Kreuzgang des Klosters Dobbertin
Zur Baukunde - 2. Zur Baukunde des christlichen Mittelalters. - Kirchliche Bauwerke
Autor: Lisch, Georg Christian Friedrich (1801 Strelitz - 1883 Schwerin) Prähistoriker, mecklenburgischer Altertumsforscher, Archivar, Konservator, Bibliothekar, Redakteur, Heraldiker und Publizist (Freimaurer), Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Kloster Dobbertin, Mönche, Inschriften
Ein Teil des alten Kreuzganges des Klosters Dobbertin, welcher wohl am Ende des 14. oder im Anfange des 15. Jahrhunderts erbaut sein mag, hat Gewölbe mit Rippen, deren Kragsteine, wie die Gewölbeschilde, mit Laubwerk und architektonischen Ornamenten verziert sind.
Zwei von diesen Kragsteinen aus gebranntem Ton haben statt der erhabenen Verzierungen eingegrabene Inschriften, welche durch den Klosterhauptmann Freiherrn von Maltzan in den neuesten Zeiten bei der Restauration des Kreuzganges entdeckt sind. Diese Inschriften sind nicht kunstmäßig, sondern in gleichmäßig dünnen, langgestreckten Zügen in gotischer Minuskelschrift von nicht kunstgeübter Hand eingegraben und nicht leicht zu entziffern. Im Oktober 1861 gelang es dem Herrn Dr. Wigger und mir, diese Inschriften zu enträtseln.
1) Der eine Kragstein hat folgende Inschrift:
Mocht ic minen wille han
ich wolt mime keysere sin rike lan.
Auf dem untern Knauf des Kragsteins steht ein großes, gotisches, gekröntes G.
2) Der andere Kragstein, dem vorigen grade gegenüber, hat folgende Inschrift:
Swe lef wil sin un naber ist
ve leue warlic cleyne vrist.
(Wer beliebt will sein und Nachbar ist,
Der lebe wahrlich kleine Frist.)
Über diesem in zwei Zeilen geschriebenen Spruche steht noch eine Zeile, welche aber nicht hat entziffert werden können. Aus dem Knaufe des Kragsteines daneben, also dem ersten schräge gegenüber steht ein großes, gotisches, gekröntes M.
In einiger Entfernung hat ein anderer Kragstein auf dem Knaufe ein gekröntes A, welches aber schon zum Teil zerstört ist.
Diese Sinnsprüche sind den Sinnsprüchen auf den hölzernen Konfekttellern von Güstrow (Jahrb. XXIII, S. 293) ähnlich und scheinen in dieser Form im Mittelalter in den niederdeutschen Ländern sehr Mode gewesen zu sein, wie die Sprüche der Totentänze. G. C. F. Lisch.
Zwei von diesen Kragsteinen aus gebranntem Ton haben statt der erhabenen Verzierungen eingegrabene Inschriften, welche durch den Klosterhauptmann Freiherrn von Maltzan in den neuesten Zeiten bei der Restauration des Kreuzganges entdeckt sind. Diese Inschriften sind nicht kunstmäßig, sondern in gleichmäßig dünnen, langgestreckten Zügen in gotischer Minuskelschrift von nicht kunstgeübter Hand eingegraben und nicht leicht zu entziffern. Im Oktober 1861 gelang es dem Herrn Dr. Wigger und mir, diese Inschriften zu enträtseln.
1) Der eine Kragstein hat folgende Inschrift:
Mocht ic minen wille han
ich wolt mime keysere sin rike lan.
Auf dem untern Knauf des Kragsteins steht ein großes, gotisches, gekröntes G.
2) Der andere Kragstein, dem vorigen grade gegenüber, hat folgende Inschrift:
Swe lef wil sin un naber ist
ve leue warlic cleyne vrist.
(Wer beliebt will sein und Nachbar ist,
Der lebe wahrlich kleine Frist.)
Über diesem in zwei Zeilen geschriebenen Spruche steht noch eine Zeile, welche aber nicht hat entziffert werden können. Aus dem Knaufe des Kragsteines daneben, also dem ersten schräge gegenüber steht ein großes, gotisches, gekröntes M.
In einiger Entfernung hat ein anderer Kragstein auf dem Knaufe ein gekröntes A, welches aber schon zum Teil zerstört ist.
Diese Sinnsprüche sind den Sinnsprüchen auf den hölzernen Konfekttellern von Güstrow (Jahrb. XXIII, S. 293) ähnlich und scheinen in dieser Form im Mittelalter in den niederdeutschen Ländern sehr Mode gewesen zu sein, wie die Sprüche der Totentänze. G. C. F. Lisch.