Porzellanmünzen und Bunzlauer Töpfergeld.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1922
Autor: Th. Daßel., Erscheinungsjahr: 1922

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Notgeld, Porzellangeld, Töpfergeld, Sammlerstücke, Münzen
Mit dem papierenen Notgeld, das Städte- und Gemeindeverwaltungen herstellen ließen, hat es nun bald ein Ende, nachdem die weitere Ausgabe durch gesetzliche Erlasse behindert ist. Das allgemeine Verlangen nach Hartgeld scheint Erfüllung zu finden, und wenn es auch noch eine Weile währen wird, bis die ebenso unappetitlichen wie unhygienischen Papierlappen verschwinden, so ist doch schon die Aussicht, sie endlich loszubekommen, nicht gering anzuschlagen. Mehr, als man gemeinhin glaubt, hat das miserable Aussehen der kleineren Papierscheine zur Geringschätzung des Geldes beigetragen. Sprach man doch schon vor 1914 von „blauen Lappen“, und das waren doch immerhin durch den Goldwert getragene hochwertige Hundertmarkscheine!

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Im Jahre 1921 sollte Porzellangeld in Umlauf gesetzt werden, das von der Meißener Porzellanmanufaktur hergestellt war. Es wurde dort für den Freistaat Sachsen und einige Städte geformt, gelangte jedoch nicht in Verkehr und wurde begierig von Sammlern gehamstert. Der künstlerische Wert dieser Stücke und die Seltenheit des zu solchen Zwecken verwendeten Materials ließen ihren Besitz gleicherweise begehrenswert erscheinen. Es gab eine Zeit, wo auch das Ludwigsburger Porzellan gesucht und berühmt war, bis diese Stätte württembergischen Kunstfleißes im Jahre 1824 geschlossen wurde.

Nun entschloss man sich 1920 zur Gründung der „Ludwigsburger Porzellanmanufaktur A.-G.“, und heute liegen zahlreiche Aufträge, vor allem aus dem Auslande, vor. Ebenso haben sich die Städte Stuttgart und Ludwigsburg entschlossen, beider neuen Manufaktur Porzellanmünzen herstellen zu lassen, deren Reinertrag der Kinder- und Mittelstandsnothilfe zugutekommen soll. Für beide Fälle können gar nicht genug Geldmittel herbeigeschafft werden; deshalb ist es dankbar zu begrüßen, wenn Sammler, Kunstliebhaber und Wohltäter diese hübschen Stücke erwerben, die zugleich dazu dienen, das einst so hochgeschätzte Alt-Ludwigsburger Porzellangewerbe wieder zu Ehren zu bringen. Gewiss ergeben sich mit der Zeit auch noch andere Anlässe um diese liebenswürdigen Erzeugnisse einer edlen Kleinkunst in breitere Kreise zu tragen und die Freude an solchen Schöpfungen zu vermehren. So kam man in Meißen auf den glücklichen Gedanken, eine Lotterie zugunsten der Kriegergedächtnisstätte, die dort errichtet werden soll, zu veranstalten. Die Gewinne, Erzeugnisse der Meißener Staatlichen Porzellanmanufaktur, bestehen in Tafel- und Kaffeegedecken, Figuren und in sechstausend Tassen. Das Einzellos kostet 22 Mark und ist in Porzellan hergestellt. Man wird das schöne Stück auch als Niete gerne aufheben. Die altbekannte schlesische Töpferstadt Bunzlau hat noch kurz vor Notgeldschluss „Geld“ aus heimischem Töpferton geformt und gebrannt. Diese kupferbraunen Stücke in verschiedenen Werten sehen gut aus und werden gewiss in kürzester Zeit als begehrte Sammelobjekte wieder aus dem Verkehr verschwinden. Auch die Stadt Hall bestellte bei dem Württembergischen Majolikawerk in Gaildorf „keramisches Kleingeld“. Es wäre zu beklagen, wenn diese Versuche, Kleinkunsterzeugnisse in viele Hände zu bringen, nicht wiederholt würden. Anlässe dazu ergäben sich wohl da und dort, der Materialaufwand ist erschwinglich, und den eigentlichen Wert bildet die künstlerische Arbeit. Es muss ja nicht immer die Form der runden Münze sein, in der man solche Kunst dem Volke bietet.

2, 3 Vorder- und Rückseite von Ludwigsburger Porzellangeld für Stuttgart und Ludwigsburg, dessen Reinertrag der Kinder- und Mittelstandsnothilfe zugutekommen soll. 1, 4, 5, 6 Bunzlauer Töpfergeld.

Notgeld, 2, 3 Vorder- und Rückseite von Ludwigsburger Porzellangeld für Stuttgart und Ludwigsburg, dessen Reinertrag der Kinder- und Mittelstandsnothilfe zugutekommen soll. 1, 4, 5, 6 Bunzlauer Töpfergeld.

Notgeld, 2, 3 Vorder- und Rückseite von Ludwigsburger Porzellangeld für Stuttgart und Ludwigsburg, dessen Reinertrag der Kinder- und Mittelstandsnothilfe zugutekommen soll. 1, 4, 5, 6 Bunzlauer Töpfergeld.