermehrung des Aktienkapitals um eine Million, welche ohne weitere Noten-Emission innerhalb 5 Jahren erfolgen muss, als Bedingung von Seiten der Regierung gestellt ist.
Die Fabriktätigkeit hier im Lande gibt zu keiner besonderen Berichterstattung Anlass, da vielmehr die einmal bestehenden Fabriken im verflossenen Jahre eher eine Einschränkung als eine Erweiterung erfuhren; neue Etablissements von irgend einiger Bedeutung sind nicht entstanden.
Rostock - Markt, Marienkirche und Blutstraße
Rostock - Giebelhäuser bei der Nicolaikirche
Rostock, Stadthafen, 1968
Hansestadt Rostock, Giebelhäuser und Marienkirche
Rostock - Kröpeliner Tor
Hansestadt Rostock, Unterwarnow, Pionierschiff mit Blick auf Petrikirche, 1962
Hansestadt Rostock, Neuer Markt (zum Zeitpunkt der Aufnahme: Erst-Thälmann-Platz) 1967
Hansestadt Rostock, Stadthafen mit Großsegler, 1968
Rostock-Warnemünde, Alter Strom, Eisgang 1968
Rostocker Wallanlagen und Kröpeliner Tor, 1968
Rostock vor dem Steintor