Rostock 1807 - Von der Aufklärung in Rostock, und dem sittlichen Charakter der Einwohner - (03)
Aus: Bemerkungen aus dem Gebiete der Heilkunde und Anthropologie in Rostock. Bd 1. Medizinische und anthropologische Bemerkungen über Rostock und seine Bewohner
Autor: Nolde, Adolf Friedrich Dr. (1764-1813) Professor der Medizin, Erscheinungsjahr: 1807
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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Hansestadt Rostock, Zeichnen, Malen, Kinder, Geschmack, Geschicklichkeit, Kunst, Gelegenheit, Schönheit, Kunstwerke, Musik, Konzerte, Kunstwerke, Musikfreunde, Malerei, Bildhauerkunst, Meisterwerke, Tonkünstler
Man fängt auch schon viel häufiger, als sonst, an, die Kinder im Zeichnen und Malen unterrichten zu lassen. Es ist dieses wenigstens ein Beweis, dass man Beschäftigungen der Art nicht mehr für so überflüssig hält, als vor etwa zwölf Jahren; und es kann dadurch allerdings Veranlassung zur Erweckung eines richtigem Geschmacks, zu einer relativen Aufklärung in der Kunst und zu der Geschicklichkeit, nach allgemein gültigen Regeln die Schönheit zu fühlen und zu beurteilen, gegeben werden. Schnelle Fortschritte in dieser ästhetischen Kunst darf man freilich nicht erwarten: denn viele von den hiesigen Lehrern sind selbst nur Stümper; und, weit entfernt, einen richtigen Kunstsinn einzuflößen, geben sie diesem gewiss fürs erste eine sehr fehlerhafte Richtung. Aber den Eltern, die selbst keine Gelegenheit hatten, ihren Geschmack zu bilden, kann man es wohl verzeihen; wenn sie ohne Anleitung keine bessere Auswahl treffen, und oft noch dem wohlfeilem Lehrer den Vorzug geben. Mit der Zeit wird doch wenigstens ein etwas besserer Geschmack allgemeiner werden; und wenn wir gleich keine Raphael und Mengs in unseren Mauern werden bewundern können, so haben wir doch die Hoffnung, dass man sich selbst nicht lange mehr in den gebildeten Ständen mit den ärmlichen Produkten eines verdorbenen Geschmacks begnügen wird. Durch Fleiß und Übung können wir doch allmählich zu einiger Bildung gelangen. Aber wenn wir erst spät den Anfang zur Entwicklung eines verborgenen Talents machten: wird man uns auch wohl entschuldigen, dass wir nicht sogleich Meisterwerke liefern und von einer Vollkommenheit entfernt bleiben, die wir, unter günstigem Beförderungsmitteln, in einem bessern Klima, einer reizendem Gegend und von Kunstwerken umgeben, gewiss früher und leichter würden erreicht haben.
Dass wir nicht ganz gefühllos und eines ästhetischen Sinnes unfähig sind, beweisen wenigstens die Fortschritte, die wir schon früher in der Musik gemacht haben. Ihre Erlernung fand nicht so viel Schwierigkeiten, weil es weniger an guten und geschickten Lehrern fehlte; und man sieht hieraus, wie leicht wir auch in den anderen bildenden Künsten fortschreiten könnten, wenn die Schwierigkeiten nicht so abschreckend und die Gelegenheit zu ihrer Kultur nicht so selten wären. Unsere Liebhaber Konzerte beweisen es, dass wir keinen Mangel an Musikfreunden haben, und dass mehrere durch ihre Geschicklichkeit auf Instrumenten, oder durch eine gebildete Stimme sich sehr vorteilhaft auszeichnen, leidet wohl keinen Zweifel. Besonders hat man aber seit einigen Jahren dieses musikalische Talent zu kultivieren angefangen; und man benutzt dazu die Meisterwerke der berühmtesten Tonkünstler, die man aber auch leichter haben kann, als die Kunstwerke in der Malerei und Bildhauerkunst, die uns Griechen und Römer zur Nachahmung aufstellten.
Dass wir nicht ganz gefühllos und eines ästhetischen Sinnes unfähig sind, beweisen wenigstens die Fortschritte, die wir schon früher in der Musik gemacht haben. Ihre Erlernung fand nicht so viel Schwierigkeiten, weil es weniger an guten und geschickten Lehrern fehlte; und man sieht hieraus, wie leicht wir auch in den anderen bildenden Künsten fortschreiten könnten, wenn die Schwierigkeiten nicht so abschreckend und die Gelegenheit zu ihrer Kultur nicht so selten wären. Unsere Liebhaber Konzerte beweisen es, dass wir keinen Mangel an Musikfreunden haben, und dass mehrere durch ihre Geschicklichkeit auf Instrumenten, oder durch eine gebildete Stimme sich sehr vorteilhaft auszeichnen, leidet wohl keinen Zweifel. Besonders hat man aber seit einigen Jahren dieses musikalische Talent zu kultivieren angefangen; und man benutzt dazu die Meisterwerke der berühmtesten Tonkünstler, die man aber auch leichter haben kann, als die Kunstwerke in der Malerei und Bildhauerkunst, die uns Griechen und Römer zur Nachahmung aufstellten.