MORITZBURG. K. Sachsen AH Dresden N.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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MORITZBURG. K. Sachsen AH Dresden N.

Jagdschloß. 1542-46 von Hans Dehn-Rotfelser für Kurfürst Moritz; kleinere Veränderungen 1593-1660; Kap. 1672 von W. C. v. Klengel; 1722-30 Umbau und Erweiterung durch Pöppelmann. — Die Anlage des 16. Jh. hatte eine hohe Ringmauer im Quadrat (genauer 58 : 56,5 m) und mit starken runden Ecktürmen, welche welsche Hauben trugen. In dem dadurch gebildeten weiten Hof stand das Schloß, ein einfach behandelter rck. Bau (15 : 30 m); erst Buchner schmückte ihn 1593 mit den auf älteren Abbildungen sichtbaren Volutengiebeln. Pöppelmann legte die Hofmauer nieder, vergrößerte das Mittelschloß um ein Bedeutendes in Höhe und Breite, verband es durch Flügel mit den Ecktürmen, umgab das Ganze mit Terrassen, Rampen und Brücken. Die innere Einteilung steht unter dem Zwang des Umbaus. Die Außenwände sollten Lisenengliederung erhalten; sie wurde durch (längst erloschene) Ausführung in Malerei ersetzt; jetzt besteht der noch immer bedeutende Reiz des Baus allein in der Massengruppierung und der Lage inmitten eines (auch erst von Pöppelmann erweiterten) Waldsees. Im Innern fällt der ungeheure Reichtum an Ledertapeten ins Auge. Bmkw. die Dekoration der Kap.; das Deckengemälde von Joh. Fink, die porzellanene Altarplastik von J. J. Kändler. Der Schmuck der Terrassenbalustrade (44 Vasen, 44 Putten, 4 größere Statuen von Piqueuren) zeigt mehrere frisch empfundene Stücke. Der Jäger an der SWEcke aus älterer Zeit, wahrscheinlich 1602 von Christoph Walther.

Fasanerieschloß 1769-1782. Voller Gegensatz gegen das Hauptschloß. Dort schweres, derbes Bar. vor Eintritt des französischen Geschmacks; hier die andere Grenze des Rok. schon überschritten, gesuchte Einfachheit in spielend antikisierenden Formen, daneben chinesische und indianische Anklänge, als Symbole der Natürlichkeit, die Räume winzig für intimste Zurückgezogenheit eines Liebesidylls.