Mit dem Rucksack nach Indien

Autor: Faber, Kurt (1883-1929), Erscheinungsjahr: 1927
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
  1. Kapitel 1 - Die Straße der Abgebauten: Anfang in Wien – Die nicht vorhandenen Backhahnderln – Endlich unterwegs – Heimat in der Fremde – Politik im Eisenbahnwagen – Ankunft in Belgrad – Nix Daitsch – Serbische Bummelzüge – Der allzugewissenhafte Schaffner – Nisch – Kalif Storch am Bosporus-Stambul.
  2. Kapitel 2 - Ein Lehrling im Morgenland: Modernes Morgenland – Hoffnungslose Sprachstudien – Der freundliche Koch – Und noch ein Freund – Ich mache die Bekanntschaft eines Zigeunerfürsten – Allerlei Nachtquartiere, Kämpfe mit St. Bürokratius – Ein neues Wort: lnschallah! Besuch im Palast der Prinzessin – Die Badewanne als Schweinetrog – Praktische Sozialisierung – Ein Kapitel über das Reisen – Allerlei Bekanntschaften – Hugo, der Wandervogel, zeigt mir die Stadt – Phantasien auf der Galatabrücke.
  3. Kapitel 3 - Im Lande Armenien: Geschäftstüchtige Bootsleute – Bakschisch – Fahrt nach Trapezunt – Home life im Zwischendeck – Sibirisches Anatolien – Trapezunt im Schnee – Eine unliebsame Überraschung – Madame nimmt sich meiner an – Eine griechische Schwäbin -avec le rucksack- – Schlimme Prophezeiungen – Karawanen im Schnee – Noch einmal die Polizei – Das Zauberwort – Seltsame Teevisite – Auf der Landstraße – Türkisches Gasthaus – Schwierige Unterhaltung – Mohammedaner wider Willen – Unfreiwilliges Fasten – Der Ramasan.
  4. Kapitel 4 - Nächte in Erserum:
    Im Han – Salem Aleikum – Eine Überraschung – Nächtliche Reise – Mit der Karawane – Etwas über die Kamele – Blüten und Ruinen – Ali Bey, der Gastfreund – Yol da – –! – Romantische Postkutschenfahrt – Ganz wie bei Eichendorff – Eine sibirische Gegend – Beiburt, die Ruinenstadt – Ein Kuß zu Unzeiten – Das Bairamfest – Im Kaffeehaus – Über den Kop Dagh – Erserum von ferne – Kontrolle im Festungstor – Ruinen überall – Von Katzen, Muezzins und Minaretten – Auch eine Eisenbahn – Abschied von Erserum – Auf der Straße nach Kars.
  5. Kapitel 5 - Durchs wilde Kurdistan: Kardasch, der Herr der Landstraße – Primitive Wohnkultur, das Mistloch als Ofen – Politik in der Erdhöhle – Mähändis? Hindenburg als Kurdenscheich – Lange Wege und heilige Umwege – Der Pflug, mit dem Noah pflügte – Am Fuße des Ararat – Das Blockhaus mit der Fahne – Endlich in Persien!
  6. Kapitel 6 - Stillstand der Zeit:
    Unerwarteter Empfang – Herr Schmelzle aus Tiflis – Rucksackwanderer nichts Neues – Sogar die Perser haben von ihnen schon Deutsch gelernt – Weiter im Sandsturme – Seltsame Paßkontrolle – Im Ortsgefängnis – Ein schwieriger Fall – Schmelzle erscheint zur rechten Zeit – Souper à la persane – Die Finger als Gabel – Der Zug der Flüchtlinge – Hassan Bey hält eine Rede – Weiterritt als Gast der Polizei – Bewachung oder Überwachung, das war die Frage – Dörfer aus Mist – Ankunft in Choi – Das persische Rothenburg – Lebendiges Mittelalter Die Zeit kein Wertobjekt – Hotel Yok! – Hans und Gretel in Persien – Postkutsche à la Pompadour – Täbris, ein Märchen!
  7. Kapitel 7 - Die ewige Straße: Der neue persische Gott: das Automobil – Allerlei Weltwanderer – Ein verdächtiges Fahrzeug – Kaiserlich persische Post – Ein Abenteurer – Fünfhundert Kilometer im Galopp – Ungemütliche Postkutschen – In der Karawanserei – Im Land Aserbeidschan – Schneeberge und Wüstensonne – Eine unerfreuliche Gegend – Bettlerland – Kaswin – Im Hotel de France – Kein Mensch kann Französisch – Der Mullah als Reisegefährte – Was man einem Fordwagen alles zumuten kann.
  8. Kapitel 8 - In Teheran: Sherlock Holmes im Stadttor – Noch einmal Mähändis – Auch ein Hotel – Ich mache die Bekanntschaft einer interessanten und weitgereisten Dame – Mit der Pferdebahn zum Kanonenplatz – Fliegende Liebesbriefsteller – Verschüttete Milch – Die rechtgläubigen Goldfische – Liebenswürdige Torwächter – Etwas über Risa Khan – Auf der Avenue Lalezar – Franzl der Abenteurer – Wir schreiben zusammen einen Brief an den Minister – Abreise nach Isfahan – Der Demavend als Wegweiser.
  9. Kapiel 9 - Von Isfahan nach Schiras: Nächtliche Fahrt – Wo das Kamel über das Auto triumphiert Kismet – Kum, die heilige Stadt – Eine willkommene Panne – Das persische Lourdes – Auf verbotenen Pfaden – Ich entgehe mit knapper Not einer Steinigung – Ungesunde Gegend – Isfahan, die Perle von Persien – Besuch im Bazar – Allerlei Kaufgeschäfte – Persische Studenten – Man kennt sie nicht von den Professoren – Nirgendwo eine Studentenbude – Ein empfehlenswertes Hotel – Abenteuer auf der Landstraße – Schiras, die Rosenstadt – Sie stellt sich als die Hauptstadt der Sandflöhe heraus – An Hafis Grab.
  10. Kapitel 10 - Den Sternen nach:
    Allerlei Reisepläne – Räubergeschichten – Was man im Bazar erzählt – Buschir oder Bender Abbas? – Ich entscheide mich für Bender Abbas – Abschied in der Karawanserei – Karawanenbaschi oder Räuberhauptmann? – Nachtlager auf dem Stoppelfelde – Eine traurige Gegend – Nächtliche Wanderung – Den Sternen nach – Musikalische Brunnen – Die Durststrecke – Eine wichtige persische Vokabel – Wir kommen zu einer Burg – Im Lande der Palmen – Ankunft in Jahrun – Der Stadtschreiber mit der Gänsekielfeder – Odol? – Nix Odol! – Ich schwelge in Trauben und Melonen – Flucht aus Jahrun – Verzweifelte Lage – Eine erfreuliche Wendung – Der widerspenstige Ja Ali – Endlich in Lar.
  11. Kapitel 11 - Perlenland:
    Das Teufelsding aus Frankistan – Ein Gespräch über die Seelenwanderung – Umgang mit Ungeziefer – Seltsame Bettgenossen – Die Hauptstadt der Skorpione – Eine Geduldsprobe – Auch ein Stempel – Aufbruch der Karawane – In den persischen Abruzzen – Gendarm oder Räuber? – Allerlei Kochkünste – Tempel des Wassers – Der zehnte Muharrem – Eine seltsame Prozession – Lingah, die Perlenstadt – Ein Bärenführer – Othello als Friseur – Eine nützliche Bekanntschaft – Politik in der Opiumhöhle – Abfahrt nach Indien.
  12. Kapitel 12 - An der Piratenküste: Ein Wilder unter Wilden – so you are a globe-trotter? – Die Missis betrachtet sich das Meerwunder – Bender Abbas – Vor der arabischen Küste – Maskat, die Piratenstadt – Malerische Polizei – Ein Bummel durch die Stadt – Würdige Kaffeevisite – Seine Majestät, der Sultan – Er ist verreist nach Bombay – Der altmächtige britische Konsul – Zeitgemäße Gedanken über das Selbstbestimmungsrecht der kleinen Nationen – Endlich in Indien.
  13. Kapitel 13 - Ein Blick nach Indien: Ankunft in Karachi – Ganz wie in Hamburg – Angenehme Polizei – Tommy Atkins als Gastgeber – Er verwickelt mich in ein Gespräch über Politik – Wenn bloß der Kaiser käme! – Ein Bummel durch die Stadt – Oxfortstreet in Indien – Von Kamelen, Turbanen und unheiligen Kühen – Mustafa Kemal, der Abgott – Die Schlangenbeschwörer – Seltsame Schlafgemächer.
  14. Kapitel 14 - Die Bakschischbahn: Wasser für Hindus und Wasser für Sahibs – Gimmi Backschisch! – Über den Indus – Und das Ende.
Kurt Faber, der deutsche Wanderer

Als Kurt Faber diese Reise ins Morgenland unternahm, stand er, nach vielen bitterbösen Jahren, auf der Höhe des Lebens und des Erfolges. Schon über 25 Jahre lang hatte er sich in allen Erdteilen und auf allen Meeren den Wind ganz gehörig um die Nase wehen lassen. So wild aber auch die Abenteuer gewesen waren, – mit unbeirrbarer Zähigkeit hatte er sich durchgesetzt – und dabei sein empfängliches Gemüt und sein ewig-junges Herz bewahrt.

Seine scharf geschliffenen und doch so taufrischen Reisebriefe an führende Berliner Blätter, nicht minder seine in Buchform erschienenen Reiseberichte hatten seinen Namen in alle deutschen Gaue getragen. Für seine große Lesergemeinde war er zum »Deutschen Wanderer« schlechthin geworden, – zu einem Mann, dessen Name gleichsam ein Programm deutschen Fernwehs und deutschen Selbstbewußtseins bedeutete.

Die Lage Deutschlands nach innen und außen begann im Jahre 1926 – in das diese Indienreise fällt – in ihren entscheidenden Abschnitt zu treten. Die Illusionen der Erfüllungspolitik zerplatzten wie bunt schillernde Seifenblasen, und an ihre Stelle trat schreckliche Ernüchterung. Das Heer der Arbeitslosen vermehrte sich unheimlich und trieb die Massen zur Verzweiflung. Vom Schicksal selbst schien es so bestimmt, daß der Deutsche für alle Zeiten ein Bettler, der Paria der ganzen Welt sein solle.

Diese Weltuntergangsstimmung bildet den Hintergrund auch dieser bunten Reiseschilderung. Doch nicht so, als ob Kurt Faber für seine Person je den Glauben an Deutschlands Wiederaufstieg aufgegeben, oder gar mit den herrschenden Mächten paktiert hätte. Tausendmal nein: sein Feuerkopf kapitulierte nie, und Kampf war sein Lebenselement! Aus dieser kämpferischen Gesinnung heraus hatte er schon lange vor dieser Reise zur nationalsozialistischen Bewegung gefunden.

Und doch zog es ihn immer wieder unwiderstehlich hinaus in die Welt, auf große Fahrt, heraus aus der Enge und mitten hinein in die Wunder der weiten Welt. So auch diesmal. Korrespondent des »Berliner Lokalanzeigers« ist er jetzt, seit einiger Zeit Doktor gar, – aber all das wirft er weit hinter sich, um abermals das lockende Abenteuer dort zu suchen, wo es zu finden ist. Und ob er es zu finden wußte! –

Was er dort in fremden Ländern und bei fremden Völkern mit unbestechlichem Blick und warmem Herzen schaute und erlebte, das behält noch weit über seinen tragischen Tod hinaus seinen hohen Wert, – das packt uns noch ebenso unmittelbar wie am ersten Tag, weil hier ein echter, wahrhafter Deutscher wie ein vertrauter Bruder zu uns spricht. –

Walther Faber