Johann von Brandenburg

Johann von Brandenburg. Eines Tages reiste Markgraf Johann von Brandenburg verkleidet in seinem Lande herum, und kehrte im Sternbergischen unerkannt in einem Wirtshause ein. Hier war es sein Erstes, sich nach dem Landesherrn zu erkundigen und zu erfahren, welche Meinungen die Untertanen von demselben hegten. Die Wirtin brach in die heftigsten Klagen über ihn aus, indem sie sagte: „Sie alle müssten von seinem großen Geize leiden; allen schabe er etwas ab; von allen Gütern nehme er, um nur unnötige Bauten an Festungen zu unternehmen etc.“ Johann vernahm dies Alles ganz ruhig, redete von gleichgültigen Dingen, ließ aber hernach den Herrn v. Löben, den Edelmann des Dorfes, zu sich entbieten. Er kam, und aus der Ehrfurcht, mit welcher er den Markgrafen behandelte, entdeckte die Wirtin, dass ihr Gast kein anderer, als der Markgraf selbst sei, den sie so erbarmungslos geschildert hatte. Sie siel ihm demnach voll Schrecken zu Füßen, und bat um Verzeihung. Mit vollem Lachen entgegnete ihr Johann: „Sei gutes Muts, liebe Frau! Es macht mir viel Freude, einmal Wahrheiten zu vernehmen, die meine Räte mir niemals sagen.“