Promemoria des Vorstandes des Rostocker Lokal-Handelsvereins. 1850. Teil 2
Aus: Mecklenburgisches Gemeinnütziges Archiv, Band 1
Autor: Redaktion, Erscheinungsjahr: 1850
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Hansestadt Rostock, Hansestadt Hamburg, Güstrow, Handel, Schifffahrt, Handelswege, Handelsstraßen, Kaufleute, Schifffahrtsstraßen, Häfen,
Wenn aus Obigem also hervorgeht, dass Rostocks Import- und Export-Handel schon durch die Wasserstraßen Mecklenburgs empfindliche Schläge erlitten hat, so empfindlich, dass die Minderzufuhren an Saat und Getreide auf jährliche 8.000 Last veranschlagt werden kann, wie musste erst die Eisenbahn uns nachtheilig berühren, die mitten durch das Land gehend die Konkurrenz des Hamburger Warenmarktes uns unmittelbar vor die Türe schob. Wir werden in kurzer Zeit die Erfahrung machen, dass Hamburg nicht nur sämtliche von der Eisenbahn berührte Plätze mit Waren versorgt, die die höhere Fracht tragen können, sondern dass, wenn, wie es voraussichtlich geschehen wird, der Hamburger franco Bahnhof-Güstrow liefert, sämtliche kleine Städte der Umgegend ihren Bedarf von da beziehen, und wir sind denn auch entschieden gegen Hamburg, den Weltmarkt für Waren, im Nachteile. Nicht nur, dass Hamburg durch seine direkten Beziehungen, billigere Frachten und Assekuranz-Prämien, durch die Ersparung des Sundzolles im Stande ist, billiger zu verkaufen, die Landstädte haben auch noch den Vorteil, dass sie bei Beziehungen von Hamburg bedeutend weniger an indirekter Steuer zahlen.
In dem Maße aber, wie unser Großhandel mit Waren zusammenschrumpft, muss notwendig auch der Rostocker Detailhandel leiden, dem es nicht gut möglich sein wird, seinen Bedarf so vorteilhaft, wie früher bei Beziehung größerer Ladungen in billiger Fracht hierher zu legen, ja er wird sogar zum Beispiel hinter dem Güstrower Kramhandel zurückstehen, der noch die Auflage des Dammzolles und Brückengeldes, die für Rostock nicht unerheblich ist, nicht zu erlegen hat. Erwägen wir nun ferner, dass der ganze Gutsbesitzerstand vollkommene Steuerfreiheit genießt, folglich die so bequeme Gelegenheit der Eisenbahn zur Beziehung seiner Bedürfnisse von Hamburg zu benutzen nicht verfehlen wird, so ist wahrlich nicht schwer abzusehen, wohin es mit dem Import-Handel Rostocks führen kann.
Wir haben schon oben auf die Abnahme der Getreide-Zufuhr hingewiesen, die wir durch die Wasserstraßen auf 8.000 Last veranschlagen. Ob die Eisenbahn uns regelmäßigen Abbruch tun wird und kann, lässt sich freilich zur Zeit nicht nachweifen; dass sie uns zu Zeiten die Zufuhr vermindern muss, ist klar. Das Getreidegeschäft beruht in Hamburg weniger auf wirklicher Spekulation als auf Kommission. Nun lässt sich nicht leugnen, dass zu Zeiten auch in diesem Geschäftszweige jener Markt dem Verkäufer größere Vorteile bieten kann, und um so größere, als es eben feststeht, dass Hamburg bei billigeren Frachten und Assekuranzen nach England auch noch den Sundzoll spart, und ferner die kürzere Reise und die daraus entspringenden Vorzüge nicht zu übersehen sind. Wird nun auch die Ausfuhr des Getreides per Eisenbahn keine regelmäßige werden, und bleibt uns bei unserem Geschäfte auf England immer der Vorzug eines höheren Preises, den wir durch unser schön präpariertes Getreide erzielen, so steht doch außer aller Frage, dass der Zwischenhandel, der sich jetzt durch Aufkäuferei auf dem Lande in das Getreidegeschäft eindrängt, stets den Hamburger Markt im Auge haben und uns grade dann die Zufuhren fern halten wird, wenn wir dieselben am nötigsten bedürfen. Sollte obenein bei den bestehenden Zollgesetzen auch bei Getreideversendungen nicht derselbe Missbrauch mit den Gutspässen getrieben werden können, der jetzt schon beim Vieh-Export die Umgehung des Ausgangszolles vielfach ermöglicht? wir zweifeln kaum daran. Und ferner, wer wird denn meinen, dass der Hamburger Händler durch bessere Speicher-Anlagen, sorgfältigere Bearbeitung und Reinigung des Getreides nicht seinen Verschiffungen ebenso guten Ruf wird verschaffen können, als der Rostocker den seinigen? Es wäre ein trauriges Zeichen der Schwäche unseres Handels, wenn derselbe in der momentanen Nachlässigkeit des Konkurrenten sein Heil suchen müsste.
Betrachten wir ferner den Betrieb des Getreideankaufes in unseren Mauern, so begegnen wir ebendort der widerlichsten Konkurrenz, die eben das Unzureichende der Zufuhr bekundet, und dazu führt, dass durch gegenseitiges Überbieten Jedem der wahre Nutzen verloren geht, und so dürfte darin keine besondere prophetische Gabe dazu gehören, um vorauszusehen, was durch Konkurrenz von Außen und Innen in kurzem aus Rostocks Getreidehandel werden kann.
Aber auch noch eine Schattenseite hat die Eisenbahnverbindung für Rostock. Wer wird denn verkennen, dass jene Regsamkeit, welche die tägliche Anwesenheit mehrerer Hundert Kornwagen in der Stadt erzeugte, dass der immense Nutzen, der daraus für Gewerbetreibende aller Art: Gastwirte, Krämer, Riemer, Seiler und Andere entstand, seit der Eröffnung der Eisenbahn sich mindestens auf das allergeringste Maß reduzieren werde?
Es liegt somit außer aller Frage, dass der Handelsverkehr Rostocks einer sehr trüben Zukunft entgegengeht. Welche Hebel hat denn Rostock noch außerdem für seinen Wohlstand? Allerdings seine Schifffahrt und seine Fabriken. Die nähere Bettachtung dieser wird aber ebensowenig erfreuliche Resultate geben.
In dem Maße aber, wie unser Großhandel mit Waren zusammenschrumpft, muss notwendig auch der Rostocker Detailhandel leiden, dem es nicht gut möglich sein wird, seinen Bedarf so vorteilhaft, wie früher bei Beziehung größerer Ladungen in billiger Fracht hierher zu legen, ja er wird sogar zum Beispiel hinter dem Güstrower Kramhandel zurückstehen, der noch die Auflage des Dammzolles und Brückengeldes, die für Rostock nicht unerheblich ist, nicht zu erlegen hat. Erwägen wir nun ferner, dass der ganze Gutsbesitzerstand vollkommene Steuerfreiheit genießt, folglich die so bequeme Gelegenheit der Eisenbahn zur Beziehung seiner Bedürfnisse von Hamburg zu benutzen nicht verfehlen wird, so ist wahrlich nicht schwer abzusehen, wohin es mit dem Import-Handel Rostocks führen kann.
Wir haben schon oben auf die Abnahme der Getreide-Zufuhr hingewiesen, die wir durch die Wasserstraßen auf 8.000 Last veranschlagen. Ob die Eisenbahn uns regelmäßigen Abbruch tun wird und kann, lässt sich freilich zur Zeit nicht nachweifen; dass sie uns zu Zeiten die Zufuhr vermindern muss, ist klar. Das Getreidegeschäft beruht in Hamburg weniger auf wirklicher Spekulation als auf Kommission. Nun lässt sich nicht leugnen, dass zu Zeiten auch in diesem Geschäftszweige jener Markt dem Verkäufer größere Vorteile bieten kann, und um so größere, als es eben feststeht, dass Hamburg bei billigeren Frachten und Assekuranzen nach England auch noch den Sundzoll spart, und ferner die kürzere Reise und die daraus entspringenden Vorzüge nicht zu übersehen sind. Wird nun auch die Ausfuhr des Getreides per Eisenbahn keine regelmäßige werden, und bleibt uns bei unserem Geschäfte auf England immer der Vorzug eines höheren Preises, den wir durch unser schön präpariertes Getreide erzielen, so steht doch außer aller Frage, dass der Zwischenhandel, der sich jetzt durch Aufkäuferei auf dem Lande in das Getreidegeschäft eindrängt, stets den Hamburger Markt im Auge haben und uns grade dann die Zufuhren fern halten wird, wenn wir dieselben am nötigsten bedürfen. Sollte obenein bei den bestehenden Zollgesetzen auch bei Getreideversendungen nicht derselbe Missbrauch mit den Gutspässen getrieben werden können, der jetzt schon beim Vieh-Export die Umgehung des Ausgangszolles vielfach ermöglicht? wir zweifeln kaum daran. Und ferner, wer wird denn meinen, dass der Hamburger Händler durch bessere Speicher-Anlagen, sorgfältigere Bearbeitung und Reinigung des Getreides nicht seinen Verschiffungen ebenso guten Ruf wird verschaffen können, als der Rostocker den seinigen? Es wäre ein trauriges Zeichen der Schwäche unseres Handels, wenn derselbe in der momentanen Nachlässigkeit des Konkurrenten sein Heil suchen müsste.
Betrachten wir ferner den Betrieb des Getreideankaufes in unseren Mauern, so begegnen wir ebendort der widerlichsten Konkurrenz, die eben das Unzureichende der Zufuhr bekundet, und dazu führt, dass durch gegenseitiges Überbieten Jedem der wahre Nutzen verloren geht, und so dürfte darin keine besondere prophetische Gabe dazu gehören, um vorauszusehen, was durch Konkurrenz von Außen und Innen in kurzem aus Rostocks Getreidehandel werden kann.
Aber auch noch eine Schattenseite hat die Eisenbahnverbindung für Rostock. Wer wird denn verkennen, dass jene Regsamkeit, welche die tägliche Anwesenheit mehrerer Hundert Kornwagen in der Stadt erzeugte, dass der immense Nutzen, der daraus für Gewerbetreibende aller Art: Gastwirte, Krämer, Riemer, Seiler und Andere entstand, seit der Eröffnung der Eisenbahn sich mindestens auf das allergeringste Maß reduzieren werde?
Es liegt somit außer aller Frage, dass der Handelsverkehr Rostocks einer sehr trüben Zukunft entgegengeht. Welche Hebel hat denn Rostock noch außerdem für seinen Wohlstand? Allerdings seine Schifffahrt und seine Fabriken. Die nähere Bettachtung dieser wird aber ebensowenig erfreuliche Resultate geben.