Den 30. Oktober

gab unser Fürst große Tafel: drei der vornehmsten geistlichen Herren waren eingeladen, sie hatten köstliches Tischzeug, sehr schönes Porzellanservice hergegeben; von Silber war wenig zu sehen, Schätze und Kostbarkeiten lagen in Ehrenbreitstein. Die Speisen von den fürstlichen Köchen schmackhaft zubereitet; Wein, der uns früher hatte nach Frankreich folgen sollen, von Luxemburg zurückkehrend, ward hier genossen; was aber am meisten Lob und Preis verdiente, war das kostbarste weiße Brot, das an den Gegensatz des Kommissbrots bei Hans erinnerte.

Ich hatte mich, als ich nach Trierscher Geschichte in diesen Tagen forschte, notwendig auch um die Abtei St. Maximin bekümmern müssen; ich konnte daher mit meinem geistlichen Nachbar ein ganz auslangendes, geschichtliches Gespräch führen. Das hohe Alter des Stifts ward vorausgesetzt; dann gedachte man seiner mannigfaltig wechselnden Schicksale, der nahen Lage des Stifts and er Stadt, beiden Teilen gleich gefährlich; wie es denn im Jahr 1674 niedergebrannt und völlig verwüstet wurde. Von dem Wiederaufbau und der allmählichen Herstellung in den gegenwärtigen Zustand ließ ich mich auch unterrichten. Dazu konnte man viel Gutes sagen und die Anstalten preisen, welches der geistliche Herr auch gern vernahm; von den letzten Zeiten aber wollte er nichts Rühmliches wissen: die französischen Prinzen waren da lange im Quartier gelegen, und man hatte von manchem Unfug, Übermut und Verschwendung zu hören.


Bei Abwechslung des Gesprächs daher ging ich wieder ins Geschichtliche zurück; als ich aber der früheren Zeit erwähnte, wo das Stift sich dem Erzbischof gleichgesetzt und der Abt Reichsstand des Römisch-Deutschen Reichs gewesen, wich er lächelnd aus, als wenn er eine solche Erinnerung in der neusten Zeit für verfänglich halte.

Die Sorge des Herzogs für sein Regiment ward nun tätig und klar; denn als die Kranken zu Wagen fortzubringen unmöglich war, so ließ der Fürst ein Schiff mieten, um sie bequem nach Koblenz zu transportieren.

Nun aber kamen andere auf eine eigene Weise presshafte Kriegsmänner an. Auf dem Rückzug hatte man gar blad bemerkt, dass die Kanonen nicht fortzubringen seien: die Artilleriepferde kamen um, eines nach dem andern, wenig Vorspann war zu finden, die Pferde, auf dem Hinzug requiriert, beim Herzug geflüchtet, fehlten überall. Man griff zu der letzten Maßregel: Von jedem Regiment musste eine starke Anzahl Reiter absitzen und zu Fuß wandern, damit das Geschütz gerettet werde. In ihren steifen Stiefeln, die zuletzt nicht mehr durchhalten wollten, litten diese braven Menschen bei dem schrecklichen Wege unendlich; aber auch ihnen erheiterte sich die Zeit, denn es ward Anstalt getroffen, dass auch sie zu Wasser nach Koblenz fahren konnten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kampagne in Frankreich