Kleine Beiträge zur Schulgesundheitspflege.
Aus: Gesundheit. Hygienische und gesundheitstechnische Zeitschrift. 27. Jahrhang. Letzter Beitrag von Med.-Rat Dr. Dornblüth.
Autor: Dornblüth, Friedrich (1825-1902) Arzt, Wissenschaftler und Publizist, Erscheinungsjahr: 1902
Themenbereiche
Mecklenburg-Vorpommern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Gesundheit, Medizin, Homöopathie Hansestadt Rostock
Enthaltene Themen: Deutschland, Volksbildung, Klassen, Schulbauten, Gesundheit
In der Zeit, als noch die heute so ziemlich erledigte Subsellienfrage Ärzte und Schulmänner sehr lebhaft beschäftigte, fasste der Direktor eines großen Gymnasiums sein Urteil dahin zusammen, „die Jungen müssen sich räkeln und die Subsellien müssen so beschaffen sein, dass sie sich räkeln können" Und als die Ortszeitungen einige Mitteilungen über die Subsellien in der Prima (Plus-Distanz, Höhenunterschied zwischen Bänken und Tischen etc.) brachten, stellte derselbe eine Untersuchung an, wer den hier geoffenbarten Verrat begangen habe.
In jüngster Zeit hatte die Oberklasse einer höheren Töchterschule ihre Turnstunden früh von 7 bis 8 Uhr. Schon in einer der ersten Stunden wurden drei von den jungen Mädchen ohnmächtig. Ist deswegen die Schwächlichkeit oder gar Entartung der Schülerinnen anzuklagen? Ich glaube kaum. Eine ärztliche Untersuchung würde vermutlich festgestellt haben, dass die jungen Mädchen nach reichlich spätem Aufstehen ohne genügendes Frühstück zur Schule geeilt waren. Wahrscheinlich würde gleiches oder ähnliches sich auch bei andern herausgestellt haben, die jedoch durch größere Widerstands- oder Reservekraft vor gleichem Unfall bewahrt blieben. Vielleicht würde auch eine Umfrage bei allen ergeben haben, dass nur sehr wenige Mütter in der großen Stadt Morgens früh genug aufstanden, um Waschen, Ankleiden und Frühstücken ihrer Kinder gehörig überwachen zu können. Jeder sachverständige Arzt, aber auch jeder erfahrene Pädagoge würde ohne Zweifel die frühe Morgenstunde, wie überhaupt die erste Unterrichtsstunde, als ungeeignet zur Turnstunde bezeichnet haben. Ist es doch hinlänglich bekannt, dass Körper und Geist eine gewisse, mehr oder minder lange Zeit gebrauchen, um die für ernste Leistungen erforderliche Spannkraft zu sammeln. Dies hat sich bekanntlich auch bei den genauen Beobachtungen von Griesbach u. a. ergeben.
In einem Gymnasium fand ich in den zu ebener Erde oder vielmehr im Hochparterre gelegenen Klassenzimmern trotz der Südseite und freien Lage ganz erbärmliche Beleuchtung. Es fand sich, dass die Rundbogen der Fenster (es handelte sich um ein Anfang der 60er Jahre erbautes Haus mit Renaissancefassade) mit ziemlich dickem Papier verklebt waren, sodass fast nur horizontale Lichtstrahlen in die Zimmer kamen, die von einer jenseits der Straße befindlichen Lindenallee noch dazu einen störenden grünen Schimmer bekamen. Mein Entsetzen über diese Art Beleuchtung, die weder dem Direktor und seinem Lehrerkollegium, noch der Schulbehörde aufgefallen war, hat hingereicht, den Schuldiener zur selbständigen Entfernung des Papiers zu veranlassen, was auch nicht weiter bemerkt worden zu sein scheint.
Auf der Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege in Nürnberg im Jahre 1900 sprach der Geheime Oberschulrat Schiller, als Berichterstatter sich sehr kräftig und ohne einen Widerspruch aus der Versammlung für die Notwendigkeit der Schulärzte nicht bloß für Volksschulen, sondern für alle Schulen aus. Wie lange wird es dauern, bis dies Urteil berufenster Schulhygieniker Nachachtung findet?
In jüngster Zeit hatte die Oberklasse einer höheren Töchterschule ihre Turnstunden früh von 7 bis 8 Uhr. Schon in einer der ersten Stunden wurden drei von den jungen Mädchen ohnmächtig. Ist deswegen die Schwächlichkeit oder gar Entartung der Schülerinnen anzuklagen? Ich glaube kaum. Eine ärztliche Untersuchung würde vermutlich festgestellt haben, dass die jungen Mädchen nach reichlich spätem Aufstehen ohne genügendes Frühstück zur Schule geeilt waren. Wahrscheinlich würde gleiches oder ähnliches sich auch bei andern herausgestellt haben, die jedoch durch größere Widerstands- oder Reservekraft vor gleichem Unfall bewahrt blieben. Vielleicht würde auch eine Umfrage bei allen ergeben haben, dass nur sehr wenige Mütter in der großen Stadt Morgens früh genug aufstanden, um Waschen, Ankleiden und Frühstücken ihrer Kinder gehörig überwachen zu können. Jeder sachverständige Arzt, aber auch jeder erfahrene Pädagoge würde ohne Zweifel die frühe Morgenstunde, wie überhaupt die erste Unterrichtsstunde, als ungeeignet zur Turnstunde bezeichnet haben. Ist es doch hinlänglich bekannt, dass Körper und Geist eine gewisse, mehr oder minder lange Zeit gebrauchen, um die für ernste Leistungen erforderliche Spannkraft zu sammeln. Dies hat sich bekanntlich auch bei den genauen Beobachtungen von Griesbach u. a. ergeben.
In einem Gymnasium fand ich in den zu ebener Erde oder vielmehr im Hochparterre gelegenen Klassenzimmern trotz der Südseite und freien Lage ganz erbärmliche Beleuchtung. Es fand sich, dass die Rundbogen der Fenster (es handelte sich um ein Anfang der 60er Jahre erbautes Haus mit Renaissancefassade) mit ziemlich dickem Papier verklebt waren, sodass fast nur horizontale Lichtstrahlen in die Zimmer kamen, die von einer jenseits der Straße befindlichen Lindenallee noch dazu einen störenden grünen Schimmer bekamen. Mein Entsetzen über diese Art Beleuchtung, die weder dem Direktor und seinem Lehrerkollegium, noch der Schulbehörde aufgefallen war, hat hingereicht, den Schuldiener zur selbständigen Entfernung des Papiers zu veranlassen, was auch nicht weiter bemerkt worden zu sein scheint.
Auf der Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege in Nürnberg im Jahre 1900 sprach der Geheime Oberschulrat Schiller, als Berichterstatter sich sehr kräftig und ohne einen Widerspruch aus der Versammlung für die Notwendigkeit der Schulärzte nicht bloß für Volksschulen, sondern für alle Schulen aus. Wie lange wird es dauern, bis dies Urteil berufenster Schulhygieniker Nachachtung findet?